2023-05-04

Gerne gegessen: Il Piccolo

Berlin hat ein italienisches Küchenschätzchen mehr! Il Piccolo Pasta and Wine Bar bietet in der Gärtnerstraße 15 im Friedrichshain ab sofort italienische Küche, Pasta, Risotto und vor allem Fisch (aber auch Fleisch) mit einer hervorragenden Weinbegleitung. Mit dem Augenmerk darauf, dass alle Produkte D. O. P. – Denominazione di Origine Protetta zertifiziert sind. Und die Weinkarte kommt immerhin mit sieben italienischen Naturweinen!
Serviert wurden uns gestern ein gelungenes Potpourri der Speisekarte. Als Entrée aus den Antipasti erwärmter Mozarella Caprese,
Tagliere mit Salami, Proschiutto und einer fantastischen Käse-Auswahl, gefolgt von dreierlei Variationen von Bruscchetta (mit Oliven, Pilzen mit Trüffel-Aroma und Tomaten). Es gab einen herzhaften – fantastisch anzusehenden – Käsekuchen mit einem knusprigen Taralli-Boden und Garnelentartar, tolle Idee!
Risotto und Pasta-Gerichte waren wunderschön angerichtet, mein persönlicher Liebling waren die blauen Cacio e pepe blu da estratto naturale, die Färbung mit dem Pulver der Clitoria ternatea (Blaue Klitorie) erzeugt.
Risotto (mit Rotkohl und Gorgonzola) und die Pasta hätten für mich mit etwas mehr italienischem Selbstbewusstsein körniger bzw. mehr al dente sein dürfen. Aber vielleicht groovt sich das nette Team um Chefkoch Matteo Finetti und Francesco (beiden gehört auch das Partenope 081 um die Ecke) noch ein!
Wieder ein fantastisches Farbenspiel mit der auf Salz gebackenen Garnele mit einem Kartoffelpüree mit knuspriger Haube in einem Sellerie-Sud und sehr deliziös: Die Pannacotta al Basilikum!
Die Preise für die wunderschönen und farbenfroh angerichteten Pastagerichte liegen zwischen 10-18 Euro, die Hauptgerichte zwischen 15-22 Euro.
Genießen durften wir nach dem Aperol Spritz (süffig) einen Verdeca Mailoche 2021 (Tenuta Viglione, Apulien), der wundervoll zum Menü passte. Später haben wir noch den Chardonnay aus der Karte der offenen Weine probiert, den ich zu gefällig fand. Aber ich verstehe sowieso nicht, warum Restaurants immer noch diesen meist banalen Wein anbieten.

Wie schön wäre es, wäre das Il Piccolo mutiger und würde einige der spannenden Weine aus dem Flaschenbereich der Karte auch im Glas offerieren – man könnte hier ein Vorreiter für das Vermitteln fantastischer italienischer Weine sein! Sie haben wirklich ambitionierte Weine von Sardinien und Sizilien – und natürlich Apulien – auf im Programm. Wer braucht da langweilige Pino Grigios oder Chardonnays?

Il Piccolo Berlin Pasta and Wine Bar
Gärtnerstraße 15
10245 Berlin
Öffnungszeiten:
Montags bis Freitags von 17:00 – 22:00 Uhr
Samstag und Sonntag von 12:00 – 22:00 Uhr

2023-04-21

Casa Museo Remo Brindisi in Lido di Spina

Von Ravenna aus sollte man unbedingt Comacchio (Provinz Ferrara) besuchen, das ca. 40 Kilometer an der Küste entlang entfernt liegt. Entlang der Küstenroute folgt nach Bellocchio der Strand Lido die Spina – in dessen Hintergrund sich ein kleiner gleichnamiger Ferienort entwickelt hat, der im Oktober, da die Besitzer wieder in ihren Alltag nach Mailand oder Rom zurück gekehrt sind, etwas verschlafen wirkt. Aber hier wartet ein echtes Juwel auf an Kunst interessierte Menschen!

Der Maler, Bildhauer und Kunstsammler Remo Brindisi (1918-1996)
hatte sich hier einst seinen persönlichen Traum erfüllt und in seiner – nach seinen Ideen gebauten – Sommerresidenz ein Atelier und Kunstmuseum eingerichtet.
Es ist nun nach seinem Tod als Museum für zeitgenössische Kunst als Casa Museo Remo Brindisi für die Allgemeinheit geöffnet. Für dieses Geschenk an die Gemeinde durfte Remo Brindisi im Garten seines Traumhauses beerdigt werden.

Dieses 1970-1973 vom Architekten Nanda Vigo im Bauhaus-Stil gebautes Haus ist schon Kunst für sich. Außen geschachtelter Kubus. Die Innenarchitektur des Hauses, alleine das weiß gekachelte von den im Kreis führenden das Foyer beherrschenden Treppen mit der zentralen Sitzinsel, ist beeindruckend. Viele Wände in diesem Haus sind rund gestaltet.
Alles an diesen Haus und was in diesem Haus steht und hängt, ist Kunst.
Sie wird immer wieder im Wechsel gezeigt. Man kann es in Anbetracht der Vielfalt kaum glauben, tatsächlich wird hier lediglich die Hälfte seiner über 2000 Kunstobjekte fassenden Sammlung präsentiert. So begegnet man den Originalen von Chagall, Modigliani, Picasso
Dali, Fontana, Moranid und Boccioni in einem Wohnumfeld, das atmosphärisch für sich einzigartig wirkt. Andy Wahrhol ist in der illustren Runde genauso vertreten wie ein Max Ernst. Brindisi schwärmte vor allem für die Mailänder Kunst der 70iger Jahre, wo er nach seinem Einsatz als Soldat hingezogen war und sich als Künstler etablierte.
Er selber kreierte vor allem abstrakte Kunst – diese große Sammlung schaffte er übrigens vor allem im Tausch seiner eigenen Skulpturen bzw. Zeichnungen.

Die Menge, Vielfalt an Kunst im ehemaligen Wohnumfeld des Maestro Brindisi, das größtenteils unverändert geblieben ist nach seinem Tod, hat mich extrem beeindruckt. In seinem Atelier warten die Pinsel auf seine Rückkehr und das Geschirr in der offenen kleinen Küche möchte auch wieder benutzt werden, dient sich solange als Ausstellungsort an,
wie auch sein Schlafzimmer.
Der Ausflug in dieses Museum war eine unerwartete Bereicherung für mich. Architektonisch ein Ausflug in die Moderne des letztes Jahrhunderts, künstlerisch mit einer großzügigen Vielfältigkeit, die ihresgleichen sucht. Wie die Liebe und Leidenschaft zu etwas von einer einzigen Person noch so viele Jahre später andere Menschen einfach glücklich macht!
Casa Museo Remo Brindisi
Via Nicolò Pisano, 51
44029 Lido di Spina FE
web:Remo Brindisi

2023-04-20

Let's face the truth!

Benjamin von Stuckrad-Barre hat ein Buch geschrieben, einen Roman namens „Noch wach?”, und wie es die Welt der Publizisten will, geht das gerade bei ihm nicht ohne sehr viel Presse und Meinung vorher ab. Tatsächlich aber hatte der Verlag im Vorfeld das Werk nur sehr wenigen Medien zur Rezension überlassen worden, um nicht ggf. juristisch gezwungen vorab die gedruckten Werke schwärzen zu müssen, weil sie zu nahe an der Wahrheit liegen könnten.

Worum geht's? Im Roman werden lt. Rezensionen die Machenschaften in einer großen Chefredaktion beschrieben. Überhebliche Männer, Seilschaften von Kerlen im Amt, Koks, Nutten und wohl auch Nötigung von Frauen im Beruf. Benjamin von Stuckrad-Barre spricht von Fiktion. Ehemalige Chefs und Redaktionsmitglieder (männliche) im Springer Verlag lassen sein Werk anwaltlich prüfen. Im Grunde wird hier vermutlich nichts Neues erzählt werden als das, was seit Jahren durch die #MeToo-Debatte öffentlich wurde, als Realität von niemanden wirklich angezweifelt wurde. Und deutlich zu lange als gegeben hingenommen wurde.

Der Autor hat bekanntlich viele Jahre freiberuflich für die spannendsten deutschen Redaktionen geschrieben (taz, Stern, Rolling Stone) und als Gag-Autor für die Harald Schmidt Show gearbeitet. Polarisierte von Anfang an als gehyptes schreibendes Talent mit großer Liebe zur Öffentlichkeit und hatte später seine persönliche Kokain-Sucht zugegeben, öffentlich thematisiert und bereits niedergeschrieben. Er ist einer von außen, der in der Clique der bekannten Springer Verlag-/Bild Redaktion-Fratzen wohl gelitten war und dem man somit Insider-Wissen wohl unterstellen darf. Er war jung, talentiert, erfolgreich und hat das Spiel Sex, Drugs und Rock 'n Roll mitgespielt, bis er ausgebrannt war. Und für sich die Reißleine gezogen hatte.

Vor diesem Insider-Wissen haben nun bestimmte Herren Angst. So prüfen derzeit die Anwälte von z. B. Julian Springer, sorry, Reichelt (und vermutlich auch Mathias Springer, ups, Döpfner), wie von Reichelts Anwalt bestätigt, sein neues Werk auf zu große literarische Nähe zu ihrem Mandanten. Diese peinliche Blöße muss man sich auch erst einmal geben. Nichts anderes ist man von Reichelt gewohnt.

Nun regt sich das Internet auf, respektive regen sich vor allem Frauen im Internet auf, weil sie dem Autor vorwerfen, er würde sich ihr Thema #MeToo zu eigen machen. Ich finde das nachvollziehbar wie auch schwierig, denn wir können uns sehr sicher sein: Hier geht es um noch so viel mehr als alleine um den Missbrauch von Frauen im Job. Der Machtmissbrauch dieser Männer geht darüber weit hinaus. Haben wir im Fall Döpfner letzte Woche doch erst mitbekommen. Dass seine SMSe passend eine Woche vor Erscheinen dieses Romans geleakt worden sind, gehört eben auch zum Spiel namens Macht. Haben halt jetzt andere die Fäden gezogen.

Lesen wir das Buch doch bitte erst einmal, setzen wir nicht auf Klappentexte und Rezensionen, bevor wir uns über Inhalte aufregen – die wir noch gar nicht kennen können zum allergrößten Teil. Immerhin ist das Buch seit gestern überhaupt im Handel erhältlich. Ich mag diese verfrühte Aufregung nicht, wenn klar ist, dass die allerwenigsten Personen den Inhalt dieses Romans wirklich kennen können.

Und: Ja! Dieses Buch, wollen wir unterstellen, dass es tatsächlich weniger fiktiv ist, als es dem Autor in der Berichterstattung vorab unterstellt wird, kann tatsächlich leider nur ein Mann schreiben. Es tut mir wahnsinnig leid, Frauen können dieses Buch gar nicht schreiben, weil sie in der erlauchten Runde dieser Redaktionen und Geschäftsführungen tatsächlich nur als Verbrauchsobjekte anerkannt waren. Frauen haben hier nie ernsthaft mitgespielt. (Die, die etwas mitbekommen haben, haben sehr sicher Verschwiegenheitserklärungen im Arbeitsvertrag unterzeichnet.)

Alles andere würde auch eher wundern, die verkokste toxische Männlichkeit hätte Frauen in dieser Runde nie Macht eingeräumt. Da braucht es einfach jemanden, der in dieser Runde als Mensch mit Talent aber vor allem Fehlern, hier also jugendlicher Leichtsinn, Sucht nach Öffentlichkeit, falscher Liebe und Drogenkonsum bis zur Abhängigkeit wohlgelitten war. Der auf der anderen Seite miterlebt hat. Selbst Friede Springers einziger aktiver Beitrag war wegzugucken.

Von Stuckrad-Barre jetzt vorzuwerfen, dass er diesen Part übernimmt, als jemand, der in der deutschen Öffentlichkeit aufgrund seines Standing nicht mehr von den Mächtigen weg zu redigieren ist, trifft den Falschen. Schließlich kann er sein Thema aus der Sicht eines Mitspielers, der nahe genug dran war, erzählen. Die (peinliche) Offenheit solcher Männer unter Männern ist einfach die größere, man gönnt sich alle Peinlichkeiten – die man sich Frauen gegenüber nie leisten würde.

Machen wir uns nichts vor, Bücher von Opfern müssen immer auch ein Stück weit anklagen, machen wenig Spaß zu lesen – werden Aufmerksamkeit dieser Art nie erhalten können. Deren Bücher werden auch nie von denjenigen gelesen werden, denen man die Übergriffe vorwirft und sogar beweisen kann. Für diese Art – aus deren Sicht – Trivialliterataur hat man schließlich seine Anwälte. Die blendet man aus.

Aber Benjamin Stuckrad-Barre blendet man nicht mehr aus in diesem Land. Er hat sich schon so oft so nackig gemacht hinsichtlich seiner Fehler, Probleme, Süchte: er hat sich damit absolute Glaubwürdigkeit erarbeitet. Dieses Buch einen Roman zu nennen, ist seiner Genialität geschuldet. Ein Roman dieses Inhalts von Benjamin Stuckrad-Barre können wir sehr sicher sein, dass die Reichelts, Döpfners und Porchardts, sorry, Springers dieser deutschen Redaktionszunft seinen Roman lesen werden respektive schon gelesen haben werden. Falls sie überhaupt noch lesen können, vielleicht hören sie auch nur das Hörbuch. Vielleicht kapiert der eine oder andere von ihnen, was für elendige Mistmaden sie im Grunde bloß sind. (Glaube ich nicht daran.) Vielleicht lernen daraus künftige Chefredakteure, was man tunlichst nicht macht: Nämlich Macht missbrauchen oder sich von Macht missbrauchen zu lassen, was ja kein reines Frauenthema nur ist.

Vielleicht wacht nach der Lektüre endlich das Umfeld auf, dass solches Verhalten ausschließlich toleriert hatte.

Friede Springer, Sie meine ich!

2023-04-17

A-ha The Movie

Frühlingsputz. Ausmisterei. Schweren Herzens. Verstanden in diverse Kleidung nicht mehr zu passen und so sortiere ich sie endlich aus. Das ist verbunden mit viel Leid, weil man bei jeder Berührung eines dieser Kleidungsstücke weiß, da ist zum einen Geschichte mit verbunden und zum anderen wird es solche Kleidung in der Stoffqualität kaum noch zu finden sein.

Das ist natürlich zwangsläufig in der letzten Woche viel Gewasche und auch hier und da etwas Gebügele gewesen. Beim Bügeln habe ich nebenbei den Film über A-ha (A-ha, The Movie, 2022) laufen lassen, der gerade in der arte-Mediathek rumdümpelt. Den hat sich die Band (gefühlt als Schlussstrich) ihrer gemeinsamen Arbeit zur letzten Tournee geschenkt. Man weiß es halt nicht, sie haben ihre Tournee 2022 beendet. Ich habe vom aktuellen Album ”True North” nicht so viel mitbekommen. Aber ein Film, in dem sich die Protagonisten eher nicht gemeinsam in einen Raum setzen, spricht eine ausreichend klare Sprache.

Er wirkt anfänglich leicht anstrengend, weil man mit einer krude geschnittenen, viel zu großen Bildermenge konfrontiert wird. Gemäß dem Motto, alles muss rein. Aber später verläuft sich das auch wieder, wenngleich ich im Schnitt die einzzige Schwachstelle im Film sehe.

Hier scheinen drei Menschen ihrem Job nachzugehen und sich ansonsten nicht mehr viel zu sagen haben. Der Film ist so interessant, weil wirklich auch anders in seinen Aussagen als von mir erwartet – er ist nämlich so gar keine Werbesendung für ein Stück Musikkultur und hebt sich damit sehr deutlich von üblichen Werken ab, die sich mit der Geschichte von Bands auseinandersetzen, dass ich ihn tatsächlich empfehlen möchte sich anzusehen. Selten so viel Selbstkritik in einem derartigen Medium erlebt, kritische Auseinandersetzung mit dem Erfolg, Abwesenheit von Leidenschaft zu dem, was man gemeinsam schafft. Und auch immer noch auch Selbstzweifel an dem eigenen Talent. Ich weiß nicht, ob das typisch norwegisch ist? Aber all das vermittelt im Film eine eigene Art der Tiefe dieser Band.

Mir ist dabei aufgefallen, wie wirklich sehr viele Songs ich von der Band kenne. Ich konnte die Musik von A-ha immer gut aushalten. Dabei war mein Zugang nicht so leicht. Ich konnte, als sie mit „Take on me” die Charts erklommen und in unser europäisches Musikbewusstsein eindrangen, nicht so viel anfangen. Das Video war super für die damalige Zeit und hatte sehr sicher einen großen Anteil an dem Erfolg des Songs. Morten war mir zu schön. Unheimlich aufdringlich, kitschig schön. Interessant zu hören, wie er nach 35 Jahren erzählt, wie sehr ihn selber belastet hatte, das Aushängeschild dieser Band zu sein aufgrund seiner Physiognomie, für die er nichts konnte – und im übrigen auch, wie sehr alle das Teenie-Band-Image verabscheut hatten. Insofern ist dieser Film auch ein exzellentes Lehrbeispiel für ambitionierte junge Musiker, Dinge nicht mit sich machen zu lassen.

Mich hatten damals A-ha übrigens gecatcht mit dem Cover von „Crying In The Rain” (Everly Brothers) und dem wunderschönen, zum Song so gut passenden Depri-Video. Eines der besten Cover aller Zeiten, für mich. Damals gebraucht beim großen A. gekauft, das mir danach noch ein ganzes Jahrzehnt übrigens Alben der Band empfehlen sollte. Sonst hatte ich nie das Bedürfnis Alben zu kaufen bzw. auf eines ihrer Konzerte zu gehen.

Ich hatte sie einmal erlebt in Berlin bei dem LiveAid-Konzert im Jahr 2005. Hingegangen war ich eigentlich wegen Audioslave, A-ha spielten sehr zeitnah danach – und die waren so schlecht abgemischt, dort jedenfalls, wo ich stand – dass ich vor Mortens Stimme geflüchtet bin. Sie tat so weh im Ohr. Und das hatte mich für alle Zeit geheilt, denn tatsächlich ist seine Stimme besonders und schön. Aber wenn da irgendetwas schiefgeht, sei es seine Gesundheit oder üble Technik, dann kann die sehr schnell zu einer Qual werden.

Dann fand ich doch faszinierend, dass in einer Szene des Films bei Proben zu neuen Tonaufnahmen, er das selber klar für sich definiert, in dem er sagt, er könne den Song nicht durchgehend in der gleichen Tonhöhe singen. Nicht etwa, weil er es nicht könne, sondern weil ihn seine eigene Stimme dabei nerven würde.

Der Film vermittelt einen neuen Blick, einen interessanten und nachvollziehbaren Blick auf die Band und ihre Mitglieder, auf echtes Bandleben eben auch mit seinen großen Nachteilen. A-ha haben mich seit meiner Jugend begleitet. Vermutlich auch eure? Schon deswegen kann ich diesen Film empfehlen, sich anzusehen.

Morten Harket ist immerhin jetzt 64, Pål Waaktaar-Savoy, 62, und Magne Furuholmen, 61. Alle drei Musiker sind erstaunlich gut gealtert. Und ich habe gelernt, dass Magne ein außerordentlich talentierter bildender Künstler ist.

2023-04-15

Es werde Licht!

Ich habe mir im vergangenen Jahr ein kleines tragbares Dauerlicht Simorr SmallRig gegönnt (RGB/LED) – für Foodfotos in Restaurants mit Plüschbeleuchtung, Neonstrahlern mit hässlichem Schattenwurf oder romantischem Kerzencharme. Alles atmosphärisch mal so oder so toll, hilft aber den Fotos nicht immer weiter.

Frau Indica hatte so ein ähnliches Modell und konnte mir die Technik herzlich empfehlen. Da ihr Modell mit Plastikchassis leider schon die Rückseite verloren hatte, lenkte ich meine Aufmerksamkeit direkt auf eines mit Metallchassis und entschied mich für dieses Modell beim großen A. Das war nicht ganz günstig, kam aber damals im Bundle mit einem patenten Standmikrofon. Diesbezüglich bin ich versorgt und habe es neulich zu einem sehr guten Preis auf ebay verkaufen können – weil es gerade nicht lieferbar ist – und somit im Nachhinein für das Licht vielleicht zehn Euro bezahlt.
Das Videolicht ist der Hammer. Regulierbare Farbtemperatur (2500K bis 8000K), Lichtstärke von 0-100 % regelbar. Einsatzbereitschaft von 12h bis 1h je nach Helligkeit. 1500mA (gibt übrigens welche mit mehr Leistung, die man auch als Powerbank nutzen kann.) Ich fotografiere meist bei nur 29 % und das ist schon irre hell. Und es kann 21 Lichtmodi zaubern, die vermutlich eh kein Mensch braucht. Dieser bloggende Mensch hier jedenfalls nicht. Dabei wiegt es süße 117 Gramm, die Wahrscheinlichkeit, dass man es in der Tasche gerne mitnimmt ist also relativ groß.
Und ihr glaubt gar nicht, wie man damit so manchen Spiegelreflexkamerabesitzer bei einem Foodevent glücklich machen kann, wenn man hilfreich das Buffett elegant ausleuchtet.

Den einzigen Punkt, den ich kritisieren würde wollen: Das Ding hat leider keinen Soundchip, der einem beim Anschalten (und dann ist Umgebung am Tisch wirklich richtig wach aufgrund der plötzlichen Helligkeit) Queen's „Flash! Da! Daaaaa! Savior of the Universe!” entgegen schreit. Wenn schon pornös auffällig, warum nicht auch gleich laut dabei?

Jetzt muss ich das immer selber singen.
Auch nicht schön!

2023-04-14

Liebe!

„Danach habe ich das geerbte Silber geputzt, für das bisschen Downton-Abbey-Feeling am Werktagnachmittag.”

Der Herr Buddenbohm wie immer in seinem besonderen feinen Element der Wortfindung und Satzbildung! (Ganz viele Herzen)

2023-04-13

Mein Osterrisotto

Tatsächlich bin ich so gar nicht der allergrößte Reis-Fan. In meiner Kindheit hatte meine Mum zu oft irgendwelche Reispfannen auf den Tisch gestellt. Generationsbedingt bin ich auch zu oft mit Reis aus dem Kochbeutel ernährt worden. Den muss man mögen. Tue ich nicht. Obendrauf waren bei uns aufgrund der buddhistischen Praxis meiner Mum sehr oft chinesische, indische und vor allem japanische Speisen auf dem Tisch – die ich meistens sehr lecker fand, den Beilagenreis aber eher banal. Für Onigri hätte ich indes schon als Kind meinen Bruder verkauft ohne mit der Wimper zu zucken. Aber ich würde mir nie beim Asiaten Pfannen bestellen, bei denen das Reiskorn direkt beigemischt ist.

Risotto, ein gutes, ursprüngliches softes Risotto, indes – das habe ich mittlerweile gelernt richtig gerne zu essen. Und, wie ich finde, kann ich es mittlerweile auch ganz ordentlich zubereiten. Auch wenn ich es nicht immer mit Wein zubereite. Und auch nicht immer vorher den Fond selber gekocht habe. Risotto kochen gelernt, habe ich, wenn ich es richtig erinnere, bei Alfred Biolek.

Denn tatsächlich beschließe ich meist kurzfristig einen Risotto zuzubereiten. Mein persönlicher Lieblingsreis ist hierfür die Sorte Aroborio – ich bilde mir ein, der Kern hat länger Biss als das Korn des Carnaroli – aber das ist subjektives Gedöns. Auf jeden Fall achte ich mittlerweile beim Risotto-Kauf so etwas von auf das IGP-Label. Dem Zeichen, dass der Reis wirklich aus italienischem Anbaugebiet, z. B. Po-Delta, kommt – also bei Risotto IGP, noch viel besser DOP. Und bitte Sustainable Rice, also wirklich klug und nachhaltig ohne Wasserverschwendung und Pestizideinsatz in der EU angebaut. Wir haben auf unserem Kontinent engagierte Produzenten, die wirklich klug und naturbezogen qualitativ hochwertige Produkte für uns anbauen bzw. herstellen. Doch ja, man schmeckt es auch. Und ja, ich gebe zu mit immer mehr fachlichem Know How zum Thema Reis wächst bei mir auch die Zuneigung zum Produkt wieder. Meine Favoriten sind Steinpilzrisotto, dazu weiche ich getrocknete Steinpilze ein. Saisonbedingt. Oder Limonenrisotto. Gerne mit grünem Spargel.

Ostersamstag hatte ich Lust auf Risotto. Risotto nero, um genau zu sein, denn ich hatte große Lust endlich einmal mit Sepia-Tinte zu kochen. Ich habe mich aufgemacht zu meiner Lieblingsfischtheke (Frische Paradies) und habe dort Calamaretti und ungekochte Garnelen gekauft. Und einige gekochte, wie es sich gehört für einen Katzenhaushalt. Ich hatte für mich selbst nicht das Bedürfnis extra einen Fischfond zu kochen, wie ich es für Gäste tun würde. Für mich tat es also dieses Mal ein Päckchen Jürgen Langbeins Fisch Fond. Die Fischpasten/-fonds kann man durchaus sehr gut anwenden, als Geschmacksgeber in kleiner Menge übrigens auch die Krebs-/Hummerpasten. Ich friere den Rest ein. Den Einsatz von Palmfett finde ich wirklich blöd, haben sie m. E. früher nicht verwendet.

Okay, die Fischpaste in Wasser aufgelöst und aufgekocht. Die Calamaretti vom Stil befreit und gereinigt, sowie die Haut abgezogen und kurz im Wasser blanchiert und klein geschnitten. Sie sind so absolut zart. Die Köpfe verwende ich auch. Augen ab und Mund heraus nehmen, sie wurden mit gekocht. Im gleichen Wasser habe ich die Garnelen blanchiert. Ach ja, ich hatte auch noch Eismeergarnelen im Kühlschrank.
Für den Reis habe ich (weil hier Farbgebung egal war) eine rote Zwiebel mit etwas Knoblauch in einer ordentlichen Menge Olivenöl angedünstet und dann ca. 200 Gramm – in dem Fall tatsächlich Carnaroli aus dem Vorrat meiner Bildungsreise nach Arles mitgebracht (da durften wir französischen Reis und perfekten italienischen Risotto in unsere Koffer legen) – mit angebraten. Mit Rotwein abgelöscht, farblich schon sehr schön! Dann wurde immer wieder der Fischfond angegossen. Parmigiano klein gerieben, die sehr kalte Butter in kleinere Stücke geschnitten.
Als der Reise noch ordentlich Biss hatte, wurden Eismeergarnelen und Calamaretti-Ringe dazu gegeben und die Sepia-Tinte (auch Frische Paradies) eingerührt. Was für ein farbiger Spaß! Und Duft! Schlussendlich als der Reis fast schon sehr gut war, die Hitze abgestellt und die Butter sowie den Parmigiano eingerührt mit Salz und Pfeffer, etwas Zitronensaft und -abrieb abgeschmeckt. Eine Kelle Risotto in den Teller, wo er wunderschön verlaufen ist – so wie er es soll. Einige Tropfen Olivenöl und die Dekogarnele und Dekotube bzw. -köpfchen oben drauf.

So gar keine Zauberei und so lecker. Der einzige Trick beim Risotto ist rechtzeitig mit dem Kochen aufzuhören. Mag ich!