2006-09-10

Ungefähr zehn Jahre alt

muss ich gewesen sein, als die ersten Reiniger-Flaschen mit Kindersicherheitsverschlüssen auf den Markt kamen. Meine Mama bat mich die Flasche vom Rohrreiniger zu öffnen. Ihr wollte das einfach nicht gelingen.

Heute können das die Kinder wohl allerspätestens ab dem vierten Lebensjahr tun. Vorher lernen sie nämlich schon diese verflixten Milch-Tetrapack-Plastikverschlüsse aufzubekommen. Anderenfalls würden sie verdursten.

Danach kann es im Schwierigkeitsgrad kaum noch eine relevante Steigerung geben. Ich bin jedenfalls dazu übergegangen wieder einfach die Ecke abzuschneiden. Kleckert auch prompt viel weniger beim Eingießen.

Als wir vorletzte Woche für die Buffetvorbereitungen an zwei, drei Tagen so etwas wie Großküchenalarm hatten, mussten wir uns intensiv mit dem Öffnen diverser Flaschen, Tüten und sonstiger Verpackungsmaterialien auseinander setzen. Das hat mich schätzungsweise 30 Minuten meiner Lebenszeit gekostet.

Warum können diese verdammten Produktdesigner nicht einfach alle nur Kunstgeschichte studieren?

2006-09-09

Heute morgen aufgestanden …

und gedacht, 'oh, Mum hat in sieben Tagen Geburtstag. Was schenke ich ihr denn dieses Mal?'

Für einen ganz kurzen kleinen Moment war wieder alles schön und leicht, dann fiel mir die Realität ein.

Davor habe ich immense Angst dieses Jahr, sie hatte am 16. September ihren Ehrentag, ich genau 16 Tage später. Das war immer eine Zeit im Jahr in der wir uns besonders nahe waren, uns öfter als sonst gesehen haben. Kein Anruf dieses Jahr. Nichts.

2006-09-08

Zuhause bei Eva H.



Für jede junge Frau kommt einmal der Augenblick, wo ihr klar wird, dass sie nun für das Wohl und Wehe, für Gesundheit und Wachstum ihrer kleinen Familie verantwortlich ist. Es ist ein sehr stolzer und wiederum ein nicht ganz leichter Augenblick. Denn alle Nahrungsmittel, die nun durch ihre Hand gehen, die durch ihre Kunst und Sorgfalt, durch ihre Gewissenhaftigkeit und Erfahrung in Spesen umgewandelt werden, beeinflussen in irgendeiner Weise Wohlbefinden und Stimmung ihrer Lieben. Einseitigkeit schadet, Abwechslung regt an. Wohl ausgewogene Zusammenstellung von Hauptgericht und Zuspeisen führt dem Körper alle lebenswichtigen Stoffe in richtigen Mengen zu. Bevorzugung nur einer Nahrungsmittelgruppe ruft Mangelerscheinungen hervor. Zu viel Gewürze reizen zu wenig machen lustlos – es ist eine wahre Wissenschaft, die sich der jungen Hausfrau plötzlich auftut. […]

Und wenn dann klar wurde, warum manche Stoffe vom Körper restlos ausgewertet werden, andere dagegen nur wie ein reinigender Besen rauh und kräftig durchrutschen, dann ist es ein leichtes, den Küchenzettel so aufzubauen, dass die Schlanken zunehmen, die Molligen nicht dicker werden, die Allzurundlichen aber etwas abnehmen von ihrer freundlichen Fülle. Und auch was einem kranken Magen, dem gestörten Verdauungsorganismus gut tut, was den Kindern frommt, dem Berufstätigen, dem Abgespannten, wird der verantwortungsbewussten Hausfrau erst richtig klar, wenn sie etwas über die inneren Vorgänge bei der Ernährung weiß.

Was nun die Beschaffenheit unserer Nahrungsmittel anbelangt, so darf sie ruhig kaufen, was in guten Geschäften angeboten wird. Denn alle Lebensmittel unterliegen heute einer strengen Kontrolle. Vor allem die Markenerzeugnisse sind es, die eine gute Hausfrau getrost zur Grundlage ihrer Ernährung machen kann.

Aus Das grosse Dr. Oetker Kochbuch, 1963


'Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks.' (Escoffier)

[…] Unser Wunsch ist es nun, dass im Sinne des Leitspruches, den wir dem Buch vorangestellt haben, ein tragender Pfeiler jenes schönen und dauerhaften Gebäudes sein möge, das jede Hausfrau zu errichten trachtet: der glücklichen Häuslichkeit. (Dr. August Oetker)

2006-09-07

Stöckchen – Holz – Papier – Buch

Also, ich betone: Pepa hat das Stöckchen NICHT geworfen. Sie hat es hingelegt. Nur hingelegt. Sie dachte, so niemanden zu verletzen. An so prädestinierter Stelle hat sie's hingelegt, dass ich einfach darüber stolpern und mich beim Halt suchen an meinem Bücherregal festhalten mußte, dabei die Dübel samt Regal aus der Wand gezogen habe. Daher habe ich nun den Salat: Ich weiß, ich sollte mal wieder Staubwischen im Regal und ich weiß, manche meiner Bücher habe(n) (m)ich intellektuell abgehängt …



1. Unser Wortschatz aus dem Georg Westermann Verlag
Das Buch kennen viele aus meiner Schulgeneration. Meines wurde mir vom Land Berlin am 28.8.1973 übereignet. Meins! Es kennt das Wort 'aufwendig' nicht. Und 'aufwändig' schon gar nicht. Computer übersetzt es mit 'elektronische Rechenanlage'. Ansonsten kennt das Buch ein Internat, das Internet noch nicht. Direkt daneben steht übrigens 'Die wirtschaftliche Entwicklung der beiden Staaten in Deutschland', Karl C. Thalheim von 1978. Als man noch 1 Berlin 62 schrieb.

2. Domenicas Kopfkissenbuch, uns aller Domenica
Vom Buchtitel: 'Guter Rat von einer, die es wissen muß… […] Feinfühlig und mit Humor schildert sie ihre Erfahrungen mit dem 'starken Geschlecht'.'
Ich habe aufgehört zu lesen, als sie mir ernsthaft vorschlug beim Blow Job an die berühmte Eiscremetüte zu denken. Mir war sofort klar, dafür bin ich mit viel zu viel Fantasie gesegnet, als das ich künftig beim mündlichen Anblick von 'El Heini' meines Liebsten an Amaretto-Kirsch und Cookies & Cream denken wollte. Was ist das überhaupt für ein perfider Ratschlag? Immerhin gibt es viele Frauen, die ins Eis hinein beissen! Sehr wahrscheinlich ist das der typische Humor einer Domina, der sich mir als 08/15-Sexuelle nur nicht erschließt.

3. Euro-Schnäppchen Autokauf – So können Sie bis zu DM 20.000,– sparen, Norbert 'Nobsi' Albrecht
Ach herrje! Wann bitte noch mal habe ich denn allen Ernstes geglaubt, ich würde mir jemals ein neues Auto kaufen? Zumal, selbst wenn ich unverhofft im Geld wühlen könnte, es immer einer Oldtimer werden würde. Ach so um 1994 herum, da muss ich ja die optimistische Phase meines Lebens überhaupt gehabt haben. Ein sehr schöner Satz in diesem Buch so aus dem Stehgreif: 'Viel in Dänemark zu telefonieren hat, wie gesagt, wenig Sinn.'

4. + 5. + 6.
Bildbände mit Titeln wie 'Das Abenteuer das Hamburg heißt' (ein Weihnachts-Juleklappgeschenk), 'Preußen ohne Legende' (keine Ahnung woher) und 'Die Welt des Bayerischen Märchenkönigs' (keine Ahnung woher).
Wer ist oder war Hamburg?
Ich? Ich bin doch noch nie in Preußen gewesen!
Ha! Womit bestätigt ist: der FC Bayern hat seinen Ursprung in Grimms Märchen.

7. Ich wollte Hosen, Lara Cardella
Seitdem habe ich nie mehr ein Buch von der Bestsellerliste gekauft und gelesen. Büchermainstream kotzt mich so was von an. (pardon my french!)

8. Nietzsches Werke 1-4
Hm, naja leicht hatte ich es nie mit dem: als Frau! Aber vielleicht hatte er es auch schwer mit Frauen. Ich wünsche es ihm!



9. Die grosse Welt von Entenhausen
Das Besondere an diesem Buch sind seine Maße: ca. 60 x 40 cm. Wenig Text. Um nicht zu sagen, gar kein Text. Hat auch nur sechs Seiten. Meine Lieblingsszenerie ist die von der 1. Entenhausener Verkehrsausstellung, der Metallica-Elefant … (und wieder die verwunderte Frage, warum kauft sich eine, die sich ihr Auto lieber in Entenhausen kaufen würde, ein Buch zum Thema Euro-Autokauf-
Schnäppchen?)



10. Warenkunde (raumgestaltender Textilien), Rittümlich
Von meinem Opa geerbt. Der besaß früher einen Teppich-Großhandel in Berlin Halensee.
Im Buch ist tatsächlich ein Stempel seiner Firma mit sechsstelliger Telefonnummer. Es meldete sich irgendeine Firma. Die Telekom, diese Saubande! Da geben die einfach die Telefonnummer von meinem Opa schon nach nur 40 Jahren an irgend so ein hergelaufenes Unternehmen weiter …



Das Buch sollte ich nun wirklich einmal lesen. Die Einrichtungs-
fotografien sind auf alle Fälle sehenswert. Und es erklärt sehr deutlich die Unterschiede zwischen Batiksamt, Chinésamt, Blumensamt, Velour couché, Chiffonsamt, Velour-Chiffon façoné, Velour rayé, Wollsamt, Velour d'Utrecht, Doppelseitiger Samt, Chenillesamt, Frisésamt (auch Epinglé oder Nadelsamt), Velour antique, Velour broché, Brokatsamt, Ätzsamt, Velour de lin usw.
Jaa, da seid Ihr baff, wat? Mein Opa! Der hat Dinge über Sachen gewusst, da wisst Ihr doch noch nicht mal, das es die gibt! Jawohl!

P.S. Teppichverlegen ist und bleibt Männerdomäne!



11. English in Electrical Engineering and Electronics, Ericht H. Glendinning (Teachers Edition)
Wie bitte kommt ein Lehrbuch über englische Elektronikfachtermina in mein Regal? Und dann auch noch die Lehrerversion? Äh … hallo? Was habe ich denn da verpasst? Ich schwöre, ich hatte auch noch nie Sex mit jemanden der Glendinning heißt.

12. Was war? Ach so, nur zehn Bücher … mist, ich war gerade so schön drinnen. Der Titel heißt jedenfalls: 'Nimm das Stöckchen und mache was draus!'

2006-09-05

Großartige Songs

perfekt zum direkten Zusammenbrechen und Losheulen sind für mich gerade

'Hiroshima' von Wishfull Thinking
'In The Ghetto' von Elvis
'Nothing Else Matters' von der Combo aus Eisenhüttenstadt Metallica.

Ansonsten weiß ich momentan wie sich ungefähr die Akkus in meiner Kamera fühlen, wenn sie gemeinsam in ihren Reserverzustand rutschen. Richtig besch… nämlich.

Und dann möchte ich gerne meine Mama wiederhaben. Sofort. Hier. Jetzt. Und lebendig.

2006-09-04

Der Bonker

OK, tendentiell (und traditionell) bin ich immer gerne die Späte. Wann immer ich grandiose Dinge aus dem Web gezeigt bekomme und diese voller kindlicher Begeisterung weiter reiche, steht grundsätzlich in den Antwortmails: 'LOL. Kenne ich. Hatte ich schon vor drei Jahren im Postfach.' Den Walter Moers-Song und Clip hat mir gestern der beste Freund der Welt gezeigt und ich habe – kurz meinem tiefen Loch entstiegen – unter dem Tisch gelegen vor Lachen! Nee, ist wieder nicht nagelneu. Aber an manche Dinge will man ja von Zeit zu Zeit wieder erinnert werden, nicht wahr? Die Badeenten sind doch das Geilste überhaupt, oder? Und auch hier gilt: niemals nich das Kino vor dem Abspann verlassen nich!

2006-09-03

Eine Anekdote

von meiner Mum erzählten mir am Samstag die Mitglieder aus der Hospitzgruppe in der meine Mum ehrenamtlich tätig war. An einem der vielen Ausbildungstage waren Rollenspiele angedacht. Es ging darum, wie man als Sterbebegleiter bei einem renitenten Patienten, der einen nicht nach Hause gehen lassen möchte, dennoch 'Auf Wiedersehen' sagt bis zum nächsten Tag. Meine Mutter war in dem Fall die Sterbebegleiterin, eine andere Mitstreiterin spielte die renitente Patientin – und war das wohl außergewöhnlich renitent.

Patientin: 'Aber sie können jetzt nicht gehen. Sie müssen bei mir bleiben. Ich könnte doch heute nacht sterben. Ich kann morgen schon tot sein!'
Mum: 'Und wer garantiert mir das?'

Mama, der war SAUGUT!