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2025-09-01

Hotel e B&B Casa Solares di Maria Pia Tamaro

Zum Casa Solares kann es nur eine Meinung geben: Ich möchte wiederkommen!

Dieses Kleinod, ein charmantes, ruhig gelegenes kleines Hotel und B&B, das Maria Pia Tamaro gemeinsam mit Stefano Mascaro, ihrem Ehemann, im kalabrischen Solfara Mare (Corigliano Rossano) geschaffen hat, ist die Einladung in einen traumhaft schönen Urlaub mitten in den Clementinen-Hainen Kalabriens und dennoch fußläufig zu den Stränden der ionischen Meeresküste gelegen.
Das Meer ist nur wenige Minuten zu Fuß entfernt und die Familie hält dort in der Saison einen kleinen Privatstrand mit Bar und eigenem Bademeister für ihre Gäste bereit.
Dorthin wandert man zu Fuß entlang der dicht besiedelten Olivenbaumplantagen der Familie Toscano Mandatoriccio Mascaro. Seit dem 16. Jahrhundert produziert sie auf ihrem Terrain, Casello Mascaro, schon das I.G.P. prämierte Olivenöl La Dolce di Rossano. Nicht wenige der Olivenbäume sind sichtlich genauso alt.
Überall stehen aber auch die Bäume der Zitrusfrüchte. Die Azienda Agricola Casello Mascare produziert auch noch heute noch das feine grüne Gold, mit dem durchaus beeindruckenden Namen Olio Extravergine di Olivia Toscano Mandatoriccio Contrada Casello Mascaro.
Aber hat sich in den letzten Jahrzehnten auch zu einem der größten Zitrusfruchtproduzenten entwickelt. Was muss für ein unfassbar intensiver Zitronenduft über diesem Land liegen, wenn die Zeit der Blüte der mehr als 25000 Bäume gekommen ist?
Corigliano Rossano liegt mitten im kalabrischen Anbaugebiet der Clementinen und Orangen. Und auch rund um das Casa Solares stehen in Reih und Glied unfassbar viele Bäume mit noch jungen Fruchtansätzen. Jetzt, Anfang Juli, sind die Früchte klein und grün, aber in der ersten Oktoberwoche wird der Startschuss für die neue Ernte gegeben und dann versorgt die Region der Sibaritide uns Europäer mit ihren köstlichen orangefarbenen Früchten. Die „Frutti di Casello Mascaro” namentlich mit den Sorten Hernandina, Rubino und Espinoso verschönern uns die kalte Jahreszeit, wenn wir uns etwas Kalabrien auf den Tisch holen – bis in den Januar hinein.
Es ist wie eine Reise in vergangene Zeiten, fährt man die lange Zufahrt zum Gelände hoch. Der Eindruck bestätigt sich, begegnet man dem weiblichen Personal, das bunte Schürzen mit Rüschen trägt. Auch die kleinen Appartments, die in einem Mix aus den Antiquitäten der Familie, modernen Möbeln und aparten Accessoires gestaltet sind, erinnern ein wenig an südamerikanische Fincas. Und dennoch wirken sie nie überladen.

Kein Zimmer ist hier gleich eingerichtet, sie sind alle nach den besonders schönen Formen der mediterranen süditalienischen Flora benannt: Oleandro, Ibiskus oder Bougainville. Jeder Raum führt in seine eigene Fantasiewelt.
Frische, helle Blautöne erinnern an die Nähe zum Meer, frische Blumenzweige, ein Glas Clementinenkonfitüre als Willkommensgruß zum Beweis, dass wir uns hier inmitten der Clementinen- und Olivenplantage der Familie Toscano Mandatoriccio Mascaro befinden.
Das Bett mit einem traumhaft schönen Leinen bezogen.
Die Bäder, groß mit Tageslicht, Wanne und Dusche, sind bezaubernd mit ihren Fliesen mit botanischen Blumenornamenten – alles wirkt ein wenig entrückt. Süditalienische Romantik versüßt vom ersten Moment an meinen Aufenthalt.
Natürlich urlaube ich hier mit dem typischen modernen Standard, kostenlosem WiFi, Smart-TV, Klimaanlage (warm/kalt), Tee, Wasser u. v. m. Mich wundert persönlich, dass diese Anlage nur mit drei Sternen ausgezeichnet ist.
Mein Appartment trägt den Namen Bougainville – und der Name ist Programm. Ein unfassbar großer Bougainvilleabaum hat die Vorderseite des einstöckigen Appartementhauses eingenommen und versteckt beinahe die Eingangstür in der satt bewachsenen Grünanlage.
Ich mag das: Die Wege zu den Häusern muss man ein wenig suchen in dem satten Grün dieser prächtigen Gartenanlage. Mein Zimmer ermöglicht mir Zugang zu einer kleinen Terrasse mit Blick auf den großen Garten des Casa Solares. Im Flur, gleichzeitig ein Stück Wohnbereich mit seinem Schreibtisch, gibt es einen Zugang zu einem weiteren Balkon. Dieser ist völlig zugewachsen von dieser grandios schönen Bougainville und verspricht einen verwunschenen, schattigen Platz an den heißen Sommertagen in Kalabrien. Es wohnt sich hier ruhig und zurückgenommen. Ich erlebe die viel zu kurze Zeit, die ich hier verbringe, sehr erholsam und wunderschön.
Ein kleiner Pool, Fitness- und SPA-Bereich, alles sehr familiär und privat gestaltet, runden den Aufenthalt im Casa Solares ab. Das Restaurant L’Arantceto mit seinen überdachten Außenflächen serviert morgens ein typisches italienisches Frühstücksbuffet (die üblichen Wünsche für ein internationales Frühstück erfüllt das Personal gerne auf Wunsch)
und am Abend eine traditionelle kalabrische Küche mit modernen. martimen Einflüssen, geprägt von Chefkoch Robertos Kreativität.
Beeindruckend ist die Vielfalt der Gartenanlage, man spürt es einfach, hier ist die Liebe zum Land und zu allem, was es den Bewohnern schenkt, groß und wird wertgeschätzt. Wer grün urlauben möchte und sich inmitten von Stauden wie Strelizien, Bougainvillaen und großem Baumbestand besonders wohlfühlt, dem ist das Casa Solares zu empfehlen. Die perfekte Kulisse für besondere Familienfeste, wie zum Beispiel eine Hochzeit, hier lebt die Romantik – und man urlaubt jenseits der Anonymität großer Hotelanlagen.
Ein lebendiges, erfolgreiches Imperium haben sich Maria mit ihrem Mann Stefano und den vier längst erwachsenen Kindern geschaffen. In der Stadt führen die Nachkommen Shops mit Keramiken, Textilien oder Olivenöl. Maria wirkt jung und energetisch, Stillstand ist sichtlich nicht ihr Ding. Und so präsentiert uns diese lebensfrohe Italienerin aus Mailand, die nach ihrem Marketing-Studium in den USA in einen alten kalabrischen Landadel der Familie Toscano Mandatoriccio Mascaro einheiratete, ihr persönliches Werk.
Dass auf diesem schönen Stück Land in den früheren Landwirtschaftsgebäuden heute Touristen einen traumhaft schönen Urlaub erleben können, ist ihrem Ideenreichtum und Engagement zu verdanken.
Maria lädt uns ein, den Privatbesitz der Familie zu besuchen, der ca. einen Kilometer entfernt liegt. Dort befindet sich in einem Seitengebäude dieser hochherrschaftlichen Anlage auch der Shop, der zum Einkauf aller landwirtschaftlichen Produkte der Familie einlädt. Auch hier stehen Gäste vier weitere Ferienzimmer zur Verfügung.
Eine Villa im spanischen Stil – vor Jahrhunderten von Stefanos Vorfahren erbaut - erwartet uns mit eigener Auffahrt und einem großen Patio. In den besonderen Genuss einer Führung können alle Gäste der Casa Solares nach Anmeldung kommen.
Traumhaft schön eingerichtet ist auch dieses Haus in dem die Mutter von Stefano noch ihr Regiment führt.
Die vielen Antiquitäten, Gegenstände und Bildnisse der Vorfahren der Familie Toscano Mandatoriccio Mascaro laden zu einer Begegnung mit der langjährigen Familiengeschichte ein. Deren Ursprung liegt in der Familie Mandatoriccio, die in ca. einer Stunde Entfernung vor vielen Jahrhunderten den Ort Mandatoriccio geschaffen haben und dort eine Burg errichteten.
Wir können nur staunen, als wir in dem Esszimmer einen Espresso trinken und Maria uns ihre persönliche Geschichte und die der Familie ihres Ehemannes erzählt.
Überall locken kleine und große Gegenstände mein fotografisches Herz. Hier hat jemand große Liebe zu Dingen aus früheren Jahren und den Geschmack, sie in Szene zu setzen. Für Gäste ist hier ein besonders schönes Refugium geschaffen worden. Wie schon geschrieben, ich möchte wiederkommen!

Hotel e B&B Casa Solares di Maria Pia Tamaro
C.da Casello Mascaro
87064 Corigliano Rossano CS
e-Mail: info@casellomascaro.it

2025-07-25

Mimmo Bianco – Künstler in der Küche und Grenzgänger

Dass Mimmo Bianco nach Berlin gegangen ist, 1994, also vor vielen Jahren, eher eine Familiensache. Sein älterer Bruder Pino Bianco hatte Jahre zuvor die Heimat, die italienische Provinz Basilikata, verlassen und in Berlin sein Restaurant eröffnet, ihre Mutter Angela war dem Bruder nach Berlin gefolgt.

Die Kunst der Gastronomie liegt beiden Brüdern in den Genen, Vermächtnis des verstorbenen Vaters, der in Scanzano Jonico (Montalbano) immer schon in seiner Pizzeria die Gäste verwöhnt hatte. Mimmo folgte dem Ruf von Mamma Angela und Bruder Pino nach Berlin und eröffnete Jahre später das italienische Restaurant Sotto le Stelle.
2023 war Schluss. Mimmo hörte überdeutlich den Ruf seiner Heimat und folgte diesem gemeinsam mit seiner Frau Rosa. Das Großstadtleben hatte er satt. Die Zwillingssöhne standen längst auf eigenen Füßen. Das Sotto le Stelle wurde verkauft und kurz nach der Covid-Pandemie ging er mit seiner Frau entgültig zurück in die Heimat, in den südöstlichen Teil der Basilikata – kurz vor der Grenze zu Kalabrien. In die Familienresidenz in Scanzano Jonico (Montalbano), die nicht weit vom Meer entfernt liegt.

Die ehemalige Pizzeria des Vaters ist einigen charmanten Ferienwohnungen gewischen. Mimmos Frau, Rosa Massaro, begrüßt hier nun herzlich ihre Feriengäste in den acht vollständig ausgestatteten und hübschen Appartments im Jonico Guesthouse. Und falls Ihr eine Ferienunterkunft sucht in der Basilikata, gar nicht weit vom Meer entfernt – hier kann man sie buchen!

Ein Neuanfang in zwei italienischen Welten

Mimmo ist jetzt ein Grenzgänger, denn er hat sich noch einmal verliebt – in das kleine wunderschöne Dorf Rocca Imperiale. Das erste Dorf in Kalabrien hinter der Grenze der Basilikata. Die Menschen, die hier an den Grenzen beider Provinzen leben, kennen sich und lieben sich und streben auch nach zwei Jahrhunderten weiterhin die kulturelle Vereinigung an.

Bis 1816 gehörte Rocca Imperiale nämlich zu Lukanien (Basilikata) – diese formale Trennung wird von den Bewohner*innen beider Provinzen möglichst ignoriert. Warum auch nicht? Sie sind zusammen zur Schule gegangen, haben im gleichen Fußballverein trainiert, sie teilen sich das gleiche Meer, die Kultur, die Küche. Es wurde und wird sich grenzübergreifend verliebt, geheiratet … was sind da staatliche verordnete Provinzgrenzen?

Und so pendelt Mimmo mehrmals in der Woche von der Basilikata hinüber nach Kalabrien in dieses traumhaft gelegene Rocca Imperiale mit den fantastischen Zitronen Rocca Imperiale I.G.P. und den freundlichen Menschen, die engagiert daran arbeiten, dieses Borgho più bello d’Italia über seine Region bekannt zu machen. Daran arbeitet Mimmo Bianco, der Lunkanier, genauso engagiert wie sein Freund und Geschäftspartner Enzo Arcuri, der Kalabrese, aktiv mit.

Il Ristorante Ferrovie Calabro Lucane

Freunde sind sie schon ewig und haben sich einen lang gehegten Traum erfüllt: das gemeinsame Restaurant Ferrovie Calabro Lucane! Ihre moderne, dennoch sehr gemütliche Osteria begreifen sie als eine Sinnesreise zwischen den Welten. Sie verbinden die Tradition und Moderne beider italienischer Provinzen – und sind, wie sie selber liebevoll philosophisch sagen, auf einer Reise zwischen ihren Schwesterregionen.
In perfekter Lage des Borghos, am Corso Federico II di Svevia 30 – so etwas wie die Hauptstraße im Centro Storico von Rocca Imperiale – haben sie ihr neues Restaurant Ferrovie Calabro Lucane 2024 eröffnet! Das charmante Restaurant mit der kleinen, offenen Küche ist Cocktailbar, Kunstgalerie und kleiner Shop in einem! Die Außenterrasse mit dem sensationellen weiten Blick bis hin zum Adriatischen Meer und den überdimensionierten (sehr bequemen) Sitzkissen ist der abendliche Treffpunkt in Rocca Imperiale.

Die Aufgaben der Freunde sind geteilt, Enzo empfängt als charmanter Gastgeber und Bartender, Mimmo ist sichtlich glücklich an den Kochtöpfen. In seiner Heimat, wo er mit den frischesten und fantastischen Produkte Italiens kochen kann, was auch heißt: Mit den besten Produkten überhaupt kochen zu dürfen!
Beide sind sie überzeugte Anhänger der Slow-Food-Philosophie. Im Ferrovi Calabro Lucane darf man sicher sein, was hier auf den Tellern landet, hat nur die berühmten Zero Kilometre zurückgelegt. Das italienische Siegel für die nachhaltigste Küche, die man servieren kann. Man vertraut den lokalen Produzenten, baut oft sogar selbst an.
Diese Küche ist zwangsläufig eine saisonale. Nur das, was die Saison und das Meer hergibt, wird in Mimmos Kochtöpfen verarbeitet werden. So zeichnet sich das Ferrovie Calabro Lucano natürlich auch durch seine saisonal-flexible Speisekarte aus.


Ferrovie Calabro Lucano – Verbindung auf einfachen Schienen

Ferrovie Calabro Lucane – so hieß die alte ehrwürdige Eisenbahnlinie, in deren Zügen auf der meist eingleisigen Schmalspur die Regionen der Basilikata und Kalabrien (teilweise auch Apulien und Kampanien) verbindend gereist wurde im vergangenen Jahrhundert. In ihrer Glanzzeit befuhr sie ein stattliches, knapp 740 km langes Streckennetz.

1961, nach einem schweren Unfall, wurde dem betreibenden Unternehmen die Konzession entzogen und die Bahnlinie verstaatlicht. Mit dem zunehmenden Autoverkehr in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden dem Unternehmen immer mehr finanzielle Leistungen gestrichen, Linienabschnitte still gelegt bzw. als Buslinien auf die Straße verlegt.

Im Jahr 1989 ist das übrig gebliebene FCL-Netz aufgeteilt worden und wird von zwei separat agierenden staatlichen Betreibergesellschaften aufgeteilt: die Ferrovie Appulo Lucane (FAL) und die Ferrovie della Calabria (FC). Die Ferrovie Calabro Lucane ist ad acta gelegt worden.
Für Mimmo und Enzo steht der Name Ferrovie Calabre Lucane sinnbildlich für die Förderung und Begegnung, den Austausch zwischen diesen beiden kultur- und traditionsreichen Regionen – und deren Entwicklung für ein künftiges Miteinander.
Das ist, was beide Männer mit ihrem Team hier im Kleinen abbilden: Verbundenheit, Tradition und der natürliche Kreislauf der Kulturen – vor allem den Küchen beider Provinzen –, die so vieles gemeinsam haben.

Köstliche Traditionen auf dem Teller, Kunst an den Wänden

Das trifft auch auf die Kunst zu. Das Obergeschoss des Restaurants ist gleichzeitig eine Galerie, wird selbstverständlich auch bewirtet. Hier, wie auch im ganzen Restaurant, können in regelmäßig wechselnden Ausstellungen lokale Künstler mit ihren Arbeiten die kreative Seele beider Regionen zum Ausdruck bringen.
Wir konnten uns selbst von der vorzüglichen Küche im Ferrovie Calabro Lucane überzeugen. Wer von Mimmo und Enzo begrüßt wird, spürt sofort: Beide haben hier ihren Platz gefunden.
Da strahlt die Freude in Mimmos Augen und grüßt die Herzlichkeit in Enzos Lächeln, beide verleihen diesem Restaurant eine gastfreundliche Aura schon beim Eintreten. Wer hierher findet, gehört zur Familie.

Kann man denn mehr wollen in einer – vielleicht für einen selbst als Tourist noch fremden Umgebung? Also neben der wirklich köstlichen Küche von Kalabrien und Lukanien?
Mimmo serviert eine sehr ehrliche Küche ohne ChiChi oder Fine-Dining-Ästhetik. Da leuchten die Farben des Frühlings auf unseren Tellern im traditionellen Design Süditaliens - mal mit Erdbeeren (und was sind sie köstlich im Frühling in der Basilikata), Fetakäse und bunten Blattsalaten und einer Vinaigrette mit aromatischem Balsamico, den er uns zur Vorspeise serviert.
Ein anderes Mal mit einem strahlendem Grün eines würzigen Erbsenpürees, darauf Calamaretti, Straciatella, Olio und knusprigem Pane oder schöner klingend:Calmari su crema di piselli e straciatella. Möchte ich immer wieder und wieder essen!
Und was für ein köstliches Zusammenspiel von grünem Spargel mit Butter und Walnüssen, Parmesan und dem gebratenem Eigelb mit Trüffel!
Der Salat mit Carosello (Melonengurke), bunten Tomaten und der herrlich weichen, aromatischen Straciatella. Dazu für uns extra noch aufgeschnitten: Prosciutto di Suino Nero Lucanco, zarter köstlicher luftgetrockneter Schinken vom schwarzen Schwein aus der Basilikata.
Weiter geht es mit Ravioli gefüllt mit Ricotta und Zimt in einer Sugo aus Tomaten mit karamellisierter Limone di Rocca Imperiale I.G.P. als Topping. Der Zimt und diese intensive Zitrone, wie können so einfache Zutaten ein Gericht so köstlich, neu und aufregend schmecken lassen?
Oder die Ravioli mit Ricotta auf dem Püree mit Guanciale … Es folgen Orecchiete al Sugo di Pezzente Lucano. Salame Pezzente ist die typische Salami der Basilikata, mit Fenchel und viel süßer Peperoncini gewürzt, dann vier Tage luftgetrocknet und mit mindestens einen Monat Reifung. Dieses Pastagericht ist herrlich fruchtig und würzig.
Dazu (extra anlässlich meiner großen Augen, als er das Gericht dem Nachbartisch servierte, nochmals für uns angerichtet – Danke! Danke! Danke!): Polipo su crema di patate e zafferano servito con crusco olive e capperi – Tintenfisch auf Kartoffel-Safran-Creme, serviert mit Oliven und Kapern. Was für eine Freude! Gebt einfach Safran an euer nächstes Kartoffelpüree – dazu zarter Pulpo – ich würde diesen Gang immer wieder bestellen wollen!

Was war dieser Teller für eine Freude! Überhaupt, habe ich noch keinen Koch getroffen, der ein so geschmackssicheres Händchen für Pürees hat, wie Mimmo. Da gerät das Erbsenpüree, als Beilage gedacht, zum geschmackvollen Hauptdarsteller, würzig mit einer selbstbewussten Existenz auf dem Teller, dass man alleine davon gerne eine Kelle mehr hätte. Und das, obwohl es doch bei den Antipasti lediglich die sanft geschmorten Calamaretti mit Guanciale begleiten sollte.
Der Wein – aus der Basilikata

Dazu trinken wir einen süffigen Aperitivio zur Begrüßung, einem Spritz natürlich mit dem Limoncello der Limone Rocca Imperiale I.G.P.

Und später zur Begleitung unseres Abendessens einen lukanischen Weißwein: Re Manfredo IGT von 2022. Gewürztraminer und Müller-Thurgau, freundliche Fruchtigkeit mit Pfirsich, Birne und Litschi und dann lässt grüner Apfel den Wein überhaupt nicht ins Liebliche abdriften. Dazu die hellgelbe Farbe von reifer Birne mit seiner geschmeidigen Textur, die er an die Glaswände zeichnet. Ja, es mussten einige Flaschen von ihm geöffnet werden an unserem Tisch an diesem schönen Abend.
Angebaut wird der Wein auf dem Bergmassiv eines erloschenen Vulkans im Norden der italienischen Provinz Potenza in der Basilikata – oder wie es einfach heißt, ein Produkt der Cantina Terre degli Svevi. König Manfredi war übrigens der Sohn des hier – in Kalabrien wie auch der Basilikata – sehr verehrten Stauferkönigs Federico di Svevo II. Man entkommt dieser Familie hier einfach nicht!
Also wirklich, wer immer die Basilikata oder Kalabrien besuchen möchte, freut euch an der Grenze beider Regionen auf einen wundervollen herzlichen Austausch dieser italienischen Provinzen, deren Grenzen bewusst nicht gezogen werden wollen.

Und … besucht Rocca Imperiale unbedingt an den Tagen, an denen das Ferrovie Calabro Lucano geöffnet hat! Nach dem Besuch des Castello di Svevo und einem Spaziergang durch die alten pitoresken Gassen des wunderschönen Dorfes, vereint das Abendessen im Ferrovie Calabro Lucano beide Welten geschmacklich auf den Tellern. Ein Abendessen in diesem Restaurant ist eine wundervolle Erfahrung – und macht das Leben einfach reicher.


Ristorante Ferrovi Calabro Lucane
Corso Federico II di Svevia, 30, Rocca Imperiale, Italy
Phone: +39 375 787 0686
E-Mail: ferroviecl@gmail.com
Instagram

2025-07-21

Das Leben der Arbëresh in der Sibaritide

Schon einmal etwas von den Arbëresh gehört? Nun, ich muss es zugeben – bei mir hatte nicht geklingelt, als ich davon in dem Programm der Pressereise gelesen habe. Aber meine Freundin, die smarte Suchmaschine, half mir auf die interessanten Sprünge und brachte mich direkt in fremde Welten Albaniens und doch Italiens. Als Arbëresh wird eine alteingesessene, ethnische Minderheit albanischen Ursprungs in Italien bezeichnet. So geht Reisen in neue Welten online – natürlich sind die Ausflüge in die reale Welt der Arbëria das Leben viel bejahender.

Daher bringt uns der Bus in das Hinterland der Sibaritide, genauer in die Berge des Pollino Nationalparks. Auf den Strade del Benessere – im Verlauf des Abends werden wir den Präsidenten der Gal della Sibaritide, Antonio Pomillo, kennenlernen, der sich mit der Organisation Gal della Sibaritide dankenswerterweise für unseren spannenden Ausflug in diese Region von Kalabrien verantwortlich zeigt.

Und so treffen wir auf die Menschen, die ihre familiären Ursprünge in Albanien haben und den Kontakt zu ihrer Kultur bewusst nie verloren haben. Nachfahren der Menschen, die seit dem 15. Jahrhundert immer wieder aus den unterschiedlichsten Gründen ihre albanische Heimat verlassen mussten und vorrangig im Süden Italiens eine neue Heimat fanden. Im Gepäck: Ihre Sprache, Musik, farbenfrohe Trachten, Gebräuche und die orthodoxe Religion. Arbëresh bedeutet Albaner – und in Italien spricht man von dem Siedlungsgebiet im Land, das durchaus zerstreut zu benennen ist, von der Arbëria – und das beinhaltet die Provinzen Abruzzen, Basilikata, Kalabrien, Kampanien, Molise, Apulien und Sizilien.
Hier in der kalabrischen Provinz Cosenza, in der Gegend der Sibaritide heißen die Dörfer, in denen der Anteil der Italiener mit albanischen Vorfahren groß ist: San Giorgio Albanese, Vaccarizzo, San Demetrio Corone, Santa Sofia d’Epiro, San Cosmo Albanese. Es ist faszinierend, wie in ihrer Intensität die Kultur der albanischen Heimat auch in den jüngeren Generationen überlebt. Zwar sprechen die jungen Arbëreshi in diesen Dörfern zunehmend weniger noch die ursprüngliche albanische Sprache, sondern in der Art, wie sie sich hier über die Jahrtausende entwickelt hatte zu einem Gemisch zwischen Albanisch, Griechisch und Italienisch. Aber die ergreifenden Lieder ihrer Vorfahren, sie werden weiterhin in deren Duktus von ihnen gesungen.

Dies ist wohl auch der italienischen Gesetzgebung geschuldet, 1999 mit der Nummer 482 erlassen, schützt dieses Gesetz historische Sprachminderheiten im Land. Daher sprechen fünf Jahrhunderte nachdem die ersten, nach dem Tod des albanischen Nationalhelden Skanderbeg, nach Italien geflohenen Arber bzw. Arbëri in Italien Fuß gefasst haben, ihre Nachfahren teilweise auch noch neben dem Italienisch die Sprache ihr Ur-Mütter und -Väter. Tatsächlich würden sich die Arbëreshët, so nennen sie sich im albanischen Dialekt, kaum noch mit den heutigen Albanern gut veständigen können in ihrer ursprünglichen Sprache. Man kann davon ausgehen, dass lediglich 45 % der Arbëreshwörter mit der aktuellen albanischen Sprache Albaniens noch übereinstimmen, 15 % sind durch Neologismen der italo-albanischen Sprachentwicklung ersetzt – alles andere ist der Kontamination mit der italienischen Sprache, vor allem den süditalienischen Dialekten geschuldet.

Herzliches San Giorgio Albanese

Begrüßt werden wir nach einer Fahrt über die Passstraße in immerhin 420 Meter über dem Meeresspiegel in San Giorgio Albanese von Bürgermeister Gianni Gabriele, der wie eine fröhliche Lichtgestalt wirkt.
Und was ist das für ein herzlicher Empfang! Ein Großteil der knapp 1300 Einwohner zählenden Gemeinde wartet auf uns, die kleine, gerade acht Journalisten zählende Gruppe. Und zudem ein grandioser Ausblick auf die Landschaft.
Einige Damen leuchten geradezu in ihrer prachtvollen Tracht in der warmen Sonne des Sonnenuntergangs, die sie extra uns zu Ehren angelegt haben.
Gestärkte wunderschön geklöppelte weiße Spitzenblusen passen zu farbenfrohen langen, eng plissierten Röcken mit bestickten Westen, die oft den gesellschaftlichen Stand der Person verraten und auf dem Kopf tragen sie Kopftücher, die Peshqira oder Keza – alles wundervolles Handwerk aus vielen natürlichen Materialien! Viel Silberschmuck gehört auch zum Festkleid.
Sehr viele Musikanten spielen in der riesigen Musikkapelle Santo Patrono auf dem großen Piazzale Padre Daniele Refrontolotto vor der
Chiesa di San Giorgio Megalomartire für uns auf.
In dieser farbenprächtigen Kirche singt für uns später auch ein Frauenchor Lieder in dem mehrstimmigen Kehlkopfgesang, der albanischen Iso-Polyphonie. Immer schwingt etwas Traurigkeit und Leiden in diesem kraftvollen, immer leicht sakral klingenden und doch lebensbejahenden Musik mit, die inzwischen zum UNESCO-Kulturerbe zählt.
Später lädt uns Gianni gemeinsam mit Produzenten der Gemeinde ein, am Buffet die Weine und Wurstwaren zu probieren. Sie teilen großzügig ihr Brot und Olivenöl mit uns – und die Art und Weise, mit welcher Offenheit, Freundlichkeit und Freude die Menschen uns Besuchern begegnen, berührt mich persönlich sehr.

Der Spaziergang durch den Ort ist leider viel zu kurz.
Wir gehen entlang der prachtvollen Straßenkunst – mit eingefärbten Salzkristallen wurden bunte wunderschöne Gemälde auf der – immerhin recht abschüssigen – Via Roma ausgelegt.
In einer kleinen Schneiderei, Creazioni Magicam, werden uns die Trachten der Arbëresh erklärt.
Und im Rathaus singen die Damen noch einmal für uns ihre stimmungsvollen Lieder. Auch dort begegnet uns an den Wänden in den Gemälden diese farbenfrohe Kunst dieser eigenen Kultur, die mir schon in der Chiesa di San Giorgio Megalomartire mit ihren Malereien visuell Freude bereitet hatte. Viel zu schnell müssen wir San Giorgio Albanese wieder verlassen!

Die Fröhlichkeit von Vaccarizzo Albanese

Auf geht’s nach Vaccarizzo Albanese. Der Bürgermeister Antonio Pomillo dieser knapp 1000 Einwohner zählenden Gemeinde, begrüßt uns in der Chiesa di S. Maria di Constantinopoli in der die Gottesdienste nach wie vor im Byzantinischen Ritus zelebriert werden. Sie ruht direkt neben einer lateinischen Kirche Chiesa della Madonna del Rosario, die heute allerdings nicht mehr für Gottensdienste aber für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird.

Beide Kirchen sind miteinander verbunden. Die Chiesa steht für und der Bürgermeister erzählt von der Geschichte der Arbëreshi und der Entstehung der Gal della Sibaritide, deren Vorsitzender er ebenfalls ist. Und erneut erklingen für uns die Lieder der Arbëreshi in diesem Gebäude, das seit 1612 hier steht. Auch in Vacccarizzo Albanese Menschen zeigen sich uns die Bewohner*innen in ihren Trachten!
Die Vereinigung begreift sich als Beschützerin ihrer Kultur in der Gegenwart, möchten vor allem die Jugend davor bewahren, die eigene Kultur zu verlieren und kämpft für die Anerkennung ihrer Sprache, Musik und Kultur. In San Giorgio Albanese geschieht das im Studienzentrum für ethnische Minderheiten (Centro Studi per le Minoranze Etniche).
In Vaccarizzo Albanese ist das Museum Muzeu i Veshjes dhe i Arëvet Arbëreshë die Begegnungsstätte und es zeigt die Vielfalt der Trachten über die Jahrhunderte und von den einzelnen Gemeinden spendierten Trachten für gesellschaftliche Ereignisse, wie beispielsweise Hochzeiten. Übrigens hat jedes einzelne Dorf seine eigene Hochzeitstracht.
Vaccarizzo wurde in den griechischen Vorsilas um 1470 n. Chr. gegründet von den vor den Türken geflüchteten Albanern, das ist auch der Entstehungszeitpunkt von San Giorgio Albanese. Den Zusatz Albanese im Namen erhielt Vaccarizzo erst 1863 nach der Befreiung von den Lehnschaften.

Auch hier wandern wir ein wenig durch den Ort und machen einen Stopp in einem historischen Weinkeller, um köstlichen Wein zu verkosten.
Es ist die Musikforscherin Jessica Novello, künstlerische Leiterin der Musikforschungsgruppe „Ajri i Lumit“, die gemeinsam mit Rosaria Iantorno als zweite Stimme uns in die alten musikalischen Lieder der Arbëresh entführt in der Chiesa.
Später tritt Jessica gemeinsam mit Rocco Marco Moccia auf und begleitet uns durch den Abend mit der Musik einer stolzen und geschichtsträchtigen Zivilisation und vermittelt uns während des Abendessens einen tiefen Einblick in die musikalische Tradition ihrer Vorfahren.
Und wir erhalten einen wundervollen Eindruck von der Lebensfreude der Menschen! Unser Weg führt uns von dem großen Platz vorbei an dem Albero dei Frammenti (dem Baum der Auswanderer) bewundern, ein zeitgenössisches schmiedeeisernes Kunstwerk des Künstlers Cosmo Orofino. Und wenig später finden wir uns an einer langen Tafel vor der Bar Le Cupole wieder, wo uns ein Abendessen mit den köstlichen Produkten und Weinen dieser Region serviert wird. Dabei erklingen immer wieder die klangvollen Lieder der Arbëresh von Jessica und Rocco vorgetragen.
Irgendwann hält es uns nicht mehr auf den Sitzen, wir sind angesteckt von der Lebensfreude dieser Menschen – womöglich ist es auch etwas dem köstlichen kalabrischen Wein geschuldet. Bis in die späte Nacht tanzen und feiern wir mit unseren liebenswerten Gastgeber*innen und den Künstler*innen! Wer eine so schöne Zeit erleben durfte gemeinsam mit den Arbëreshi, wird immer wiederkommen wollen!