12 Monate
ist es heute auf den Tag her. Vor zwölf Monaten stand in der Nacht von Freitag zu Samstag die Polizei in der Tür. Freitag Abend hatte man sie tot aufgefunden. Dieses erste Jahr war ein langes. Unfassbares. Sie ist nicht heute vor einem Jahr verstorben. Auch wenn die Gerichtsmedizin damals weder Todesursache noch den Zeitpunkt nachträglich ermitteln konnte, gilt als Todeszeitpunkt der Zeitraum, in dem die Verstorbene zum letzten Mal gesehen wurde bis zu dem Moment in dem sie gefunden wurde. Was wiederum heißt, ich schleppe diesen 1. Todestag nun schon einigen Tagen mit mir herum – und im Grunde fing die harte Phase für mich merkwürdigerweise bereits um den 9. Juni an. Ich hab keine Ahnung, warum so früh. Stimmen, Gedanken, Gerüche, der Schockmoment als die Polizei klingelte, Schuldgefühle, dieses Ewige: was wäre wenn? – alles kam hoch. Ich fand's an manchen Tagen unerträglich schwer. Im Gefühl war ihr Todestag für mich ein anderer.
Heute lief ich durch den Tag – das mache ich allerdings schon seit vielen Tagen so intensiv – und dachte immer hier und da, was würde sie wohl hierzu sagen? Was würden sie heute tun? Irgendwo heute las ich in einem Blog, einer ihrer Lieblingsfernsehsender „terranova“ ist seit dem 10. Juli abgeschaltet. Das hätte sie sehr getroffen.
Mein Bruder von dem ich nicht weiß, wo er steckt, ob er noch lebt und wenn wo, sollte nunmehr seitens des Amtsgerichtes von ihrem Tod erfahren haben als ebenfalls Erbe – vorausgesetzt er ist irgendwo in Deutschland gemeldet. Was ich bezweifle, so wie ich ihn von damals noch kannte, Behördengänge waren seine Sache nie. Jedenfalls gab es in diesem einen Jahr von ihm keine Reaktion. Sollte mich es wundern? Sie hatte ihn ja vorher auch nicht mehr interessiert.
Wenige Menschen haben heute mir gezeigt, dass sie an sie noch denken. Ein lieber Freund von uns beiden, weit weg in Rom lebend, schickte eine SMS, zwei liebe ihr sehr zugetane Freunde schickten mir gerade per Mail ein paar Fotos von ihr von unserem gemeinsam verbrachten Weihnachtsfest 2004. Eine ihrer älteren, sehr kranken Freundinnen sollte ich vielleicht anrufen, aber heute habe ich keinen Nerv dafür. Morgen.
Die Zusage nach Chicago fliegen zu dürfen, war in den letzten Tagen Balsam für die Seele. Wahrscheinlich empfinde ich die Vorbereitungen und den Moment deswegen noch in einer höheren Dimension als die anderen Blogerinnen, die mir die Zeit mit versüßen werden. Komisch. Oder auch nicht, es hat mich abgelenkt.
Für meine Mum gab es heute wieder Rosen und viele Urnenstreichler und Gespräche. Für den grazilen schwarzweißen Riesenkater gibt es gleich Gambas (sie fände das toll). Den habe ich heute auch genau seit 12 Monaten. Glück im Unglück. Nachher werde ich die Flüge raussuchen. Am 16. September diesen Jahres wäre sie 65 geworden. Sie wollte diesen Tag mit mir auf „ihrer“ Insel verbringen. Das wird sie. Und dann dort bleiben. Im Meer. Auf der Insel. In der Sonne. Nur das Beste!
14 comments:
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Ich drück Dich mal virituell und wünsche Dir von Herzen das Beste.
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Ich hab heute auch viel an Dich gedacht, wusste aber nicht, ob ich von allein davon anfangen sollte. Was ja blöd ist, weil ja eigentlich klar war, dass Du sowieso die ganze Zeit dran denkst...
Ich drück Dich und denk weiter an Dich. Vielleicht gibt das ja ein bisschen Kraft.
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Sei pur und echt – ohne Maske, ganz egoistisch, ohne anstrengenden Selbstschutz, nur auf dich selbst konzentriert - das hilft. ... fühle dich gedrückt LG
meine ma starb am 21. juli. sie war 57. das ist jetzt 14 jahre her. ich vermisse sie sehr. ich weiss, wie es dir geht.
ich denk ganz fest an dich...
Ich drück dich!
Auch liebe Gedanken!
Sabine
@all
merci. Es geht ja, ist ja nicht mehr so schlimm wie vor genau einem Jahr, wenn man so kurz mittendrinnen im Trauma denkt, das muss einen jetzt umbringen … aber irgendwie isses einfach nur blöd!
Huch? Ich hatte doch kommentiert?!
Das Posting über den Tod Deiner Mutter war eines der ersten, die ich bei Dir gelesen habe. Es hat mich sehr berührt und ich bewundere es, wie Du damit umgehst.
liebe creezy, ich bin das erste mal auf deiner seite und lese und lese und möchte dir meine bewunderung aussprechen. du hast dieses thema mit haltung und würde in worte gekleidet und trotzdem spürt man die emotionale wucht dahinter. choc und du - ihr habt euch chicago verdient!
bon voyage
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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