2011-05-04

Ich bin ja selten sprachlos.

Dachte ich bisher immer. Es hat zwei Tage gedauert, bis ich mich der von „(m)einer“ Bundeskanzlerin geäußerten Gratulation in Richtung USA anlässlich der Hinrichtung (!) von Osama bin Laden nähern konnte, so sprachlos war ich über die Äußerung eines Regierungsoberhauptes einer Demokratie. Meiner Demokratie.

Helmut Schmidt, unaufgeregt wie immer, Montagabend bei Beckmann, half mir mit seiner klaren Formulierung über den eigentlichen Tatbestand mit der klaren knappen Aussage, wie sie nur von ihm kommen konnte: „Das war ein Verstoß gegen die Menschrechtskonventionen!“ höflich ein kleines Stück über die Straße der Fassungslosigkeit, an deren nicht funktionierender Ampel ich völlig hilflos stand.

Denn genauso sehe ich das auch und daher gucke ich benommen auf die USA, die ohne Gerichtsverhandlung einfach denjenigen abknallen, wer immer gegen sie Interna hätte aussagen können in einem Prozess und auf eine Bundeskanzlerin, die den Präsidenten der USA zu seinem illegalen Handeln und seinen Wahlkampf begünstigende Aktion beglückwünscht.

Der Tweet von



brachte mir heute die Sprache wieder. Ich denke, „hirnlos“ trifft den Kern der Aussage sehr sehr gut. Entschuldigt bitte, dass ich nicht gleich selbst darauf gekommen bin.

Ich war einfach zu perplex.

6 Kommentare:

Literat hat gesagt…

Bei Saddam oder Milosevic wollte man einen Prozess vor dem Kriegstribunal, bei bin Laden sind alle mit dem Töten einverstanden.

Ich war gleich von Beginn an schockiert, als ich die jubelnden Bilder aus den USA gesehen hab.

Es ist ja nicht so, dass bin Laden unersetzbar wäre, wie damals Hitler, sondern dass der Terrorismus aus einer Hydra besteht, und es für Anschlagsplanung keinen einzelnen genialen Kopf braucht.

bel hat gesagt…

nö, hirnlos war das für mich nicht, für mich zeigt das eine fortschreitende verrohung der sitten.
Es gibt sicher 1000 gründe einem fanatiker wie Bin Laden zwecks momantanen agressionsabau vorzeitiges ableben zu wünschen, wie z. b. dem verd!§$%&()=?%& Busfahrer meinetwegen, der einen hat an der Haltestelle stehen lassen,- aber ein solches gegen völkerrecht und im vollfeld der illegalität operierendes killerkommando auch noch zu beglückwünschen, das mag ich nicht als hirnlos, das kann ich nur noch als verroht und vulgär ansehen.

Wenn das das niveau ist, auf dem wir jetzt unsere probleme lösen, na dann gute nacht, abendland.

bel

Scholli hat gesagt…

Ich verweise einfach mal auf einen Artikel dazu im Kölner Stadtanzeiger, in dem die ganze Aktion aus völkerrechtlicher Sicht kurz kommentiert wird: http://www.ksta.de/html/artikel/1304334272508.shtml
Abgesehen davon: Nö. Geht gar nicht, was da in der Form geäußert wurde.

Ricarda hat gesagt…

Kaum war die Nachricht bekannt gegeben, sah man auf allen bekannten Kanälen des Netzes nur Jubeleien, Beleidigungen usw.

Klar Bin Laden war keine Mutter Theresa, aber alle redeten von Gerechtigkeit was einfach nicht zutrifft, denn pure Vergeltung ist keine Gerechtigkeit. Ein Prozess wäre Gerechtigkeit gewesen.

An eye for an eye makes the whole world blind.

Anonym hat gesagt…

Also so insgesamt hält sich die Empörung ja wirklich in Grenzen, ich hätte da deutlich mehr erwartet.

Es ist unfassbar, dass die Kanzlerin das mit Freude und einem Lächeln auf den Lippen in einer Pressekonferenz zu Ausdruck bringt. Ich bin einfach nur angewidert.

hajo hat gesagt…

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Arroganz diese "Weltpolizei" ihre Gesetzgebung (die im Übrigen noch nicht einmal im gesamten "Staat" gültig ist -> Todesstrafe) durchdrückt
.. und der Rest der ach so zivilisierten Welt klatscht blöde Beifall!
(bin gerade dabei, einen großen Eimer zu holen: z.K.
oder war "er" es dch nicht? weshalb hat man seinen Leichnam so sang- und klanglos im Meer versenkt?
.. anstatt ihn an einem Pfahl aufgespiesst all-überall sichtbar zu präsentieren?

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