2009-05-17

Wir Kunden wollen gar nicht immer geizig sein.

Auf meinem Balkon verhielt es sich dieses Jahr leider nicht anders, wie auf anderen Balkonen oder in den Gärten. Der strenge Winter hatte vielen Pflanzen den Garaus gemacht. Bei mir hieß das u.a. Kletterrose tot und vier Clematispflanzen tot. Eine einzige hatte überlebt und treibt fröhlich allerdings nur aus neuen Seitentrieben vor sich hin. Bemerkenswerterweise die, die ich letztes Jahr halb tot für € 1,99 aus einem seine Verkaufsware nicht gießenden Discounter rettete, bedankt sich so entschlossen. Sie hatte allerdings auch an der Hauswand überwintern dürfen wie eine zweite auch, die es trotzdem leider nicht geschafft hatte.

Also musste Nachschub her. Nun schmerzt es mich zum Glück dieses Jahr finanziell nicht so sehr, wie es das letztes Jahr getan hätte (für beide Varianten bin ich sehr dankbar, also für die, dass die Pflanzen letztes Jahr nicht die Grätsche gemacht haben und es mir dieses Jahr deutlich besser geht auf dieser Ebene) und im April hatte ich auf dem Berliner Staudenmarkt im Botanischen Garten schon eine Clematis vom Clematis-Westphal-Stand mitgenommen. Die Clematis Yukiokoshi musste mit, schon alleine dank ihres verwegenen Namens. Sie beginnt gerade zu blühen. Bei Westphal kauft man keine Clematis ohne ausführliche Rückschnittanleitung. Niemand hat so eine große Anzahl von Clematis-Züchtungen. Und niemand züchtet so gut, wie Clematis-Westphal, denen merkt man auf den Ständen immer ihre Leidenschaft an. Also habe ich dieses Mal mir mit einer Tasse Kaffee etwas Muße genommen und dort vier Pflanzen bestellt. Was mir auffiel: die geben noch Skonto bei schneller Bezahlung, was ich sehr rührend fand. Denn Skonto ist ja auch so etwas, was komplett aus der Mode gekommen ist.

Freitag sind dann die vier Pflanzen angekommen, gestern habe ich überwiesen. Ich hatte das Skonto schon ausgerechnet, da fiel mein Blick auf die Versandkosten von € 4,50 und ich erinnerte mich an den über 1 m langen Pappkarton mit professionellen Halteeinlagen und hatte das dumme Gefühl, dass die doch eigentlich beim Versand drauf zahlen müssen. Und habe in der Folge den kompletten Betrag ohne Abzug angewiesen.

Und seit Wochen überlege ich, wie und ob man nicht eine Spendenaktion für deutsche Milchbauern machen könnte, deren Erlös direkt und nur (!) den deutschen Milchbauern zu Gute kommt. Denn als Kunde mit Herz&Verstand bin ich persönlich überhaupt nicht damit einverstanden, was die Discounter mit den Milchpreisen machen. Wir können nicht unsere Landwirtschaft ausbluten lassen, bis alle aufgeben und wir die Milch nur noch aus China importieren können: dann haben wir nämlich ein echtes Problem.

Ich denke, mir würde die Milch besser schmecken, wenn sie 20 Cent mehr kosten würde und ich wüsste, das Geld kommt auch dort an, wo sich der Bauer ggf. den Tierarzt nicht mehr leisten kann. Denn in der Produktion von Milch, Käse und Butter sind auch Tiere involviert. Wir könnten und sollten ein Interesse daran haben, dass es ihnen gut geht – und den Menschen, die sie zu versorgen haben.

12 Kommentare:

Foxxi hat gesagt…

Man muss Discounter ächten, etwas anderes geht nicht.

Die größte Diskussion habe ich hierbei witzigerweise immer mit Menschen, die finanziell ohne weiteres auf diesen Billgheimerkram verzichten könnten. Diese verweisen dann auf die vielen "Armen", die auf den Discounter angewiesen sind.

Ich halte das für ausgemachten Blödsinn, niemand MUSS beim Discounter einkaufen.

Foxxi hat gesagt…

Ach! Ich kaufe ein "i".
(Man sollte vielmehr Geld ausgeben :-))

creezy hat gesagt…

@Foxxi
Ja, das mit der Diskussion stimmt. Also, ich war ja auch in der Situation als die Preise angehoben wurden, dass mir 20 Cent mehr sehr weh taten. Aber: da weiß ich wenigstens, dass es denen, die sie kriegen sollten, schon viel länger weh tut.

Aber wer den Sprit in seinen SUV kippen kann ohne nachzudenken, braucht wirklich nicht bei der Milch sparen.

Det „i“ schenke ich Dir ,-)

fotoralf hat gesagt…

"Denn Skonto ist ja auch so etwas, was komplett aus der Mode gekommen ist."

Dann such Dir mal ein paar ordentliche Konzerne als Kunden und sieh zähneknirschend zu, wie die Herrschaften nach 60 Tagen überweisen und fröhlich Skonto abziehen. :-/

Liisa hat gesagt…

Interessant, die Gedanken, was man für die Bauern tun könnte, mache ich mir auch schon länger. Mir tut es in der Seele weh, wie wir unsere einheimische Landwirtschaft immer mehr kaputt machen und uns so im Grunde genommen selbst einen der Äste absägen, auf denen wir sitzen. Vielleicht sollten wir gemeinsam eine Website starten "Rettet unsere Bauern" oder so ähnlich. Da können die Bürger dann freiwillig für jeden Liter Milch den sie kaufen, die nötigen (vom Discounter nicht verlangten) Cents zahlen, das Geld wird gesammelt und nach irgendeinem noch auszutüfftelnden System direkt an die Landwirte ausgeschüttet. Oder wir machen eine Website, die Milchbauern nach Postleitzahlen geordnet auflistet und so den Bürgern die Möglichkeit eröffnet statt in den Discounter zu gehen, gleich die Milch beim Bauern zu kaufen und dort den vom Bauern verlangten Preis zu zahlen ... wobei ich nicht sicher bin, ob Bauern ihre Milch überhaupt noch direkt vom Hof verkaufen dürfen ... obwohl, vermutlich schon noch.

Foxxi hat gesagt…

Nun, der Gedanke ist nicht unbedingt schlecht, aber ich gehe zum Bio-Laden um die Ecke und insofern verhalte ich mich eigentlich schon entsprechend.

Ich bekomme immer so ein Ziehen im Nacken, wenn ich an "die Bauern" denke. Wer ist das eigentlich heute? Derjenige der seine Kühe auf die Weide stellt, oder hochsubventionierte Agrarfabriken? Letztere sind nämlich des Discounters beste Freunde!

Anonym hat gesagt…

Die Landwirte dürfen natürlich nicht die Milch direkt vom Hof verkaufen. Nicht pasteurisierte Rohmilch, die lediglich gefiltert wird nennt man "Vorzugsmilch". Diese muss unter besonderen produziert und vertrieben werden. Die Anforderungen an die Hygiene sind sehr hoch. Die Milch, die Tiere und die Personen, die bei der Produktion mitwirken, werden monatlich kontrolliert. In Deutschland gibt es nur 80 Betriebe, die Vorzugsmilch produzieren dürfen.

Also: An den Grossmolkereien führt kein Weg vorbei.

Anonym hat gesagt…

@Foxxi
Der seine Tiere auf die Weide stellt, bekommt relativ höhere Subventionen, nämlich zusätzlich die Weidehaltungsprämie. So schön und einfach es auch wäre, aber in der Landwirtschaft gibt es keine "Guten" und "Bösen". Die "Agrarfabriken" leiden mittlerweile genauso unter dem Milchpreis. Und in den Molkereien wird die Milch von kleinen Höfen zusammen gekippt mit der Milch von Landwirten mit vielen Kühen. Und alle erhalten von der Molkerei den gleichen geringen Preis. Oder glaubst du, die "Agrarfabriken" verkaufen ihre Milch direkt an Aldi?

Das Problem lässt sich in Deutschland nicht lösen. Die Milchpolitik wird in Europa gemacht. In der EU gibt es ein von der EU subventioniertes Überangebot an Milch. Statt die Quoten zu kürzen wird von der EU der Export subventioniert, z.B. nach Afrika, wo dort die Milchbauern unter der billigen EU-Milch leiden.

Der schnellste Weg wäre die "Saldierung" zu beenden. Das ist der Fachbegriff für die Möglichkeit, dass Landwirte, die ihre Quote nicht ausschöpfen diese verkaufen können. Nur so sind die Riesebetriebe überhaupt möglich. Die kaufen Quoten von Landwirten auf, die wegen des Preises nicht mehr mithalten können. Eine Reform der EU-Milchpolitik ist dringend nötig.

Foxxi hat gesagt…

@anonym

Ich gebe Dir ja recht, ich bin auch kein Agrarexperte.

Die Überschrift bezieht sich aber auf die (angeblich herrschende) Geiz-ist-Geil-Mentilität und dagegen kann man eigentlich schon vorgehen.

Anonym hat gesagt…

Die Geiz-ist Geil-mentalität ist doch bei Agrarprodukten eine "Profit-ist-Geil-Mentalität". Ein Grossteil der Milch landet in Form von verarbeiteten Produkten (ein Beipsiel Pizzakäse, Eis, Laktose in Wurst, usw. ) beim Verbraucher. Im billigen Milchpreis und den Preisen anderer Agrarprodukte verdienen in erster Linie die großen Lebensmittelproduzenten.

Indica hat gesagt…

Ich kaufe im Bioladen, da kostet der Liter um die 82 Cent. Ich hoffe, dass dabei genug bei den Milchbauern hängenbleibt. Öko ist mir ohnehin wichtig. Und versuche bei der Milch auch dort nicht diese widerliche "länger frisch"-Pseudo-H-Milch zu erwischen.

Das geht alles aber nur in Berlin. FFO ist Discounterland pur, denn die Öffnungszeiten vom Kleinst-Biolädchen schaffe ich nicht und nicht jedes Wochenende den Bio-Export.

bel hat gesagt…

Für Biomilch und regionale Produkte die wirklich Bauern unterstützen (ja genau bio) gibt es die Gemüsekkisten.

Hier kann man gucken was es in der Region so gibt, und wer liefert:

http://www.gemuesekiste.de


Und nee, die Milch beim Discounter, das ist ja gar keine Milch, das ist weißer Dreck. Tot wie der Wiener Zentralfiedhof. Zeugs was drei Wochen lang nicht sauer wird, das IST schädlich.
bel

Kommentar veröffentlichen

Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!