2011-06-29

Lecker Schweinchen!

Tiermedizinstudentin arbeitet als Praktikantin auf dem Schlachthof und berichtet mit dem Wissen einer Veterinärmdedizinerin und aus gesundheitsbehördlicher Sicht darüber, was es alles dort gibt, was nicht geben darf.

Und falls Ihr einen Pop-Up-Blocker installiert habt, dieses PopUp schlägt auf der Seite auf.



Ein Vierteljahrhundert sind lächerliche 25 Jahre. Gibt es wirklich gar keine Chance, die Aigner noch vor den Bundestagswahlen irgendwie aus dem Amt zu kriegen?

2011-06-27

Der Schwachsinn deutscher Sozial- und Familienpolitik

Also, kurze Info vorneweg: die Sozialämter sind in Deutschland gänzlich überlastet und sie klagen bundesweit darüber, dass die Mitarbeiter längst keine Zeit mehr finden für Hausbesuche. Beispielsweise wurde vor einigen Jahren das Projekt »Babybesuch« initiiert. Mitarbeiter des Jugendamtes sollen junge Familien mit Neugeborenen umgehend nach der Geburt zu Hause besuchen und diese zu dem Hilfsangebot des Jugendamtes rechtzeitig informieren, sich dabei gleichzeitig einen Eindruck über die jeweilige Familie machen. Das klappt in einigen kleinen Gemeinden Deutschlands ganz gut. In den Ballungszentren, insbesondere dort, wo im Sozialsektor massiv gekürzt wurde, überhaupt nicht! Kurz: ein von Frau von der Leyen noch in ihrer Funktion als Familienministerin angestoßenes Modell mit sicherlich gutem Potential, das zumindest in Berlin längst schon als nicht durchführbar gilt. Praktisch längst erwiesen und z. B. von den Gesundheitsämtern öffentlich kritisiert.

In Berlin geht man daher einen interessanten Weg: hier übernehmen in einem neuen Kooperationsprojekt im Rahmen des Netzwerkes Kinderschutz, die Gerichtsvollzieher zusätzlich mit Aufgaben, die eigentlich dem Jugendamt obliegen. In den meisten Fällen, in denen bisher Fälle von Kinderverwahrlosung bekannt wurden, waren nämlich Vollstreckungsbeamte bereits vorab in den Wohnungen und hätten Beobachtungen, Befürchtungen hinsichtlich mangelnder Versorgung der Kinder gegenüber dem Jugendamt mitteilen können. Dies wurde ihnen nun vereinfacht, eine Leitlinie klärt über mögliche Erkennung von Anzeichen, wie Verwahrlosung, dem Fehlen der kindgerechten Ausstattung und Hinweise auf Suchterkrankungen auf. Außerdem wurde ihnen online der Meldevorgang vereinfacht, damit das Jugendamt schneller benachrichtigt wird und einschreiten kann. Fraglich bleibt, wem dann künftig die Verantwortung in die Schuhe geschoben wird, läuft das Modell nicht ganz nach Plan.

So gut dieses Kooperationsprojekt einerseits klingen mag, um hier für die Kinder möglichst schnell agieren zu können, letztendlich aber ist es natürlich nur die Bankrotterklärung einer Behörde, der kaum Mittel noch Mitarbeiter in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, um ihre Arbeit noch zielgerichtet ausführen zu können. Erstmals wurde dieses Modell in Berlin übrigens vor fünf Jahren angeregt, nun erst gab es den Startschuss. Schnell mahlende Mühlen klingen anders.

Da mutet die neue Idee von Frau von der Leyen absurd und lächerlich an, weiß man doch genau, in welchem Ministerium die Arbeitsministerin früher tätig war und will man ihr daher unterstellen, von den Problemen der Sozialämter ziemlich genau Bescheid zu wissen. Sie wünscht, dass die Sozialarbeiter den Job tun und verstärkt in die Familien gehen und dort geringer verdienenden Familien das Bildungspaket aufschwatzen. Arbeitssharing für eine Behörde von einer längst ausgebluteten Behörde, damit sich die Bundesregierung das Bildungsfiasko möglicherweise doch noch als Erfolgsmodell auf die Agenda schreiben darf. Letztendlich hausgemachter Irrsinn. Oder auch nur deutsche Arbeits- und Sozialpolitik à la von der Leyen.

Heute ist wieder so ein Tag …

an dem man dauerhaft ohne Pause Sandsäcke verprügeln möchte …

Meldung 1 Immer mehr Selbstständige beziehen Hartz IV – und natürlich rechnen die sich nur arm – eine richtige Stellungnahme bei existenzielle.

Meldung 2 Das SOKO-Institut agiert mit Kontaktdaten, die es nur von der Bundesagentur für Arbeit haben kann. Das Einverständnis der Bedürftigen zur Datenfreigabe wurde seitens der Agentur natürlich nicht vorher eingeholt. Mehr bei gegen hartz.de.

Meldung 3 Karl Weiss schreibt über die Kontrollmechanismen des Bildungspaketes, das, bei näherem Hinsehen, Familien mit ALG II-Bezug in die Insolvenz schicken kann.

Ach und @schulhelfer twittert derzeit die aktuellen Kürzungszahlen aus der Berliner Schulversorgung für Behinderte. So kann man die gesetzlichen Pflichtbeschulung für Behinderte ganz einfach aussetzen!

2011-06-20

Apples Aufgabenliste

Früher haben wir in der Firma als Mailsystem, lange lange bevor es so etwas wie Apples Mail überhaupt gab, QuickMail benutzt.
QM hatte eine Funktion, die ich bis heute der Mail-Kommunikation schmerzlich vermisse, man konnte an sich als automatische Wiedervorlage Mails selber zeitversetzt senden (okay, eigener Mailserver natürlich vorausgesetzt). Ich muss dazu sagen, dass ich meine Mail-Software tatsächlich jenseits ihrer Kommunikationsaufgabe schon immer auch als Bürosoftware oder Datenbank immer missbraucht habe: Wiedervorlage, Textverarbeitung, Rezeptedatenbank, als Ablage überhaupt. QuickMail war da frühzeitig für mich ein Erziehungsfaktor – weil es einfach funktional schon immer enorm mächtig war.

Lange Zeit habe ich auf dem privaten Rechner noch QM benutzt, bin dann aber doch irgendwann zu Mail gewechselt. Nun, QM wird mittlerweile leider nicht mehr weiter gepflegt und läuft auf den aktuellen Apple Systemen nur noch mit Dirty Tricks, insofern war meine Entscheidung die richtige. Für Apple Mail selber habe ich mich tatsächlich mehr wegen dem Look entschieden, funktional fand ich die Software am Anfang wirklich grausam – und es hat lange gedauert, bis ich diesen Client für voll genommen habe. Das hat sich übrigens auch geändert, seit es die Aufgabenintegration von Mail zu iCal gibt. Die schenkte mir – wenn natürlich auch über Umwege – die Funktion der praktikablen Wiedervorlage wieder, zumindest kann ich damit ganz gut leben.

Gestern fragte jemand auf Twitter nach einer derartigen Funktion für Apple und ich konnte ihm mit meiner Info helfen, leicht verwundert, dass „Aufgaben“ in der Integration ihm noch nicht bekannt war. Andererseits, so richtig laut wurde dieses Feature von Apple nie kommuniziert, zumindest leise genug, dass sogar ich anfänglich vorbei gehört habe und mir die Funktion „zufällig“ irgendwann nach einem falschen Klick auffiel.

Dabei sind die sofortigen Aufgabenlisten schon cool und als Arbeitsmittel enorm hilfreich. Das „how to“ ist hier in den Apple Wochentipps nachzulesen!

2011-06-18

Länger nicht mehr duschen …

Ich gehöre ja zur der weltweiten Testgruppe „vor der Glotze einschlafen”. Psychologen behaupten, das sei total nicht gut. Schlafforscher sagen, ich sei somit gesundheitlich auf dem absteigenden Ast. Ich tue es aber trotzdem. Das muss bei mir fundamentale innewohnende Gründe haben, die mir nie begegnet sind. Ich kann beispielsweise auch keine Filme aus der Konserve gucken. Also, lief beispielsweise früher ein Video oder läuft heute eine DVD auf dem Rechner und ich gucke: sofortige Narkolepsie. Einzige Ausnahmen: Tanzfilme mit Fred Astaire oder Aristocats. Neulich bin ich aber sogar bei der x-ten Wiederholung von Matrix eingeschlafen. Das war schlimm! Bei Neo einschlafen war bisher mein persönliches NoGo! (Das NoGo nicht mit Neo schlafen zu können, ist ja leider fremddiktiert.)

Dass ich bei Videos/DVDs etwas schneller und besser schlafe als beim herkömmlichen Fernsehprogramm, liegt auf der Hand. Denn es finden dort keine Werbeunterbrechungen statt, die, tonal lauter gestellt, mich nicht immer zwischendurch unsanft aus dem in meinem Alter mehr als notwendigen Schönheitschlaf wecken. Manchmal liege ich dann morgens um vier Uhr so vor mich hin mit geschlossenen Augen, lausche dem kommerziellen Schwachsinn und fühle mich philosophisch enorm inspiriert und zu ganz großartigen Ideen motiviert. Denn es ist eine besondere charmante Einheit, wenn man TV-Spots nur Gehör schenkt. Daher liege ich zwangsläufig dann auch nur da und denke, ich bin also im Irrenhaus und wieso fehlen hier eigentlich die DIN-genormten gesetzlich vorgeschriebenen Notausgangszeichen?

Der neueste Werbeirrsinn in einer Welt, in der schon jeder Scheiß verkauft wurde und kein Mensch irgendeine Marketingweiterentwicklung wirklich braucht, geschweige alleine aus Pietätgründen jemals ernsthaft nachgefragt hätte, direkt im Anschluss an die Nudel im Kochbeutel, ist mir genauso diese Woche nachts begegnet: Eine Körperpflege, die suggeriert, sie würde sieben Tage lang pflegen. Ja. Ernsthaft! Sieben Tage! Namentlich heißt das korrekt: „Garnier Body Intensiv 7 Tage Reparierende Creme-Milk mit Cacao Butter.“

Praktisch heißt das, um in den kompletten Vorzug dieser Pflege zu kommen, dürfen wir also ab sofort sieben Tage lang nicht mehr duschen noch uns waschen! Und dann liege ich nachts so wach und überlege, dass Obdachlose die einzige Bevölkerungsgruppe sind (okay, von den beiden Teenagern einer Freundin abgesehen, die können auch erstaunlich total prima selten duschen), die ich hierzulande kenne, die schon mal sieben Tage auf eine erneute Dusche aus ganz unterschiedlichen Gründen verzichten würden. Für diese Leute ist dieses Produkt sicherlich unglaublich sinnvoll. Bleibt zu überlegen, ob der Wanderer ohne Dach über'n Kopf sein am Leib mit sich herumtragendes Hab und Gut tatsächlich ausgerechnet mit einer Flasche Körpercreme beschweren würde? Und ob er die wenigen ihm zur Verfügung stehenden finanziellen Ressourcen wirklich ausgerechnet in eine Creme-Milk investieren würde?

Aber der restliche Part dieser Zivilisation wird vermutlich öfter duschen als im Abstand von immerhin schon sieben Tagen, oder? Also, womit will uns dieser Hersteller eigentlich becircen? Mit ausgemachten Schwachsinn? Deppengeschwätz? Hohlverbalien?

Ach so. Gähn. Aber ich kann mir super vorstellen, wie eine einzige Marketingabteilung bei Garnier wochenlang diskutiert hat, ob man nun von der mittlerweile allgemein anerkannten, daher langweiligen 24-Stunden-Pflege auf immerhin 48 Stunden upgradet, was aber die Konkurrenz schon versucht hatte, oder lieber gleich in die Vollen geht und den Scheiß auf 3, 4, 5 oder 7 Tage tunet. Sie werden dann bei 7 Tagen hängen geblieben sein, weil irgendein in komplett schwarzer Boss-Klamotte gekleideter Depp mit der Hochrechnung kam, dass im Grunde die Dauer vom Anlauf von Rettungsaktionen bei etwaigen Katastrophen wie Flugausfälle aufgrund von aktiven isländischen Vulkanen, Atomkraftwerk-Gau nach Tsunamis, Erdbeeben oder lapidaren Flugzeugabstürzen im Kongo durchschnittlich sieben Tage dauern. Schöner verwesen mit gepflegtem Körper mit Langzeitwirkung oder so! Darauf ein paar lachende Schenkelklopfer, einen Keks und 'ne Bionade im Sitzungsraum mit 'ner abschließenden Line auf dem Unisexklo zur Feier des Tages. Geile Ideen wollen ja gefeiert werden! Bleibt nur eine Frage, ob die wirklich auch nur einen Pfennig in Weiterentwicklung gesteckt haben und irgendwas an der Milch tatsächlich neu entwickelt haben? Der Irrsinn spricht eigentlich dagegen!

Wie auch immer, leider ist Garniers Body Intensiv 7 Tage Reparierende Creme-Milk mit Cacao Butter kein Produkt für mich, denn ich war gestern duschen und heute schon wieder. Und das ist auch ganz gut so.

2011-06-17

Bahn fahren. Mit Hund.

Las sich gestern in kurz auf Twitter „Die Online-Buchung von Fahrkarten für Hunde ist nur per Postversand …“ ganz witzig. Liest sich in lang wie eine einzige schlimme Unternehmenskrätze.

2011-06-16

Und dann doch immer wieder zweite Liga …

Ich bin ja bekanntermaßen Frau. Wohl auch das, was man eine gestandene Frau nennt. Ich trage Röcke, pumpe meine Reifen selber auf, kann Löcher bohren und Holz sägen, als auch Zwiebeln schneiden und Kuchen backen. Ich mag Rennsport, Autos, Fußball, Ballett und manchmal Abba. Ich liebe exklusive Nylons und schöne Wäsche wie auch hoch komplexe Kameras und fesche Computer. Und im Großen und Ganzen finde ich mein Leben als Frau sehr selbstverständlich und prima. Klar, immer wieder kommen dumme Gefühle einer leichten ungerechten Behandlung gegenüber des männlichen Geschlechts hoch, aber da vermittelt mir mein zweites Gefühl gerne: alles okay so, früher war das gänzlich schlimmer, in anderen Gesellschaften haben es Frauen immer noch deutlich schlechter als hierzulande – und letztendlich geht es voran.

Aber manchmal stehe ich dann doch wie die Kuh vor dem neuen Tor. Beispiel: Frauenfußball WM 2011. Findet also in Deutschland statt, die Frauen sind seit ewigen Zeiten Weltmeisterinnen – im Grunde also ein Riesenevent. Mindestens so hochwertig zu preisen und feiern, wie die Fußball-WM der Männer im eigenen Land. Und dann …? Begegnet mir gestern das erste Gewinnspiel des größten deutschen Telekommunikationanbieters, der zusammen mit Kooperationspartnern drei Gewinner vom Eröffnungsspiel twittern lassen möchte, also Eintrittskarten, Verpflegungsbon inklusive und Technik to go. Alles prima, bis dann dort steht, unter den Gewinnern werde 1 Smartphone verlost. Und ich frage mich, wieso eigentlich nur eines? Wieso reicht es nicht für drei? Ich meine, Fußball-WM der Herren und die Konzerne hauen in Gewinnspielen Autos, Flugreisen etc. raus und hier? Eismaschinen! Es ist Sponsoring und man will keinem Unternehmen reinreden, wie viel es für seine Zielgruppen investieren möchte. Aber Fakt ist halt, die deutschen Fußballweltmeisterinnen im Profifußball müssen entweder Angestellte der Bundeswehr oder Polizei sein, um ihren Sport machen zu können, weil die allerwenigstens von z. B. Werbeeinnahmen leben können.

Oder gestern, die redaktionelle Hammernachricht des Jahres! Es kommt im September eine deutsche Testausgabe unser aller WIRED und Thomas Knüwer macht die Chefredaktion, was mich persönlich sehr freut. Ich bin als Frau, seit ich denken kann, im IT-Biz tätig, lebe und arbeite mit Computern und habe am eigenen Leibe schmerzlich Margen-Verfall erlebt oder die erste Web-Blase platzen gespürt. WIRED ist so eine Gottheit für mich, wie es zehn Jahre früher schon die US-Ausgaben der MacWorld oder MacUp waren, lange bevor es deutsche Macintosh-Magazine gab. Nur im Vergleich zu früher, zu meinen eigenen Anfängen, erlebe ich hier in diesem Business mittlerweile überall Frauen. Frauen, die programmieren, designen, Inhalte für's Web oder Business über das Web generieren. Ich erlebe Frauen, die roundabout Computer- und Internet-Technologien Hard- und Software erfinden, entwickeln, schulen, verkaufen – in Mengen, in Massen – erfolgreich und ihren Beruf und ihr Leben darauf ausrichten.

Und dann kommt Condé-Nast und legt diese eine deutsche WIRED-Testausgabe der GQ bei, einem Männermagazin! Man verstehe mich nicht falsch, ich zähle mich zur Zielgruppe von GQ genauso wie zur Zielgruppe von Beef, alleine, weil beide Magazine mich thematisch ansprechen und großartige Bildredaktionen haben. Nur: als Fotografin und Kochbloggerin ist das für mich üblich, aber natürlich nicht die Regel.

Aber ein Computermagazin von weitreichendem Interesse als Beilage in einem reinen Männermagazin – ist das nicht ein bisschen sehr platt und Zielgruppen fern gedacht? Ich meine, im Jahr 2011 in einer Zivilisation namens Deutschland?