2013-12-08

Plätzchenwahn



Ich arbeite ja gerne mit Ton. Und irgendwann schieße ich mir noch bei den üblichen verdächtigen Portalen eine Töpferscheibe (Tischränderscheibe). Neulich nach einem persönlichen Gau, erhielt ich den ergotherapeutischen Auftrag den Ton am Tisch zu erschlagen, alternativ den Tisch mit dem Ton zu verprügeln. Da hatte es erst spät bei mir geklingelt: meinen Frust hätte ich nun wirklich schon Tage früher mit einem guten Stück Hefeteig aufbereiten können.

Also lautete die mir selbst gestellte Hausaufgabe in diesen Tagen, dass ich viel mit Teig zu arbeiten habe. Und den wundervollen Umstand geschätzt, dass ich nun einen elektronischen Ofen habe, also kein schnell das Keksgut verbrennendes Gas mehr, und zwar mit Eieruhr inside, habe ich mich ans Plätzchen backen gemacht. Ein Spaß, den ich mir in den alten Gemäuern mit dem eh auch schrottigen Herd nicht mehr zumuten wollte.



(Links die Sablés, rechts die Marzipanplätzchen.)

Den Anstoß gab mir neulich Eva Ohrem mit diesen wundervoll aussehenden Pistazien-Sablés. Da ich es grundsätzlich nie nie nie schaffe bei dem Originalrezept zu bleiben und ich zum akuten Zeitpunkt meiner Backlust keine Pistazien im Haus hatte, wanderten bei mir in den Teig dafür gehobelte Mandeln. Den roten Pfeffer bekam ich dann Freitag auch nicht auf dem Markt, weil dieser sich einer Xaver-Pause hingegeben hatte. Somit wanderten die dafür mittlerweile zugelaufenen Pistazienkerne in den Zucker und wurden gemeinsam gemahlen und dienten als Umrundung der Kekse.

Mangels der Zutaten schlief mein Teig dann noch eine Nacht im Kühlschrank. Und die Eiweiße hatte ich vorher zu Schnee geschlagen. Einfach, weil ich Bock hatte auf Eischnee schlagen. Die Kekse sind verführerisch lecker! Die mache ich bestimmt noch mal in der originalen Variante mit Pistazien und dem roten Pfeffer.

Die zweiten Plätzchen sollten Marzipan-Plätzchen sein. Einfach weil … Marzipan-Plätzchen müssen sein. Da ich wiederum keine Butter mehr im Haus hatte, passte mir das Rezept von cakeinvasion ganz gut in die Küche, denn diese Kekse werden mit Öl gemacht. Praktisch dabei, dass ich die beiden Eigelbe von den Sablés hier verwenden konnte. (Das Originalrezept habe ich um die Hälfte reduziert. Aus der Masse habe ich ungefähr 40 Kekse herausbekommen.) Als Zucker habe ich früher mit übrig gebliebener Orangeschale versetzten Orangenzucker genommen, damit sich die Schale der Orange nicht so alleine fühlen musste. Den Rum musste der Rumtopf spenden. Der Rest passierte tatsächlich wie im Originalrezept von Shia. Im Bild sind es die mit den Zierkirschen und Mandelblättern.

Auch diese Kekse sind fein, jedoch würde ich für eine nächste Variante die Menge an Backpulver drastisch reduzieren.


(In der Mitte Grieß-Herzen mit Lavendelblüten, die einfach keine Grieß-Herzen mit Lavendelblüten werden wollten und einige wirklich legendär tolle Schmalznüsse drum herum.)

Im Sonderheft von LandIDEE „Adventsbacken” standen dann die Rezpte für die nächsten beiden Kekse. Das Heft leistete ich mir neulich anstelle der üblichen Frauenzeitschriftenbeilagen. Ich fand sehr charmant, dass hier die Kekse nämlich auch mal nicht perfekt und gelackt aussehen.

Als erstes sprangen mich die Schmalznüsse bzw. Schmalzplätzchen an. Die lasen sich so lapidar, dass ich sofort dachte, das muss noch ein Kulturgut aus Kriegstagen sein. Und weil ich sie noch nie kennengelernt habe zuvor, dachte ich, es würde nun Zeit werden.

So wanderten laut Rezept 75 g Schmalz, 50 g Butter, 85 g Zucker und 2 EL Vanillezucker in einen Topf und wurden schaumig geschlagen. Ich sage es mal so, LandIDEE nimmt es stellenweise nicht so ganz genau mit den Rezepten. Man muss sich schon denken, dass Schmalz und Butter auch vorher geschmolzen sein dürfen bzw. sehr sehr weich sein müssen. Auch bei dem einen Teelöffel Hirschhornsalz erwähnen alle anderen (von mir später gelesenen) Rezepte im Web, dass man es in etwas Wasser auflösen soll. Steht hier nicht, tat ich also auch nicht, sondern mischte es einfach unter die 200 g Mehl und 50 g gemahlenen Mandeln. Ich habe keine Ahnung, was nun Pluspunkte bringt oder nicht.

Mehl, Mandeln, und Hirschhornsalz werden zu Schmalz/Butter gegeben, der Teig vermengt, was eine sehr schöne entspannende Arbeit ist, denn der Teig lässt sich gut kneten und pflegt die Hände und duftet sehr gut nach Schmalz.

Oder auch zu sehr nach Schmalz. Jedenfalls bekam ich kalte Füße und mengte noch anderthalb Teelöffel Spekulatiusgewürz darunter. Dann durfte mein neuer Freund in den Kühlschrank wandern und sich dort 12 Stunden lang frisch machen.

Heute früh habe ich den Teig aus dem Kühlschrank genommen und ihm etwas Zeit gegeben, sich weicher zu machen. Er scheint ein Morgenmuffel zu sein, vorher war nämlich nichts mit ihm anzufangen. Dann habe ich ihn gevierteilt, Rollen geformt und ca. 1 cm dicke Scheiben abgeschnitten und Kügelchen geformt, die leicht platt gedrückt werden.

Da ich ein klein wenig Hoffnung habe, mein Schweizer Nougat-Vorrat könnte demnächst wieder aufgefüllt werden, spendierte ich einigen Kugeln für ein wertvolleres Inneres kleine Nougatstücke. Andere Kugeln bekamen schöne Zartbitter-Bohnen aufs Haupt gesetzt. Und die Kugeln, die mehr oder weniger Solo blieben, erhielten etwas Zimtstaub und Pistazienkrümel. Man gibt eben, was man hat.

Als diese dann in den vorgeheizten Ofen wanderten und sich dort bei 180 Grad Ober- und Unterhitze ca. 15 Minuten lang aufwärmten, durchzog ein sehr stringenter Duft meine Küche, der mich leicht panisch an eine Katze mit Niereninsuffizienz erinnerte. Es roch schlicht und immer zunehmend ziemlich stark nach Katzen-Pipi! Und auch wenn mich beruhigte, dass der Duft gar nicht dem Mülleimer entwich, sondern ein olfalktorisches Geschenk des Ofens war, muss ich gestehen, war dies der Moment in dem meine sehr neue Beziehung zur Schmalznüssen ernsthaft auf der Kippe stand. Kurz: als sie fertig waren, traute ich mich kaum noch sie zu probieren und überlegte ernsthaft, sie zuerst testweise in Tüten an Freunde und Nachbarn zu verteilen und erst einmal still aber sehr gespannt auf deren Gesichtsausdruck zu vertrauen.

Dann war ich aber doch eine bessere Freundin und Nachbarin und probierte tapfer selbst. Prompt habe ich mich in Schmalznüsse so etwas von Hals über Kopf verliebt, denn sie knuspern total schön am Anfang und zerschmelzen dann auf der Zunge und der leichte salzige Schmalzgeschmack harmoniert sehr fein mit der Süße. Kurz: zum Glück habe ich noch einen halbvollen Tiegel Schmalz, denn die paar Plätzchen können unmöglich reichen. Jedenfalls nicht, will ich weiter eine gute Freundin oder Nachbarin bleiben und mit ihnen teilen.

Also wenn sich das mit den Schmalznüssen so verhält, wie mit den Steckrüben, nämlich dass sie ewig lange vernachlässigt wurden, weil man sie wegen Kriegstagen vom Adventstisch verbannt hat oder weil vegetarische/vegane Kekse viel mehr en vogue sind: ändert das bitte! Die Schmalznüsse sind unglaublich wundervoll und ich bin sehr froh, sie endlich getroffen zu haben.

Das nächste Rezept aus dem gleichen Heft, das mich ansprach, war das mit den Grieß-Herzen mit Lavendelblüte. Weil nämlich: ich hatte noch zwei Tüten Mohnmasse vom letzten Jahr, als ich keinen Mohnstollen gebacken hatte, wie auch dieses Jahr – und die mussten nun weg. Ich suchte also nach einem Rezept für Mohnkekse, las „Grieß” und „Lavendel” und blieb hängen!

Lavendel kann ich im Essen eher nicht leiden, mir schmeckte ein einziges Mal leicht mit Lavendel parfümierte Sahne. Ansonsten mag ich den Geschmack einfach nicht. Ich wollte aber der ganzen Chose noch einmal eine Chance geben und wähnte noch irgendwo Lavendelblütenvorräte, die ich aber offensichtlich schon vernichtet hatte, weil ich nämlich wirklich Lavendel im Essen gar nicht mag. Dabei fiel mir ein, dass ich tatsächlich mit den Blüten letzten Sommer Lavendelzucker angesetzt hatte (wegen der Sahne) und ich beschloss den Zucker zu verwenden, was ich dann aber doch nicht tat, weil ich mich lieber entschied den Rosenzucker zu nehmen.

Dann wurde ich völlig wild und gab noch Rote Beete-Pulver zu dem Gemisch von 150 g weicher Butter, 120 g (Rosen-)Zucker, Abrieb einer Orange und einem Ei. Denn Rote Beete-Pulver hatte ich irgendwann für Nudelteig gekauft, den ich dann doch nie rot gemacht hatte und ich dachte, wenn schon dann richtig anders machen. So fügte ich noch zwei große Esslöfel von der Mohnmasse hinzu bis ich 150 g Weichweizengrieß, 100 g Mehl, 1 Teelöffel Backpulver und 50 g gehackte Mandeln unter die Masse rührte.

Diese Masse war eine verdammt nasse Masse und ich besserte mit etwas Mehl nach und tat sie in den Kühlschrank – so wie es nicht im Rezept stand. Die größte Schwierigkeit bestand dann darin, denn immer noch ziemlich feuchten Teig auszurollen. Wozu ich die supertollen Teighölzer verwendet habe, die ich letztes Jahr von der lieben Monika aus der Schweiz mitgebracht bekommen habe – nachdem ich diese zaghaft fragte, warum ihre Plätzchen so perfekt gleich hoch sind. Ich finde die Dinger ungemein praktisch!

Das Ausrollen klappte dann irgendwie mit List und Tücke und unter der Masse liegendem Backpapier, über der Masse liegender Einkaufs-Gefriertüte. Da ich nur bescheuerte, mich meine letzten Nerven kostende, echt blöde Ausstechformen habe, swichte ich elegant zum Raviolistempel rüber und stempelte schöne große runde Teige, die allerdings ein bisschen gouvernantenhaft aussahen, so als müsste man noch etwas mit ihnen anstellen.

Meine Wildness kannte mittlerweile keine Grenzen, also füllte ich die runden Kekse mit etwas Mohnmasse, denn die zweite Tüte musste ja auch immer noch weg und krümelte etwas Pistazienkerne vorne an die eine Seite. Hinten wurden die Kekse hoch und zusammengeklappt und so wanderten sie hübsch in pink in den Ofen bei 160 Grad (180 Grad Umluft) für knappe zehn Minuten.

Wenn ich mir das Foto von den in der Vorkonzeption angesteuerten Grieß-Herzen mit Lavendelblüten im Heft angucke und meine finalen Grieß-Mohn-Rote-Beete-Pistazien-Hochklappkekstüllen, dann könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Aber Letztere schmecken unglaublich gut. Leider muss ich auch die als gute Freundin und Nachbarin teilen.

Irgendwas ist ja immer.

Glühwein

Neulich den obligatorischen Weihnachtsmarkt-Glühweintest gelesen. Resultat: ist sein Geld oftmals nicht wert.

Meine diesjährige persönliche Glühwein ohne Wein-Testreihe hat ergeben, dass tatsächlich der (nur) Sauerkirsch-Nektar von LIDL mit dem Glühweingewürz von Tengelmann/Kaiser's die beste für „mal eine schnelle Tasse am Abend”-Kombination ergeben. Leider kann ich Glühfix nicht mehr in den Regalen finden.Ihr wisst schon das Glühweingewürz in den gelben Tüten mit Typo aus den 60iger-Jahren mit garantiert noch ohne chemischen Kram im Inhalt. Ist Glühfix tot? Gebt mir bitte Bescheid, wenn Ihr es noch irgendwo im Handel entdeckt!

Der (nur) Sauerkirsch-Nektar ist mir übrigens deshalb der liebste, weil er deutlich weniger süß ist als die anderen Säfte.

In diesem Sinne, habt einen wunderschönen zweiten Advent. Ich gehe jetzt meine ersten Schmalzplätzchen backen … also Schmalzplätzchen von denen ich nicht weiß, wie sie schmecken sollen, weil ich sie bewusst noch nie gegessen habe. Aber ihren Teig ist zu kneten ist toll. Und die Hände sind hinterher gut gepflegt …

2013-12-03

Mein Le Creuset-Topf ärgert mich!



Zunehmend nervt mich mein Le Creuset-Topf. Denn ich kann kochen, was ich will: es brennt an. Neulich also das Sauerkraut. Natürlich könnte ich das auf meine Talentlosigkeit beim Kochen schieben und das läge meiner persönlichen Natur auch sehr nahe. Allerdings spricht doch dagegen, dass andere Speisen, die ich in anderen Töpfen koche, auch nicht ständig anbrennen.

Ich weiß wirklich nicht, was ich noch tun soll. Ich nutze den Topf schon vergleichsweise wenig, weil ich eben sicher sein kann, jede darin zubereitete Speise – Eintöpfe ausgenommen – bekommen eine unerwünschte Patina und Geschmacksstoffe mitgeliefert, die ich nicht goutiere. Was soll ich sagen, ich bin schlichtweg unzufrieden mit dem Le Creuset-Topf. Liegt es an der hellen Beschichtung?

Habt Ihr Ideen? Tipps?

2013-12-02

Orgel

Mein Verhältnis zu klassischer Musik ist: ich höre sie. Ich höre sie nicht zu Hause, klassische Musik auf CD gibt mir nicht so viel. Aber wann immer ich die Chance erhalte, echte Streicher, Pauken, Fagotte, Flöten, Harfen und ein ordentliches Cello zu hören, bin ich dabei. Ballettmusik liebe ich, aus Gründen, sowieso.

Wenn es etwas gibt, wofür ich meiner Mum heute noch einmal danken würde wollen, dann dafür, dass sie dafür gesorgt hatte, das ich als Kind sehr früh Zugang zu allen möglichen Musikrichtungen erhalten hatte. Ob es nun Klassik war oder Jazz oder der ganze neumodische Kram, dem ich als Konsumentin sicherlich am ehesten zugetan bin. Es gab in unserem Umfeld viele Musiker und so erhielten wir die Chance mit Freikarten in alle möglichen Konzerte zu gehen. Oft weniger, weil wir Fan der Musikrichtung waren (ein Bekannter spielte im RIAS Tanzorchester) sondern weil wir die jeweiligen aufspielenden Freunde unterstützen wollten. Ich durfte, na gut, manchmal musste ich auch, mit. Und es hat mir nie geschadet – obwohl ich sicherlich in jungen Jahren nicht immer verstand, was ich da hörte. Die Jazz-Konzerte, vor allem vom zweiten Lebenspartner (nach der Trennung meiner Eltern) meiner Mutter, einer Vertreter der deutschen Jazzszene, hochintelligent – deswegen auch im Vorfeld ungemein anstrengend – dass er mir als Kind den Spaß an seiner Kunst prima stahl. Der erste Lebenspartner indes, Afro-Amerikaner, der guten erdigen mitreißenden Jazz mit seiner Band spielte, hat in mir Ohren, Herz und Gemüt für diese Musikrichtung geöffnet.

Aber zurück zur Klassik. Benennen nach dem Hören könnte ich die üblichen „Klassiker”. Ansonsten liege ich da beim Level Schulbildung. Mittlerweile habe ich mich auch der Modernen geöffnet, obwohl meiner unwissenden Meinung nach da unglaublich viel Mist komponiert wird.

Es ist Musik, es ist der Respekt vor diesen Menschen, die Talent besitzen und viel Mühe aufgewendet haben, um ein Instrument „zu beherrschen” (wobei dieses Wort ein ungemein hässliches ist, das sie sich die deutsche Sprache dafür ausgedacht hat – als ginge es bei Liebe zu einem Instrument und zur Musik um Krieg.), das mich zusätzlich zum Hörgenuss immer sehr beeindruckt.

Wofür ich eine ganz besondere tiefe Zuneigung hege, das ist die Orgel. Musik in Kirchen ist sowieso meinem Empfinden nach besonders schön, die Stimmen klingen schöner. Und Instrumente sowieso. Aber wenig kommt dagegen an, wenn in heiligen Hallen dieses Monster eines Instrumentes erklingt. Orgelmusik bläst mir mein Hirn frei. Nach der Orgel kommt erst einmal ganz lange Zeit gar nichts.

Neulich habe ich entdeckt, dass in fußläufiger Weite in der St. Hedwig Kathedrale, die ich aufgrund ihrer Architektur sehr mag, an der Museumsinsel, am 1. Sonntag im Monat um 19:30 Uhr ein Orgelkonzert stattfindet. Der Eintritt ist frei, um eine angemessene Spende wird gebeten. Übrigens kann man dort auch jeden Mittwoch um 15:00 Uhr in den Genuss einer halben Stunde Orgelmusik kommen.

Gestern war also der 1. Sonntag im Monat und erster Advent. Ein guter Tag, um sich die Kunst der Orgel zu gönnen. Es spielte der zweite Organist der Kirche auf, Dr. Florian Wilkes. Und es war großartig. Es waren viel weniger Menschen anwesend als ich vermutet hatte. Schließlich sind in fußläufiger Weite zwei Weihnachtsmärkte offen. Ich hatte gedacht, der Zulauf wäre viel größer.

Gespielt wurden Werke von Franz Liszt und Richard Wagner. Wobei Liszts Consolation No. IV schon, höflich umschrieben, harte Kost war um es von einer Orgel interpretiert zu hören. Quasi Metal an Orgel. Vielleicht bin ich auch nur derzeit etwas empfindlich, schließlich höre ich auch Hard Rock. Nun denn … Die ausgewählte Stücke von Wagner, dessen Talent ich, gebe ich, deutlich weniger erlegen bin als der Rest der Welt. indes waren vergleichsweise anmutig und öffneten das Herz. Interessanterweise gab man den „Karfreitagszauber” aus dem Parsifal, passend zur Jahreszeit.

Es war wundervoll, wir forderten zwei Zugaben. Dann war uns kalt genug, um in das vorweihnachtliche Berlin wieder hinaus zu treten. Schön!

Am 5. Januar spielen Dr. Susanne Ehrhardt und Thomas Sauer Werke von Bach, Mozart und Vivaldi für Flöte und Orgel.

2013-12-01

Einen schönen ersten Advent!



Das ist unser Adventskranz in diesem Jahr: ein bisschen Glasschale, ein bisschen Ikea, ein bisschen Tanne, ein bisschen Konifere und jede Menge Adventsschmuck, der sich über die Jahre aus Sträußen, gekauften Weihnachtskränzen oder Geschenkanhängseln zusammen getragen hatte.

Natürlich auch mit Premiumcontent:



In den Adventssonntag bin ich gestern mit einer Freundin im Admiralspalast mit wunderschönen Gitarreklängen und dem besten Flamenco, den ich jemals gesehen habe, entführt worden. Tomatito spielte auf und wurde von fantastischen Sängern, seinem Sohn ebenfalls an der Gitarre (der dem Namen seines Vaters und seiner Großväter noch viel Ehre machen wird), einem Percussionisten und der grandiosen Paloma Fantova begleitet. Er gab uns einen wundervollen intensiven Abend, wir ihm Standing Ovations – mehrfach!

Ich liebe Flamenco aber so einen kraftvollen, schnellen, mitreißenden Flamenco wie den von Paloma Fantova (seht selbst!) habe ich noch nie gesehen.

Heute bin ich zu einem klassischen Konzert eingeladen, später werde ich auch einem Weihnachtsmarkt wandeln und abends gönne ich mir ein Orgelkonzert.

Es ist die Zeit in der man die Seele ausgiebig streicheln sollte! Tut das bitte auch mit Eurer Seele, egal wie – denkt an Euch und gönnt Euch Gutes und wenn es nur ein wenig Ruhe ist.

Ich wünsche Euch und Euren Lieben eine wundervolle Adventszeit!

2013-11-27

Das Leben

„Das Leben ist eine Aneinanderreihung katastrophaler Momente. Zwischen diesen Ereignissen heißt es, genießen, genießen, genießen!“

(O-Ton Sandra Bullock)

2013-11-25

Zu dick



Neulich dieses Foto aus analogen Zeiten von mir gefunden. Ich muss auf dem Bild irgendwas zwischen 23 - 25 Jahre alt gewesen sein. Aufgenommen bei meiner Mutter in der Küche, links im Bild meine dritte Katze, Dalia, die ein halbes Jahr nachdem ich von zu Hause ausgezogen bin, bei mir eingezogen ist. Vermisse sie, wie alle Katzen, die mein Leben schöner gemacht haben, noch heute.

Wie Ihr sicherlich erraten könnt, fühlte ich mich zur damaligen Zeit, bei einer Körpergröße von 181 cm und ungefähr 58 Kilo Körpergewicht zu dick. Das kann man nicht glauben, ich möchte das ehrlich gesagt selber nicht glauben. Aber: ich fühlte mich zu dick! Und das Wissen beschämt mich.

Natürlich frage ich mich heute, wie konnte ich so blöd/verblendet/dämlich sein? Aber Fakt ist, ich, als Frau mit sicherlich so etwas wie einem von hiesigen Frauenmagazinen (einschließlich der an denen klebenden ätzenden Industrien) propagandierten Idealgewicht, fühlte mich zu dick. Ich trug Kleidergröße 36/38, die 38 eher wegen Längenverhältnissen, Jeansgröße 29 (weil man damals eher weiter trug als eng und die Levis men's cut mit Gürtel möglichst eng schnürte), die war mir damals zwei Nummern gefühlt zu „dick”, denn ich hatte immer so etwas wie einen Hintern, also Hüften, die die 27 nicht möglich machten. Die 27 wollte ich gerne tragen können. Konnte ich nicht, also: zu dick. Die 27 trug eine Freundin von mir, die gerade runter wie ein Lineal lief und lässige 20 cm kleiner war als ich. Auf die war ich, blind für Realisationen, neidisch.

Zurückblickend also habe ich viele Jahre meiner Jugend, natürlich fing das in der Kindheit schon an, damit verbracht mir das Leben schwer zu machen. Übrigens auch sehr vielen anderen schwer zu machen – da muss ich mich insbesondere nachträglich bei meiner Mutter und meinem damaligen Freund und wohl auch diversen Freundinnen, die darunter litten, nicht so dürr zu sein wie ich – entschuldigen. Und das alles gänzlich ohne Grund, wie mir das Foto heute im Nachhinein beweist.

Gucke ich mir heute dieses Foto an, empfinde ich meine Gedankenwelt, mein damaliges Selbstbildnis, selbst unglaublich. Vor allem aber: als gänzlich verkehrt.

Aber Mädchenträume machen genau das mit einem. Ich bin aufgewachsen inmitten einer wachsenden Welt an Fraugenmagazinen. Begleitete mich in frühester Jugend schon die Brigitte mit ihren Diäten, weil meine Mutter sie las, kamen später freundin, Petra und Cosmopolian hinzu – und nie fühlte ich mich als Teenager deren publizierten Idealmaßen angemessen.

Angefangen hatte alles mit der Anmerkung einer Tante, als ich anfing so etwas wie eine pubertär bedingte körperliche Entwicklung zu zeigen, die meine Entwicklung kommentierte mit: „Ich würde ja langsam ganz schön dicke Oberschenkel bekommen. Da käme ich ganz nach meiner Mutter.”

Ich hatte diese Frau nie gemocht. Sie war die Schwägerin meiner Oma, Zeit ihres Lebens Diabetikerin, eine trockene verbiesterte unangenehme Frau, die uns jeden Keks, jeden Apfel vorrechnete, den wir ihn ihrer Anwesenheit aßen – denn sie durfte das alles nicht essen. Wenn doch nie in der Menge, nie mit dem unbekümmerten Genuss. Ihr Credo war nicht nur wenig Zucker essen, sondern generell wenig zu essen – und jeder, der das anders handhaben konnte (und ich konnte zum Glück schon immer essen wie einen Scheunendrescher, ohne mich um mein Gewicht scheren zu müssen) war wohl der potentielle Feind.

Dieser Satz hatte mich damals sehr verunsichert, heute kann ich sagen, er hatte mich sehr verletzt. Meine Oberschenkel – mit meinem Hintern ein Bildnis offenbarend, das nie eine meiner männlichen Begleitungen nicht ausdrücklich zu schätzen gewusst hätte – wurde meine Schwachstelle. Und zwar: mein bisheriges Leben lang just ab dem Moment, in dem diese Tante diesen Satz tätigte, den sie ausdrücklich laut genug äußern musste, damit ich ihn als damals ungefähr Elfjährige auch ja hören konnte.

Es sind Frauen, die vor allem an den Figuren und Gewichtsklassen anderer Frauen herum kritisieren. Leise – nur mit Blicken im Alltag. Laut – mit verletzenden Worten. Den Frauenzeitungen, die ja nur unser Bestes wollen, stehen in 99.9 % der Fälle Frauen als Chefredakteurinnen vor, die die Themen dieser Blätter bestimmen. Es sind Familienmitgliederinnnen, die den Mädchen andeuten, dass mit ihrer körperlichen Entwicklung in sehr jungen Jahren etwas nicht stimmt. Es sind Designerinnen, wie Victoria Beckham, die Frauenmode kreieren, die Frauen mit normalen Figuren niemals stehen würden und ebensolche damit beschämen, das Gefühl in ihnen wecken „nicht schlank” genug zu sein. Es sind Frauen, wie Heidi Klum, die in TV-Formaten vor laufenden Kameras – somit vor einer ganzen fernsehschauenden jungen, meist weiblichen, Nation – jungen Mädchen erklären, sie seien nicht schlank genug für eine Arbeit auf dem Laufsteg.

Als mir neulich ein Burda-Schnitt erklären wollte, ich würde mir jetzt einen Rock in Konfektionsgröße 44 nähen müssen, hatte mich das getroffen, erschreckt und mich und meine körperliche Erscheinung hinterfragen lassen. Auch wenn ich das hier halbwegs belustigt zum Thema machte: ich fühlte mich getroffen. Meine körperliche Erscheinung ist jedoch völlig in Ordnung. Wer mich kennt, weiß, ich bin schlank. Für Einige wohl immer noch zu schlank. Und sollte ich nicht in einem Alter sein in dem ich über den körperlichen Dingen stehe? Offen zugegeben: ich tue das nicht. Ich kann es nicht, denn ich bin von frühesten Beinen über meine Körperlichkeit definiert worden – als Mädchen, später als Frau. Immer war ich „zu groß”, „so dünn” oder – wie von der Tante empfunden „auf dem Weg zu dick zu werden”. Ich war für das Tanzen – trotz allem Talent - zu lang. Für die Leichtathletiktabellen im Schulsport zu schnell gewachsen, um hier auch nur einen einzigen Erfolg für mich einfahren zu können. Ich war immer „zu”, nie war ich richtig. Bei solchen äußeren Einflüssen, ist es kein besonders schwieriger Weg, sich und seine eigene Körperlichkeit ständig kritisch zu hinterfragen – und schlimmstenfalls das eigene Leben mit der dementsprechenden Essstörung danach auszurichten. Tatsächlich eine Krankheit, die wundersamer Weise und zum Glück, komplett an mir vorbei gegangen ist.

Mein Bruder indes war übrigens immer schön groß, schön kräftig – galt als ungemein attraktiv. Selbst als er dank übermäßigen Currywurst-Konsumes anfing, in seinen Mittzwanzigern, seinen ersten Bauch zu züchten, sprachen die Frauen nur davon, den bärigen Typen an ihm zu lieben. Schlimmstenfalls noch kam er „halt nach seiner Mutter” bei der aufgewachsen ich für meinen Teil aus nachvollziehbaren Gründen sehr genau wusste, wer die Brigitte-Diät war. Diese gleichen Frauen definierten mich – je nach eigener Körpererscheinung konträr – als zu dürr oder als „Du musst aber aufpassen”. (Aufpassen konnte dabei in beide Gewichtsrichtungen gehen, nach unten oder nach oben.)

Ich weiß noch wie viele Jahr später, meine Mutter und ich in der Tiefgerade zu unserem Auto liefen, wir beide sehr schick gemacht weil von einem Theaterbesuch kommend, meine Mutter mit dem ganzen Mutterstolz dieser Galaxie mir sagte, was ich für wunderschöne Beine hätte. Dieser Ausruf hat mich in seiner herzlichen ehrlichen Schönheit nie so intensiv begleiten können, wie der verletzende Ausruf meiner Tante anderthalb Jahrzehnte zuvor!

Wir sollten uns wirklich sehr sehr genau überlegen, was wir den kleinen Mädchen in unserem Umfeld verbal mit auf deren Lebensweg geben!

Dabei habe ich damals jeden Infekt mitgenommen, der im Umlauf war. Ich war ständig krank, weil zu schlank und fühlte mich unglücklich, weil gefühlt zu dick. Im Vergleich zu heute, da ich 20 Kilo mehr wiege, mit denen ich mich körperlich deutlich wohler fühle, visuell natürlich nicht – denn da bin ich auch heute noch das Produkt der kleinen verletzten Nichte vor der boshaften Tante – fühle ich mich fitter denn je. Gerade in einem Alter, in dem auch ich merke, dass ich deutlich langsamer verstoffwechsele als früher, also auch ich spüre, dass ich entweder weniger essen oder mich mehr bewegen muss, um mein Gewicht zu halten, blicke ich zurück auf diese Zeit, die ich so sorgenlos bezüglich meines Gewichtes hätte verbringen dürfen müssen – und es verdammt noch mal einfach nicht seien durfte, weil ich es mir von einer von Frauenaussagen geprägten Umwelt habe untersagen lassen.

Und viele Frauen, die ein paar Kilo mehr oder weniger auf ihren Hüften tragen, werden jetzt diesen Artikel lesen und sagen „Na, die hat ja Probleme!” Es bleibt, wie es ist und war: es sind viel zu oft wir Frauen, die wir uns selbst in unser Leben grätschen – oder uns von anderen Frauen in unser Leben grätschen lassen, deren Bildnis einer Frau unser Selbstbildnis leider zu oft zu einem Feind werden lassen.

Passt auf Eure Mädels auf! Und tretet den boshaften Tanten rechtzeitig vor deren Schienbeine!

(Dieser Artikel ist für alle Frauen geschrieben, die tagtäglich da draußen mit ihrer Essstörung leben und gleichzeitig gegen diese Krankheit kämpfen müssen. Euch allen die Kraft sehr bald Euer Selbstbild einfach nur lieben und wertschätzen zu können. Für immer!)