2013-10-05

Nun denn …

Nishia zeigte sich heute früh wieder einmal entsetzt darüber, dass vor ihr für (einen sehr kurzen) Moment die Tür verschlossen war. Also zu einem Zeitpunkt in dem sie wach war und eher Lust auf Spaziergang hatte, als zurück in die kuschligen Federn zu kriechen was Shiina (alias das Shiinchen, alias Mrs. Mörpel, alias Pummel Hummel) den beiden großen Katzen sehr neidet.

Da nun aber der reguläre und nach einer Nacht hinter der Drahttür sehr faire Freigangsmoment von eben jener Pummel Hummel dran war, konnte ich ihr da auch nicht helfen. Hier herrscht weitestgehend Gerechtigkeit.

Nishia kann sehr intervenierend in hohen Tönen miauen. Korrekt ausgedrückt: sie hat das in sehr hohen Tönen intervenierende Miauen erfunden, weiterentwickelt und perfektioniert.

Da Shiina das sehr interessant findet, sie selbst kann ja nur „Mö(r)p”, sitzt sie dann gerne vor der Klagemauer (Tür) und hört der perfektionistisch singenden Katze hinter der Klagemauer (Tür) zu.

Also habe ich das Shiinchen heute auf den Arm genommen und habe die Tür geöffnet, so üben wir seit geraumer Zeit das „wir halten uns alle gemeinsam in einen Raum auf und gucken uns ab und an in die Augen ohne uns direkt zu prügeln.” Die Übung heißt: „Wir halten uns aus.”

Miniaturfortschritte zeigen, dass diese Übung nicht ganz für die Tonne ist, aber dem auszuhaltenden Frauchen noch viel Geduld abverlangen wird. Aber wozu hat man Katzen, wenn nicht dazu, um sich in Geduld haben zu üben und dies unglaublich intensiv zu perfektionieren?

Heute blieb Nishia zum ersten Mal beim Anblick von Shiina ca. 50 cm vor ihr sitzen – eine Nähe aus der sie sich sonst gerne auf den Fernseher rettet und so den Abstand auf 150 cm verlängert, üblicherweise mit quer gestellten Ohren und diesem „Komm mir jetzt bloß nicht zu nahe!”-gepressten Miauen, das gerne in der Folge bei Shiina eine ähnlich gepresste Antwort hervor ruft und eine Spannung im kleinen Körper.

Nishia blieb also sitzen, guckte entrüstet über die Katze auf meinem Arm hinweg und schnauzte mich weiter in ihrer ganz und gar nicht gespielten Entrüstung an. Sie zeigte heute also Souveränität, Ignoranz der kleinen grauen Katze gegenüber und absoluten Widerwillen, bei welchen Spielen immer, auch nur eine einzige Minute mitspielen zu wollen. Shiina goutierte das mit Rücknahme ihrer selbst, in dem sie sich auf meinen Arm vergleichsweise klein machte, sich dennoch entspannte und dabei versuchte prima den Blick von der schlecht gelaunten Nishia nicht zu kreuzen.

Und ich sage es ja immer wieder, wenn mich Leute für nicht mehr normal halten, weil ich die Situation hier aushalte: Shiinas Aggression den anderen Katzen gegenüber resultiert aus simpler Angst vor ihnen. Diese Angst eben gilt es zu knacken. Mit Geduld. Und Liebe. Hier machen sich also drei Katzen das Leben schwer, weil sie zu wenig Selbstbewusstsein haben. Meine Gene. Offensichtlich.

4 Kommentare:

nachtschwester hat gesagt…

Wenn Hauskatzen als Freigänger die Wahl haben, decken sie Territorien bis zu 3 Hektar ab und vermeiden Begegnungen. Überschneiden sich ihre Territorien, betreten sie sie nicht zur selben Zeit (siehe z.B. hier).
Wenn deine drei Katzen auf be- und umgrenztem Raum miteinander unentspannt sind, liegt es möglicherweise weniger an persönlichen Psychologismen, die du mit "Angst" und "Selbstwert" auf sie projizierst, als sie schlicht artgerechtes Verhalten zeigen.

creezy hat gesagt…

@nachtschwester
Möglich. Möglich ist auch, dass sie sich schlicht nicht riechen können. Möglich ist auch, dass eine von ihnen krank ist, was noch nicht zu merken ist, und deswegen Aggression im Raum liegt. Möglich ist auch, dass die Kleine mit Hunden sozialisiert wurde und keine Ahnung hat, was sie mit diesen anderen Viechern soll.

Ich vertraue dann einfach mal darauf, was ich glaube nach 36 Jahren gemeinsamen Leben und Vergesellschaftungserfahrungen mit Katzen auf die Tiere projizieren zu müssen. Zumal ich mit zwei dieser Katzen bereits eine Vergesellschaftung durch habe, die auch funktioniert hatte. ;-)

Anonym hat gesagt…

Als wir hier eingezogen sind, gab es schon Herrn Hansen (aus dem Nachbarhaus) und Arnold (gehört den Hauseigentümern). Lucy hat den beiden Herren kurz und klar verdeutlicht (fauchend *lol*), dass der Garten jetzt ihr gehört. Man hat sich belauert, gegenseitig befaucht und wütig beknurrt. Wenige Wochen später haben sie zusammen auf dem Rasen gespielt. Also nix mit 3 ha Revier.
Richtig ist m.E., dass es leichter ist, wenn sie mehr Möglichkeiten zum Rückzug und insgesamt mehr Raum zur Verfügung haben. Aber möglich ist es auch in einer Wohnung. Wobei es auch Katzen gibt, die sich nicht darauf einlassen...
Ich denke, liebe Creezy, dass du schon weit gekommen bist und dass es sicher noch besser wird - wie du schon selbst sagtest, mit viel Geduld und Liebe.
Wir drücken die Daumen und schicken liebe Grüsse aus Norwegen :-)

creezy hat gesagt…

@Christiane
Der Rückzug ist absolut wichtig. Ich denke, ich habe damals den Fehler gemacht, weil Shiina so selbstsicher wirkte, dass ich sie zu früh aufeinander gelassen habe.

Natürlich bräuchten Katzen mehr Freiraum und haben gerne ein größeres Revier. Wie groß ist wirklich individuell von den Tieren sehr unterschiedlich gewollt. Tally zum Beispiel würde keine zehn Meter vom Haus weg gehen …

Hier ist das Problem simpel: drei Weiber. Das ist immer 'nen pain in the ass – und ich habe es nicht bedacht als ich mich in das Skelett verguckt habe. Auch mein Fehler. Aber auch das ist irgendwann regelbar, das hatte ich schon.

Heute war die gleiche Situation. Das Schöne ist, dass Nishia nicht mehr den Rückzug auf den Schrank antritt sondern raus aus dem Zimmer. Es wird langsam werden. Basta. ;-)

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