Tellerglück im Winter: Die Nduja
Meine erste Begegnung mit einer Nduja hatte ich anlässlich der Pressereise nach Cozensa in Kalabrien. Wir besuchten an einem Tag das Sila-Gebirge, vertrauten unser Leben einem bei den winterlichen Straßenverhältnissen auf den Serpentinen versierten Busfahrer an und tauchten ein in die weiß verschneite Winterwelt Italiens. Wir erlebten im Nationalpark die höchsten Kiefern Europas, Handwerkskunst in Sila (ich indes verschwand in einen verheißungsvollen Laden mit dem riesigen Steinpilz-Sortiment) und als wir dann so richtig tief durchgefroren waren, kehrten wir ein auf dem Agriturismo Camigliatello Fattoria Biò der vier Grillo-Brüder.
Auf diesem Bauernhof wird alles in Bio-Qualität produziert. Angeschlossen sind eine hauseigene Käserei und Metzgerei, die wir nach dem Essen auch besuchen durften. Von Schweinen, Kühen und Ziegen gab es indes nicht viel zu sehen, denn die Brüder bringen ihre Tiere im Sommer in die Berge; im Winter indes hinunter ans Meer, wo das gemäßigtere Klima ihnen einen wärmeren Winter mit grünen Wiesen garantiert.
In der riesigen Halle des Restaurants (natürlich kann man dort in Unterkünften bzw. auf dem Campingplatz sehr kinderfreundliche Ferien verbringen) hatte man uns den Kamin angezündet und allerfeinste kalabrische Köstlichkeiten serviert – unter anderem die Nduja. Sie wird sehr gerne in Keramikarbeiten verkauft oder serviert, die keinen Zweifel auf ihre Herkunft übrig lassen.
Die Nduja ist eine feine Rohwurst aus purem Schwein, hier den berühmten schwarzen in den kalabrischen Wäldern lebenden Schweinen (Nero di Calabria) mit ihrem zotteligen Fell, aus Guancinale, Pancetta und Lardo. Und ja, sie ist somit Fett pur. 100 Gramm von ihr bringen knappe 600 Kalorien mit. Aber gerade deswegen ist sie ein fantastischer Begleiter auf dem Wintertisch, finde ich! Die Zutaten werden sehr fein gewolft mit viel frischen aber auch getrockneten zerstossenen Peperoncini (Peperoncino calabrese picante) gemischt.
Dann, im Darm abgefüllt, wird sie dezent geräuchert und darf im Trockenraum lange reifen. Üblicherweise gemeinsam mit den Salamis (wozu die Nduja übrigens auch gezählt wird), den Schinken, Käsesorten … also in sehr guter Gesellschaft. Ihren Ursprung soll sie in Spilinga (Nduja di Spinlinga) in Kalabrien haben, wo die armen Bauern alle Teile des Schweines verwerteten und mit dieser Herstellungsmethode das Schweinefleisch länger haltbar machten, damit sie im harten kargen Winter gutes Essen auf dem Tisch hatten.
Aus unserer Sicht ist die Nduja so etwas wie unsere Teewurst aber mit sehr ordentlichen „Caramba – mir kocht der Blut”-Anteilen. Üblicherweise wird sie leicht angewärmt in Stöfchen auf dem Tisch serviert, so dass sie sich jeder auf das gute italienische Bauernbrot schmieren und genießen kann – wie warme Antipasti. Der hohe Chili-Anteil sorgt sofort dafür, dass einem auch von innen ordentlich heiß wird. Die süße Schärfe der Nduja ist nichts für zu empfindsame Gaumen. Probieren sollte man sie trotzdem immer, tatsächlich verfliegt ihre Schärfe sehr schnell und lässt einen sehr glücklichen und im inneren durchgewärmten Esser zurück.
Da ich die Nduja nun im winterlichen Ambiente erstmals kosten durfte, ist sie für mich eine Wurst auf die ich auch eher im Winter Appetit habe. Neulich habe ich eine Wurst bei Centro Italia mitgenommen (16,90 €/Kilo, abgepackt ca. 200 Gramm), sie ist gekühlt und abgepackt sehr lange haltbar – bis zu zwei Jahre. Kalt mag ich sie persönlich nicht so sehr, weil sie dann einen strengen Schweinegeschmack hat – aber angewärmt ist sie eine Köstlichkeit und ich benutze sie mittlerweile richtig gerne als perfekten Support für ein sehr schnelles und ganz einfach zuzubereitendes Herbstgericht mit – natürlich – Pasta.
Neulich zum Beispiel mit frischen Troffile und Champignons. Und etwas Gran Padano. Gestern gab es Spaghettini mit Nduja, Tomaten und geschmolzenem Mozarella. Und wenn ich nicht sogar noch einmal diese Woche mit ihr eine schöne pikante rote Linsensuppe zaubern werde … Ich schwöre – es dauert keine zehn Minuten bis zu Eurem Nduja-Pastaglück!
1. Einen Topf mit Wasser und viel Salz für die Pasta auf den Herd stellen, die Pasta bereit stellen.
2. Eine Zwiebel klein schneiden, wer mag auch etwas Knoblauch. Eine Scheibe der Ndjua (Achtung! Sehr farbintensiv) klein würfeln. Die Dicke der Scheibe definiert später die Schärfe Eures Pastagerichts
4. Wer möchte kann natürlich noch etwas vorhandenes Gemüse klein schneiden: Pilze, Oliven, Tomaten … was halt so weg muss
3. Olivenöl in die Pfanne geben
4. Zwiebeln und Knoblauch angehen lassen, dann die Nduja und das jeweilige Gemüse hinzugeben und anbraten
5. Die Pasta ist mittlerweile im Kochwasser gelandet und macht dieses zu „Magic-Pastawasser”
6. Eine Kelle „Magic-Pastawasser” in die Pfanne gießen, die Ndjua zerfließt nun zu einem dicken, satten, knallroten Pesto. Einkochen lassen. Bei Bedarf noch etwas „Magic-Pastawasser” hinzugeben
7. Sobald die Pasta fertig gekocht ist, kommt sie in die Pfanne, gerne nimmt sie dabei noch etwas „Magic-Pastawasser” mit
8. Mozarella zerpflücken und zum Schmelzen in der Pfanne an die Pasta geben, vermengen
9. Ordentlich mit Pfeffer bedenken, vorsichtig salzen
10. Alles auf den Teller geben, etwas Olivenöl drauf träufeln
11. Essen
12. Glücklich sein
Und das ist es, was die Nduja nun wirklich sehr gut kann: Glücklich machen!
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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