Blick aus dem Küchenfenster
Meine gestrige unverhoffte Fensterputzaktion (auf der einen Hälfte der Wohnung, man soll nicht übertreiben und den Akt als solches auch in vollen Zügen genießen) erinnerte mich an die Aktion von Barabaras Spielwiese vom letzten Herbst, die ich immer vergessen habe durchzuführen. Möglicherweise haben auch ungeputzte Fenster den Blick verhindert, ich erinnere mich nicht mehr …
Ich wohne in Berlin in der denkmalgeschützten Bärensiedlung, die der Besitzer gepflegt verfallen lässt. (Solltet Ihr dem Link folgen, kann ich Euch versichern: die Mieten haben sich deutlich verändert.) Die Anlage ist geprägt von großen Hinterhöfen mit viel Grünflächen und altem Baumbestand.
Ich habe das Glück direkt vor meinem Küchenfenster und dem Balkon einen riesengroßen Spitzahorn stehen zu haben, der das Jahr über einen tief weinroten Blattbestand trägt und von mir sehr geliebt wird. Denn er dient als perfekter Sichtschutz, gleichzeitig ist er Vogelinformations- und -aufenthaltszentrale. In dem Baum sitzt auch abends der Herr Amsel und singt Talytha ihr Abendlied. Momentan hüpfen die Blau- und sonstigen Meisen in ihm hin- und her wie kleine Flaumflummies. Er ist ein Grund, warum ich noch nicht ausgezogen bin aus dieser Wohnung – ich habe noch keine Lösung gefunden, wie ich diesen Baum mitnehmen könnte. Der gesamte Hinterhof ist vor allem im Frühling blühend eine Augenweide. Dieses Jahr hat das hochmotivierte null Ahnung habende Hausmeistergärtnerteam sogar die Forsythien ausnahmsweise einmal nicht direkt vor der Blüte zurück geschnitten. Ich sah mich letztes Jahr gezwungen, das höflich anzusprechen. Und tatsächlich musste ich die botanische Realität diskutieren.
Da die Katzen ihren Futterplatz unterhalb des Küchenfensters haben, will es das Ritual, dass mindestens einmal täglich Tally und ich (sie auf meinem Arm) am Fenster stehen und gemeinsam hinausgucken, um Vogelinventur zu machen oder Hunde-TV gucken. Sie schnurrt dabei begeistert und zur Belohnung gibt es danach einen kleinen Schluck Milch. Ein schöner intimer Moment des Tages. Gucken wir gemeinsam nach rechts aus dem Fenster, sieht man im Hintergrund unten die Müllanlage stehen – der Müllgang ist hier immer mit einem ordentlichen Fußweg verbunden. Die ehemalige Teppichausklopf- als auch Wäschetrocknungsanlage liegt rechts unterhalb meiner Wohnung. Teppiche werden hier kaum noch geklopft, wie wohl anderswo auch. Und Wäsche hängen dort unten interessanterweise nur die polnisch sprechenden Nachbarn auf. Scheint eine Kultur zu sein, die dieses Land ebenfalls verloren hat. Ganz rechts oben seht Ihr die Ausläufer meines kleinen Balkons. Hier wohnen Rosmarin, Rose, Thymian, Lavendel und andere blühende Feinheiten und der kleine schwarzweiße Kater sitzt dort gerne auf dem Balkon und singt wie Caruso in den weiten Hof, der eine wundervolle Akkustik für kleine vierpfötige spanische Minnesänger bietet.
Küchenblicke von anderen Food-Bloggern. Hier geht es zu Barbaras gesammelten Werken …
Der Baustein oben auf dem Fensterbrett dient als Sammelsurium für allerlei Küchenhandwerkzeug, das in den zwei Schubladen, die meine Küche nur beherbergt, keinen Platz hätte. Die Idee so einen Stein zu bemalen und als Küchenaccessoire zu benutzen, hatte meine Mutter in den 70igern aus einer Brigitte entnommen. Unser erster Stein war in 70iger Jahre-Schreiendgrün. Mich hat dieser Stein zeitlebens durch mein Leben begleitet und er war das erste Utensil, was ich mir für meine eigene erste Küche für das Küchenbrett bastelte.
4 comments:
Daß man Wäsche auch draußen aufhängen kann, ist mir erst wieder bewußt geworden, als ich hier nach Sachsen gezogen war. Hier ist das allgemein üblich. In anderen Gegenden habe ich das in Vierteln mit Mietwohnungen nie gesehen.
Trotz Denkmalschutz Kunststofffenster?
@Andrea
Nun, wir können es natürlich auch auf den Balkonen machen. Aber im Stadtbild ist es eher verschütt gegangen. Vielleicht bekommt man auch nicht mehr alle Wäschestücke zurück, wenn man nicht daneben stehen bleibt.
@Anonym
Klar, sind eingesetzt worden bevor die Anlage unter Denkmalschutz gesetzt wurde. ,-)
@Anonym
Allerdings nur in Küche und Bad, in den restlichen Räumen dürfen wir weiterhin für die Außenwelt heizen.
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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