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2023-12-11

Muscheln

Samstag hatte ich eine Packung frische Muscheln eingekauft und habe einen Arroz de Marisco, den berühmten portugiesischen Tomatenreis, zubereitet – in einer Variante mit Meeresfrüchten. (Rezept folgt). Dazu fällt mir ein, dass ich schon immer einmal über Muscheln schreiben wollte.

Ich kenne viele Menschen, die bei der Nennung von Muscheln das Gesicht verziehen. Manche von ihnen hatten einfach einmal Pech, dann verstehe ich die Abneigung. Meine Mum hatte zweimal in ihrem Leben eine Muschelvergiftung, nein, möchte man nicht haben. (Allerdings hatte sie auch mehrmals Knoblauchvergiftungen, die mit Muschelgerichten einhergehen gehen könnten. Daher möchte ich ihre üblen Zustände gar nicht ausschließlich den Muscheln anlasten. Zu viel Knoblauch kann nämlich auch toxisch wirken – vor allem, wenn gekeimter Knoblauch verwendet wurde.)


Muscheln sind sehr gute Vitamin- und Mineralienlieferanten

Ich liebe Muscheln! Muschelgerichte aller Art machen mich immer glücklich. Aromatisch in einer fruchtigen Sugo, paniert, mit saftiger Brösel-Kruste überbacken aus dem Ofen, Vongole mit Spaghetti, Risotto con cozze. Muscheln können so viel! Und sie sind Lieferanten von Selen, Zink, Omega-3-Fettsäuren, puschen den Vitamin B1, B2, B6, C und E-Haushalt. Diverse Mineralien wie Natrium, Eisen u. v. m. bieten sie zudem. Wenig Fett, wenig Kalorien …

Tatsächlich muss man sich heutzutage bei der eigenen Verwendung von Muscheln keine Sorge machen, sich versehentlich eine Muschelvergiftung einzufangen. Gerade Miesmuscheln (Pfahlmuscheln) werden extra gezüchtet unter guten Bedingungen. Und sie werden nur noch lebend eingeschweißt verschickt. Dabei sind Transportwege heute viel kürzer, als sie es noch in den 70er/80er Jahren waren und die ganze Zeit ist ihre Kühlung gewährleistet. Die Transporttechnik hat sich sehr zum Guten verändern. Ein weiterer Pluspunkt: Sie werden mittlerweile geputzt verschickt, also ohne Bärte.


Wie ich gute Qualität von Miesmuscheln im Essen sicherstelle

Wie schon erwähnt, Muscheln werden heute lebend verschickt. Eingeschweißt mit etwas Meerwasser bzw. dem Wasser, in dem sie gezüchtet wurden. Kommen sie nach dem Entfernen der Verpackung mit kaltem Leitungswasser in Berührung, schließen sie sich sofort! Für die lebenden Muscheln ist das gefühlt ein Angriff und sie schützen sich, in dem sie dicht machen.

So gebe ich die Muscheln aus der Verpackung in eine Schüssel mit kaltem Wasser und sortiere – das macht man bitte sofort und auch recht zügig hintereinander weg, bevor sie sich an die neue Umgebung gewöhnt haben – die Muscheln aus, die nicht komplett geschlossen sind. Einen halben Millimeter (je nachdem wie schnell man sortiert, assimilieren sie sich zum Ende hin schon und öffnen sich ein wenig wieder) dürfen sie sich geöffnet haben, mehr nicht – da bin ich sehr streng!
Natürlich sortiere ich jetzt auch die Muscheln aus, die beim Transport beschädigt worden sind. Über die Jahre sind es immer weniger Muscheln gewesen, die ich direkt entsorgen muss – das spricht wirklich für eine sehr gute heutige Qualität dieser Zuchtware.
Die zweite Kontrolle erfolgt dann – sie ist wohlbekannt – nach dem Kochvorgang. Muscheln, die sich in Hitze nicht öffnen, waren bereits vor dem Kochgang tot, könnten verwest sein. Finger weg!

Mit diesen beiden Methoden stelle ich sicher, dass ich hervorragende Qualität serviere, wenn ich Muscheln zubereite. Man muss heutzutage wirklich keine Sorgen mehr vor schlechten Muscheln haben. Gerade wenn man sie zu Hause selber kocht – und selber die Kontrolle über ihre Qualität hat!

Alles andere spricht, finde ich auch, für ein köstliches Muschelgericht: Es geht sehr schnell, Muscheln wollen nicht zäh gekocht werden. Sie kochen meist selbst und verfeinern mit ihrem Geschmack den feinen Sud. Und sie bringen ihr eigenes Besteck mit.

Traut euch einfach! Ihr könnt es mindestens so gut wie ein Restaurankoch.

2023-08-22

True Italian Pistacchio Street Food Festival

Die Street-Food-Festival-Dichte in Berlin – vor allem in den den Sommermonaten – die ist groß, um nicht zu sagen mittlerweile unübersichtlich. Jede regionale Küche hat ihr eigenes Event, jede Spirituose lädt ein. Pizza, Schnitzel, Currwurst, Biermeile, Weinfest – alles wird als Street Food Festival zelebriert und die sehr erfolgreichen Events finden mittlerweile mehrfache, dafür mäßig erfolgreiche Nachfolger.

Aber es gibt ein Original, das ist meiner Meinung nach sogar eine eigene Reise nach Berlin wert und das ist das True Italian Pistacchio Street Food Festival!

Es findet kommendes Wochenende nun zum dritten Mal statt und ich erlebe es als eine wirklich sehr leckere Bereicherung für Berlin! Eine tolle Idee, die Sara Trovatelli und Andrea d’Addio mit ihrem Team da hatten. Im Gegensatz zu den sonstigen mit dem Augenmerk auf die eher italienische Küche fokussierten (aber nie minder wundervollen) Events von True Italian, ist das Pistacchio Festival ein großes Get Together internationaler Küchen, die ihre Köstlichkeiten mit der kleinen grünen gesunden Steinfrucht anbieten.
Ich freue mich sehr, dass auch in diesem Jahr wieder Guten Dag dabei sein werden, die für uns im letzten Jahr mit ihren Korean fried chicken oder dem frittierten Gemüse mit einer sehr (!) würzigen Pistaziensauce mehr als glücklich gemacht hatten. Da hatte ich in den letzten Monaten oft Appetit drauf. Natürlich gibt es auch spanische bzw. portugiesische Küche mit Ceviche und Empanadas mit Pistazie (Jarù, Tu Desayuno). tehern.021 kredenzen wieder den köstlichen, veganen Juwelenreis und Samosa aus Persien.

Und die richtig guten italienischen Restaurants in Berlin lassen es sich nicht nehmen und euch Puccia, Pizza, Pasta, Foccacia, Dolce – alles mit einem Hauch grün der Pistazie anzubieten! Sehr kreativ und immer lecker. Vegetarisch, vegan – alles ist dabei! Hier z. B. das grandiose Panzerotto von Zum heiligen Teufel (deren SpinOff Mercurio Street Food and Catering) – ist meiner Meinung nach ein Glücksfall für uns Berliner!
Kuchen von Gaia ist natürlich wieder dabei mit seinen fantastischen Cannoli und legendärem Tiramisù, der Stand ist ein Event an dem das Team rund um Giulio immer gute Laune versprüht. Eine Auswahl aller teilnehmenden Restaurant bzw. Street Food Wagen findet Ihr hier aufgelistet!

Bei Bottega Alimentare gibt es viele Köstlichkeiten rund um die Pistazie (Pesto, Creme, Liköre …) – gute Gelegenheit eure ersten Weihnachtsgeschenke einzukaufen!

Und wie immer € 3,— Eintritt für Erwachsene, Kinder sind bis 12 Jahre frei. Beim obligatorischen Instagram Foto-Contest gibt es einen Aufenthalt in Catania auf Sizilien, der Insel der Pistazien, für zwei Personen zu gewinnen. Für die Kinderunterhaltung ist wie immer auch gesorgt. Und die Abendstimmung auf den Festivals von True Italian ist durch eine exklusives DJ-Set gesichert. Die Abende sind sowieso ein großes italienisches Sommerfest mit grandioser Stimmung – wie Urlaub, was übrigens auch ein Stück weit mit daran liegt, dass der Fokus auf dem Spaß und die Party liegt, nicht auf dem Alkohol wie bei anderen Festivitäten in der Stadt. Man hat hier einfach eine superschöne (und leckere) Zeit zusammen!

Nicht verpassen, Samstag, 26.08.2023 geht es um elf Uhr los, Sonntag, 27.08.2023 auch. Die Party findet um 22.00 Uhr ihr Ende. Ihr habt jetzt alle ein Deutschlandticket – und Berlin ist immer eine Reise wert … you know it!

True Italian Street Food Festival im Jules-B im Gleisdreieck Park

2023-08-10

Pasta di limone e sale

Was macht man, wenn sich dir auf dem Samstag-Markt eine Stiege Bio-Zitronen an den Hals wirft – in diesem Fall für lachhafte drei Euro?
Pasta di limone e sale – eine salzige Zitronenpaste!

Sie ist sehr einfach gemacht, hält (dank des hohen Salzanteils) ewig im Kühlschrank. Pasta di limone e sale verfeinert Soße, Vinaigrette und Marinade und gibt vor allem Huhn- und Fischgerichten aber auch Gemüse- und Pastatellern den frischen Kick. Selbst bei Kuchenteigen kann sie in sehr kleiner Menge für die nötige Prise Salz mit Zitrusduft sorgen.

Sie steht dir immer zur Seite, wenn du deine Gerichte mit etwas Zitrusfrische im Geschmack anheben möchtst, aber keine Zitrone zur Hand hast. Ein Schmeichler, den man nicht mehr missen möchte im Kühlschrank. Wichtig ist lediglich, dass man ein Gefühl für ihren Salzanteil bekommt – also immer zuerst die Paste an das jeweilige Gericht bzw. Soße geben, dann erst final mit Salz abschmecken. Und für den Bitteranteil, denn da die Zitrone komplett verarbeitet wird, ist der natürlich anwesend – in welcher Dominanz ist von der jeweiligen verwendeten Zitronenart abhängig.

Ein Olivenölspiegel oben auf die Paste gegossen, sorgt für längere Haltbarkeit im Glas – solange von der Paste nichts frei liegt, man immer sauberes Besteck zur Entnahme verwendet, schimmelt sie nicht. Gekühlt habt ihr mindestens zwölf Monate Freude daran.

Wie sie gemacht gemacht wird? In fünf Minuten!


Zutaten?

1 Bio-Zitrone
20 Gramm Salz, gerne grobes Meersalz (denn es ist unverarbeitet, somit ohne Rieselhilfe)
Reduziert das Salz ruhig etwas, wenn ihr mehr Zitronen als nur eine verwendet. Die Menge auf dem Foto stammt von sieben Zitronen mit 100 Gramm grobes Meersalz und ist gut salzig.


Zubereitung

Zitronen gut abschrubben, oberes unteres Ende abschneiden. Dann vierteln, etwaige Kerne raussuchen, etwas kleiner schneiden – und ab in den Mixer mit dem Salz.

Das Salz etwas Zitronensaft ziehen lassen. Ich habe sie eine Stunde stehen lassen.
Im Standmixer oder mit dem Pürierstab sehr fein aufmixen und in sterilisierte Gläser abfüllen. Olivenöl darauf geben. Verschließen.

2023-08-01

Seppie e piselli come un volta

Als wir in Cesenatico im La Scalo 17 Mittagessen waren, wurde uns als einer der köstlichen Secondo-Gänge Seppie e piselli come un volta serviert. Ein einfacher Eintopf mit Sepia, Erbsen in einer leichten aromatischen Tomatensugo. Fand ich zum Niederknien gut! Ich bin generell eine Eintopfeule – und ich habe sehr darunter gelitten, schon viel zu satt zu sein an dem Tag. Ich konnte nur noch probieren. Wir konnten alle nicht mehr nach den Antipasti und der mehr als reichhaltigen Pasta vom Primo. Es war eine Schande! Mir tut es heute noch sehr leid.

Aber dieses Gericht hatte es mir angetan! Mein logisches Kochverständnis, mittlerweile habe ich schon ein bisschen Ahnung von italienischer Küche, hatte mich vermuten lassen, dass das hier wieder einfache köstliche Nonna-Küche ist, die von den sehr guten Zutaten lebt! Und so ist es auch.


Zutaten
(für zwei Personen) 1-2 Sepia insgesamt ca. 250-300 Gramm
1 mittelgroße Zwiebel
2 Knoblauchzehen
1 Dose Tomatenpulpo (ich habe von mir eingemachten Sugo verwendet, der stärker gewürzt war – passt auch zu dem Gericht)
150 ml trockenen Weißwein
200 Gramm Erbsen (frische oder TK und wer Erbsen sehr liebt, kann natürlich mehr dran tun)
Salz und Pfeffer
Olivenöl
Petersilie lt. Originalrezept (Bei mir: Basilikum.)
evtl. Schuss Sahne/Burrata

Optional: Brot

Zubereitung

Die ist nun wirklich simpel. Die Sepia säubern (macht der Fischhändler bzw. bei TK-Ware längst passiert) und in ca. 1 Zentimeter breite Streifen schneiden
Zwiebel in Würfel schneiden und im Olivenöl anschwitzen, Knoblauch in feine Scheiben schneiden hinzugeben – beides nicht dunkel braten lassen. Die Sepiastreifen hinzugeben und alles bei mittlerer Hitze einige Minuten schmoren lassen bis die Flüssigkeit der Sepien sehr reduziert ist.
Nun den Wein angießen und alles nochmals gute zehn Minuten sanft bei kleiner Hitze köcheln lassen. Am Besten einen Deckel auflegen. Es folgt das Tomatenpulpo, hier meine Sugo.
Abschmecken mit Salz und Pfeffer. Optional passt ein Lorbeerblatt dazu, Chili oder Piment d’Espelette. In meiner Sugo ist natürlich auch Oregano. Tatsächlich ist das Rezept im Original sehr ursprünglich nur mit Salz und Pfeffer, später lediglich mit Petersilie gewürzt. Aber da die anderen Zutaten in meiner Sugo enthalten waren, passten sie exzellent.
Alles gut einkochen lassen bis die Sepiastreifen zart sind. Nun die Erbsen hinzugeben. Alles nochmals 3-5 Minuten köcheln, die Petersilie darunter heben und alles auf einem Teller anrichten, vielleicht einen Faden Olivenöl darüber geben und mit Brot servieren.
Der helle Farbe der Sugo im La Scalo 17 nach zu urteilen, war dort ein Schuss Sahne oder noch delikater: Burrata mit im Spiel. Ich habe davon nichts in anderen Rezepten gelesen, würde aber darauf wetten, meine Sugo war viel dunkler. So oder so, ein Schuss Sahne isst selten verkehrt, die Burrata würde man mit der Sugo im Standmixer aufmixen bevor beides zum Sepia gegeben wird … also je nach Gusto.
Handarbeit für das Gericht … lasst es vielleicht fünf Minuten, na gut, mit Flasche Wein öffnen, fünfeinhalb sein. Gekocht ist alles in 20-25 Minuten. Es ist ein sehr einfaches Gericht, das natürlich von der Qualität seiner Zutaten lebt. Und wirklich köstlich! Also lieber die doppelt Menge einkaufen und am nächsten Tag noch einmal genießen, wenn dieser – wie alle anderen Eintöpfe auch – noch besser schmeckt!

2023-07-12

Cocktails auf Eis in der THE WASH BAR

Den Beruf des Vorkosters aus der Geschichte kennen wir alle. Aber so richtig zu Weltruhm ist in dieser Funktion noch nie einer dieser Akteure namentlich gelangt, oder? (Ihn oben im Bild tauften wir „George”.)

Also außer Probieris vielleicht … aber der ist eher gallische Fiktion und hatte das in diesem Beruf sehr seltene Talent zur Wiederauferstehung. Wusstet Ihr, dass der Beruf des kaiserlichen, königlichen oder päpstlichen Vorkosters, meist Sklaven, erst aus der Mode gekommen war, als man Blei als praktikable Lösung zum Giftmord entdeckt hatte? Das wirkte nie sofort, sondern erst nach stetigen, regelmäßigen Beigaben. Da war es dann mit den ersten Vergiftungsanzeichen bei dem Vorkoster für die zu schützende Person auch schon zu spät. Venezianische Witwen sollen darin übrigens frühzeitig besonders hohe fachliche Expertise gehabt haben.

Jedenfalls: Dieser Job ist back – im sehr positiven Sinne! Ich durfte bereits zum zweiten Mal eure Vorkosterin (creezytasteix) in der THE WASH BAR sein. Selbstverständlich hierfür von den Gastgebern in gänzlich friedlicher Absicht lediglich zu dem Slush-Event „Berliner Presse erfriert” eingeladen. Es ist nun beinahe schon eine Tradition, dass eine illustre Gruppe berichtender Personen dieser Stadt von Dustin Render
und Marius Döring und ihrem charmanten Team gebeten werden, um aus einer Reihe köstlicher Cocktail-Pairings, diesen einen besonders brillianten Cocktail zu küren, der es auf die feste Karte schafft und – dieses Mal insbesondere – Drink des Sommers ’23 wird.

Wir wurden gerufen, haben getrunken und gewählt!

Im 2. Medien Pretasting der THE WASH BAR wurden uns vier Eigenkreationen sommerlich passend aus der Kategorie „Slush” (halbgefrorenes Trinkeis) serviert.
So simpel: Man nimmt einen heißen Sommerabend, die musikalische Begleitung von DJ DYNE, etwas Standfestigkeit liefernde Crackbun Sliders von Crackbuns, ungemein kreative Bartender, diverse Spirituosen und spannende Bestandteile der Natur und Nahrungskette aus der eigenen Hexenküche der THE WASH BAR und neugierige Vorkoster*innen – und schon wird in der Brunnenstraße 163 diese spezielle sommerliche Großartigkeit Berlins versprüht für die man diese Stadt in dieser Jahreszeit einfach lieben muss!
Begrüßt wurden wir mit einem extreme Leichtigkeit stiftenden FROZÉ SPRITZ, im Grunde ein Apérol mit Slush-Eis – den ich gerne locker den ganzen Abend trinken hätte wollen, aber ich hatte noch meiner Vorkoster-Ambition zu frönen. Die Crackbuns dazu waren fantastisch und haben die richtige Unterlage geschaffen für mehr Sprit to come!

Die uns kredenzten Drinks auf Eis trugen klanghafte Namen wie
TEMPTATION ISLAND LIKE Akavit Dild Lemon Infused, Coconat Liqueur Drgaonfruit Infused, Supasava; Hibiscus, Wild Berry (der perfekte Cocktail zum Junggesell*innenabschied, quietschepink und zuckersüß),
BANANA JOE Rye Whiskey, Parsley, Pineapple Liqueur Lavender Infused, Green Banana Liqueur, Riesling, Jägermeister, White Peach (bestimmt trinkbar und lecker aber für mich bitte Banane nur unreif zur Magnesium-Kompensation, nie in Drinks oder Desserts) und
BLUE MAGIC Vodka, Watermelon, Blueberry Liqueur, Peppermint, Supsava, Soda, Lemonade (coole Farbe und einfach lecker, definitiv mein Platz No. 2!)

And the winner is …
Aber als notorische Nicht-Biertrinkerin habe ich noch überzeugter für BIER YOU, BIER ME gestimmt. Ein abgewandelter London Buck mit Monkey47 Schwarzwald Gin, Gurkengeist aus dem Spreewald, selbst gemachten Holunderblütenlikör, Zitrone, Ginger Beer und gezapftem Pils. Das alles auf Slush-Eis serviert. Und: Surprise, Surprise! Die meisten meiner Mit-Taster stimmten zu, denn BIER YOU, BIER ME war der Gewinner des Abends!

Für mich war es der richtige Drink, weil ich eh einen kleinen Crush auf Gurke in Getränken habe. Alle andere Zutaten haben diesen Cocktail zu einem erfrischend tiefgründigen, trotzdem luftigen Drink gemacht. Luftig deshalb, weil er nicht allzu süß schmeckte, etwas herber und nicht ganz so verspielt wie der TEMPTATION.

Aber nun solltet ihr unseren Favoriten unbedingt selber kosten: von Mittwoch bis Samstag ab 18 Uhr in der THE WASH BAR, Brunnestraße 163 in 10119 Berlin.
Es war wieder ein gelungener Abend voller spannendem Insiderwissen über Cocktailkultur und spannenden Tastings. Dankeschön an das tolle Team der THE WASH BAR!

2023-05-04

Gerne gegessen: Il Piccolo

Berlin hat ein italienisches Küchenschätzchen mehr! Il Piccolo Pasta and Wine Bar bietet in der Gärtnerstraße 15 im Friedrichshain ab sofort italienische Küche, Pasta, Risotto und vor allem Fisch (aber auch Fleisch) mit einer hervorragenden Weinbegleitung. Mit dem Augenmerk darauf, dass alle Produkte D. O. P. – Denominazione di Origine Protetta zertifiziert sind. Und die Weinkarte kommt immerhin mit sieben italienischen Naturweinen!
Serviert wurden uns gestern ein gelungenes Potpourri der Speisekarte. Als Entrée aus den Antipasti erwärmter Mozarella Caprese,
Tagliere mit Salami, Proschiutto und einer fantastischen Käse-Auswahl, gefolgt von dreierlei Variationen von Bruscchetta (mit Oliven, Pilzen mit Trüffel-Aroma und Tomaten). Es gab einen herzhaften – fantastisch anzusehenden – Käsekuchen mit einem knusprigen Taralli-Boden und Garnelentartar, tolle Idee!
Risotto und Pasta-Gerichte waren wunderschön angerichtet, mein persönlicher Liebling waren die blauen Cacio e pepe blu da estratto naturale, die Färbung mit dem Pulver der Clitoria ternatea (Blaue Klitorie) erzeugt.
Risotto (mit Rotkohl und Gorgonzola) und die Pasta hätten für mich mit etwas mehr italienischem Selbstbewusstsein körniger bzw. mehr al dente sein dürfen. Aber vielleicht groovt sich das nette Team um Chefkoch Matteo Finetti und Francesco (beiden gehört auch das Partenope 081 um die Ecke) noch ein!
Wieder ein fantastisches Farbenspiel mit der auf Salz gebackenen Garnele mit einem Kartoffelpüree mit knuspriger Haube in einem Sellerie-Sud und sehr deliziös: Die Pannacotta al Basilikum!
Die Preise für die wunderschönen und farbenfroh angerichteten Pastagerichte liegen zwischen 10-18 Euro, die Hauptgerichte zwischen 15-22 Euro.
Genießen durften wir nach dem Aperol Spritz (süffig) einen Verdeca Mailoche 2021 (Tenuta Viglione, Apulien), der wundervoll zum Menü passte. Später haben wir noch den Chardonnay aus der Karte der offenen Weine probiert, den ich zu gefällig fand. Aber ich verstehe sowieso nicht, warum Restaurants immer noch diesen meist banalen Wein anbieten.

Wie schön wäre es, wäre das Il Piccolo mutiger und würde einige der spannenden Weine aus dem Flaschenbereich der Karte auch im Glas offerieren – man könnte hier ein Vorreiter für das Vermitteln fantastischer italienischer Weine sein! Sie haben wirklich ambitionierte Weine von Sardinien und Sizilien – und natürlich Apulien – auf im Programm. Wer braucht da langweilige Pino Grigios oder Chardonnays?

Il Piccolo Berlin Pasta and Wine Bar
Gärtnerstraße 15
10245 Berlin
Öffnungszeiten:
Montags bis Freitags von 17:00 – 22:00 Uhr
Samstag und Sonntag von 12:00 – 22:00 Uhr

2023-04-13

Mein Osterrisotto

Tatsächlich bin ich so gar nicht der allergrößte Reis-Fan. In meiner Kindheit hatte meine Mum zu oft irgendwelche Reispfannen auf den Tisch gestellt. Generationsbedingt bin ich auch zu oft mit Reis aus dem Kochbeutel ernährt worden. Den muss man mögen. Tue ich nicht. Obendrauf waren bei uns aufgrund der buddhistischen Praxis meiner Mum sehr oft chinesische, indische und vor allem japanische Speisen auf dem Tisch – die ich meistens sehr lecker fand, den Beilagenreis aber eher banal. Für Onigri hätte ich indes schon als Kind meinen Bruder verkauft ohne mit der Wimper zu zucken. Aber ich würde mir nie beim Asiaten Pfannen bestellen, bei denen das Reiskorn direkt beigemischt ist.

Risotto, ein gutes, ursprüngliches softes Risotto, indes – das habe ich mittlerweile gelernt richtig gerne zu essen. Und, wie ich finde, kann ich es mittlerweile auch ganz ordentlich zubereiten. Auch wenn ich es nicht immer mit Wein zubereite. Und auch nicht immer vorher den Fond selber gekocht habe. Risotto kochen gelernt, habe ich, wenn ich es richtig erinnere, bei Alfred Biolek.

Denn tatsächlich beschließe ich meist kurzfristig einen Risotto zuzubereiten. Mein persönlicher Lieblingsreis ist hierfür die Sorte Aroborio – ich bilde mir ein, der Kern hat länger Biss als das Korn des Carnaroli – aber das ist subjektives Gedöns. Auf jeden Fall achte ich mittlerweile beim Risotto-Kauf so etwas von auf das IGP-Label. Dem Zeichen, dass der Reis wirklich aus italienischem Anbaugebiet, z. B. Po-Delta, kommt – also bei Risotto IGP, noch viel besser DOP. Und bitte Sustainable Rice, also wirklich klug und nachhaltig ohne Wasserverschwendung und Pestizideinsatz in der EU angebaut. Wir haben auf unserem Kontinent engagierte Produzenten, die wirklich klug und naturbezogen qualitativ hochwertige Produkte für uns anbauen bzw. herstellen. Doch ja, man schmeckt es auch. Und ja, ich gebe zu mit immer mehr fachlichem Know How zum Thema Reis wächst bei mir auch die Zuneigung zum Produkt wieder. Meine Favoriten sind Steinpilzrisotto, dazu weiche ich getrocknete Steinpilze ein. Saisonbedingt. Oder Limonenrisotto. Gerne mit grünem Spargel.

Ostersamstag hatte ich Lust auf Risotto. Risotto nero, um genau zu sein, denn ich hatte große Lust endlich einmal mit Sepia-Tinte zu kochen. Ich habe mich aufgemacht zu meiner Lieblingsfischtheke (Frische Paradies) und habe dort Calamaretti und ungekochte Garnelen gekauft. Und einige gekochte, wie es sich gehört für einen Katzenhaushalt. Ich hatte für mich selbst nicht das Bedürfnis extra einen Fischfond zu kochen, wie ich es für Gäste tun würde. Für mich tat es also dieses Mal ein Päckchen Jürgen Langbeins Fisch Fond. Die Fischpasten/-fonds kann man durchaus sehr gut anwenden, als Geschmacksgeber in kleiner Menge übrigens auch die Krebs-/Hummerpasten. Ich friere den Rest ein. Den Einsatz von Palmfett finde ich wirklich blöd, haben sie m. E. früher nicht verwendet.

Okay, die Fischpaste in Wasser aufgelöst und aufgekocht. Die Calamaretti vom Stil befreit und gereinigt, sowie die Haut abgezogen und kurz im Wasser blanchiert und klein geschnitten. Sie sind so absolut zart. Die Köpfe verwende ich auch. Augen ab und Mund heraus nehmen, sie wurden mit gekocht. Im gleichen Wasser habe ich die Garnelen blanchiert. Ach ja, ich hatte auch noch Eismeergarnelen im Kühlschrank.
Für den Reis habe ich (weil hier Farbgebung egal war) eine rote Zwiebel mit etwas Knoblauch in einer ordentlichen Menge Olivenöl angedünstet und dann ca. 200 Gramm – in dem Fall tatsächlich Carnaroli aus dem Vorrat meiner Bildungsreise nach Arles mitgebracht (da durften wir französischen Reis und perfekten italienischen Risotto in unsere Koffer legen) – mit angebraten. Mit Rotwein abgelöscht, farblich schon sehr schön! Dann wurde immer wieder der Fischfond angegossen. Parmigiano klein gerieben, die sehr kalte Butter in kleinere Stücke geschnitten.
Als der Reise noch ordentlich Biss hatte, wurden Eismeergarnelen und Calamaretti-Ringe dazu gegeben und die Sepia-Tinte (auch Frische Paradies) eingerührt. Was für ein farbiger Spaß! Und Duft! Schlussendlich als der Reis fast schon sehr gut war, die Hitze abgestellt und die Butter sowie den Parmigiano eingerührt mit Salz und Pfeffer, etwas Zitronensaft und -abrieb abgeschmeckt. Eine Kelle Risotto in den Teller, wo er wunderschön verlaufen ist – so wie er es soll. Einige Tropfen Olivenöl und die Dekogarnele und Dekotube bzw. -köpfchen oben drauf.

So gar keine Zauberei und so lecker. Der einzige Trick beim Risotto ist rechtzeitig mit dem Kochen aufzuhören. Mag ich!

2023-02-25

Il Tavole di San Giuseppe – Die gedeckten Tische des heiligen Josef

Der Vatertag findet in Italien fest an einem bestimmten Tag statt, immer am 19. März eines jeden Jahres. Dieser Tag ist dem Heiligen Josef gewidmet ist, dem vermeintlichen Vater von Jesus Christus. Tatsächlich wird an diesem Tag nicht wie bei uns maßlos dem Alkohol zugesprochen – der Ursprung unseres Vatertages ist deutlich ein weltlicher.
Die Italiener indes beziehen sich auf den religiösen Ursprung, feiern San Giuseppe, den Heiligen Vater. Der Feiertag wird in kirchlicher Tradition mit Prozessionen begangen. Lebenden Vätern werden an dem Tag rote Rosen geschenkt und dem bereits verblichenen Elternteil werden weiße Rosen auf das Grab gestellt. Gerne werden Feuer angezündet. Man zelebriert in Hochachtung den Todestag des San Giuseppe, der so vom Papst Sixtus IV in den katholischen Feiertagskalender notiert wurde.
Dem Tag ist überall in Italien gemein, dass die Zeppole di San Giuseppe gegessen werden müssen. Was nicht so schwer fällt!
Eine fantastische italienische Süßspeise, die interessanterweise durch alle Provinzen Italiens sehr unterschiedlich zubereitet wird und somit im Norden Italiens komplett anders als im Süden daher kommt. Im Norden ist es ein gefüllter Ravolo, der ab der Höhe Roms gerne frittiert wird. In Apulien ist es ein kleiner Windbeutel mit Cremefüllung, hin und wieder mit einer Amarenakirsche zur Dekoration. Auf Sizilien nennen sie die Köstlichkeit im Dialekt Sfince di San Giuseppe, hier sind es frittierte Pfannkuchen. Allen ist gemein: Sie sind sehr lecker. Und es ist wirklich ein Glück, dass es im Salento Zeppole das ganze Jahr über in den Konditorein zu kaufen gibt.


Le Tavole Di San Giuseppe
Auf eine besondere und sehr charmante, dabei auch recht lange Weise wird dieser Vatertag in Apulien in der kleinen Stadt Giurdignano zelebriert. Wann immer ihr am 19. März in Apulien seid, dann gönnt euch einen Ausflug dorthin! Es ist ein Erlebnis voller besonderer religiöser Tradition, Köstlichkeiten, Historie und Kunst und Menschlichkeit, das mich persönlich sehr beeindruckt hatte und seither begleitet als eines meiner schönsten Erlebnisse in Apulien. Es sind „Die gedeckten Tische des Heiligen Josef”.

Sie fußen in der Historie einer Armenspeisung und Ehrerbietung zum Heiligen Vater und wurde erstmals vermutlich um 900 n. Chr. zelebriert. In Giurdignano ist es ein großes gemeinschaftliches Fest, extra für diese Anlass von einem gegründeten Verein organisiert über lange Wochen vorbereitet, das über zwei Tage zelebriert wird.
Kein Fest im Salento ohne die herrlichen bunten Lichter des Salento. Die machen sofort gute Laune. Vor allem in den noch kühleren Jahreszeiten in den das Leben noch zurückgezogener stattfindet, wirken sie sehr lebensbejahend!
Die gesame Gemeinde vom Bäcker bis zu den älteren Küchengöttinnen helfen bei der Vorbereitung der rituellen Speisen. Am Vorabend des 19. März wird schon im Dorf gemeinsam gegessen, nachdem in dem kleinen Rathaus die Festivität offiziell eröffnet wurde. Natürlich wird dabei die lebendige Pizicca getanzt, die ihre Lebenslust sofort auf uns Anwesenden überträgt – und es gilt eine kleine Fotoausstellung zu besichtigen, die diese Feierlichkeiten in früheren Dekaden dokumentieren.
Einer der Höhepunkte ist die rituelle Speisung an einem langen Holztisch. Er steht auf einer großen Tribüne auf der Piazza vor der Kirche Chiesa Trasfigurazione del Signore. Einer schönen Tradition folgend werden auch Menschen aus der Ferne zu Tisch gebeten. 13 Teilnehmer*innen stellen dann die heilige Personen dar. Später laden die teilnehmenden Bürger Giurdignanos alle Festteilnehmer ein, die in ihrem Haus für den Heiligen Vater gedeckten Tische zu bewundern.
Im späteren Verlauf wird im Familien- bzw. Bekanntenkreis gemeinsam gegessen. Das geschieht am eigentlichen Feiertag, in Italien landesweiter Feiertag. Am Vorabend indes speist man in Giurdignano in offener fröhlicher Gemeinschaft. Die Gemeinde wird dann von vielen Menschen aus der Umgebung Apuliens besucht, denn nun liegt ein ganz besonderer Zauber über dieser Stadt.

Am Abend des 19. März folgt zum Abschluss eine Prozession, dabei wird der Heilige aus der Kirche einmal durch Giurdignano – möglichst im absoluten Schweigen getragen – begleitet von allen gläubigen Bürgern. Es hat besonderen Charme, wenn der Zeremoniemeister während dieser Prozession über ein umhängendes Mikrofon die ganze Zeit mit einem „Pssst!” zum Schweigen ermahnt! Man spürt: Dieser Tag ist der Todestag des Vaters von Jesus Christus.
Opfergabe und der Geist der Nächstenliebe stehen im Mittelpunkt dieser Tradition. Deren Ursprung lässt sich nicht mehr genau bestimmen. Für den Salento liegt dieser höchstwahrscheinlich in der Fürsorge der Basilianermönche, die vom Geist der Nächstenliebe und vor allem der Fürsorge für die arme und von Krankheit und Elend heimgesuchte Bevölkerung Apuliens durchdrungen waren. So war es ihnen ein besonderes Anliegen diesen Menschen Schutz und warme Mahlzeiten anzubieten. Für diese Herkunft spricht die Häufigkeit der Krypten rund um Giurdignano bzw. dem südlichen Teil Salentos.


13 Teller müssen es sein – oder drei!
Während der Speisung – ob öffentlich oder privat – ist sehr wichtig, dass immer eine ungerade Anzahl an Personen am Tisch sitzen. Im Minimum sind es drei und höchstens dreizehn. Ein langer Tisch wird mit einem weißen Tischtuch gedeckt und mit Blumen und Kerzen geschmückt. Natürlich darf das Bildnis des Heiligen Vaters, San Giuseppe, nicht fehlen!
Dann wird das Pane Pugliese – zu diesem Anlass ausnahmsweise gerne im Kreis und mit liebevoller Ausschmückung gebacken – aufgelegt. Die Brotlaibe müssen fünf Kilo wiegen. Ihre Mitte dürfen sich frischer Fenchel und eine Orange teilen. Und drum herum werden aufgereiht: Vermiceddhi, ein frittierter Pastateig aus Kircherbsen. Pasta mit Honig und Semmelbröseln, gekochtes Gemüse, gebratener Fisch oder gedünsteter Stockfisch, Lampascioni (Pamapsciuni im Dialekt, die sauer eingelegten Zwiebeln der Traubenhyazinthe),
Kichererbsen, Cartellate (das typische apulische Weihnachtsgebäck, das aus den Streifen eines süßen frittierten Pastateiges besteht und die Stoffstreifen des Jesuskindes symbolisiert) entweder in Honig oder Vincotto getränkt wird.

Oder Pitulle (Purciddruzzi), ein frittiertes Gebäck mit bunten Streusseln aus Kichererbsenteig in Honigwasser getränkt und natürlich oben schon vorgestellten Zeppole. Purciddruzzi finde ich sehr geschmacklich sehr banal, dem tollen Namen gar nicht entsprechend. Aber Zeppoli sind „to die for”. Selbstverständlich darf nicht auf die Anwesenheit von Flaschen mit dem guten Olivenöl als auch hervorragendem Rotwein Apuliens verzichtet werden. Hiervon gibt es im Salento reichlich in hervorragender Qualität!


Ich war die heilige Agnes

Natürlich haben alle Speisen ihre historische Bedeutung. Nudeln und Kichererbsen stehen wegen ihrer weißen und gelben Farbe für die Narzisse, die Frühlingsblume. Die Lampascioni indes für den Übergang vom Winter zum Frühling, wie naheliegend. Der Fenchel gilt als Symbol für die Rute des San Giuseppe mit deren Aufstamppfen auf dem Boden er den Takt für die Speisung vorgibt, jeden neuen Gang ankündigt und beendet. Dass Fisch Jesus Christus darstellt ist bekannt, die Cartellate hatten wir schon – und der Stockfisch war als Geschenk des Meeres schon immer ein Lieblingsessen bei großen Festen.
Auch die Personen am Tisch ersetzen in ihrer Symbolik jeweils ein/e Teilnehmer*in der früheren Kirchengeschichte. In kleiner Runde San Giuseppe, das Jesuskind und die Madonna. In der großen Runde finden sich neben eben diesen drei Personen zusätzlich: die heilige Anna, die heilige Elisabeth, der heilige Zacharias, der heilige Joachim, de heiligen Philippus, der heiligen Johannes, die heilige Maria Kleopas, die heilige Agnes und der heilige Josef von Arimathäa.


Giurdignano – in engagierter Frauenhand!

Wir wurden als Reisegruppe sehr herzlich von der Bürgermeisterin Monica Laura Gravante und ihrer Stellvertreterin Gabriella Vilei (die sich freute in mir auch endlich eine große Frau zu treffen) empfangen. Beide sind Juristinnen und bildend seit Jahren ein tolles engagiertes Team für diese Gemeinde mit knapp 2000 Einwohnern. Sicherlich ist noch nicht so sehr üblich in Italien, dass sich die politischen Geschicke ein Frauenduo teilt! Aber das merkt man irgendwie diesem Ort an – wir haben uns sehr wohl gefühlt in den Tagen, die wir dort Anteil nehmen durften an der herzlichen Stadt, ihrem wunderschönen geschichtsträchtigen Umland und den besonderen Festivitäten.

Giurdignano liegt in der Provinz Lecce im Salento, knapp 10 Autominuten von Otranto – und somit der Küste des adriatischen Meeres – entfernt. Lecce liegt 40 Kilometer und der Flughafen Brindisi 80 Kilometer entfernt. Die Lage Giurdignano im historischen Megalithenpark „Giardino megalitico d’Italia” spricht für sich – wer sich für die frühhistorische Geschichte Apuliens interessiert und wundervolle Spaziergänge in der Natur schätzt, ist hier genau richtig. Ich beschrieb es bereits.


Ein aufregender Abend!

Wie oben erwähnt, werden zu der offiziellen Speisung auch Gäste aus dem Ausland eingeladen. Einige Teilnehmer unserer Reisegruppe wurde die Ehre zuteil, die eine oder andere Heilige oben auf der Bühne darzustellen. Im Vorfeld für uns eine große Aufregung, im Nachhinein ein wahnsinniger Spaß und Freude. Man stellt sich vor, dass man in Reihenfolge zu Tisch gebeten wird – und die ganze Piazza ist voller Menschen guckt zu wie wir rituell die Speisen zu uns nehmen – und schlussendlich erhält man dafür auch noch Applaus.

Was hatten wir vorher für Sorgen, dass es zu kalt wäre (die zeitlichen Angaben zum Prozedere wurden uns von einer bis drei Stunden vorhergesagt, am Ende war es lediglich eine Stunde) was ist, wenn wir uns verschlucken und und und …?! Dann ließen wir uns aber verzaubern von der ehrenvollem Prozedur. Unser Gastgeber, der Heilige Josef stilvoll gewandet, sprach dabei ein Gebet, schlug von Zeit zu Zeit mit dem Stock auf den Boden, während uns von Zauberhand die jeweiligen Speisen angereicht wurden. Mit einem Stockschlag durften wir davon kosten, mit dem nächsten Stockschlag mussten wir aufhören (was manchmal sehr schade war) und durften uns mit dem nächsten Stockschlag dem nächsten Gang widmen und zwischendurch natürlich einen Schluck Wein genießen. Währenddessen die Gemeinde immer den Rosenkranz betete.

Zum Dank unserer Teilnahme erhielten wir am Ende wunderschöne üppige Blumensträuße und natürlich die tollen Gaben des gedeckten Tisches des San Giuseppe. Die Übergabe des Brotes ist dabei ein besonders wichtiger symbolischer Akt.

Überhaupt sind die Blumen an diesem Tag ein sehr wichtiges Element. Alle gedeckten Tische sind üppig geschmückt, teilweise mit echten Blumen. Wer weiß, wie teuer diese in Südeuropa sind, hat eine Idee, welchen Stellenwert der Tag für die Menschen in Giurdignano hat. Dieses Foto zeigt – nur einen Teil – der floralen Dekoration im Haus der Vizebürgermeisterin Gabrielle Vilei:
Was für ein Zeichen der Gastfreundschaft und Offenheit Süditaliens, wenn auch Fremde, wie wir, zur Armenspeisung eingeladen werden? Die gedeckten Tische sind manchmal sehr opulent, manchmal ganz einfach gehalten in ihrer Präsenz:

Legendäres Brot von Panificio Protopapa
Apropos Brot: Das wird in Giurdignano in der Bäckerei Panificio Protopapa gebacken, Salvatore macht das mit seiner Frau heute in der dritten Generation im fast schon 80 Jahre alten Holzbackofen mit einer noch älteren Livieto Madre. Und natürlich haben die teilnehmenden Foodbloggerinnen dieser Reise es sich nicht nehmen lassen von dieser Livieto Madre etwas nach Berlin mitzunehmen. (Ich habe sie gerade wieder aktiviert, sie wird älter und älter – auch in Berlin.)

Dieser Ausflug nach Giurdignano, die wundervolle Gastfreundschaft dieser Gemeinde war für uns alle ein traditioneller und unerwarteter Spaß! Am Abend nach der öffentlichen Speisung beginenn die üblichen farbenfrohen Feierlichkeiten des Salento mit den Ständen für die kindlichen Freuden. Natürlich die üblichen Getränke, Nussstände, es wird flaniert, gelacht und gefeiert!


Das Mahl des San Giuseppe für alle
Am Stand der Gemeinde, wo tagelang vorher in fröhlicher Stimmung die traditionellen Speisen von den engagierten Damen des Vereines zubereitet wurden (denen wir schon am Nachmittag bei ihrer Arbeit zuschauen und die Ergebnisse kosten durften) werden nun diese gegen einen Obolus abgegeben und es bilden sich sehr lange Schlangen. Nach der gemeinschaftlichen Stärkung wandert man durch die Stadt und besucht die über 50 Menschen in ihren Häusern, die (in Apulien ist der Eingang oft gleichzeitig das Wohnzimmer an dem sich die Küche anschließt oder auch direkt integriert ist) dort die Tische sehr festlich gedeckt hatten und auf die Besucher warten. Hier und dort senden Lebensmittel auf den Tischen auch leichte Werbenachrichten bekannter italienischer Firmen – aber eben immer mit den oben beschriebenen Zutaten und Blumen auf der weiß gestärkten Tischdecke der Familie!
Dabei ist am Vorabend zum 19. März die Stimmung in den einzenen Häusern locker, gelöst und fröhlich. Am Feiertag selber spürt man an der Ruhe, dass mit dieser Tradition dem Todestag Josefs gedacht wird.

Berührende Berührungspunkte
Für mich war besonders zu erleben in diesen Tagen, wie man in Kontakt mit den Menschen und ihrer Lebensweise kommt. (Ich gebe zu, ich bin doch auch so eine Fensterguckerin und bin auf Reisen immer ganz glücklich, wenn ich vor Ort ins echte Wohngeschehen eintauchen darf.) Man trifft auf die Menschen Apuliens, die an diesem Tag durchaus sehr ernst sind und sich dem religiösen Hintergrund dieses Feiertages bewusst sind (was man als Tourist auch nicht vergessen sollte.) Berührend sind diese Hausbesuche, denn man erlebt auch Menschen, die auf dem Sofa an dem Fest teilnehmen, denen man ansieht, dass sie wohl im nächsten Jahr nicht mehr dabei sein können, weil hochbetagt und sichtlich sehr schwach. Aber wie schön ist so eine Tradition, wenn jemand gar nicht mehr vor die Tür gehen kann und dennoch einmal im Jahr viele Menschen vorbei schauen und man sich austauschen kann?
Alle teilnehmden Häuser sind natürlich auf Hochglanz geputzt und im Rahmen der Möglichkeiten ihrer Besitzer festlich geschmückt. Große und opulente Tische sieht man, andere Tische kleiner, sichtlich einfach und dennoch mit viel Liebe gestaltet. Woanders wird eigene Kreativität ausgelebt. Die „Le Tavole di San Giuseppe” sind ein sehr wichtiges Fest in dieser Zeit in dieser Region. Wer an ihnen einmal teilnehmen kann in Giurdignano, ist reich beschenkt!

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