2014-02-13

Tablettenphobikerin

Als wir nach Omas Hinscheiden ihre Sachen im Krankenhaus übernahmen, fand mein Onkel in ihrem Bademantel die komplette Sammlung Medikamente, die sie in dem ca. dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt nach dem dritten Herzinfarkt bis zu ihrer letzten Woche auf der Intensiv gehortet hatte. Ich glaube übrigens nicht, weil sie keine Lust mehr hatte. Nein, Oma hatte zeitlebens ein Problem damit Tabletten zu schlucken. Dabei ging es nicht Ressentiments bezüglich ihrer Wirkung. Das Schlucken war das alleinige Problem.

Netterweise hat sie mir diese Macke vererbt. Ich habe früher natürlich auch mit der Pille verhütet. Allerdings immer mit dem Problem, dass das tägliche Miniaturding spätestens nach drei Monaten braver Einnahme für mich die Größe eines Lkws hatte. Gleiches Problem habe ich mit meiner jetzigen Medikamentation natürlich auch.

Ärzte verstehen das nicht. Als ich in der Klinik mein Problem ansprach, landete in den Köpfen der anwesenden Weißkittel (und offensichtlich so auch in meiner Akte) „hat ein Problem mit Medikamenten”, was dann in der Folge der bei mir kontraproduktiv wirkenden ersten Medikamentengabe dazu führte, dass man mein Problem nicht für voll nahm. Für die hatte ich ab dem Moment meines Geständnisses so ein generelles Problem mit Medikamenten. Meine beschriebenen Nebenwirkungen halt was vom Kopf verursachtes Ding. Dabei aber habe ich das Problem mit Medizin nicht. Im Gegenteil. Wenn mir etwas flink aus der Bedrouille hilft aus der ich mich mit eigener Kraft nicht befreien kann, nehme ich solche Hilfsangbote gerne an, bevor ich mich lange quälen muss.

Es geht alleine um das Hinunterschlucken einer Tablette als solches. Um den physikalischen Akt. Darin bin ich nicht gut. Mich quält das. Mich quält das so, dass ich heute nach seit ungefähr drei Uhr wach lang, weil ich wusste, ich muss heute wieder über den Tag verteilt drei (!) von diesen Dinger irgendwie runterbringen. Und über die nächsten Tage verteilt zwanzig Mal. Und ich komme nicht drum herum.



Wobei ich 2 Zentimeter irgendwie auch generell leicht übertrieben finde.

Echt, ich wünschte mir in dem Punkt hätte ich lieber die Geninformation meiner Mutter übernommen. Die konnte jede Tablette schlucken wie Smarties.

8 Kommentare:

Julia hat gesagt…

Vielleicht könnte ein Schlucktraining beim Logopäden helfen. Wenn schon so eine winzige Pille ein Problem ist, sollte ein Arzt da doch mit einer Verordnung rausrücken.

PurpurBête hat gesagt…

Tabletten schlucken habe ich tatsächlich in der Schule gelernt. In Bio. Leider weiß ich den Namen der Lehrerin nicht mehr. Sie war aber schon damals nicht mehr jung. Egal.
Also:
Trinken erst, wenn die Tablette unten ist. Denn man sollte eine Weile nichts getrunken haben, weil der Speichel nicht zu dünn sein darf.
Man nimmt die Tablette in den Mund und speichelt sie rundum ein (keine Angst, wenn der Speichel nicht zu dünn ist, löst sich da ziemlich lange nichts auf!).
Man hat nun Zeit, längliche Tabletten mit der Spitze nach hinten und vorn zu drehen. Und dann schlucken. Der Speichel mach sie wirklich – versprochen – wunderbar glitschig.
JETZT erst trinken. Ruhig ein ganzes Glas.

Wenn es nur mit der Spucke nicht klappt, zerkau einen kleinen Haps Banane und hülle die Tablette im Mund in den Matsch ein.

Bhuti hat gesagt…

Meine Schwester hat das gleiche Problem. Bei ihr klappts am besten in Kombination mit einem Stückchen Brot. Prozedere wie bei der Banane …

Gute Besserung!

bel hat gesagt…

Hi Creezy,
das ist kein einzelproblem;-) ich kenne mindestens 4 leute, die das auch nicht können, bis zum würgereiz! Frag doch mal in der apotheke, ob es da schluckhilfen gibt, die sind dort eher mit dem problem konfrontiert als die ignoranten weißkittel.

Anonym hat gesagt…

Bevor man den Logopäden bemüht, könnte man die Tablette erstmal in der Mitte durchbrechen. Wenn sie immernoch zu groß ist, kann sie, sofern sie wie die Tablette auf dem Foto keinen Säureschutzmantel hat, auch in etwas Wasser aufgelöst und getrunken werden. Man könnte auch die Rote Liste bemühen und schauen, ob es das Antibiotikum in anderer Darreichungsform gibt. Z.B. Penicillin, Ampicillin, Isocillin, Amoxiclav (es geht um Angina hier?) uvm. gibt es auch als Saft.

trippmadam hat gesagt…

Oh je, einen klugen Rat habe ich nicht. Mir ging es genauso, bis ich einmal drei Wochen täglich mehrere Tabletten in allen Größen, Formen und Farben schlucken musste. Seitdem kriege ich alles runter.

FrauJule hat gesagt…

Ein Problem, das ich so gut verstehen kann!
Meine Mutter hatte zum Glück immer Verständnis für mich und mir als Kind z.B. Antibiotika klein gemacht und mit etwas Apfelmus auf einen Löffel gegeben. Hat gut funktioniert, man sollte nur aufpassen, dass man kein Milchprodukt nimmt.
Inzwischen ist es bei mir etwas besser, da ich mit der Pille schlucken "übe", aber größere Tabletten gehen immer noch nicht. Wenn möglich, zerkaue ich sie dann und spüle sie mit Wasser runter oder eben die Apfelmus-Kleinmach-Methode. Manchmal frage ich auch, ob es das Medikament in einer anderen Darreichungsform (Sirup, Pulver) gibt.

creezy hat gesagt…

@all
Vielen Dank für Eure Tipps. Wobei ich den von @Fraujule für mich am nachvollziehbarsten finde. Apfelmus klingt sehr sehr gut!

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