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2024-02-28

Matera

Dieter Weirauch von einfachraus.de ist schuld. Er hatte mir auf unseren gemeinsamen Reisen durch Apulien immer wieder von Matera vorgeschwärmt. Und als ich 2022 das erste Mal Urlaub in Monopoli verbrachte, was mir gleichzeitig etwas mehr Mobilität verschaffte, andere Orte zu besuchen, als unten im Salento es mir möglich war, stand Matera ganz klar auf meiner Must-See-Liste.

Wenn man reist, gibt es Orte, die berühren. Es gibt Orte, da setzt man den Fuß hin und ist glücklich. Oder mag die Energien überhaupt nicht und möchte nur schnell weg. Orte, die faszinieren. Matera ist der Ort, der mich berührt hat, wie kein anderer Ort zuvor. Matera macht mich sehr glücklich. Matera hat mich so viel gelehrt über die Großartigkeit der Menschheit. Kein Ort hat mich so sehr die Urfrage der Menschheit stellen lassen. Matera finde ich unendlich faszinierend, besonders – und ganz einmalig. Dorthin möchte ich immer und immer wieder und ich wünsche mir sehr, noch viele Tage in diesem UNESCO-Weltkulturerbe herumwandern zu können.
Tatsächlich ist es von Bari oder Monopoli dorthin ein kleiner Reisekatzensprung – immerhin fährt man in eine andere Provinz Italiens. In die Basilikata oder, wie die Einheimischen gerne sagen, nach Lukanien.

Ich nahm einen frühen Zug um 06.42 Uhr in Monopoli, um in Matera Villa Longo um 9.31 Uhr auszusteigen. Die Tour beinhaltete zwei Umstiege. Einen in Bari Centrale auf die höher gelegene Plattform Bari Centrale F.A.L. – der Ferrovie Appulo Lucano – benannt nach den historischen Bezeichnungen für Apulien und Lukanien. Hier gehen die Züge in die Basilikata, mein Zug endete in Altamura, dort wartete schon der Zug nach Matera Villa Longo. Nette Bahnhofsmitarbeiter stehen dort auch außerhalb der Saison auf dem kleinen Bahnhof und zeigen den richtigen Zug für die Weiterfahrt. Diese einfache Fahrt kostet in 2024 € 9,80.

Vom Bahnhof Villa Longo läuft man ca. 30 Minuten hinunter bis zur Altstadt von Matera. Die Sassi di Matera sind sehr gut ausgeschildert. Entlang der Via Nazionale, die an dem kleinen Park Villa dell'Unità Italia in die Via delle Beccherie über geht, einen Schlenker nach rechts und auf Höhe der Handelskammer von Matera noch einen nach links gemacht – an der kleinen Markthalle vorbei. Hier ist Matera schon voller Leben, pittoresk großstädtisch.

Alternativ läuft man hinter der Villa dell’Unità Italia die Via T. Stigliano geradeaus und ist direkt im Centro Storico von Matera. Verpasst dann aber die faszinierenden Eindrücke auf der Piazza Duomo und den Blick vom Balkon auf die Altstadt, den ich unbedingt empfehlen würde. Außerdem locken auf der Piazza beeindruckende Palazzi, diversen Museen, u. a. die Multimediaausstellung über die Sassi in der Casa Noha und der Info-Point für Touristen. Rund um diese Piazza kann man locker einen ganzen Tag mit Ausflügen in die Kirchen und Museen verbringen.
Aber hier wartet vor allem der legendäre Balkon Belvedere Luigi Guerrichhio detto dei „Tre Archi”. Der Blick, der sich von hier auf die Altstadt von Matera offenbart, ist überwältigend.
Für mich wurde in diesem Moment alles, war ich bis dahin unter Centro Storico in Italien gesehen hatte, gänzlich neu definiert. Zu meinen Füßen – in nicht unerheblicher Tiefe – öffnete sich der Blick auf die riesige Altstadt Materas. Und ich sollte zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wissen, das „Tre Archi” durchaus ein sinngebender Begriff ist, da sich die wunderschöne Altstadt Materas noch weit nach rechts und links weit erstreckt. Auch wenn dieser Balkon selber vergleichsweise unspektakulär scheint – seine Königsdisziplin ist der Blick!

Ich war übrigens sehr froh, dass ich diesen Moment damals alleine für mich haben durfte. Nicht in einer Reisegruppe während einer z. B. Pressereise. Auch waren Anfang März bei mäßigem Wetter, die Touristen in der frühen Morgenstunde noch rar gesät. So konnte ich in Ruhe und angemessen lange diesen Blick auf diese faszinierende alte Schönheit mit ihrer sichtlichen Geschichte still genießen.
Das Centro Storico Materas teilt sich in drei geografische Bezirke auf: Im Nordwesten Sasso Barisano (in Blickrichtung Baris gelegen), die Civita – das Zentrum, das ist das, was man vom Belvedere aus lediglich sieht – und Sasso Caveoso, im Süden gelegen und gleichzeitig der Bereich mit den meisten Höhlenwohnungen.

Vom Balkon aus geht es bergab!
Was ich auch noch nicht ahnen konnte, dass hinter dem Wall alter Häuser und Treppen, die tief unter mir lagen, an deren Ende sich eine Panoramastraße mit der Brüstung zur Gravinaschlucht befinden sollte, und es dort noch einmal sehr tief bergab gehen würde.
Der Fluss Gravina verläuft durch die Schlucht, die heute den Namen Nationalpark Parco della Murgia Materana trägt. Die stabile Hängebrücke Ponte sulla Gravina führt wander- und kletterfreudige Touristen hinüber in den Teil des Nationalparks, der mit etwas Kletterbegabung bewältigt werden möchte.
Hier kann man stundenlange Wanderungen machen. Führungen dafür zu buchen, lohnt sich schon aufgrund der historischen Erläuterungen. Oder man wandert entlang des Flussbettes bis hoch zu Materas kleiner Schwesternstadt Gravina.
Aber bevor man zur Schlucht aufschließt, muss man viele Treppen hinab und wieder aufsteigen. Lässt man sich von rechts nach links treiben, entdeckt hier Kunst, trinkt dort einen kleinen Caffè, freut sich über herum schleichende Katzen (ich), lauscht den Glockklängen der Kirchen.
Alleine 26 Kirchen mit der Kathedrale, Crypta und diversen Felsenkirchen sind in meinem kleinen Stadtführer vermerkt.
Es bimmelt also ordentlich und lange zur vollen Stunde in Matera. Je nach Jahreszeit freut man sich über erste Blüten und Flora (ich) oder legt sich auch mehr und weniger elegant auf dem glatten Stein ungeplant hin (auch ich).

Wer ganz Matera zu Fuß erfassen und durchwandern möchte, sollte mindestens zwei Tage einplanen. Wollen auch die vielen Kirchen und Höhlen ausgiebig erkundet werden, sollten zwei weitere Tage einkalkuliert werden. Wer sich auch den faszinierenden Wanderwegen durch die Schlucht und hoch auf die Seite, wo heute noch die offenen Höhlen, die Sassi, liegen, gönnen möchte, rechne nochmals zwei Tage hinzu.
Matera sehr intensiv entdeckt, das kann unter einer Woche nicht funktionieren. Es wollen schließlich auch die vielen kleinen Kunsthändler*innen besucht werden, die überall versteckt lauern. Und natürlich sollte man das eine und andere Restaurant mit der typischen lukanischen Küche für sich entdecken.
Das ist das eine Erleben Materas. Das andere ist, dass einem hier – in einer der ältesten Städte Europas – die Geschichte der Menschheit in einer ursprünglichen Dimension präsentiert wird, wie man es selten erlebt.

Die Geschichte der Sassi di Matera findet ihren Ursprung in den Villaggi Trincetari, den ersten festen Ansiedlungen von Menschen. Da reden wir von der Neusteinzeit. In der Nähe von Altamura wurde das vollständige Skelett eines Hominiden gefunden. Und die haben vor 250.000 Jahren gelebt! Das ist Matera auch und dieses Erleben, wie sich Menschen in so früher Zeit mit einfachsten Hilfsmitteln Höhlen geschaffen haben.
Aber auch die Tatsache, dass diese Höhlen noch 1950 von den Menschen bewohnt wurden. Was man in einigen frei stehenden Höhlen immer noch fühlen kann.

Als ich in die Schlucht auf den Gravina geguckt habe, war ich gefühlt sehr nahe an der Lösung auf die Frage: Was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei? Wenn man Menschheit begreifen möchte, dann kann man das in Matera. Diese Stadt ist ein einziges Faszinosum der Geschichte.

Tipps für einen gelungenen Matera-Besuch

Matera braucht keinen gleißenden Sonnenschein. Die Stadt und die Höhlen wirken eindrücklicher, wenn der Himmel auch bewölkt ist. Auch würde ich Matera-Besuche immer außerhalb der Saison empfehlen – und vielleicht nicht ausgerechnet am Wochenende. Seitdem Matera 2019 Kulturhauptstadt in Europa war, ist das Interesse der Touristen groß und da bleibt aufgrund der Menschenmassen oft viel ungesehen.
Flache und bequeme Schuhe anziehen. Und zwar ausschließlich. Will man zur Schlucht hinunter sowieso, der Abstieg geht über Stock und Stein, da sind Schuhe mit festen Sohlen das Must-have. Ich habe schon junge Frauen aka Influencerinnen mit Trolley und in Highheels durch die Altstadt zum B & B stöckeln sehen – die sahen nicht sehr glücklich aus. Schnieke Absatzschuhe sind hier einfach keine gute Idee.
Generell sollte man gut zu Fuß sein, um diese Altstadt zu erkunden. Es sind nur wenige Straßen in der Altstadt überhaupt mit dem Auto befahrbar. Und das dürfen lediglich die Anlieger. Natürlich gibt es Shuttles mit e-Apes. Sonst sind die Fußwege meist uralte Steinwege und -treppen, deren Steigungen durchaus anspruchsvoll gelegentlich sind.

Anreise

Die Anreise erfolgt per Bahn oder Flugzeug (Bari Karol Wojtyła Airport) mit den öffentlichen Verkehrsmitteln immer über die Stazione Centrale Bari. Von dort aus kann man mit dem Zug, wie oben beschrieben, in ca. drei Stunden in Matera sein. Es gibt auch eine Buslinie ab Bari nach Matera.

2025-05-21

Matera – immer eine Reise wert!

Regelmäßige Leser*innen dieses Blogs haben schon verstanden: Ich habe einen leichten Crush auf Matera. Diese einzigartige Stadt in der Basilikata zu besuchen, macht mich immer happy. Als sich anlässlich unserer Reise nach Rocca Imperiale in Kalabrien am ersten Tag zumindest ein halber Tag in Matera in unser Programm schmuggelte – es lag auf dem Weg – waren meine Emotionen natürlich mehr als freudig gestimmt. Es gab einen kurzen Moment der Ekstase, durch einen Happy Dance ausgedrückt. Aber es ist so: Ich setze den Fuß in diese Stadt und bin voller Frieden.
Das Flugzeug landete nach einem sehr frühen Start um kurz vor neun Uhr in Bari. Eine knappe Dreiviertelstunde später waren wir in Matera, blauer Himmel, Schäfchenwolken und eine dezente Brise – perfektes Reisewetter! Eingeladen waren wir von Michele Brucoli, der uns gemeinsam mit Claudio Latorre die Zeit in dieser wundervollen Stadt mehr als angenehm bereitete. Claudio führte uns zuerst durch Matera – und entpuppte sich später als profunder Sommelier, der uns einige spannende Rebenschätze der Region vorstellte. Aber zuerst nahm er uns mit zur Panificio Il Forno di Gennaro der Familie Perrone.
Diese Bäckerei zelebriert ihre Backkunst seit dem Jahr 1890 – in den aktuellen und jüngst modernisierten Räumen schon seit 1960 – und nunmehr in der vierten Generation.

Panificio Il Forno di Gennaro

Nicola startete das familiäre Geschäft Ende des 19. Jahrhunderts am Holzofen, gefolgt von seinem Sohn Giuseppe, in dessen Fußstapfen später Enkel Gennaro in den 40igern im letzten Jahrhundert trat.
Eine unzählbare Menge Pane di Matera wurde seither gebacken, heute ist der Betrieb immer noch Familiensache und wird von Gennaros Töchtern und Enkeltöchtern sehr modern geführt.
Seit 2000 vertreiben sie ihre Backwaren auch in der Distribution – und ein Seminarraum ist auch in die Bäckerei eingezogen.
Patrizia und Sabrina bieten neben dem besonderen Brot saftige Focaccia und die berühmten Friselle an. Bei den doppelt gebackenen Friselle musste ich zuschlagen, einfach weil sie so eine schöne dunkle Farbe hatten.
Enzo – der seit 62 Jahren hier das Pane di Matera im Holzofen backt – zeigte uns gemütlich, wie souverän und gelassen, dennoch rasant schnell er das Pane faltet, schneidet und – für uns Zuschauer – stempelt – und in den Ofen schiebt. 1000 dieser Brote verlassen täglich die Bäckerei!
Enzo schien sehr in sich zu ruhen – ich glaube, Brot backen ist ein sehr medidativer Prozess. Das Brot, mit der fast ebenso alten Mutterhefe Lievito Madre, angesetzt, erhält eine lange Teigführung und ist daher sehr bekömmlich. Das von Il Forno di Gennaro verwendete Hartweizengrieß bzw. -mehl entstammt der Region Genzano di Lucania.
Die Stempel entstammen noch der Zeit als die Familien ihre Brote selber herstellten und in den großen Gemeinschaftsöfen backten und mit diesen Stempel ihr Brot mit ihren Familienkürzeln kennzeichneten. Er wird nach dem Falten und dem Schneiden der Dreifaltigkeitskrone in den Teig gedrückt. Dieses Brot ist ein Geschenk aus Backkunst, traditionellen unverfälschten Zutaten – und sehr viel Zeit. Seine Kruste ist irre knusprig und kracht im Ohr beim Reinbeißen. Es braucht nur leckeres Olio di Olivi – herrlich!


Die Piazza Vittorio Veneto di Matera – unendlich viele Sehenswürdigkeiten

Weiter ging es zu Fuß in Richtung Sassi di Matera zur Piazza Vittorio Veneto. Auf die vielen Sehenswürdigkeiten dieses Platzes mit der Chiesa di San Domenico; dem Palazzo dell’Annunziata aus dem 18. Jahrhundert, heute Ort für viele kulturelle Veranstaltungen; der Springbrunnen: die Fontana Ferdinandea, als auch auf die Palombaro Lungo: eine Zisternenwelt unterhalb von Matera, die immerhin 5 Millionen Liter Wasser fassen konnte, sowie die Ausgrabungsstätte des früheren Marktes Fondaco de Mezzo konnten wir aus zeitlichen Gründen lediglich einen kurzen Blick werfen. Viele kleine Appetizer – es gibt für mich in Matera immer noch so viel zu entdecken. Ich brauche unbedingt einmal eine ganze Woche in Matera!
Claudio führte uns zum Balkon Belvedere Luigi Guerricchio. In der Vorbereitung zu dieser Reise war es mir ein Herzanliegen, dass meine mitreisenden Kolleg*innen, die Matera zuvor noch nie besucht haben, von hier einen allerersten Blick auf die Sassi werfen konnten. Und danke schön an Claudio und Michele, dass sie es ihnen ermöglicht haben!

Vor Jahren hatte ich dort selber meine erste Berührung mit den Sassi und das besondere Gefühl angesichts dieses Wimmelbildes von Steinhäusern, das ich damals empfinden durfte beim Blick vom Balkon, hatte mich nicht mehr verlassen. Das wollte ich weiter gegeben wissen. Selber war ich wieder glücklich bei diesem grandiosen Anblick auf einen relativ kleinen Teil der Sassi!
Zumal ich dort mit Pino Bianco sein konnte – auch so ein Wunsch von mir, mit Pino einmal seine Heimat entdecken zu dürfen. (M)Ein Geschenk!
Als Nächstes zeigten uns Claudio und Michele zuerst den kleinen täglichen Markt, Mercato storico di Matera centrale, der keine zwei Minuten entfernt in einer Querstraße an der Piazza Ascanio Persio liegt. Er ist übersichtlich in seiner Größe, täglich geöffnet und bietet bis 14 Uhr alles, was man für die gute lukanische Küche braucht, …
… einschließlich frischem Fisch- und perfektem Fleischangebot. Mit Fans.
(Hier wanderten Face di cravatta, Caroselli und natürlich viel Oregano in meinen Rucksack.)
Nächster Stopp, die Salumeria Il Buongustaio Matera direkt auf der Piazza. Dort gibt es alles! Käse, Wurstwaren (ja, auch die aus Pferd hergestellt), Trüfffel, Konserven, Gewürze, Süßigkeiten – nur frisches Gemüse (kauft man natürlich auf dem Markt). Alle Spezialitäten der Basilikata, können hier in viel menschlichem Gewusel erworben werden.
Ich finde diesen Feinkostladen sehr charmant, auch dank seines schönen alten Interieurs aus Holz, würde es aber vorziehen, dort einzukaufen, wenn andere Touristen noch schlafen – also eher um 08.30 Uhr.


Traumhafte Lofts in der Il Granile

Unser nächster Stopp führte mich in eine Straße von Matera, in der ich zuvor noch nie gewesen war. Und Michele als auch Claudio entpuppten sich plötzlich als großzügige, sehr charmante Gastgeber (Michele), Claudio als ebensolcher Sommelier. Michele, mit seiner Frau Ferdinanda, als talentierter Kunstsammler.
Il Granile – die ehemalige Speicherstadt von Matera, wo z. B. das Getreide gelagert wurde – galt früher als eine der sehr reichen Wohngegenden Materas in früheren Jahren. Hier hat Michele gemeinsam mit Ferdinanda drei Lofts ausgebaut.

Wir befanden uns auf der zweiten Ebene im Palazzo Malvinni Malvezzi, einem beeindruckenden weitläufigen Gebäude, das um 1857 erbaut wurde. Unter ihm befindet sich ein weitläufiges Areal, das aus von Menschenhand in den Fels gehauenen Höhlen besteht. Von der Straße aus führt eine steile Treppe hinab zu den Höhlen, die früher als Lager und für die Konservierung landwirtschaftlicher Produkte der großen Adelsgüter rund um Matera dienten. Natürlich gab es hier auch Weinkeller, Ställe für die Maulesel und Zisternen.
Haben wir nicht besichtigt, denn wir waren indes herzlich eingeladen, uns die Lofts anzusehen! Sie sind mindestens genauso beeindruckend. Die Eheleute verbindet die Liebe zur Kunst und zu Antiquitäten – und so haben sie die Contemporary Lofts quasi zu bewohnten Galerien umgestaltet und vor allem mit den Exemplaren ihrer Sammlungen ausgestattet bzw. in das Loft-Design integriert.

Und sie stellen auch Kunst aus! Aktuell hängen dort zum Beispiel die Exponate des Künstlers Nicola Kalura mit seiner PopUp-Installation „Munnu Era”. (Die Gang: Michele Brucoli, Pino Bianco und Nicola Kalura v. l. n. r.)
So ein cooler Ort! Der Mix aus Elementen, die aus ihrer früheren Funktion in die heutige Gestaltung implementiert wurden, wie hier zum Beispiel eine alte Waage …
… heute als Treppenelement – der ist einfach großartig und gelungen. Spannendes Interieur, integriert in die sinnvolle Innenarchitektur heutiger Moderne, gelungen, faszinierend.
Überall gibt es etwas zu entdecken. Eine alte Getreideschütte, die die ursprüngliche Nutzung des Speichers unter Beweis stellt, der TV-Screen steht auf einer Malerstaffel.
Und alle Räume mit Heizung ausgestattet. Ich fand die Heizkörper so schön im Design, …
… also es gibt keinen Grund diese Lofts nicht auch einmal außerhalb der üblichen sommerlichen Reisesaison zu buchen. In einem der Lofts die Faltküche!
Ein Problem, das Gäste in diesen Unterkünften haben dürften, ist, dass sie gar nicht mehr verlassen wollen. Was ein heftiger Zwiespalt wäre in dieser spannenden Stadt. Ich hatte früher schon Fotos gesehen von Micheles Appartements – im Real Life sind sie viel besser. Gleichzeitig durften wir die Kunst von Nicola bestaunen, die derzeit in den Appartements aushängt.

Der perfekte Aperitivo

Nun, in dieser exklusiven Umgebung servierte uns das Ehepaar Brucoli einen leckeren, mehr als reichhaltigen Aperitivo. Zum Teil sogar selbst hergestellt von Micheles Ehefrau (die er übrigens einst aus Bari nach Matera entführt hatte). Ihre stark angerösteten Peperoni in Olivenöl mit Kapern und Rosinen – ein Rezept ihrer Nonna – werde ich auf jeden Fall nachkochen! Die haben uns alle sehr begeistert. Die Parmigiana oder überbackenen Muscheln … ging es uns gut!
Auch Claudio, der uns feine Spumante (ich kann italienische Spumante nicht hoch genug preisen!) und exzellente Weine von Winzern aus der Basilikata in die Gläser schenkte. Diese Weinverkostung war wirklich besonders.
Die Basilikata als Weinland sollte unbedingt mehr entdeckt werden. Vor allem, finde ich, dürften hierzulande die lukanischen Weißweine endlich mehr Beachtung finden!


Im Cabriolet durch Matera

Sehr satt und zufrieden wurden wir in ein Auto gesteckt. Einem Van von Mercedes, als Cabriolet umgebaut, der uns durch die Sassi von Matera fuhr. Hatte ich jemals einen echten touristischen Moment in Matera – da war er! Mit Zwischenstopps unten in den Sassi di Matera, oberhalb der Gravina (der Fluß in der Schlucht).
Mit erfrischenden Kaltgetränken (Touri-Mode) fuhren wir aus den Sassi raus. Immer wieder beeindruckend die Steigung am Ende der Sassi – ja, das Anfahren am Berg, sollte man hier beherrschen dürfen. Wir fuhren über die Landstraße durch die blühenden Landschaften genau auf die andere Seite der Schlucht, mit dem traumhaften Blick auf die Totale von Matera.
Wow! Das war etwas, was ich mir immer gewünscht hatte (gut, ich wäre mit mehr Zeit irgendwann dorthin gewandert und möchte das auch immer noch einmal machen.) Was für ein einzigartiger Blick auf die gesamte Stadt! Diese Historie. Wie skurril dann im Hintergrund die Neubauten wirken, so klein und unbedarft. Und diese Stille dort. Ein wunderschöner, mich tief beeindruckender Ort.

Nur etwas mehr als fünf Stunden waren wir in dieser besonderen Stadt – und ein schönes Momentum reihte sich an das andere! Grazie Michele e Ferdinanda e Claudio (und an alle anderen, die uns die Zeit in Matera so schön gestaltet haben.)

Ich möchte wirklich immer, immer, immer wiederkommen.


Il Granile Contemporary Loft
Via XX Settembre, 14, 75100 Matera MT, Italien
Homepage e-Mail: booking@mateintravel.com


Stadtführungen in Matera und Weinverkostungen
Claudio Latorre
Phone: +39 348 325 6103

Damasco Travel Service (Autoservice mit Fahrer)
info@autoservizdidamasco.it


Möchtet Ihr mehr von Matera in meinem Blog lesen? Dann hier entlang!

2025-02-28

Gut geschlafen: Das L’Artiere Dimore nei Sassi in den Sassi di Matera

Mein persönlicher Jackpot anlässlich der Reise in die Basilikata, der war natürlich die Freude zwei Nächte in Matera schlafen zu dürfen. In den Sassi. In der Altstadt, dem Bereich in dem die früheren Höhlenwohnungen heute noch existieren, die Sassi di Matera, wofür Matera heute noch steht. Seit ich das erste Mal auf eigene Initiative hin einen Tagesausflug in diese bezaubernde und – im wahrsten Sinne des Wortes – alte Stadt, gemacht hatte, hat sie mein Reiseherz gewonnen!
Dort auch einmal zu schlafen, das stand auf meiner Wunschliste ganz weit oben.

Ich glaube nicht, dass ich je von diesem Ort genug bekommen könnte. Es liegt ein Zauber über diese alten Höhlen und Gemäuer, über die Natur der Gravina, deren Schlucht die Stadt begleitet. Die Besonderheit, die immer noch existierenden Zeichen der extremen früheren Armut, den kann auch der zunehmende Luxustourismus nicht auslöschen. Die Liebe mit der die Materani ihre Stadt schmücken, kunstvoll und überall mit kleinen Details. Jedes Mal, wenn ich in Apulien bin, lockt es mich, wenigstens einen Tagesausflug in die Basilikata nach Matera zu machen.
Am Flughafen Bari Palese abgeholt, dauert es mit dem Auto ca. 45 Minuten und ich fahre zum ersten Mal in die Sassi hinein – anstatt über die Piazza Dumono die Treppen hinabzusteigen – direkt zu unserem B&B.

L'Artiere Dimore nei Sassi

Cinzia und ihr Bruder Nicholas haben ganz zentral im Bezirk Sasso Caveoso ein entzückendes Refugio für ihre Gäste geschaffen. Das L’Artiere Dimore nei Sassi ist ein B&B, das in einigen der früheren zusammenhängenden alten Häuser integriert ist, die – und das ist doch das Besondere an den Sassi – teilweise in das Gestein der Felsen eingehauen oder auf die früheren Höhlen gebaut wurden. Hier ist eine eine riesengroße ehemalige Zisterne, die diese Anlage unterkellert.
Vier traumhaft schöne und große, autark gelegene Appartements warten auf Gäste – alle sind modernisiert und mit Liebe und Charme gestaltet. Sie sind benannt nach den typischen historischen Berufen, die einst in Matera hoch geschätzt waren, es teilweise heute noch sind. Il Ceramista, il Cartapestaio, il Vetraio und il Ferraio – der Keramiker, der Papiermacher, der Glasmacher und der Eisenwarenhändler.
Feine kleine Details in den Räumen deuten auf den jeweiligen Berufsstand hin. Ich – als Enkeltochter eines Kunstschmieds – darf im Il Ferraio schlafen. Und das tue ich, wie ein Engel, in einem wunderschönen Eisenbett mit Baldachin. Das Zimmer ist erstaunlich groß, bietet bequeme Sitzmöbel, einen kleinen Esstisch und eine ebensolche hübsche kleine Küche im Nebengelass. Der Mix des Mobiliars zwischen Antike und Moderne ist gelungen und unterscheidet sich angenehm von der üblichen Stilistik monotoner Hotelzimmer.
Auch das Bad ist modern, groß und lässt mich in einer großen Dusche meine ebensolche genießen. Eine charmante kleine Terrasse, die nach hinten hinausgeht und von der man einen Teil der Sassi überblicken kann, lädt zu ruhigen Momenten ein.

Nach vorne habe ich einen grandiosen Ausblick auf die Via Bruno Buozi. Sie ist eine der relevanten Straßen in den Sassi, durch die auch – der in den Sassi nur partiell geduldete – Autoverkehr geht. Allerdings ist hier lediglich ein Anlieger- und Lieferverkehr zu bestimmten Uhrzeiten gestattet. Ruhe ist garantiert.

B&B, Galerie und Cocktails in der Zisterne

Schräg gegenüber des L'Artiere Dimore nei Sassi liegt die bekannte Pasticceria (und Bar) Il Forno nei Sassi, die das Pane di Matera selber backen und verkaufen. Die Rezeptur ist über 500 Jahre alt und trägt längst das IGP-Siegel. Ein Stück weiter das Restaurant Pane e Pomodorro, hier habe ich immer sehr gut gegessen bei meinen bisherigen Ausflügen nach Matera. Besonders das Fave di Cicoria habe ich hier in leckerer Erinnerung. Da ich diesen Bereich von Matera also schon gut kenne, fällt es mir überhaupt nicht schwer, mich sofort wie zu Hause zu fühlen.

Zum L’Artiere Dimore nei Sassi gehört eine kleine Boutique Bar in der uns das Frühstück nach freier Wahl serviert wird. Überall faszinieren hübsche Details. Bei der Restaurierung und Einrichtung war sehr viel Liebe zur Tradition im Spiel.
Die zur Via Bruno Buozzi liegenden Außenplätze lassen uns den willkommenen Spritz später genießen, Gästen können auch kleine, typisch lukanische Spezialitäten bestellen.
Die Bar ist gleichzeitig eine Galerie auf kleinem Raum. Überall hängen Gemälde und Zeichnungen, sind Keramiken und Skulpturen befreundeter Künstler aus Matera ausgestellt, die man natürlich auch erwerben kann. Gemeinsames Thema, es wird nicht wundern: Matera.
Über eine spektakuläre Wendeltreppe gelangt man in den unteren Raum. In die frühere in den Felsen gehauene ehemalige Zisterne ist heute ein Restaurant und Bar eingezogen und kann natürlich als Eventlocation gebucht werden. Es ist ein wirklich besonderer Ort mit historischer Atmosphäre, den das Geschwisterpaar aus dem für Zisternen typisch runden hohen Raum gemacht haben.
Und aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass die Flasche Pietrapena von der Casal Dragone, die wir gemütlich oben auf der grandiosen Dachterrasse trinken, sie für alle Gäste zugänglich und bietet einen Rundumblick auf den Sasso Caveoso, ein besonderes Erlebnis ist. Klarer Sternenhimmel on top!
Ach ja: Die kleine Katze, die sich dem B&B verpflichtet gehört, heißt Eva. Ihre Anwesenheit und diese tiefe Ruhe, die dieser wirklich schöne und gastliche Ort auf mich ausstrahlt. Jackpot eben!

Mitten drin!

Die Sehenswürdigkeiten der Sassi di Matera insbesondere in den Sasso Caveoso sind vom L'Artiere Dimore nei Sassi aus zu Fuß bequem zu erreichen. Nicht weit vom B&B entfernt, führen von der Via Bruno Biozzi schmale Treppen auf die höhere gegenüberliegende Ebene und von dort wieder hinunter zur Panoramastraße.
In den verwinkelten kleinen Gassen wohnen Manterani und sie gestalten ihre Außenflächen sehr charmant mit der typischen lukanischen Vegetation. Und das erstaunlich üppig in einem Untergrund, der nur aus Felsen besteht.
Eine Besonderheit dieser Region sind keramische Arbeiten jeglicher Art. Der Berufsstand scheint schon deswegen gerettet, weil überall in der Stadt die Wasserableitungen an den Häusern aus Ton gestaltet sind. Das sieht zum einen sehr harmonisch aus und zum anderen haben sie den Vorteil, dass sie gestückelt installiert sind. Geht also einmal eine Röhre kaputt, kann sie alleine ersetzt werden.
Auf einem Platteau etwas südlich gelegen, ungefähr oberhalb der Chiesa S. Lucia alle Malve, kann man noch Reste von früheren Nekropolen entdecken. Die in den Stein gehauenen Gräber der frühen Materani.
Dieser ruhige Ort, wo heute Touristen auf Felsen sitzen und die Aussicht auf die gegenüberliegende Seite der Sassi genießen, war also einmal ein Friedhof.

Auf der anderen Seiten hinab gestiegen, sind wir wieder auf der Panoramastraße, Vicinato di vico Solitario, auf der wir den Tag zuvor die zahlreichen Sehenswürdigkeit besucht haben. Alles zu erreichen und man ist lediglich einmal über den Berg geschlendert.

Mein Geschenk an mich

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes gehe ich genau diesen Weg noch einmal. Ich wollte unbedingt einmal den Sonnenaufgang in den Sassi di Matera zu erleben, der Wecker klingelte um fünf Uhr. Tatsächlich zeigt sich der Charme der frühen Sonne eher von der anderen Seite der Sassi. Aber diesen friedlichen Moment ganz früh am Morgen, nur für mich, die Ruhe zu dieser besonderen Zeit, das war ein persönliches Geschenk an mich. Lediglich ein Müllauto und ein Mann, der zur Arbeit eilte, sind mir begegnet.

Ich habe mich auf die Felsen gesetzt und über die Schlucht geguckt, den kleinen Katzen beim morgendlichen Mäusefang zugesehen und durfte zuhören, wie die Vogelwelt langsam erwachte mit dem ersten Gruß der Sonne.
Etwas Grillenzirpen mischte sich in Klaviatur. Eine so friedliche Welt, die sich farblich von einem tiefen dunklen Blau der Nacht zur morgendlichen blauen Stunde, später zum hellen Morgen wandelte.

Links von mir liefen zwei Glühwürmer den Abhang zur Gravina hinunter, deren Stimmen in der Ferne entpuppten sich dann doch als Menschen, die sich in der Dunkelheit aufgemacht hatten auf die gegenüberliegende Seite zu wechseln. Faszinierend war zu verfolgen, wie sich deren zwei Lichter durch die Dunkelheit erst hinab, über die Hängebrücke und dann wieder hinauf bewegten. Und eine dieser frühen Menschen ließ es sich nicht nehmen, später mit einer wunderschönen Stimme und klassischem Gesang die Sonne zu begrüßen. Für dieses besondere Erlebnis bin ich ihr dankbar!
Das war mein perfekter Moment in der Basilikata, in den Sassi di Matera. Und ich weiß genau, was ich anlässlich meiner nächsten Übernachtung in Matera auch tun möchte: Den Sonnenaufgang über die Stadt von der anderen Seite der Schlucht ansehen. Keine Sorge, ich werde nicht singen! Die Stille dort – vielleicht mit einem ersten Cafè aus der Thermoskanne – wäre mir Stimmung genug!