2011-10-07

Ich bin soweit.

Dienstag denke ich noch „er hat jetzt lange durchgehalten, langsam muss wohl die Nachricht kommen.” Ich ahne, was seine letzten Zeilen aussagen und das Foto von ihm, das man nicht autorisiert (fuck off, you paparazzo!) zwei Tage nach seinem Rücktritt (leider) zeigt, machen mir, die ich an Krebs sterbende Personen jedes Mal zu oft gesehen habe, keine Hoffnung mehr. Sechs Wochen, denke ich. Damals. Trauere also schon in jenem Moment und danach bleibt mir nur die menschliche Hoffnung, es möge schnell und schmerzlos für ihn gehen.

Ich öffne gestern morgen meinen Mail-Account und finde die Nachricht eines Freundes von um vier Uhr „Scheiße, dass es so schnell gehen würde, habe ich nicht gedacht.” dazu einen Link in dem ich den Namen Steve Jobs lese und fasse von nun an den Beschluss meinen üblichen morgendlichen Nachrichtenganz im Internet nicht zu gehen. Ich habe keine Lust auf die Realität. Dann mache ich den Fehler und gehe auf Facebook und lese doch, was ich nicht lesen will. Stelle fest, dass man unglaublich viel Mist im Internet lesen kann, von Leute denen es im Angesicht des Todes eines Fremden zu gut geht. Und ich lasse mich treiben.

Steve stirbt also gestern und ich habe keine Lust auf Leute und Gespräche und ich habe keine Lust auf Einsamkeit. Ich mache Tabula rasa und schreibe einem Freund, was ich denke, fühle, leide. Ich bin berührt. Und ich bin taub. Dann habe ich Hunger. Ich fahre um die Ecke zum schwedischen Albtraumkaufhaus und setze mich mit meinem Tablett an das Fenster und gucke auf die Landschaft von Autos. Ich knabbere an einem Salatblatt, das ich brutal wie alle anderen in Rhode Island-Vinaigrette ertränkt habe und bekomme plötzlich ganz feuchte Augen.

In dem Moment erklärt uns eine weibliche Stimme über die Lautsprecher: „Es ist eine Tasche aufgefunden worden. Bitte melden Sie sich bei der Information! Ich wiederhole … es wurde eine Tasche gefunden …” Ich denke, mittlerweile immer noch nicht gut zum Terror ängstlichen Deutschen umerzogen, mit höflicher Ironie: „Herrenlose Tasche. Wir werden alle sterben!” Dann denke ich, „Egal, Steve ist auch tot. Wir schaffen das schon.”

Nachruf, weil er schön ist!

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