2006-11-08

Das kleine Mädchen



ist mittlerweile schon 19 Monate alt, ist sehr charmant, eigenwillig, hat diese wunderschönen grau-braunen leuchtenden Augen mit irrsinnig langen Wimpern und diesen entzückenden kleinen vollen Mund, der meistens grinst und lacht und aus dem zunehmend großartige Worte sprudeln wie z.B. Kakakadei.

2006-11-07

Notausgang

Ein praktisches Feature von Digitalkameras,

das von den Marketinggurus der Hersteller merkwürdigerweise noch so gar nicht als herausragendes Alleinstellungsmerkmal angepriesen wird, ist, dass sie ein wertvolles Instrument sind, um sehr flink zwischen Freundschaft und Nichtfreundschaft zu entscheiden.

Ich mache auf der Fete ein Foto von einem Pärchen.
Ich: „Martin sieht ganz gut aus, aber Linda wird mich für dieses Foto hassen.“
Beide: „Zeig mal!“
Ich halte ihnen das Display hin.
Linda: „Ich hasse Dich!“

2006-11-06

Kunst



Die Künstlerin bastelt Seifenkröten, installiert sie auf Kunstrasen und hängt dazu Selbstporträts unter Schaumberge versteckt in der Badewanne fotografiert auf.



Ich stehe da und überlege, warum macht die das?

Und später frage ich mich, warum ich, wann immer ich merkwürdige Ideen in fotografisch inzinierter Kunst habe, denke, das ist doch so banal – das möchte doch niemand wirklich sehen. Ich bilde mir ein, ich bin wirklich darüber hinweg auf einen Künstler neidisch zu sein, der für eine minimalistische Zeichnung mit zehn Bleistiftstrichen und zwei Farben auf Papier € 13.000,– verlangen kann (und sehr wahrscheinlich auch erhält.) Wer erst soweit ist, das Wesentliche auf das absolute Mindestmaß zu reduzieren in seiner Kunst, hat bestimmt einiges durchmachen müssen und ist den eigenen Weg der Persönlichkeitsfindung ein gutes langes schmerzhaftes Stück gegangen. Das ist meine wohlwollende Interpretation.

Manchmal denke ich aber auch einfach, was für eine Dreistigkeit mir so einen Schrott zu präsentieren. Und der einzige künstlerische Tatbestand, der dafür so eine horrende Preisforderung rechtfertigt, ist doch das unübertroffende Selbstbewußtsein des Künstlers diesen Preis für diese Arbeit zu verlangen, während er mich gleichzeitig sehr unverschämt und dreist langweilt. Ich bilde mir ein, ich bin wirklich darüber hinweg auf den Künstler neidisch zu sein, der für eine Fotografie mit schlechtem Weißabgleich, abgeschnittenem Kopf des Subjekts und einer Schärfe, die niemals eine charmante Bewegungsunschärfe abbildet, Preise jenseits des fünfstelligen Eurobereiches verlangen kann.

Verdammt, bin ich neidisch!

2006-11-05

Hausmusik



Haben wir also gestern den Geburtstag der reizenden Frau Antsche gefeiert. Im späteren Verlauf des Abends spielte der nicht minder reizende Herr Micha mit seiner Zweimann-Combo live auf. Ein Witz des Fotos liegt darin, dass die Hardrocker 2006 nun schon in Socken auftreten. Aber ganz tief im Herzen liegt die Bedeutung des Fotos in meiner Bewunderung, weil der Kerl wahrhaftig oben die Gitarre streicheln kann und unten rechts und links unterschiedliche Beats vorgeben kann – in einer und derselben Sekunde.

Traditionell lesen wir gerne auf den Feierlichkeiten der Frau Antsche. Sie beglückt uns mit den Limmericks aus ihrem Kinderlimmerickbuch aus der DDR, die sich des öfteren für uns Erwachsene als zu intelligent erweisen, als das wir sie wirklich verstehen könnten. Der Freund der Frau Antsche aus Kindheitstagen las – als Quiz präsentiert – die deutsche Übersetzung einiger Hits der vergangenen Musikgeschichte und wir mussten anhand derer den englischen (die japanischen Charts wurden netterweise gestern ausgelassen) Originaltitel und die Interpreten erraten. Das war eine sehr lustiges Lesung Spiel, die wortgenaue Übersetzung von Elton John's „Goodbye England's Rose“ ließ mich beinahe erbrechen. Dass er die pathetische Schmalzlatte so sehr hoch legt mit dem Text, hatte die englische Version mir zum Glück bis gestern verschweigen können.

Ein weiterer Partygast las uns – das kam sehr unverhofft – Klassiker von Goethe und Schiller vor und legte noch mit einer gesprochenen Aufnahme von „Die Bürgschaft“ nach. Erstaunlich, während Schiller noch selbst kritisch über seine eigenen Arbeiten befand, die würde doch in 100 Jahren niemand mehr lesen wollen, haben wir die zwischen 20- und 40jährigen 2006 unsere stille Freude an ihm gehabt.

Eigentlich hatte ich vor einen Text aus meinem Blog zu lesen und zwar mein Outing als anonyme Sammlerin, fand aber vorher nicht mehr die Muße den Text offline-tauglich umzuformulieren. Also habe ich mich für das absolut wundervolle Badefest entschieden, das neulich Melancholie Modeste veröffentlicht und mich damit sehr beglückt hatte. Den anwesenden Hörenden hatte es auch gefallen – und das obwohl ich darauf verzichtet hatte, die Lesung ins Bad zu verlegen…

2006-11-03

Das großartige entsetzliche Bananendilokrok

Ein wenig entsetzt habt Ihr, liebe Blogleser, mich ja neulich als ich in dem Mangare-Post von meinem Kindheitstrauma mit dem großartigen entsetzlichen Bananendilokrok berichtet habe, welches in meiner Kinderheit gruselige Tischsitten zu Tage brachte. Ja, wie abgestumpft seid Ihr denn in Eurer täglichen Fastfood-Geisterbahn, dass Euch alleine die Erwähnung des großartigen entsetzlichen Bananendilokrok nicht direkt unter den Tisch hat springen und nach dem Papi hat schreien lassen? Ich habe jedenfalls von Euch kein „Oh, wie schrecklich! creezy ist schon als Kind dem großartigen entsetzlichen Bananendilokrok begegnet! Und sie lebt noch!" Und das wäre doch wohl das Mindeste gewesen, an Hochachtung und Mitgefühl, dass ich von Euch hätte erwarten dürfen.

Zur Strafe – und weil Ihr offensichtlich den visuellen Schock braucht: DAS großartige entsetzliche Bananendilokrok, so wie es mir meine Oma immer geschnitzt hatte und das immer wieder die gruselige Hauptattraktion auf meinem Obstteller war:



Es hat ein riesiges Maul mit dem es Euch alle fressen wird!



Und es ist auch von hinten sehr gefährlich, wenn Ihr nämlich glaubt, es vorne gefangen und vertilgt zu haben wird es von hinten noch ein letztes Mal böse zubeißen!



Selbstverständlich würde ich als Oma heute in Zeiten von MTV und Globalisierung der Fruchtmärkte meinem Enkelkind noch gruselige Kiwi-Scheiben in die Rückenleiste stecken und höllenfeuerleuchtende rote Johannisbeeren in die Augen stecken – aber ich will heute bei dem Original meiner Oma bleiben, denn das ist ja wohl gruselig genug!

himmel über berlin



Und dann will ich mich eben doch zurück lehnen und mich in Abenteuer in fremde Welten jenseits dieses Planeten fantasieren…