2011-09-21

Sprachlos …

Meine Reise zum Ende der Welt

Es gab einfach zu viele Verluste, zu viele Rückschläge, zu viele Tiefschläge, manchmal einfach nur Pech, zu viele Rat-Schläge. Keine Perspektive. Nach jedem missglückten Anlauf weniger Kraft, weniger Energie, weniger Kampflust. Die Haut immer dünner, der Mut immer weniger.

23 Kommentare:

Liisa hat gesagt…

Als ich den Eintrag heute Vormittag las, hab ich kurz überlegt, ob ich dazu kommentiere oder nicht und hab es dann doch gelassen. Aber nach Deinem Tweet, will ich es jetzt doch tun. Warum hab ich nicht gleich kommentiert? Weil mich der Text auch (fast) sprachlos gemacht hat. Einerseits kann ich total nachvollziehen, was sie geschrieben hat und ein wenig auch, welche Rückschlüsse sie daraus für sich gezogen hat. Anderseits macht es mich unglaublich wütend und traurig und die Hilflosigkeit mit der man so einem Geschehen gegenübersteht trägt das ihre zur Sprachlosigkeit bei. Ich kenne/kannte die Person und ihr Blog überhaupt nicht und auch das hat mich (bisher) schweigen lassen. Es ist schwer in so eine Situation hinein etwas Sinnvolles zu sagen. Ich bin nicht an ihrer Stelle, nicht in ihren Schuhen, da kann man schnell in seinen Einschätzungen und Reaktionen völlig daneben liegen.

Und, das will ich nicht verschweigen: nach der allerersten Schockreaktion auf den Text, meldete sich auch eine leise Stimme in meinem Hinterkopf, die flüsterte: "Bist Du Dir sicher, dass das alles so stimmt und nicht nur ein Fake ist?" Pervers, ich weiß, aber die Geschichten hat es leider im Internet auch schon häufig gegeben. Im Zweifel für den "Angeklagten", also hab ich mich entschieden den Text als das zu nehmen, als was er da steht. Und das, was ich da gelesen habe und diese mir wildfremde Person geht mir seither ständig im Sinn um ...

P.S. Selbst wenn es ein Fake wäre, ich bin sicher, es ist eine Situation, die so schon passiert ist oder ähnlich jederzeit passieren kann, weil zu viele Menschen in genau so einer Abwärtsspirale stecken und einige haben die Konsequenz, so einen Plan dann auch durchzuziehen.

creezy hat gesagt…

@Liisa
Danke! Mir ging es gestern genauso als mir der Link zugetragen wurde. Da ich selber zur Zeit dieser Konsequenz näher stehe, als jemals zuvor, aus auch genau den gleichen Gründen, habe ich keine Minute an der Wahrhaftigkeit gezweifelt.

Das Blog ist bekannt, die Person hat zumindest früher auch öfter im HSB kommentiert.

Liisa hat gesagt…

Vielleicht reagieren wir gerade, weil wir uns so sehr damit identifizieren können, so stark bzw. stärker als manche andere darauf.

creezy hat gesagt…

@Liisa
Natürlich tun wir das. Mich erschreckt dieses nur allzu gut verstehen können so sehr!

engl hat gesagt…

ich denke ja auch seit gestern abend darüber nach. trotzdem weiß ich nichts zu sagen, weil man ja eben nichts weiß. und womöglich auch nichts in erfahrung bringen wird. soll ja vielleicht auch nicht sein.

und beinah tut es mir leid, daß ich ausgerechnet auch bei dir nachgefragt habe. ich dachte, du würdest dich vielleicht erinnern aus den HSB-zeiten oder eventuell sogar mehr wissen. man weiß ja nie wer welche blogger persönlich kennt. sorry.

ker0zene hat gesagt…

Ist eine schwierige Sache mit diesen Dingen. Ich habe gestern einige Tweets zu der Sache mitbekommen, den Text gelesen und auch schwer geschluckt. Ich kannte das Blog vorher nicht, natürlich kommt man dann ins grübeln, wie echt das womöglich sein könnte, da bis auf einen weiteren Eintrag auch nichts anderes mehr da war.
Wenn man sich, je nach eigener Situation, mit der Sache beschäftigt zieht man vielleicht vergleiche. Wie hätte man selbst reagiert, auf dieser langen Busreise nach Protugal. Wie hätte man selbst gefühlt, erlebt, diese letzten Eindrücke mit dem festen Plan. Da ist soviel dabei, zu dem man trotzdem so wenig in Worte fassen kann (und so ein neumodischer einzelner blöder Punkt hilft auch nichts).

Das große Rauschen geht trotzdem immer weiter, auch wenn man das mitunter schwer begreifen und kaum ertragen kann (... ging mir vor Wochen ganz ähnlich, als der mir persönlich und auch im Netz bekannte Jo Schäfers plötzlich verstarb. Geht vermutlich genau heute auch den Leuten so, die Robin Meyer-Lucht persönlich kannten.) Gestern Piraten, heute Papst morgen wasweisich.

@creezy: Ich hoffe, Du bleibst dieser Konsequenz für alle Zeit fern!

creezy hat gesagt…

@engl
Soll wohl so, wie es abgelaufen und geplant ist, genau nicht sein. Und nein, keine Entschuldigung. Es ist gut, dass Du mich gefragt hast. Das wäre ja eh irgendwann aufgelaufen. Und ich sehe in diesem Post eher eine Chance als eine Aufforderung. Wenn auch die Perspektiv- und Kraftlosigkeit erst einmal bleibt. Mein Verständnis für den Schritt bleibt allerdings genauso groß.

Ich würde das aber sehr gerne mit den Ausdrucken machen!

@ker0zene
Danke. Ja, das große Rauschen ist mir momentan zu groß und zu diffus, zu sinnlos. Und ich fürchte auch, die Trauer für den einzelnen zu schnell ausgetauscht nach außen.

Und nein. Nicht solange ich Verantwortung für andere Lebewesen trage. So man das in den jeweiligen Zuständen überhaupt steuern kann.

Ich hoffe nur inständig, der/die Bloggerin hat den Frieden, den jeder verdient!

Literat hat gesagt…

Bleib mal lieber da, creezy! Und schreib darüber...
ich kann den Zustand der gelegentlichen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit auch gut nachvollziehen.

lg

Uns' Uwe hat gesagt…

Schließe mich meinem Vorredner an und würde das "schreib' drüber" gern auch wieder auf Twitter ausgedehnt sehen (Du hast ja tatsächlich Deine beiden Accounts beiden Accounts drichtgemacht... :/ ).

Bhuti hat gesagt…

Ostern vor 10 Jahren hat ein Kollege von mir Selbstmord begangen. Er hat sich vor den Feiertagen noch mit dem üblichen Feiertagswünschen und "bis nächste Woche" verabschiedet. Er hat noch seinem Sohn beim Umzug geholfen. Am nächsten Tag bzw. in der Nacht wohl hat er sich erhängt. Warum er es getan hat? Ich weiß es nicht. Einen Abschiedsbrief gab es nicht. Natürlich hat sich jeder gefragt, hätte ich etwas merken müssen. Es hat keiner etwas gemerkt, auch keiner der engsten Kollegen.

Ich möchte das in meinem Bekanntenkreis (dazu zähle ich auch Internetbekannte) nicht nochmal erleben müssen. Ich hoffe einfach, dass sich immer noch eine andere Lösung finden läßt …

Bhuti hat gesagt…

Und bitte, bitte nicht das Blog schließen.

creezy hat gesagt…

@Felios
Ich bleibe. Darüber schreiben jedoch fällt mir schwer. Es wird hier immer Menschen geben, die im Schatten der Anonymität ihre Intoleranz zu gerne zur Schau stellen. ,-(

@Uns‘Uwe
Das ist mit dem Twitter-Account sicher nicht für ewig. Aber ich werde mir dieses sinnlose Papst-Gebashe dort nicht mehr geben.

@Bhuti
Ich denke, viele Selbstmörder wissen wirklich nicht einmal kurz vorher, dass sie in Kürze kurz schließen. ;-( Ob man solche Kurzschlusshandlungen hätte verhindern können. Vielleicht. Dieses eine Mal. Aber das nächste Mal? Ich würde vorher immer den Weg der professionellen Hilfe suchen - was sich leider gerade Männer immer noch versagen oder zu spät angehen. Im Grunde ist das keine planbare Lösung für mich, da ich zu viele Leute im Umkreis habe, die derzeit um dieses ihres Leben kämpfen. Aber müde bin ich gerade sehr.

Nein, das Blog schließe ich nicht. Das ist viel zu sehr ich. Und es ist viel zu sehr Ihr! Es ist mein kleines Glück, ganz ehrlich – mit Euch! ;-)

Bhuti hat gesagt…

Vielleicht wäre ein Passwort für einzelne Beiträge ein guter Schutz vor den anonymen Intoleranten.

Literat hat gesagt…

Das Problem der professionellen Hilfe ist, dass es schwer ist, ohne diese Hilfe noch zurecht zu finden. Hat man erstmal einen Therapeuten gefunden, so zieht sich die Therapie über Jahre hinweg. Und wenn man dann selbst in eine andere Gegend übersiedelt, und damit den Therapeuten verliert, wirds schwierig.

Dasselbe betrifft auch Klinikaufenthalte und die Rückkehr ins 'reale' Leben.

Dass viele Männer den Weg nicht suchen, ist aber eher ein gesellschaftliches Problem, da Männer ja bekanntlich keine Gefühle zeigen dürfen, außer Härte und Gewalt. Vermutlich wissen allgemein viele Arbeitskollegen nicht, was in dem anderen vorgeht, das bleibt alles sehr oberflächlich auf Smalltalkebene, obwohl man einen Großteil seines Lebens zusammenverbringt.

Just my two cents

Thies hat gesagt…

Für das zusätzliche Frösteln auf meinem Rücken beim Durchlesen sorgte bei mir der Ortsname: Sagres.

Sagres - dort war ich einmal im Urlaub vor 15 Jahren. Damals steckte ich in einer unglücklichen Liebesgeschichte, fast wie aus einer Soap-Opera bei der sich Hoch- und Tiefpunkte auch immer in kürzester Zeit abwechseln. Und beim Anblick dieser wunderschönen Klippen dachte ich damals: "Wenn wir beide nicht zusammen kommen, dann fliege ich noch mal hier runter und springe mit Anlauf ins Meer."

Nun - wir sind nicht zusammen gekommen und ich bin - offensichtlich - nicht gesprungen. Ich war tatsächlich nie wieder dort unten. Und auch wenn ich die Sichtweise, das eigene Leben nur noch als Abwärtspirale zu betrachten durchaus nachvollziehen kann, bleibt doch mein (bei den Gebrüdern Grimm entliehenes) Motto: "etwas besseres als den Tod finden wir überall".

Aber der Text hat mich daran erinnert, dass es in jeder Menschen Seele einen Fleck gibt an dem nie die Sonne scheint. Wo auch immer der/die Autor/in jetzt ist - ich hoffe es ist ein friedlicher Ort.

Maike hat gesagt…

ich war sprachlos, habe den text mehrfach gelesen. ich kenne die gedanken, einfach aufzuhören, mit allem.
ich habe professionelle hilfe, aber nicht hauptsächich wegen diesen gedanken, die sind immer mal trotzdem da, aber ich hab für solche tage mit mir selber einen vertrag - sowas wie "morgen ist auch noch ein tag, solange gehts erstmal noch"

und dann fällt mir immer wieder ein, warum ich eigentlich doch gerne lebe.

so ein hin und her manchmal.
und so wenig platz, die dunklen und traurigen stellen der seite zeigen zu können...

(und auch grad irgendwie das gefühl, totalen müll zu schreiben.)

creezy hat gesagt…

@Bhuti
Das wäre eine Möglichkeit, aber ich wollte das nie. Das wäre wie eine Zweiklassengesellschaft im Blog einführen, das wäre nicht fair. Und im Grunde auch aufwändig.

Mal gucken …

@Thies
Danke für das Teilen Deiner Erinnerung mit diesem Ort. Es scheint, als wäre das also ein guter Ort für abschließende Gedanken mit neuem Fortgang! Dann bleibt uns für B like Berlin auch Hoffnung – so oder so!

@Maike
Nein, Du schreibt keinen Müll. Ganz im Gegenteil. Ich denke, die sehr dunklen Seiten im Leben gehören dazu. Es ist nur schwer, wenn sie immer häufiger werden. Aber Dein Vertrag gefällt mir sehr gut, den merke ich mir!

Grundsätzlich finde ich den Austausch sehr ermutigend hier gerade, vielleicht hätte B. Freude daran für so etwas Gutes der Auslöser gewesen zu sein.

Anonym hat gesagt…

Liebe creezy,
auch ich finde ich nicht die richtigen Worte, besonders weil ich diese Verzweiflung sehr gut nachempfinden kann, erschüttert mich um so mehr die Konsequenz. Bin auch ich immer wieder engagiert neu-beflügelt gewesen, doch die geförderte gesellschaftliche Pressmaschine und Amtswillkür haben mich beschämt immer unsichtbarer werden lassen, anstatt gemeinsam Widerstand und Lebensmut zu stärken.
Wir brauchen keine therapierte Gesellschaft, sondern lebensrespektable Bedingungen oder "menschliche Stellvertreter".
Alles andere wird für diesen System zukünftig auch zu teuer. Je weniger Respekt in den Jobcentern für die Willigen oder Resignierten vorhanden ist, um so mehr wird in Sicherheitspersonal aufgerüstet.
Spätestens bei solchen Texten einer Verzweifelt-Lebenswilligen weiß ich, dass dieser Weg keine Lösung, sondern Erschöpfung ist und in mir regt sich wenigstens die Kraft des Widerstandes neu.
Insbesondere auch durch dein Blog, habe ich kluge, beseelte, lebensauthentische Menschen entdeckt, die mir sonst kaum mehr begegnet sind und der stille Respekt wandelt sich stetig in Anregugung + in Lebensmut.
Gib bitte nicht auch auf!
Es gibt viele, die dir nahe sind!
Sag "Hilfe" und wir werden für dich da sein.
(na gut, ca. zwei Stunden brauche ich bis Berlin)
Humorvoll, warmherzig, lebensklug-verstehend.
Ich bastel dir sogar einen Katzen-Seitenwagen zur belebenden Fahrrad-Ausfahrt!

bel hat gesagt…

@anonym danke, volle zustimmung.
Zu Thies und Maike, die sache mit dem vertrag und dem motto der bremer stadtmusikanten habe ich sofort übernommen.

Zu dem text, - ich bin nicht sprachlos, sondern unsäglich wütend, dass es in diesem verdammt reichen land schon wieder soweit ist, dass man menschen durch bürokratie und angewandte missachtung ans ende bringt.

@ creezy, bitte meld dich mal, ich hab es jetzt per mail und telefon versucht und hätte gerne mal wieder mit dir gesprochen.
bel;-9

Jekylla hat gesagt…

Ich bin sonst nicht oft um Worte verlegen, da aber schon. Also lasse ich es lieber.

Und ich schließe mich bel an, melde Dich bitte, meine Versuche waren bisher ja leider erfolglos.

sabbeljan hat gesagt…

ohne viele worte. habe das hier gelesen. auch wenn ich nur was entferntes bin und zu recht lächerlich wirke: auf einen kaffee?

ps: was sagen die fellträger zu all der stimmung?

creezy hat gesagt…

@Felios
Ja, unser System hat da leider gut vorgesorgt für die steigenden Diagnosen in diesem Bereich, damit die steigenden Kosten das System nicht überschwemmen.

Wir versuchen gerade jemanden mit einem Trauma unterzubringen. Es ist bitter! ,-(

@Anonym
Vielen lieben Dank. Was kann/soll ich mehr sagen? ,-) Ein Katzen-Seitenwagen … hach!!!

@bel
Ja, man wird wütend. Das auch! Ich mag gerade nicht Telefonieren, sei mir nicht böse!

@Jekylla
Seufz. Ich maile …

@sabbeljan
Nein, Du wirkst nicht lächerlich. Und auch Dir vielen lieben Dank. Nur im Moment mag ich nicht. Es ist dieses immer darüber reden und Fragen beantworten müssen, was Kraft zieht. Es konfrontiert nur noch mehr, weißt Du, dabei ist man konfrontiert genug.

Die Fellträger machen einen sehr guten Job auf ihre Weise. Ich habe nur manchmal Angst, Ihnen nicht gut zu tun. Weil mir z. B. die Lust zum spielen fehlt … ,-(

sabbeljan hat gesagt…

ok. danke für die antwort.

ps: die fellträger kennen dich ja und wissen damit umzugehen ;)

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