Tatsachen
Während ich mich mit dem Tod meiner Tante abfinde und der ritualen Kleinerwerdung meiner familiären Kontakte, ich an einer sommerlichen Angina rumfeile und in ihrer Verabschiedung am Donnerstag noch denke, „So! Jetzt aber wieder aufwärts und lasst mich den Sommer genießen!“, folgt prompt die nächste ganz ungeheuerliche Nachricht. Die der Freundin vom aggressiven Brustkrebsrezidiv mit Metastasierung in Lunge und Leber, der Knochenbefund liegt noch nicht vor. Die erneute Brust-OP schon gestern, die Chemo zur Lebensverlängerung, die Prognose ist denkbar schlecht.
„Das kann doch nicht so sein“, denke ich „die Einschläge müssen doch mal wieder aufhören!“ Und dann realisiere ich gleichzeitig in dieser einen Sekunde, die Einschläge werden jetzt nicht mehr aufhören. Ich bin mittlerweile in einem Alter in dem diese Einschläge passieren, zum Alltag gehören, eher mehr werden. Sie werden nicht mehr aufhören, bis sie einen schlussendlich selber treffen.
Man nennt das wohl: Leben.
Hinsichtlich meiner Freundin hatte ich nie, nie eine Sekunde auf dem Plan gehabt, sie hätte die Krankheit nicht besiegt. Ich habe für sie beschlossen, an ein Wunder zu glauben! Etwas anderes glauben, kann ich gerade nicht! Was ich denken soll, weiß ich eh nicht.
7 comments:
entweder es trifft jemanden der einem nahe steht und/oder einen selbst. seis drum: willkommen im club der endlichen.
Diese eine Sekunde, in der einem obiges klar wird, kommt für den einen früher, für den anderen später aber sie kommt unweigerlich und damit verbunden die Ahnung der eigenen Endlichkeit - so einem diese nicht schon vorher bewusst war. Zugleich aber macht einem diese Sekunde auch klar, dass keine Sekunde des Lebens, keine Begegnung, kein Auf und kein Ab selbstverständlich ist, sondern alles zum Leben dazu gehört und genutzt, angenommen, genossen, durchlitten oder geliebt sein will - zumindest wenn man am Ende gelebt haben will.
Viel Kraft wünsche ich Deiner Freundin, diesen neuerlichen Schlag zu verkraften und die Folgen zu ertragen und Dir die innere Stärke und Kraft, Deiner Freundin so gut es geht beizustehen.
sorry, nioch mal vollständig:
ja, liebe creezy, ich vermute, dass sich "schlechte Nachrichten" irgendwie
zusammenrotten um dann gemeinsam zuzuschlagen
die Folge dieser Philosophie ist: irgendwann ist mal Pause
- leider nur Pause :-(
meine kleine Schwester ist - nach langer Krankheitszeit - an Brustkrebs verstorben
.. da half es ihr auch nicht, dass sie - als promovierte Biochemikerin - in der Krebsforschung (bis zuletzt) gearbeitet hat
Ich kann mich an diese Bewusstwerdung bei mir selbst noch gut erinnern, sie ist ja auch erst ein paar Jahre her. Seitdem hat es im Verhältnis zu den vielen Jahren davor überproportional viele "Einschläge" gegeben, ich habe einmal einem Freund geschrieben "Ich glaube, der Sensenmann hat hier geparkt".
Inzwischen ist er wieder eingestiegen und losgefahren - aber ich weiß, er bleibt in der Gegend und ab und zu drückt er auf die Hupe, damit ich ihn nicht vergesse.
Aber das war mir nie ein Anlass, nicht an Wunder zu glauben, denn ab und zu geschehen sie. Manchmal nicht dort, wo man sie erhofft, und selten auf die Art, die man selbst für die einzig richtige hielte, aber sie geschehen. Ich hoffe deshalb, es gelingt dir, deinen Glauben an ein Wunder zu bewahren und ihn auch deiner Freundin zu vermitteln.
@Spontiv
Ich kenne den Club gut. Ich habe nur keine Lust darin meine Freunde zu begrüßen. Gar keine!
@Liisa
Lieben Dank, Du weißt, ich werde mein Bestes geben! Mindestens bis zum Wunder!
@hajo
Nee berufliche Kompetenzen helfen bei dem Thema genau gar nicht. Es tut mir sehr leid für Dich und Deine Familie! Ich hoffe, sie hatte schlussendlich einen für sie leichten Gang.
@Dirk
Dankeschön, das war sehr schön zu lesen. Vor allem der letzte Absatz macht Mut! ;-)
@ creezy, leider ist der "Rest meiner Familie" jeweils in 2-Jahres-Abständen ebenfalls verstorben (1x OP-Metzelei und 1x das Herz)
so kann's gehen
danke trotzdem für die Wünsche, ich bin Pragmatiker, der - zumindest nach aussen hin - das Ganze
.. verdrängt hat
aber das ist sicherlich individuell und Du wirst möglicherweise anders damit umgehen
übrigens: meine Schwester hat nie wirklich darüber gesprochen - zumindest nicht mit unseren Eltern oder mir - auch mein Schwager hat sich nicht dazu geäussert (sicherlich aus Rücksicht). Was ich jedoch eigentlich sagen muss: selbstverständlich nutzen Kompetenzen nichts, sie sorgen nur dafür, dass die/der Betroffene ganz deutlich weiss, was auf sie/ihn zukommt
.. und diese Erkenntnis macht mich manchmal unendlich traurig
Liebe Grüße
Hajo
Ich weiß nicht, was ich schreiben soll. Es tut mir so leid, das zu lesen. Alles, alles Gute für euch.
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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