2016-05-14

Kleine Wunder

Manchmal passieren einem Dinge auf die man sehr gerne verzichten würde. Dumm nur ist, das Leben fragt vorher nicht nach, ob einem diese oder jene Erfahrung angenehm wäre. Erzähle ich Euch nichts Neues. Für gewisse Eventualiäten kann man sich aber vorbereiten – und wir sollten das tun!

Gestern mittag fahre ich einige Besorgungen machen in die belebtere Mitte dieser Stadt. Der Weg zurück führt mich durch unsere Berliner Pressemeile. Vor dem Springer Verlagshaus befinden sich zur Zeit einige Baustellen. Bei der letzten Einengung ist der Stau so dicht, dass ich mit dem Rad auch nicht vorbei gekommen wäre an den Autos, so entscheide ich mich die knappen zehn Meter kurz – und sicherlich nicht verkehrskonform – auf dem Fußweg zu bewältigen. Kaum fahre ich an einer Einfahrt auf den Bordstein, rufen mir in meinem Weg stehende Eltern sehr verzweifelt zu, ich möge ihnen um Himmelswillen helfen und die Rettung rufen: „Unser Kind! Unser Kind!”

Während ich das Rad abstelle und nach dem Handy suche, erfahre ich, dass das Kind nicht atmet; der Vater wirbelt es die ganze Zeit panisch hin- und her, um das kleine Mädchen zum Atmen zu bekommen. Die Kleine, ich schätzte sie auf 14 Monate, hängt wie ein nasser Sack in seinem Arm. Kein Krampfanfall, nicht einmal der Versuch krampfhaft zu atmen. Nichts. Beide sind in Panik und laut. Verzweifelt. Beide sind offensichtlich Touristen aus der Schweiz.

Mein Handy, das nach zwei Stürzen letzten Monat nur noch so semioptimal Dienste leisten möchte, verweigert diese natürlich in dieser Situation. Keine drei Meter weiter steht eine Gruppe Menschen rauchend vor einer Tür, denen rufe ich zu, ob sie Telefone haben, was sie bejahen und ich beauftrage direkt eine Frau von ihnen, dass sie den Notarzt rufen soll, ein Baby hätte einen Atemstillstand. Was sie auch sofort tut.

Zwischendurch habe ich mit den Eltern abgeklärt, dass die Kleine nichts gegessen hatte, also nichts verschluckt haben konnte. Das Einzige, was die Mutter beschreibt, dass sie ihr wenigen Minuten zuvor mit einem Feuchttuch den Mund abgewischt habe. Die Kleine habe vor dem Atemstillstand geschlafen.

Währenddessen befehle ich dem Vater das Baby auf den Boden zu legen und dass wir sie reanimieren werden. Befehlen klingt sicherlich hart, aber das war kein Moment für Höflichkeit und das Gute an der Situation war, dass ich wenigstens den Vater tatsächlich in dem Moment aus seiner Panik und Hilflosigkeit holen konnte. Während wir die Kleine dann behandelten (er Beatmung, ich Massage) und was er dann auch wirklich gut und professionell konnte, die Kleine trotzdem immer blauer wurde, schrie die Mutter natürlich weiterhin und herrschte die Frau an, die immer noch niemanden in der Leitung hatte, warum sie nicht Hilfe holt.

Da dämmert es mir und ich frage sie, ob sie wirklich auch die 112 angerufen hätte? Hatte sie nicht – und tatsächlich befand in dem Moment noch eine keine Ahnung habende männliche Stimme im Hintergrund, sie solle die Polizei, 110, rufen; den ich dann sehr laut überschreie, sie solle bloß 112 rufen! Sie legte auf, wählte dann wirklich 112, hatte jetzt zum Glück sofort jemandem am Telefon, der die Meldung aufnahm und uns – mit der jungen Frau als Sprachrohr – in der Behandlung betreute. Wir heben die Kleine hoch mit dem Kopf nach unten und geben ihr einen Klaps. Als nichts passiert, legen wir sie wieder auf den Boden und reanimieren weiter, der Vater untersucht ihren Mund nach Gegenständen. Nichts.

Und dann, ganz langsam, kommt die kleine Maus wieder zu uns zurück und fängt ganz leicht wieder selbstständig an zu atmen. Der Papa nimmt sie wieder in den Arm, wo sie leise und gurgelnd vor sich hin wimmert. Als ich ihn bitte, sie richtig aufrecht zu halten (und sie nicht so an sich zu drücken) damit sie frei atmen kann, fängt sie sogar ordentlich an zu schreien.

Ich wusste nicht, dass ein fremdes Babyweinen solche Glücksgefühle auslösen kann!

Langsam löst sich die Versammlung wieder auf und wir warten, gefühlt natürlich zu lange, auf den Notarzt. Zuerst kommen ca. fünf Minuten nachdem die Kleine wieder selbstständig atmete, zuerst Sanitäter, dann ein Notarzt. Berlin Mitte, Freitag mittag, Wochenendverkehr in einer Gegend, wo viele Straßen dicht sind wegen dem Karneval der Kulturen, sich der Verkehr also dementsprechend im Umfeld staut. Die Eltern und das Baby sind in professionelle Hände übergeben und ich mache mich (erst mal zu Fuß und kurz vor dem Heulen) auf den weiteren Heimweg.

Was haben wir aus diesem fürchterlichen Schrecken gelernt?

• Wenn man den Anruf delegiert (egal ob Polizei oder Feuerwehr/Notarzt) wirklich immer die richtige Rufnummer benennen! Sich darüber sicher sein, welche die richtige Nummer ist: bei Personenschaden ist es IMMER die 112. So geht keine wertvolle Zeit verloren, weil der Anruf geroutet werden muss. Und es ist immer jemand in der Leitstelle sofort am Telefon, der Euch in Euren Erste-Hilfe-Maßnahmen am Telefon professionell anleiten wird.

Das war gestern in der Situation ganz klar mein Fehler, dass ich zu der Frau anfänglich nur Notarzt sagte (weil für mich dann klar ist, dass man die 112 ruft). Anderen ist das offensichtlich nicht klar. (Man denkt in solchen Momenten nicht immer klar und souverän.)

Bevor man in ein fremdes Land reist, sich über dessen Notfallnummern informieren, denn sie sind nicht in jedem Land gleich.

• Babys und Kleinkinder werden genauso reanimiert, wie alle anderen Personen auch. Natürlich stemmt man – je nach Größe/Alter des Kindes) nicht mit ganzen Hand bzw. auch mit etwas weniger Wucht als bei einem großen, weil erwachsenen Brustkorb. So oder so gilt: eine gebrochene Rippe heilt wieder, ein zu lange nicht mit Sauerstoff versorgtes Hirn und Herz nicht! In dieser Beziehung funktioniert jedes Baby physikalisch wie ein Erwachsener.

Für alle Fälle, nehmt Euch knapp sechs Minuten Eurer Lebenszeit und seht Euch dieses Tutorial auf YouTube an!



• Ich habe das schon oft hier im Blog thematisiert: Macht bitte Erste-Hilfe-Kurse! (Persönlich bin ich für regelmäßige Pflichtkurse von jedem Bürger.)

Wann war denn Euer letzter Kurs? Vor fünf Jahren? Dann frischt ihn bitte auf! Diese Kurse werden von so vielen Institutionen für wenig Geld, oft sogar kostenlos angeboten. Organisiert einen Kurs in Eurer Firma. Ihr müsst doch nur etwas Zeit investieren! Aber was ist etwas Freizeit für ein Menschenleben? Und: Ihr müsst erste Hilfe leisten können, wenn Ihr einen Führerschein habt! Könnt Ihr das noch? Oder fahrt Ihr lieber weiter im Ernstall, weil Ihr Angst habt, Ihr macht etwas falsch? Dann sorgt doch bitte aktiv dafür, diese Angst nicht haben zu müssen!

Mittlerweile haben sich einige Regeln in der ersten Hilfe verändert. Also: informiert Euch bitte, frischt Euer Wissen drum auf. Schafft Euch für Euch eigene Sicherheit und Selbstbewusstsein bei diesem Thema!

Notfälle sind nichts bei dem Passivität oder der Wunsch, dass sie einem hoffentlich nicht begegnen, Euch und Betroffene rettet. Ich habe mir das gestern auch nicht gewünscht. Einen Menschen reanimieren zu müssen, macht keinen Spaß. Ein Baby noch weniger. Aber dieses kleine Mädchen ist zurück gekommen – und so sich das beurteilen ließ höchstwahrscheinlich ohne zerebrale Schäden – weil wir ihr schnell aktiv helfen konnten! Und das konnten wir, weil wir etwas Ahnung hatten und keine Angst vor der Aktion!

Heutzutage muss man ja nicht mal mehr an der Puppe üben. Es gibt viele und gute Tutorials zu den einzelnen Notfallsituationen auf YouTube, die man sich nur regelmäßig angucken muss (wenn man schon mal einen Kurs gemacht hat.) Es ist im Notfall so wichtig, dass eine Person sofort in Aktion tritt, wenn jemand verunfallt oder umfällt.

Ich hoffe, dem kleinen Baby geht es den Umständen entsprechend gut, den Eltern auch. Der Schreck wird noch ganz lange nachwirken. Ich habe mir erlaubt gestern ein „Danke!” an eine mir unbekannte Instanz in den Äther zu schicken.

2016-05-11

Ich guckte heute …

… auf gezogene Lottozahlen und dachte „Himmel, sind die banal! Die hätte ich auch gekonnt.”

(Aus der Reihe: der kleine Größenwahn inside.)

Selbstverständlich …

»Servus!
GRATULIEREN! SIE SIND SCHLIEßLICH STARKLAR!
Ihr Rechnung ist definitiv eingerichtet und bereit, verwenden zu werden.
Beginnen Sie momentan, Geld mit Ihrer Online-Feldzug zu verdienen!
Nur 1 Klick und dann geht es los.
Bittschrift hier knacken... Bloß für Sie... Bis heute Abend!
Blicken Sie rein und danken Sie mir seinerzeit!
Mit besten Grüßen,
Nathan Humbert«


… lass ich zuerst „Bittschrift hier kacken …”. Und so schön, dass es das Deppenkomma in deutschen Grußformeln, wo garantiert kein Komma hingehört, es nun auch in deutsche Spam-Mails (oder welcher Herkunft auch immer dieses Sprache sein soll) geschafft hat. Finally!

2016-05-09

Der potentielle Mörder im Radfahrer

Der Nachbar, zwei kleine Kinder, zweieinhalb Jahre und vier Wochen, fährt Motorrad aus Gründen: kein Geld für ein Auto aber Nachtschichten in denen die BVG auch mal nicht fährt.

Dieser Nachbar ist Freitag verunfallt. Warum? Weil ein blödes Weib auf dem Fahrrad (!) mit ihrem Kind hinten drauf (!!) bei Rot über die Ampel fuhr (!!!). Er hatte die Wahl zwischen sie und das Kind über den Haufen fahren oder sich mit dem Krad hinzulegen und zu hoffen. Und hatte sich für Letzeres entschieden.

Sie hatte weder die Güte – als er am Boden lag – zu ihm zu gehen und ihn zu fragen, wie es ihm ginge – noch ihm etwaige erste Hilfe anzubieten.

Das war ihr scheißegal.

Vor allem war sie der Meinung nach einer lapidaren Entschuldigung – aber erst nachdem er sich darüber aufregte, was sie da eigentlich ihrem Kind antun würde – einfach weiter fahren zu wollen. Als er dann forderte, dass die Polizei gerufen wird, um den Schaden (an ihm körperlich und an dem Motorrad sachlich) aufzunehmen, wollte ihm ihr Partner auch noch körperlich blöd kommen.

Und jetzt frage ich mal sehr direkt und ohne Umschweife: Habem diese Leute eigentlich nur noch Scheiße im Hirn?

(Aus der Reihe: ich bin selber in dieser Stadt hauptsächlich mit dem Rad unterwegs und meine Radkollegen und ihre soziale Armut kotzen mich wirklich über alle Maße an.)

»pardon my french«

2016-05-07

Sommer







Die Sonne scheint – von einem Tag auf den anderen – so richtig! Und Shiina (natürlich auch Tally aber die ist nicht sooo sehr für das fotografiert werden) hängt wieder auf dem Balkon in den Kissen rum. Guckt huldvoll ornithologisches Bildungsprogramm und scheint derzeit ganz zufrieden mit dem Tagesverlauf.

2016-05-06

… und täglich grüßt der Behördenwahnsinn!

Deutsches Amt erhält regelmäßig von mir Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (von meiner Ärztin ausgestellt). Und regelmäßig – alle sechs Monate – ein Gutachten.

Deutsches Amt fragt an, ob ich schriftlich von meiner Ärztin bestätigen lassen könnte, dass ich noch in Behandlung sei.

Schon wegen solcher Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen von Ämtern, die Sorge haben, sie könnten wegfallen und sich seit Jahren nur noch verbürokratisieren (als hätten sie das nicht schon vorher bis zur Perfektion gekonnt), wäre ich für ein Grundeinkommen zu haben.

SEO für Blogs? Geh mich wech!

Ich halte SEO für Blogs per se für völligen Dummsinn. Aus verschiedenen Gründen auf die ich nicht eingehen muss, da es das Nuf schon ganz wundervoll getan hat in ihrem aktuellen Blogpost.

Über den „Löschen Sie nicht erfolgreiche Blogposts”-Rat musste ich schon gestern sehr lachen als Patricia das tweetete. Ich bin natürlich gerade etwas besonders angefixt, weil ich aktuell wieder verstehen musste, wie schnell so ein Leben vorbei sein kann – aber sollten Blogger nicht etwas sorgfältiger mit ihrer Lebenszeit umgehen? Als zu gucken, welches Blogpost so läuft und welches nicht – und die Schlechten dann händisch in den Müll zu sortieren? Ich meine, geht's noch?

Schreibt einfach gute, interessante Texte. Verlinkt andere Blogs. Macht ab und an ein hübsches Foto. Habt Spaß am Bloggen. SEO ist eh völlig überschätzt, denn schon morgen kann Dir Google wieder völlig neue Algorithmen servieren, was Google eh schon seit Jahren tut. Und das weiß ich nach zehn Jahren Blog aus eigener Erfahrung.

2016-04-29

Heute wird gefeiert!



S. Asche wurde schon vor zwei Wochen der Nordsee anvertraut. Im kleinen familiären Kreis. Heute werden wir, ihre Freunde, sie noch einmal ordentlich hochleben lassen und feiern.

So ein besonderer Mensch muss nämlich gefeiert werden! Nicht betrauert. Bei Zuckerkuchen und Schnaps, wie sie es sich wünschte.

Scobel – Künstliche Intelligenz

Wer es gestern nicht gesehen hatte auf Themenabend bei 3sat war – und somit auch bei Scobel: Künstliche Intelligenz.

Das Thema betrifft uns alle irgendwann schon jetzt in vielen Bereichen aber vor allem am Beispiel autonomes Fahren direkt und indirekt in ganz naher Zukunft. Spannend z. B. die Frage, wenn beim autonomen Fahren (als Autos, die von Software gesteuert werden) die KI vorausschauend hinsichtlich eines nicht vermeidbaren Unfalles reagieren muss – wie gewichtet künstliche Intelligenz in einem solchen Fall? Woran macht KI fest, was da gerade vor das Auto läuft? Ein kleines Kind, ein Hund gleicher Höhe? Wird nur der Tod des Kindes vermieden? Oder des Hundes? Und wenn das Verhindern dieses Unfalles bedeutet, trotzdem einen anderen (weniger schlimmen) Unfall in Kauf zu nehmen, kann KI dann werten bzw. wie wird sie werten, ob sie den Unfall lieber mit dem ebenfalls autonom fahrenden Google-Auto verhindert? Und hat ein noch vom Fahrer gelenktes Fahrzeug für die KI die gleiche Prioriät oder schlägt ihr Herz doch eher für den lenkenden Kameraden aus der gleichen Softwareschmiede?

Sehr interessante Denkanstöße in der Diskussion. Und … nicht immer kann die Antwort gegeben werden.

Auf alle Fälle ist es ein Thema, das jeden von uns angeht. Meine Empfehlung!

2016-04-28

Hach ja nu'

Jobcenter. Antragsabgabe für Weiterbewilligung. Ich reiche ein:

• den Antrag

• Kontoauszüge der letzten drei Monate (namentlich von meiner Bank als „Umsatzanzeige” bezeichnet), die ich im selbst von mir vorbereiteten „ich habe bei Ihnen abgegeben”-Formular, dass das Jobcenter nur noch mit einem Datumsstempel, einem Kürzelstempel, einem Jobcenter-Stempel und einer Kürzelunterschrift der Sachbearbeiterin (aka Fallmanagerin aka oder wie sie nun gerade wieder heißen oder in was auch immer sie gerade wieder umbenannt wurden) benenne mit „Kontoauszüge 28.01.-28.04.2016”

• einem Gutachten meiner Ärztin (Wohnung)

• Folgearbeitsunfähigkeitsbeschreibung mit meinem Anschreiben zur Folgearbeitsunfähigkeitsbeschreibung.

Ich lege meinen Personalausweis vor.

„Ich sehe das hier nicht.”

„Was denn?”

„Ich kann nicht erkennen, das mit dem 28.04.2016. *blättert in den Kontoauszugsseiten* Das geht hier nur bis zum 15.04.2016.”

„Ja, das ist eine Umsatzanzeige. Da gab es dann nach dem 15.04.2016 keine Umsätze mehr.”

„???”

„Da steht doch oben drüber Umsatzanzeige vom 28.01.2016-28.04.2016.”

„Ja ja … aber.”

Kritzelt auf meinem Formular korrigierend „15.04.2016” rum.

Ehrlich, es ist ja nicht so als würde die Summe unter dem Strich nicht die deutlichste Sprache aller Sprachen sprechen.

2016-04-27

Mal schnell operiert?

Seit 2005 sind in Deutschland die operativen Eingriffe um 34 Prozent (!) gestiegen. Der Grund, eine Gesundheitsreform, die nicht mehr die Gesundheit des Patienten in den Vordergrund stellt, dafür die Behandlungspauschale. Die Konsequenz: Operationen am Fließband, deren wirklicher Sinn gar nicht mehr hinterfragt wird. Hier im Besonderen Vorreiter: orthopädische Operationen.

Also wenn Euch der Orthopäde demnächst wieder direkt bei der Erstdiagnose die OP als finale Lösung vorrangig – vor allem schon bei der Erstkonsultation – präsentiert, denkt bitte immer mit daran, ihm geht es dabei ein sehr großes Stück weit um sein Einkommen. Bei Euch aber um ein gesundheitliches Problem, das höchstwahrscheinlich auch durch Umdenken, Sport und physikalische Therapien verbessert, vielleicht sogar behoben werden kann. Und da sollte der Patient vielleicht überlegen, ob seine die eigene Bequemlichkeit zu besiegen, womöglich der bessere Eingriff ist als ein unnötiger operativer Eingriff aus kommerziellen Gründen – von denen man selbst nicht einmal etwas hat.

Hierzu der heutige Beitrag aus dem Morgenmagazin vom ZDF und ich kann nur empfehlen, nehmt Euch die fünf Minuten Zeit.

2016-04-26

Katzenemotionen



Die entzückende kleine bunte Katze ist wohl die liebreizendste Katze in diesem Universum. Unbill gibt es bei ihr kaum, vorausgesetzt es springen ihr keine grauen leicht schwergewichtigen Katzen ins Rückgrat. Und außer sie muss zum Tierarzt. Hinsichtlich ihrer Tierarztbesuche, die leider aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters doch etwas häufiger in ihrem Terminkalender stehen, gibt es bezüglich ihres Launegrades, den man durchgängig als schlecht, aufgeregt und unwillig bezeichnen kann, zwei Varianten, nämlich: Termin mit was im Bauch und Termin nüchtern.

Termin mit was im Bauch verläuft üblicherweise dergestalt, das man als Tally schimpft während des Fußweges und kommuniziert, dass man als professionelle Katze so eine Ahnung hat von dem, was nun folgen wird, und sie wirklich gar keine Lust hat bei diesem Aktionismus wieder einmal die tragende Rolle spielen zu müssen. Ich neige Sätze aus dem Maunzen rauszuhören, wie „warum gehst Du nicht alleine?” oder „wieso eigentlich immer ich, warum nie die andere Katze?” unterschwellig immer in einem Tonfall, der mein Herz raushören lässt „Du hast mich überhaupt nicht mehr lieb, das spüre ich genau.” Das volle Programm, um mich Katzenglucke in die menschliche Verzweiflung zu entsenden – wo ich ihrer akuten Meinung nach auch prima hingehöre. Sie macht das übrigens mit zunehmendem Alter, in dem ich ihr – dem ehemaligen kleinen Angsthasen – ein deutlich gesünderes Selbstbewusstsein attestiere, immer besser. Zumal sie selbst dabei ja noch unfassbar niedlich ist.

Termin nüchtern, also: OHNE WAS IM BAUCH, ist das, was sie von meinen Seiten als Kriegserklärung befundet. Termin nüchtern heiß zunächst, dass Tally, die gerne morgens um sechs Uhr ihre Runde zum Klo und dann an die trockenen Häppchen führt bzw. an den Rest feuchtes Futter vom Vorabend, feststellt: dass da nix ist, was man essen könnte. Da diesbezüglich meinerseits und ihrer Meinung nach nur ein gravierender Fehler im System vorliegen kann, besucht sie mich daraufhin im Bett – wo ich angesichts des bevorstehenden Tierarzttermines eh nicht schlafen kann – trampelt auf mir herum, was sie sonst eher selten zu tun gedenkt – guckt mir tief in die Augen und bespricht mit mir ihre akuten Probleme. Die ich zwar zur Kenntnis nehme aber aus logischen Gründen akut nicht lösen darf.

So ist dann der Tag für uns beide schon mal prima in der Schublade einsortiert auf der draußen mit großen Lettern steht: GELAUFEN!

Dann gibt es den Moment „Tally in Tragetasche packen”. Im Großen und Ganzen praktikabel, sie ist da recht schnell zu überstimmen. (Eine Eigenschaft, die sie übrigens – als Erziehungsberechtigte – vergessen hatte Nishi beizubringen.) Außer an Tagen, an denen Tallly nichts im Magen hat. An Tagen an denen Tally nichts im Magen hat, sind solche Aktionen lediglich mit einer gesunden Portion mieser Laune bis hin zu einem Hassempfinden bedacht, dass sogar eine Tally dazu verführen kann, ihre hübschen kleinen Krallen in mein Fleisch zu positionieren. Sie. möchte. das. nicht. Nüchtern sein. Und zum Tierarzt müssen. Inhaltlich von großer Logik geprägt, wenn man mich fragen würde.

Tally musste also heute nüchtern zum Tierarzt, denn sie bekommt nachher die Zähnchen saniert – und hoffentlich nicht allzu viele gezogen. Tally ist nun schon ca. 15-16 Jahre alt. Und ich mache mir einen Kopf (seit Tagen), habe ein schweres Herz und der Bauch schmerzt auch gewaltig. Dieses mit der Narkose, Ihr wisst schon. Wie soll man so einen Vorgang am eigenen Tier erträglich finden, findet man den nicht mal an sich selbst entspannend? Und … man kann es ihr doch nicht erklären.

Drückt also bitte dem kleinen bunten Katzenmädchen heute ganz doll die Daumen, ja? So schätzungsweise ab 12:30 Uhr. Und mir auch ein wenig … ich kann das gar nicht gut. Ich habe das auch mit Nishi noch nicht ganz abgeschlossen, merke ich gerade. Hoffentlich kann ich morgen mit meinem kleinen bunten Glückskeks über meine Rumhühnerei und sie über den Eingriff wieder lachen.

2016-04-21

two ways to apolgize

VW verarscht die eigenen Kunden. Vorstand Müller stammelt mässig glaubhafte Entschuldigung. Vorstand zahlt sich Boni.

Mitsubihi verarscht die eigenen Kunden. Vorstand macht wenigstens einen tiefen Diener als Zeichen der Entschuldigung.

2016-04-19

Menschenskinder!

Jetzt hat Bunte Online vor Aufregung über die Geburt des neuen kleinen Schwedenprinzen ganz vergessen im Artikel zu erwähnen, dass seine Mutter einmal Bikini-Modell war.

Dass ich das noch erleben durfte!

2016-04-17

Kotzman

Ich schrieb hier schon über die Menschen, die in dem Heim um die Ecke wohnen. Menschen, denen es offensichtlich gesundheitlich nicht gut geht, die aufgrund ihrer Suchtproblematik nicht mehr für sich alleine sorgen können. Menschen, die dieser Gegend hier ein Stück weit ehrlichen Charakter verleihen. Menschen, die man ganz gerne trifft, sie können Geschichten erzählen. Also wenn die cerebrale Schädigung noch nicht zu weit fortgeschritten ist, dass sie die Kommunikation schon zu sehr gestört hat.

Im Großen und Ganzen sind diese Menschen nach außen ganz friedliche Personen. Was hinter den Zimmertüren passiert, wissen wir natürlich nicht. Die Heimbetreuung lässt sie immer sehr gepflegt nur auf die Straße. Sie tun niemandem weh. Sie sind im Grunde ein Schutzschild. Sie mahnen mit ihren Existenzen für den eigenen Lebensweg. Damals, kurze Jahre nach dem Mauerfall als das ehemalige DDR-Asylantenheim in dieses soziale Pflegeheim umfunktioniert werden sollte, hatte mir meine Cousine erzählt, haben sich die Bewohner mit Händen und Füßen dagegen gewehrt und schlimmste Szenarien im Alltag mit diesen Menschen vermutet. Fruchtlos. Nun, die Menschen, die hier in letzter Zeit anderen Menschen körperlichen Schaden zufügten, waren nachweislich dort keine Anwohner. Womöglich lebt das Böse gar nicht dort.

Ich sehe viele dieser Menschen hier einmal oder auch mehrmals am Tag zum Discounter an meinen Wohnungsfenstern vorbei schleichen, sich neuen Stoff holen. Bei dem einen oder anderen kann man die Uhr stellen, so pünktlich sind die in ihrem Tun. Vielleicht hat es weniger mit der Sucht zu tun als mit der einen, für sie wichtigen, Tagesaufgabe. Wer nicht mehr gebraucht wird von der Gesellschaft, schafft sich halt seine eigenen Strukturen. Wenn auch er längst aus dem System gefallen ist. Der Mensch funktioniert so. Im Grunde ist egal, ob der Mann morgens um acht Uhr das Büro aufschließt oder sich um die gleiche Zeit im Discounter in die Kassenschlange stellt. Auch ist egal, was da um acht Uhr eingekauft wird. Morgens um acht Uhr ist man tätig, sonst ist man nichts.

Kotzman habe ich vor ca. einem Jahr das erste Mal gesehen. Ich wusste ihr erst nicht einzuordnen, den Kotzman war erstaunlich gut gekleidet, sah aber schon nicht wirklich gesund aus. Er kam mir auf der Straße entgegen und kippte sich am frühen Vormittag einen Kurzen. So ließ sich Kotzmans Herkunft recht schnell vermuten.

Seit dem habe ich Kotzman oft gesehen. Er ist einer dieser Ritualgänger. Er geht gerne zwei Mal am Tag zum Discounter. Dort wird er gebraucht. Er ist ein Alki und als solcher sichert er dem Discounter den Umsatz, der Kassiererin ihren Arbeitsplatz. Manchmal bleibt Kotzman mitten auf dem Gehweg stehen und diskutiert mit einer Person, die ich einfach zu doof bin zu sehen. Sie ist dennoch eindeutig da, denn Kotzman hat ihr viel zu erzählen. Sie scheint ihm einiges zu geben. An Ärger. Leider. Diese Person begleitet ihn übrigens immer nur auf der anderen Fußgängerseite der Straße. Geht er auf meiner Seite, lässt sie ihn in Frieden gehen. Auf meiner Seite wird nicht gezankt, hier wird gekotzt.

Denn neulich sah ich Kotzman morgens wieder zum Discounter laufen, eher schlurfend laufend. Sein Gang ist spezieller Natur, eine ganz besondere Kombination zwischen jugendlicher Dynamik und alter Gebrechlichkeit. Beides passt gar nicht zueinander. Daher wirkt es. Kotzmann lief also, zog an seiner Zigarette, beugte sich leicht vorneüber im Gehen, kotzte einen Schwall hellbraune Flüssigkeit auf die Straße, lief ungerührt weiter als wäre nichts geschehen und zog erneut an seiner Zigarette.

Mich hatte das – trotz Ekel – ein Stück weit beeindruckt. Noch nie habe ich jemanden so unbeteiligt kotzen sehen. Als wäre dieser Vorgang des Speiens das Alltäglichste der Welt für ihn. Nicht wichtig sich darum zu kümmern; schon gar nicht wichtig, um sich noch zu wundern. Ein Profi des Kotzens! Ich hatte so eine Ahnung, das war nicht sein erstes Mal.

Gestern sah ich Kotzman wieder. Er kam vom Discounter zurück. Kurz vor der Höhe meines Schlafzimmerfensters setzte er die kleine braune Flasche an und exste diese leer. Vor meinem Küchenfenster, keine drei Meter weiter, erbrach er seinen Schwall Mageninhalt auf die Straße, wieder leicht vorne über gebeugt – die einzige Bewegung bzw. Aufmerksamkeit, die er hinsichtlich des Kotzens sich selbst noch abverlangt.

Er macht das so professionell, er geht dabei weiter ohne selbst dem Schwall im Weg zu stellen. Er wischt sich nicht einmal den Mund danach ab. Er ist schlicht unbeeindruckt ob seines Kotzvorgangs. Mittlerweile ist er erschreckend dünn. Er spürt sich selbst so wenig, dass er schon seit Wochen keine Winterkleidung mehr trägt. Wenn der Alkohol direkt den Kotzvorgang auslöst, weiß man Bescheid.

Kotzman säuft sich tot. Oft werde ich ihn wohl nicht mehr kotzen sehen.


Texte …

… die es wert sind gelesen zu werden. Zum Beispiel den über den Mann, der sich fast auflöste. Magersucht ist eine wirklich fürchterliche Krankheit. Diesen Dämon wünsche ich niemandem. Persönlich bin ich mittlerweile der Meinung, dass im redaktionellen als auch werblichen Umfeld über Diäten weder berichtet noch für Diäten und Diätpräparate geworben werden dürfte. Das würde vielen Menschen etwas mehr Seelenruhe und die Chance auf etwas mehr Liebe zu sich selbst schenken.

Frau Schnips hat einen hervorragenden Text über die Löffeltheorie geschrieben. Trifft nicht nur auf das Leben mit oder nach einer Chemotherapie zu, beschreibt genauso auch die Kraftverteilung im Leben mit Depressionen. Wirklich mit dieser Erläuterung können auch Menschen, die die Symptome solcher Patienten gar nicht für sich nachvollziehen können, etwas anfangen!

Nachdem es in Berlin in der vergangenen Woche zwei große Razzien gegeben hatte, hinter denen wir Berliner nur vermuten, dass Innensenator Henkel sich nun warm spielt für die kommenden Berlin-Wahlen – übrigens nach Jahren der Tatenlosigkeit und erst kürzlich erfolgter öffentlicher Rüge durch den Berliner Bürgermeister (dem auch deutlich früher Filz vorgeworfen wurde als jemals einem seiner Vorgänger zuvor), hat sich Kitty Koma einige Gedanken über Kriminalität und Familienbande gemacht. (Leider wird in Blogs nicht mehr diskutiert.)

2016-04-16

Wolle lache?



(Den verstehen womöglich nur erprobte Insider.)

2016-04-14

Stimmt alles!



Heute wird S. ihre Asche der Nordsee übergeben, sofern das Wetter mitspielt.

Unwirklich. Das.

Freude!

Kennt Ihr das, wenn Ihr etwas seht, was jemand anderes geschaffen hat und Ihr Euch darüber einfach nur freuen müsst?

Mareike Winter hat ihrem jüngeren Bruder – und Star Wars-Jünger – zum Geburtstag ein wundervolles Star Wars-Kuchenbuffet gebacken. Da steckt neben diesem großen Talent von ihr Backwaren zu zaubern, so viel Liebe und Spaß am Kreieren! Also ich war hin und weg.

2016-04-11

Fürchterliche Ego-Nummer

Ich habe für mein Leben die „egal ob mit oder ohne Partner-ich lasse mir ein Kind machen, weil ich ein Kind will” immer ausgeschlossen. Ich wusste, was es heißt das Kind einer alleine erziehenden Mutter zu sein. Ich kennen den Schmerz, Kind eines Vaters zu sein, der zwar da ist – es aber im Grund auch nicht ist, weil sein Interesse an der von ihm gezeugten Brut eher unteres Mittelmaß war.

Das verletzt ein Leben lang!

Ich lehne die künstliche Befruchtung für Personen, die nicht aus dem eigenen Lebensumfeld eine Elternschaft generieren können, ab. Und ich habe meine Gründe dafür:

Meine Mutter wusste bis zu ihrem 18. Lebensjahr nicht, wer ihre leibliche Mutter war (die sie nach einem kurzen Treffen, das im Streit endete, auch nie wirklich kennenlernte) und wusste zudem nie, wer ihr leiblicher Vater war. Vermutlich irgendein Soldat, der im Kriegsgeschehen rum fickte. Vielleicht war sie auch das Ergebnis einer Vergewaltigung. Natürlich hieß es angeblich der Mann wäre „Offizier” gewesen, wenn man schon mit einem unehelichen Gör zurück blieb, dann wenigstens von einem Mann mit von Rang – wenn schon ohne Namen. Schlussendlich wusste man nichts, man konnte sich die Herkunft nur schön träumen.

Nicht zu wissen, wo man zum Teil seine biologischen Wurzeln hat, das prägt ein Kind ein Leben lang und nimmt diesem Kind die Chance viele seiner Fragen jemals klären zu können. Das schafft unfassbar großes Leid bei diesem Menschen. Denn es beschäftigt Menschen irgendwann immer woher sie kommen und wenn man den Kindern, den Jugendlichen diese Fragen nicht beantworten kann – dann lässt man sie mit Schmerzen zurück, ein Leben lang. Dessen sollte man sich bewusst sein: man fügt seinem Kind Schmerzen zu!

Meine Mum hatte ihr Leben lang darunter gelitten, nicht zu wissen, von wem sie wirklich abstammte. Sie war – obwohl sie wahnsinnig liebevolle Pflegeltern hatten, die ihr eine – vom Kriegsgeschehen abgesehen – möglichst sorgenfreie, fast verwöhnte Jugend schenkte, eine in ihrem Inneren immer verunsicherte Person, die so viele Fragen hatte, die ihr niemand beantworten konnte! Nicht zu wissen, wer der Vater war, wie er war. Ob man Geschwistern hat. Zum Beispiel eine generelle Veranlagung von besonderen Talenten oder gar Krankheiten in der Familie – all das Wissen wird so einem Kind vorsätzlich untersagt. Und der Schmerz darüber, der vergeht nie. NIE! Und dieser Schmerz überträgt sich auch auf die Nachkommen einer solchen Person. Denn natürlich hat das meinen Bruder und mich ein großes Stück weit geprägt, denn auch wir bekamen Fragen zu unseren leiblichen Großeltern mütterlicherseits nie beantwortet. Es macht etwas mit einem, hier keine Historie zu haben.

Natürlich passiert es heute immer wieder, dass ein Kind gezeugt wird und der Partner auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Aber das wissentlich zu tun? Wissentlich und mit Vorsatz das seinem eigenen Kind anzutun? Das ist schlimmster Egoismus per excellence meiner Meinung nach.

Meine Mutter hatte noch sechs Monate vor ihrem Tod darüber weinen müssen. Solche Menschen haben gar keine Vorstellung davon, wie sehr sie ihr Kind in ein leidvolles Leben zwingen! Und nein: sie werden diese Löcher in der Seele des Kindes nie schließen können!

Auch die Person in dem verlinkten Artikel (wenngleich sie sich vermutlich für eine Co-Elternschaft entscheidet, die keine Garantie ist) signalisiert sehr deutlich in ihrer Antwort auf die letzte Frage, dass sie eigentlich gar keine Ahnung hat. Liebe kann das Bescheidwissen längst nicht ersetzen. Und einem Kind irgendwann sagen zu müssen, es ist nicht in Liebe entstanden, allenfalls aus einem Wunsch heraus – das wird dem Kind nicht gut tun.