2009-07-19

Fensterprogramm

Mindestens einen Grund …

warum seine Kinder nie zu Intelligenzbestien erziehen sollte, ist im Weselpower's Blog – Aus dem Leben eines Talentfreien – zu lesen.

So chinesisches Zeug …



es gibt ja in Berlin chinesische Restaurants wie Sand am Meer. Indes chinesische Restaurants, die richtig ursprünglich kochen, nicht so sehr viele. Neulich bin ich mal wieder durch den Graefekiez gestrichen und an erstaunlich gut aussehenden gefüllten Tellern eines solchen Restaurants vorbei gekommen und dachte bei mir: „Da gehste das nächste Mal auch essen!“



In tangs kantine steht hauptsächlich die Küche Shanghais auf dem Speiseplan, wenn auch es einen gesamtchinesischen Rundschlag auf der Speisekarte gibt, die sich unterhaltsam liest: so hübsche Namen! Tatsächlich wird hier auch Hahnenkamm oder Hühnerfuß serviert. Da … habe ich eine Runde ausgelassen und mich dem gewidmet, was man mir als Dim Sum und später doppelt gebratenes Rindfleisch (Tageskarte) servierte hatte und natürlich auch gut als Hund hätte durchgehen können.

Ich muss sagen: sehr lecker. In Tangs Kantine wird ohne Glutamat gekocht und das schmeckt man. Die Chinakohlblätter die unter den Dim Sums im Bambuskörbchen lagen, waren sicherlich nur zu Dekoration gedacht aber mit Abstand das Netteste, was mir geschmacklich in letzter Zeit ganz unverhofft untergekommen ist. Doch, die Dim Sums konnten mithalten.




Und ich liebe doppelt gebratenes Rindfleisch, eines meiner Lieblingsgerichte an dem man aber auch wirklich sehr viel, wenn nicht alles auch falsch machen kann. Das kann nicht jedes chinesische Restaurant und bei dem Gericht habe ich schon kulinarische Abgründe erlebt. Hier nicht, das Fleisch (hätte vielleicht etwas zarter sein können) blieb geschmacklich bei sich und ließ dem knackigen Gemüse noch seinen Raum. Die Würze ganz eigen und noch nie so gut abgestimmt erlebt, wurde auch nicht von der Schärfe übertüncht. Sehr gut.



Wenn ich mir die Inhalte der Teller auf den Nachbarstischen aus der Erinnerung abrufe, müssen wohl die Schweinerippchen etwas ganz Besonderes sein – beim nächsten Mal. Die Gerichte kosten im Schnitt € 4,– (Vorspeisen) über € 6-7,– für die Tagesgerichte bis zu € 15,–für die aufwändigeren Gerichte. Empfehlung! Zumal man im Sommer auch sehr angenehm draußen sitzen kann im Kiez.

Hoffentlich war es nicht doch Katze!

2009-07-18

Carin II

Heute ist mir beim Kramen dieses Foto aus analogen Zeiten aus einem Ägyptenurlaub in die Hände gefallen. Zeit, die Geschichte zum Foto zu erzählen.




1992 war so ein Jahr. Meine Oma, die letzte der lieben Großeltern, die geblieben war, starb im Sommer 1992. Im Herbst flog ich nach Ägypten, die Tauchtouristin geben. Dort blieben wir die erste Woche in einem Null-Sterne-Hotel in Hurgadha direkt am Strand und unternahmen die dort üblichen Tagestouren auf's Meer, die letzte Woche hatte unsere Clique ein Segelboot gemietet und wir bewegten uns eine Woche lang draußen auf dem Roten Meer, alleine mit Delphinen, Napoleon Lippfischen, Oktopusse, Korallen, Riffen, blauem Himmel, strahlender Sonne, dunklen Nächten – und einem Tauchlehrer, der nur über dem Klo hing.

Am Strand, dem Strand, an dem mir im Meer beim Rückwärtsschwimmen der Ehering meines damals schon verstorbenen Vaters, den mir meine Mum sehr schön hatte umarbeiten lassen, vom Finger rutschte und in die Tiefen des Meeresgrundes versank, lag in ca. 500 m Luftlinie ein Boot. Ein sehr schönes Boot. Mit viel Teakholz, schnittig in der Form, voller Stolz und dennoch nicht übertrieben protzig. Irgendwie ein sehr trauriges Boot. Auf alle Fälle ein Boot mit Aura. Hier muss ich allerdings erwähnen, dass Boote, sobald sie verlassen wirken oder in einem wrackähnlichen Zustand sind bei mir sowieso immer viel Seele haben, ich habe einen merkwürdigen Bezug zu Booten. Tauchen habe ich nur gelernt, weil ich Wrack tauchen wollte. Während alle damals in den Film „Titanic“ liefen, ging ich lieber zu den Vorlesungen von Robert B. Ballard. Wenn ich also schreibe, ein Boot mit Aura, das mag das meiner subjektiven kleinen Boots-Meise entspringen, möglicherweise hat die Boot aber tatsächlich eine. Verwunderlich wäre es nicht, weiß man um die Geschichte.

Das Boot lag da, wurde von einem Ägypter in typischer weißer Landestracht und einem Kamel bewacht. Wir schwammen einmal in die Nähe des Bootes, lungerten ein wenig in dessen Nähe am Strand herum (man kam nicht direkt vom Strand auf das Boot, einen Anleger gab es nicht) und waren fasziniert von des Bootes Ausstrahlung, seinem Zustand und verstanden nicht, warum so ein schönes Boot dort verlassen vor sich hin schwamm.

Erst als wir in der zweiten Woche in See stachen und auf unserer Segelyacht an dem Boot in Entfernung vorbei fuhren, dem Tauchlehrer es zwar schon schlecht ging, er aber noch grinsen und erzählen konnte, erfuhren wir, dass es sich bei diesem Boot um Görings Yacht, die Carin II, handelte. Die dort komplett restauriert und nach damals neuesten technischen Möglichkeiten umgebaut vor sich hin gammelte und einen Käufer suchte. Wir erinnern uns: für den letzten Umbau war Stern-Reporter Gerd Heidemann verantwortlich, der war kurzfristig mit einer nur kurzen Übergangszeit zu etwas viel Geld gekommen wegen zu falscher Hitler-Tagebücher. Dem deutschen Presseskandal überhaupt, 1983. Das Jahr des „Stern“ – auf sehr unterschiedlichen Niveaus.

Die Carin II, ca. 28 m lang, wurde Hermann Göring 1937 von der Deutschen Automobilindustrie nachträglich zu seiner Hochzeit geschenkt. Gebaut für mehr als eine Million Reichsmark auf der Hamburger Alsterbootswerft Heidtmann. Göring ließ das Schiff auf seine Frau Emmy registrieren, er wollte damit etwaigen Bestechungsvorwürfen vorbeugen. Auf dem Boot wurden nicht wenige Staatsgeschäfte gemacht und politische Entscheidungen getroffen, die Carin II war Görings persönliche Kommandoschaltzentrale. Im Krieg ging das Boot in Berlin-Gatow vor Anker, 1945 wurde es nach Mölln verlegt, wo die Engländer es beschlagnahmten und Prinzessin Elisabeth als Kriegstrophäe umgetauft auf „Royal Albert“ überreichten. Die benannte die ehemalige Carin II nach der Geburt ihres Sohnes „Prince Charles“ um, der auf ihr den einen und anderen Urlaub verbrachte.

1960 wollte Emmy Göring das Boot zurück und die Queen überließ es ihr. 1961 verkauft die Witwe Görings das Schiff an einen Druckereibesitzer für 33.000 Deutsche Mark, der verkaufte an Heidemann für 160.000 DM, der das Boot mit viel finanziellen Aufwand überholen lässt. (Hier ein Interview mit Heidemann über seine Geschichte mit der Carin II und den Plänen von Henry Nannen mit diesem Boot.) Als ihm das Geld ausging, verkaufte er die Carin II an Sandra Simpson und ihren ägyptischen Mann Mustafa für 270.000 DM,–. Seit 1993 versucht die mittlerweile verwitwete Simpson, die behauptet zu Zeiten des Kaufes gar nicht gewusst zu haben, wem das Boot einmal gehört hatte, die Carin II zu verkaufen. Ohne Erfolg. Und mit schlimmen Konsequenzen für das Boot, wenn ich mir dieses Foto angucke. Der Spiegel hat 2004 die Geschichte der Carin II weitergeschrieben. Ich weiß nicht, ob sie mittlerweile verkauft wurde. 2005 hat die Zeit einen langen Artikel über Simpson und ihre Geschichte mit dem Boot gedruckt, ein umfangreicher schöner Artikel, denn man ist teilweise gefühlt mit an Bord.

Gute Laune-Fotos

passend zum Stadtgeschehen …

Wenn Geld mit Internet-Sperren winkt …

Zensursula, Indien, Microsoft und die Lüge in der Politik“, der Spiegelverfechter hat hierzu einen bemerkenswerten Artikel geschrieben in dem er hinterfragt, warum man und wer überhaupt so ein fundamentales Interesse an den Speeren hat – nicht nur von Politiker- sondern auch von Lobbyisten-Seite.

Programmhinweis

Sascha Lobo goes Lobby, Samstag um 18:05 auf Arte „Eine Politsafari auf den Spuren der Strippenzieher