A-ha The Movie
Frühlingsputz. Ausmisterei. Schweren Herzens. Verstanden in diverse Kleidung nicht mehr zu passen und so sortiere ich sie endlich aus. Das ist verbunden mit viel Leid, weil man bei jeder Berührung eines dieser Kleidungsstücke weiß, da ist zum einen Geschichte mit verbunden und zum anderen wird es solche Kleidung in der Stoffqualität kaum noch zu finden sein.
Das ist natürlich zwangsläufig in der letzten Woche viel Gewasche und auch hier und da etwas Gebügele gewesen. Beim Bügeln habe ich nebenbei den Film über A-ha (A-ha, The Movie, 2022) laufen lassen, der gerade in der arte-Mediathek rumdümpelt. Den hat sich die Band (gefühlt als Schlussstrich) ihrer gemeinsamen Arbeit zur letzten Tournee geschenkt. Man weiß es halt nicht, sie haben ihre Tournee 2022 beendet. Ich habe vom aktuellen Album ”True North” nicht so viel mitbekommen. Aber ein Film, in dem sich die Protagonisten eher nicht gemeinsam in einen Raum setzen, spricht eine ausreichend klare Sprache.
Er wirkt anfänglich leicht anstrengend, weil man mit einer krude geschnittenen, viel zu großen Bildermenge konfrontiert wird. Gemäß dem Motto, alles muss rein. Aber später verläuft sich das auch wieder, wenngleich ich im Schnitt die einzzige Schwachstelle im Film sehe.
Hier scheinen drei Menschen ihrem Job nachzugehen und sich ansonsten nicht mehr viel zu sagen haben. Der Film ist so interessant, weil wirklich auch anders in seinen Aussagen als von mir erwartet – er ist nämlich so gar keine Werbesendung für ein Stück Musikkultur und hebt sich damit sehr deutlich von üblichen Werken ab, die sich mit der Geschichte von Bands auseinandersetzen, dass ich ihn tatsächlich empfehlen möchte sich anzusehen. Selten so viel Selbstkritik in einem derartigen Medium erlebt, kritische Auseinandersetzung mit dem Erfolg, Abwesenheit von Leidenschaft zu dem, was man gemeinsam schafft. Und auch immer noch auch Selbstzweifel an dem eigenen Talent. Ich weiß nicht, ob das typisch norwegisch ist? Aber all das vermittelt im Film eine eigene Art der Tiefe dieser Band.
Mir ist dabei aufgefallen, wie wirklich sehr viele Songs ich von der Band kenne. Ich konnte die Musik von A-ha immer gut aushalten. Dabei war mein Zugang nicht so leicht. Ich konnte, als sie mit „Take on me” die Charts erklommen und in unser europäisches Musikbewusstsein eindrangen, nicht so viel anfangen. Das Video war super für die damalige Zeit und hatte sehr sicher einen großen Anteil an dem Erfolg des Songs. Morten war mir zu schön. Unheimlich aufdringlich, kitschig schön. Interessant zu hören, wie er nach 35 Jahren erzählt, wie sehr ihn selber belastet hatte, das Aushängeschild dieser Band zu sein aufgrund seiner Physiognomie, für die er nichts konnte – und im übrigen auch, wie sehr alle das Teenie-Band-Image verabscheut hatten. Insofern ist dieser Film auch ein exzellentes Lehrbeispiel für ambitionierte junge Musiker, Dinge nicht mit sich machen zu lassen.
Mich hatten damals A-ha übrigens gecatcht mit dem Cover von „Crying In The Rain” (Everly Brothers) und dem wunderschönen, zum Song so gut passenden Depri-Video. Eines der besten Cover aller Zeiten, für mich. Damals gebraucht beim großen A. gekauft, das mir danach noch ein ganzes Jahrzehnt übrigens Alben der Band empfehlen sollte. Sonst hatte ich nie das Bedürfnis Alben zu kaufen bzw. auf eines ihrer Konzerte zu gehen.
Ich hatte sie einmal erlebt in Berlin bei dem LiveAid-Konzert im Jahr 2005. Hingegangen war ich eigentlich wegen Audioslave, A-ha spielten sehr zeitnah danach – und die waren so schlecht abgemischt, dort jedenfalls, wo ich stand – dass ich vor Mortens Stimme geflüchtet bin. Sie tat so weh im Ohr. Und das hatte mich für alle Zeit geheilt, denn tatsächlich ist seine Stimme besonders und schön. Aber wenn da irgendetwas schiefgeht, sei es seine Gesundheit oder üble Technik, dann kann die sehr schnell zu einer Qual werden.
Dann fand ich doch faszinierend, dass in einer Szene des Films bei Proben zu neuen Tonaufnahmen, er das selber klar für sich definiert, in dem er sagt, er könne den Song nicht durchgehend in der gleichen Tonhöhe singen. Nicht etwa, weil er es nicht könne, sondern weil ihn seine eigene Stimme dabei nerven würde.
Der Film vermittelt einen neuen Blick, einen interessanten und nachvollziehbaren Blick auf die Band und ihre Mitglieder, auf echtes Bandleben eben auch mit seinen großen Nachteilen. A-ha haben mich seit meiner Jugend begleitet. Vermutlich auch eure? Schon deswegen kann ich diesen Film empfehlen, sich anzusehen.
Morten Harket ist immerhin jetzt 64, Pål Waaktaar-Savoy, 62, und Magne Furuholmen, 61. Alle drei Musiker sind erstaunlich gut gealtert. Und ich habe gelernt, dass Magne ein außerordentlich talentierter bildender Künstler ist.
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