2012-03-04

So lala …

Den kleinen Katerfratz Lino habe ich einäschern lassen. Ich konnte ihn nicht in kalte Februarerde legen und als am Dienstag nach seinem Todestag die Welt wieder komplett weiß war, war ich darüber auch sehr froh. Als echter mallorquinischer Kater mochte er keinen Schnee, ich hätte ihn wieder ausgraben müssen.

Seit gestern ruht die Asche jetzt in einem dreibeinigen Glücksfrosch. Der hat einen hohlen Bauch in dem üblicherweise Räucherstäbchen vor sich hinqualmen und er bringt uns jetzt gemeinsam mit dem Frosch frei nach Feng Shui unermessliches Glück, Erfolg und Reichtum (har! har! har!) sowieso. Ich hätte auch den hohlen Buddha nehmen können, zu seinem Bauch hatte ja Lino auch immer eine besondere Beziehung, war es doch sein erklärtes Lebensziel sich 24 Stunden am Tag diesen massieren zu lassen. Bei der Frage „von wem?” war er da nie sonderlich wählerisch. Für eine Bauchmassage tat er alles, was so ein liebes Katerherz tun kann, sich eng neben einen legen und vertrauensvoll den Bauch hinhalten. Damit hat er ja jeden/n herum bekommen, vor allem die Katzen-Nichtmöger. Viele gibt es da zum Glück nicht in meiner Umgebung. Eine Ausnahme. Bei denen lebe ich gerade.

Es ist sehr komisch mit Lino: er fehlt nicht. Also er fehlt mir natürlich in seiner körperlichen Anwesenheit und Farbigkeit. Aber er ist erstaunlich existent. Er ist einfach nicht wirklich weg. Ich habe das so noch nie erlebt. Wahrscheinlich ist er wirklich ein kleiner Buddha. Seine Asche hier zu haben, tut gut. Irgendwann bringe ich sie vielleicht zu meiner Mum, seinem Erstfrauchen auf die Insel, seiner Heimat – wo es warm ist. Aber jetzt ist es erst einmal gut so, wie es ist.

Die Mädels geben sich alle Mühe seine Plätze, seine sehr eigene Niedlichkeit, seine Angewohnheiten wett zu machen bzw. auszufüllen. Als ich mit ihm nach Hause kam, hat sich Nishia erst noch Stunden lang auf ihn gelegt, bei ihm geschlafen und ihn bewacht. Tally hat das getan, was sie am Besten kann, ihre Trauer (die unterstelle ich ihr jetzt einfach mal dummdreistüberheblichmenschlich) mit Fressen kompensiert. Das hat sie ja überhaupt nicht meine Gene. Wir haben jedenfalls ausreichend und gut Abschied genommen. Ich hatte aber keine Sekunde lang das Gefühl, das ich sonst bei meinen verstorbenen Katzen nach einer Weile des Abschieds hatte, den Deckel über ihn schließen zu müssen. Er blieb im Transportkorb und ich habe ihn am Abend die letzten 30 Kilometer im Auto auf dem Weg zum Kreamatorium ihm weiterhin ständig den Bauch gekrault. Sein Tod war mir physikalisch in keiner Weise unangenehm. Vielleicht entwickele ich mich einfach in die richtige Richtung. Vielleicht war es schlicht seine Besonderheit.

Lino habe ich zum ersten Mal gesehen als Baby auf der Straße, als ich 2000 erstmals meine Mum auf der Insel besucht habe. Sie hatte eine Freundin, die bekannt dafür war sich um frei lebende Katzen zu kümmern und der hatte man den Wurf Katzenbabies, die aber völlig sozialisiert waren, vor die Tür gestellt. Davon hatte mir meine Mutter schon erzählt und als wir einen Tag nach meiner Ankunft dort ankamen, wuselten dort die kleinen Geschwister herum, wurden von der Freundin mit Futter versorgt und sie versuchte die Tiger zu vermitteln. Lino war das Kätzchen, das sofort an meinen Beinen sich hoch angelte und meinen Schoß eroberte und ich habe nicht verstanden, warum meine Mum ihn nicht sofort mitnahm. Ich konnte damals nicht, denn ich hatte zwei Mädels (die Vorgängerinnen) zu Hause aber meine Mum war katzenlos und ich verstand ihre Verweigerung eigentlich nicht. Also, wenn Katze in Not und woanders Platz und Katzenmangel, dann gehört das meiner Meinung nach zusammen geführt. Nun ja, kurz als ich wieder abgeflogen war, waren fast alle Katzen vermittelt. Wenige Tage später rief mich meine Mum an, um mir zu sagen, dass sie ein Kätzchen hätte. Der schwarzweiße wunderschöne Kater zog bei meiner Mum ein und wurde auf den Namen „Lino” getauft, von mir immer „Linolux” oder „Knutschkugel” genannt. Den Rest der Geschichte kennt Ihr ja.

Ich bin jetzt einfach glücklich ihn gehabt zu haben. Es gibt viele Menschen auf dieser Welt, die nie in ihrem Leben das Glück spüren werden, das man hat, lebt man mit so einem Tier. Sehr viele, die es doch tun, werden vielleicht nie das Glück haben so einen außerordentlich wundervollen, lieben, Glück und Freude spendenden Kater haben zu dürfen. Er hat viel Licht in mein Leben getragen. Ich muss einfach nur dankbar sein.

Dann geht es auch mit der Trauer.

Donnerstag habe ich erfahren, dass ich ab 15.3. offiziell Trainerin bin im Unternehmen. (Betriebsrat muss noch zustimmen, lustige mir sehr neue Formalien). Sie haben mir vorher schon gesagt, ich hätte die beste schriftliche Bewerbung (zwei Seiten gehen also doch!) abgegeben. Ich habe eine (eigentlich zwei) gute Präsentationen gestaltet und optimal gehalten (sogar ich fand mich gut, das will was heißen) und ich habe die Aufgabe (Konzeptpunkte vortragen) mit Abgabe eines schriftlichen Kurzkonzepts übererfüllt. Ich freue mich, ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe.

Eine Wohnung habe ich leider immer noch nicht. In manchen Wochen habe ich kaum Zeit die Angebote zu studieren, geschweige mir Wohnungen anzusehen, geschweige denn den Kampf zu kämpfen, der danach unter den gegebenen Bedingungen erfolgt. Da sind auch Makler keine Hilfe, weil sie empfinden, bei der Miete die ich zahlen kann, lohnt sich Aktionismus wohl kaum. Deren Berufsbild verstehe ich in der jetzigen Zeit ganz ehrlich am allerwenigsten. Also in diesem Punkt fehlt mir gerade, ganz ehrlich, der Optimismus. Aber es ist genau der Punkt, der am dringlichsten für mich gelöst werden müsste, denn das Leben so hier ist keine Freude und kostet mich enorm viel Kraft, die ich an anderer Stelle brauche.

Kurz: ich schlage mich so durch und bin froh, dass die Krokusse wieder blühen, die Mädels gesund sind, ich in einigen Punkten nach vorne gucken kann. Optimist inside, wenn auch mit sehr tiefen Schrammen.

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Claudine,

ich freue mich sehr für dich. Ich freuem ich darüber, dass du wieder einen Job gefunden hast, der dir auch noch Spaß macht. Ich freue mich für dich, dass du deine Trauer um Lino so toll verarbeitest. Und du hast ja recht. Er ist einfach da. Und das Thema mit der Wohnung wird sich auch noch ausgehen! Ich schätze allerdings auch, dass du hier noch viel Geduld benötigst. Das heisst für mich: ich tanze weiter für dich! Und vielleicht wird es bald passieren, dass du hier in deinem Blog schreibst: ich habe endlich einen Wohnung gefunden!

Weiterhin viel Glück und alles Gute wünscht dir
Manuela

Ramona hat gesagt…

Hallo Claudine,
da hat sich unser Daumendrücken doch gelohnt. Glückwunsch zum neuen Job! Das freut mich sehr und eine erfolgreiche Einarbeitungszeit wünsche ich Dir. Du siehst, Du traust Dir wieder richtig was zu und es trägt Früchte.
Step bay Step geht es voran.
Das nächste Ziel ist die Wohnungssuche und Linos Geist wird Dir immer mal einen Stups verpassen, wenn Du aufgeben willst.:o)

Liisa hat gesagt…

Freue mich sehr für Dich, creezy! Glückwunsch zum neuen Job.

Anonym hat gesagt…

Wie schön, dass es mit dem Trainerjob geklappt hat! Herzliche Glückwünsche!

Münchenmädel

@ Lino: Wenn eine unserer zahlreichen Katzen das Zeitliche gesegnet hat, war es für uns im Katzenhimmel. Dort springt, stelle ich mir vor, auch ein völlig begeisterter Lino herum und bekommt 24-stündige Bauchmassagen. Von zwei Engeln gleichzeitig. :-)

Bhuti hat gesagt…

Schau mal, es gab doch schon einige positive Entwicklungen, die für Dich vor einigen Monaten nach unvorstellbar waren. Es wird auch eine Wohnung kommen. Bestimmt!

Monika hat gesagt…

Der Lino, der war also Dein Katz, von Anfang an. Deine Mum hat nur die Stellvertreter-Rolle übernommen, gesegnet sei sie dafür.

Die Gratulation zum neuen Job sei hiermit nochmals herzlich wiederholt, ich freue mich sehr für Dich. Und das mit der Wohnung - das kommt. Bald. Wir alle, da bin ich sicher, drücken heftig die Daumen, Pfoten und was sonst noch drückbar und sinnvoll ist.

kaltmamsell hat gesagt…

Als Trainerin kann ich mir dich perfekt vorstellen, ich gratuliere von Herzen. Und nun halte ich die Daumen gedrückt für die Wohnung.

kelef hat gesagt…

schön und nicht schön, sie wissen schon wie ich das meine.

jedenfalls aber, nachdem sich die job-misere nun auf so wunderbare art gelöst hat, da werden sie auch eine wohnung finden. eine, die bezahlbar ist und ausserdem auch noch allen ansprüchen genügt. mit einem baum vor dem fenster für das katzenbespassungsbalett. sie werden sehen. das kann gar nicht anders sein, und ist auch die richtige reihenfolge: erst job, dann wohnung.

ausserdem tun sie sich viel leichter wenn jemand sie fragt was sie beruflich machen - da haben sie schon einmal von vornherein einen stein im brett. brauchen sie nur noch ein gutes argument für "warum können sie nicht mehr bezahlen" - vielleicht ein wenig schwindeln ohne rotwerden und sagen, sie wären beruflich sowieso viel unterwegs, und im sommer gerne in der natur, auch aus fotografischen gründen? das klingt logisch und nachvollziehbar. "ich verdien nicht so viel" ist das als argument zwar ebenfalls, aber nicht so - elegant.

hier werden weiterhin die daumen gehalten. sie sehen ja, wenn viele daumen drücken dann funktioniert das auch. also.

Pienznaeschen hat gesagt…

Du machst das alles ganz toll, du meisterst, Du behauptest Dich und Du lebst ... und ich würde Dich sehr gerne einfach mal feste drücken!

emi hat gesagt…

der wunderbare lino spaziert jetzt mit seinem erstfrauli und bewacht dich und hat dir bereits glück gebracht! es geht wieder aufwärts auf jede träne folgt ein lachen.

walküre hat gesagt…

Ich könnte mir vorstellen, dass Sie vielleicht durch ein mehr oder weniger zufälliges Kollegengespräch zu einer passenden Wohnung kommen. Sowas solls geben - und außerdem drücke ich ja ohnedies auch weiterhin beide Daumen !

Scholli hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch zum neuen Job! Der Rest wird sich ergeben. Manchmal müssen die Dinge reifen und irgendwann findest Du die Wohnung, die Du ohne den ganzen vorherigen Prozess nicht gefunden hättest.
Ich habe während meines Studiums auch meine Wohnung verloren und habe drei Monate bei einer sehr lieben Freundin im Wohnzimmer kampiert, die mich ohne Zögern aufnahm und ohne deren selbstverständliches und von keinerlei Gutmenschelei begleitetes Handeln ich mein Studium aufgrund der Wohnungslosigkeit hätte aufgeben müssen. Ich habe bei ihr gewohnt bis ich die Wohnung, bzw. das Zimmer fand, in das ich vorher nie eingezogen wäre. Die Jahre, die ich dann dort im japanisch-katholischen Zentrum gewohnt habe, waren die besten, ausgefülltesten, ruhigsten, lebendigsten, schönsten und magischsten überhaupt. Ich wünsch Dir das ebenso. Die Daumen sind gedrückt!

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!