2013-07-29

Die heutige Aufgabe nach dem Arztgespräch …

… lautet ruhig abends einmal darüber nachdenken, was schön war an dem jeweiligen Tag.

Die beste Szene kam dann prompt nach dem Gespräch. Ich sitze mit einer Mitpatientin alleine im Garten vor dem Haus, da biegt der freundliche schwarze Kater um die Ecke (uns besuchen dort öfter zwei schmusende Katzen) und setzt sich in den Rasen. Just in dem Moment, als die Mitpatientin zum Kater sagt „Na, komm mal her Dicker!” biegt der Arzt (an sich schlank) um die Ecke aus dem Haus (um mir sagen zu wollen, ich soll die schönen Moment mir nicht nur bewusst machen, sondern ein paar Tage lang auch mal aufschreiben). Er fragt dann nur trocken den Bauch betastend, ob er sich Sorgen machen muss?

Ich habe so gelacht! Ich lache immer noch.

Die Szene ist natürlich gesetzt auf der Liste, kann ich nich' für!

2013-07-28

Eigentlich …

… gäbe es aus dem Klinik- und Therapiealltag so viel zu schreiben, ist doch das hier rauslassen für mich immer auch ein Stück Verarbeitung. Alleine die Kraft ist noch nicht da. Aber es fehlt mir.

Neulich mir erstmals eingestanden, dass ich von der Räumung ganz tief traumatisiert bin. Andere Menschen sind traumatisiert durch Vertreibung, Folter, Vergewaltigung, Überfälle und andere schlimme Erlebnisse. Bei mir ist es die Räumung. Wann immer ich den Profis (ich nenne sie liebevoll die Psychos) erzählt habe, wie das damals ablief. Wie ich einen einzigen Tag Urlaub genommen hatte und ansonsten zur Arbeit gegangen bin in dem Jahr danach mit einem Grinsen, gute Laune verbreitet habe; jede freie Minute genutzt habe, eine Wohnung gefunden habe. Versucht habe, mein Leben wieder in die Spur zu bekommen, gucken sie mich an, als hätte ich nicht alle Tassen beieinander. Respektvoll allerdings. Gucke ich zurück, kann ich nicht sagen, wie ich das leisten konnte. Langsam gestehe ich mir ein, dass ich jetzt so völlig fertig bin, ist eine notwendige Selbstverständlichkeit.

Eine Therapeutin riet mir (auf der Basis des Gespräches, das wir vorher hatten), mir einen Entschuldigungsbrief zu schreiben hinsichtlich der Räumung; ich kann sie mir selbst am wenigsten verzeihen. Zur Zeit erscheint es mir als die unmögliche Hausaufgabe. Liebevoll mit mir umgehen. Ich soll auch meine Träume aufschreiben. Träume? So tief kann ich gar nicht buddeln …

Seit Freitag bekomme ich ein neues Medikament. Nachdem mich neulich der Oberarzt dann doch mal in einer Krise erlebt hatte, war auch er dann davon überzeugt, dass das alte Medikament mir gar nichts bringt. Im Gegenteil, hat es einige Symptome unter denen ich eh schon seit meiner Kindheit leide, nur noch verstärkt. Also habe ich seit zwei Tagen das Gefühl nicht ständig schlafen zu müssen. (Was ich dann tagsüber, wenn ich es konnte, auch lange und intensiv tat.) Das ist für mich gerade ein Gewinn. Gucken wir mal.

Ich muss – für mich – gegen die beiden Mitarbeiter beim Jobcenter je eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen. Ich bin mir das schuldig. Wenn es hier jemand gibt, der dazu fachlich fundierte Informationen hat, würde ich mich über Hilfestellung sehr freuen. Ich bin seit fast drei Monaten in der Klinik und jedes Mal hat mir das Jobcenter einen Knüppel zwischen meine Beine in den Therapiebemühungen geworfen. Ich werde auch meiner Krankenkasse raten, sich einen Teil der Kosten beim Jobcenter in Berlin-Mitte wiederzuholen. Es ist unglaublich. Ich bin dort mit meiner Krankheit absolut transparent umgegangen, es wurde ganz klar die suizidale Tendenz angesprochen. Im Erleben scheint mir, verwenden sie diese Transparenz gegen mich, damit ich genau das tue. Das ist so offensichtlich – und so bitter menschenverachtend.

Eine Frau, die weder in der Lage ist, ein Amtsschreiben gemäß den Regeln der DIN Norm zu verfassen. Die mir einen Brief schickt mit acht (!) Rechtschreibfehlern in sechs Zeilen, diese Person will mich also fertig machen. Zugunsten ihrer Erfolgsstatistik. Für ganze 250,00 Euro, die sie mir im Monat zahlen. Das muss es wohl wert sein.

Meine Lieblingsmitpatientin ist Freitag entlassen worden. Es gibt also noch ein Leben nach der Klinik. Meine Entlassung steht nun auch in zwei bis vier Wochen an. Jetzt erst fange ich an, an meinen eigentlichen Problemen, die mich in die Krankheit gebracht haben, arbeiten zu können. Das Jobcenter hat mir diese Chance einfach nie gegeben. Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Das Angebot dort in die Ambulanz zu gehen, bis ich einen Facharzt für Psychiatrie bzw. Therapeuten gefunden habe. Oder Kur oder was weiß ich. Ich bin noch ganz am Anfang.

Wann immer man mich fragt, was ich denn gerne tun würde, denke ich, ich möchte so gerne wieder einmal im Mittelmeer schwimmen. Einfach Urlaub machen, einmal unbeschwert sein. Tief durchatmen, richtig vom Innern heraus. Nicht dieses tiefe Durchatmen, das man in den Therapiegruppen lernt, das aber für mich gefühlt lange noch kein echtes ist. Ich möchte dort sein, wo meine Mama ist. Mit ihr reden, ihr endlich alles erzählen. An diesem einen Ort. Einfach Urlaub machen. Sonne tanken, einen kurzen Moment schönen Alltag leben dürfen ohne Altlast.

Mir fehlt sehr in diesem Sommer nicht irgendwo sitzen und ein Glas Rosé trinken zu können. Es geht mir nicht um den Alkohol. Den kann ich abschreiben für den Rest meines Lebens, das ist auch okay. Die Diagnose und er schließen sich künftig ganz simpel aus. Das stört mich nicht so sehr. Aber mir fehlt diese Farbe von durch seine Kühle am Glas Tau produzierenden spanischem Rosé im Glas im Sonnenschein. Mir fehlt dieses Farbenspiel, das visuelle Schöne.

Ich werde den Teufel tun und über das jetzige Wetter klagen. Aber die kleine graue stark behaarte Katze setzte sich gestern bei offener Tür vor den Gefrierschrank und ließ sich nicht einmal mehr mit einem bestechenden Catstick von der Stelle bewegen. Ihr Gesicht sprach Bände. Ansonsten liegen hier überall feuchte Handtücher herum, die ausgiebig von den dreien belegt werden. Tally und Nishi, denen ich nun strikt den halben Tag Balkon ermögliche, haben viel mehr Selbstbewusstsein zurück bekommen und erscheinen mir neu entspannt. Meine beiden süßen Kobolde! Ich gehe drei Mal im Tag mit Shiina auf dem Arm ins Schlafzimmer, damit sich die drei langsam aneinander gewöhnen können. Nishia bleibt mittlerweile in Sichtweise, flieht nicht mehr panisch auf den Schrank. Legt sich demonstrativ auf ihr Bett – sie hat die letzte Woche nicht einmal gefaucht, wenn sie das kleine Monster gesehen hat. Das wiederum zappelt immer weniger auf meinem Arm und das Meckern wird auch weniger. Es ist noch eine ganz lange Strecke zu gehen, fürchte ich. Also schlucke ich diese Miniatur-Zeichen und glaube weiterhin an ein Wunder der kätzischen Vereinigung.

Ich komme wenig bis gar nicht dazu Eure lieben Kommentare/Mails zu beantworten, noch die Danksagungen zu verschicken für Eure Hilfe. Aber es kommt. Ich brauche nur etwas Zeit und hoffe sehr auf die neuen Tabletten. Lieben Dank an Euch alle!

Genießt Euer Leben Ihr wundervollen Menschen!

2013-07-25

Wisst Ihr …

… Ihr Glitzerfrauen, Feministentussis, DaWanda-Girlies, Biker-Bräute, Intelligenzbestien und It-Girl-Schlampen – Ihr (wir) regt (regen) Euch (uns) auf über rosafarbene Überraschungseier? Ja? JA?!!!

Ich habe gestern eine Mitpatientin ins Haupthaus zur Mammographie (alles gut zum Glück!) begleitet zum Händchen halten und das Mammographiegerät hatte rosafarbene Applikationen und pinkfarbene Knöpfe und der Schriftzug war teilweise in … rosa gestaltet. Und …



ICH WILL NICHT DARÜBER REDEN!

2013-07-24

Das blonde Mausi …

… von der Arbeitsagentur in Berlin Mitte, der ich neulich einen sehr deutlichen Brief geschrieben habe, meint – weil sie meine Krankschreibungen nicht hat, die das blonde Hasi ihr vom Jobcenter Mitte immer noch nicht weitergereicht hat, die ich ihr diese aber auch nicht schicken kann, denn die hat ja das blonde Hasi beim Jobcenter – also sie meint nun, sie würde mich zum sozialmedizinischen Dienst schicken.

Ich bin im Krankengeldbezug. Ich koste die Arbeitsagentur in Berlin Mitte zur Zeit keinen Pfennig.

Schlimmstenfalls – würde ich zum sozialmedizinischen Dienst gehen und mich dieser gesundschreiben, was eher unwahrscheinlich ist, solange ich noch stationär bin – hätte die Arbeitsagentur daraus lediglich einen Nachteil zu erdulden: denn sie müsste mir für einen Monat noch Leistung bezahlen.

Frage: wer ist wohl die (meiner Meinung nach) allerdämlichste Arbeitsagenturmitarbeiterin in Berlin?

2013-07-21

Tally und Nishi …

… haben den Boden schön!



2013-07-20

Mein Urlaub …

Der Balkon zur Wohnung ist groß, alleine 3,75 m lang und ungefähr 1.30 m breit. Links neben der Tür ist eine Nische von ca. 80 cm Tiefe, da standen bis jetzt viele Pflanzen, weil dort viel Sonne ist. Wie ich jetzt erst merke am eigenen Leib: da ist ständig Sonne. Wenn die Sonne scheint, dann ist das der garantierte Sonnenplatz.

Das Gute am Klinikaufenthalt ist die Zeit in der Werkstatt, man wird mehr oder weniger dazu angehalten, kreative Dinge zu tun. Ich habe mein im Herbst begonnenes, von der Krankheit gestopptes Projekt „Nähen lernen” weiter fortgeführt. Und im Bereich mit Holz arbeiten, die Idee wieder aufgegriffen mir für den Balkon eine Bank bauen zu wollen.

Die Bank war inmitten der schweren Zeit eine ebenso schwere Geburt. Aber seit knapp zwei Wochen nun steht sie, lasiert, geschraubt. Hoch, dass man die Beine baumeln lassen kann (was ein nicht zu unterschätzendes Feature ist für die Installation von guter Laune!). Und tief genug, dass ich (zusammengefaltet) darauf sogar schlafen kann mit ein, zwei, drei Katzen. Ein Mitpatientin hat mir in der Schlussphase fleißig und – im Gegenteil zu mir – äußerst besonnen geholfen. Danach haben wir bis zwölf Uhr nachts auf der Bank gesessen und unser kleines Bauglück genossen. Ganz nebenbei bietet sie mir eine Menge neu gewonnenen Stauraum und gleich wirkt der Balkon viel aufgeräumter.



Genäht habe ich dann die Bezüge für die Auflage und Kissen in meiner Lieblingsfarbe. Freunde habe mir – vorgezogen zum Geburtstag – den schönen Balkonboden spendiert, den ich mir nun wirklich zur Perfektion dieses kleinen Stückes Paradies sehr gewünscht habe. Platta gab es gerade im schwedischen Albtraumkaufhaus im Angebot. Die Platten habe ich die die letzen zwei Tage verlegt. Morgen klebe ich die letzte Reihe auf Holzlatte.



Direkt vor der Bank steht ein Baum und berührt mit seinen Ästen fast das Katzennetz. Wir liegen also da jetzt jeden Abend mal mit einer, mal mit zwei Katzen zusammen und genießen den Berliner Sommer. Die ersten beiden Stunden am Abend schlafe ich dort dann friedlich vor mich hin. (Die Tabletten machen mich leider dauermüde.) Die Katzen liegen dann neben mir und schnurren oder entspannen auf dem Stuhl – ihrem Stuhl – oder freuen sich über Schattenplätze auf dem holzigen Boden, denn sie sehr sehr toll finden!



Ich bin stolz, so einen schönen Platz mir geschaffen zu haben. Ich genieße die Sonne dort sehr! Es ist wie ein bisschen Urlaub haben für mich, den ich ja nun eine lange Weile nicht mehr hatte.

Es tut sehr gut dort zu sein. Die Energie stimmt einfach. Der Sommer dort ist für mich perfekt.

2013-07-16

Was …

… eigentlich, wenn man diese Dreckskrankheit nie wieder los wird?

(Kein guter Tag heute.)

Eigentlich möchte ich mich bei Euch allen bedanken. Für Eure warmen Worte, Hilfe, Unterstützung. Ich komme kaum aber hinterher im Moment. Es ist und bleibt zäh. Bis dahin: vielen Dank!

Ich melde mich bestimmt – so ich es kann!