2007-02-07

Sozialneid

Ich habe überlegt, ob ich den Kommentar der ärmsten Kreatur der Welt wie immer löschen soll, aber ich denke ihn dieses Mal zur Diskussion zu stellen.

Im vorangegangen Post setze ich einen Link zu meinem Wunschherd, der natürlich überdimensioniert teuer ist. Den ich mir auch selbst bei geregeltem Einkommen nie hinstellen würde, den ich aber einfach sehr gerne im Katalog sehe und mir immer gerne in meinen Träumen in meiner Traumküche vorstellen kann.

Schreibt der kleine Sozialneid-Fredi (von dem ich eine sehr genaue Ahnung habe, wer er ist) in den Kommentaren „Wovon Arbeitslose träumen …"

Geht's noch etwas armseliger? Komm Kleiner, streng' Dich mal an! Du warst in Deinem Neid auf alles und jeden wirklich schon viel besser. Dir muss es so super gehen in Deiner kleingeistigen unbefriedigten Welt, wenn Du den armen Schweinen jetzt schon das Träumen versagst. Und immer sehr sehr mutig: sich vom Angestelltengehalt sich nicht mal einen Nickname leisten können. Du großer starker Mann, Du! Hilft aber irgendwie nicht über's Erbsenhirn hinweg, wie?

Exitus

Mein Gasherd tut's seit einiger Zeit nicht mehr. Der Ofen kann nach der Einheizsperiode nicht mehr die Hitzezufuhr regulieren. Dabei hatte ich ihn nur neulich nach der weihnachtlichen Backphase ordentlich gereinigt, Mit einem Backofenreinigungsgel, das so eklig riecht (obwohl ich den Ofen sehr gut ausgewischt hatte), dass ich mir sicher bin, der Gestank hat mich und meine Fellträger zwei Lebensjahre gekostet. Und dem Ofen sein Leben entgültig.

Nun, gestern sprach ich mit dem Vermieter meines Vertrauens darüber, heute um sieben Uhr – gefühlte vier Uhr – klingelte mich etwas wach, was ich in der letzten Tiefschlafphase kaum identifizieren konnte, stürzte dann aber doch ans Telefon. (Im Ernst, ich wunderte mich sehr als ich an meinem Schreibtisch am Telefon zu mir kam.) Der fröhliche Herr vom Gasfach freute sich mir mitzuteilen zu können, dass er so um acht Uhr vorbei kommen würde und sich meinen „Herd on strike“ bestaunen wollte. Das taten wir dann auch gemeinsam, nachdem ich mich mit Kaffee, Katzenwäsche (ich), Katzenfutter (sie x 3) und Abwasch (ich), Lüften (ich), Amsel- und Vogelbeschau (sie x 3) in einen etwas wacheren Zustand versetzt hatte.

Das war ein nettes Date, er nahm erst einmal zur Kenntnis, dass meine Herdschublade (die so praktisch Kochtöpfe versteckt) aus der Verankerung gebrochen ist (großes Nervpotential), leider war nur eine Aufhängung wieder anzubringen – also hier schon mal ein 50 %iger Totalschaden. Dann, während wir die übliche Ofenheizphase abwarteten bis das Thermostat üblicherweise von Aufheizen auf Regulation switcht (so ein wunderschönes Wort, ich liebe es, man mag mir diesen Anglizismus verzeihen), sprachen wir von neuen Öfen, ihre Qualität, den Sparmaßnahmen der Hausverwaltung als solches, dieses und jenem, ich erfuhr eine kurze Einweisung in die Gasherdtechnik – und Nishia kroch in der Zeit ihm begeistert um die Beine.

Er kam dann zu der Diagnose, dass der Herd hinüber sei. Friedlich hinübergegangen, zwar noch zuckend aber nicht mehr ordnungsgemäß backend. Der freundliche Hausverwaltungsmitarbeiter meines Vertrauens sprach gestern schon von einem merkwürdigen kollektiven Gasherdsterben in der Wohnanlage. Mit Kennerblick analysierte der Fachmann den Herd schon beim Betreten der Küche als sehr alt („der hat ja nur drei Brenner und nicht mal 'ne Guckscheibe!“), beschrieb aber im späteren Verlauf die unzähligen vielen Nachteile der Neuherde, das mir mein (interner) Wunsch nach einem Neuherd im Hals stecken blieb. Er sagte auch, er käme dann wieder um den Herd anzuschließen. Ich glaube, er will nur wiederkommen, weil er sich in Nishia verliebt hat. Sie war aber heute auch ungewöhnlich reizend zu ihm.

Nun steht also eine Trennung ins Haus und ein Neuanfang. Da ja die Wohnanlage seit nunmehr sechs Jahren auf dem Papier als „demnächst modernisiert“ verkauft wird, ist man über Reparaturen insbesondere dem Austausch von Gasherden wenig glücklich – sollen sie doch in dem Zuge in elektronische Herde getauscht werden (*ultradoppelkotzhochzwölf*). So kündigte mir der Herr vom Gasfach auch an, es könne auch sein, dass ich gar keinen neuen Herd bekäme, sondern einen neuen gebrauchten Herd aus einer leerstehenden Wohnung (*ultradoppelkotzhochsechsundneunzigtausend*). Das wäre so in letzter Zeit praktiziert worden. Ich kann also hoffen, dass gebrauchte Herde aus leerstehenden Wohnung mittlerweile „aus“ sind, muß aber gleichzeitig auch fürchten, dass nicht. Dieser Mix aus hoffen und fürchten scheint sich als der normale Tagesszustand in meinem Dasein einzunisten.

Dabei hätte ich so ein Fensterchen im Herd wirklich gerne. Das fänd ich bonfortionös, denn dann könnte ich mit einer Tasse Kaffee künftig nicht nur vor der Waschmaschine sitzen und ihrem lustigen Tageswerk beim Waschen zusehen, sondern könnte gleichzeitig schauen wie der Streusselkuchen an Farbe gewinnt. Stereoküchenfernsehen quasi. Doppel-Screening. Stark! Da würde ich ja so etwas von drauf abfahren. Und endlich tät‘ ich Souflés backen. Ohne Guckscheibe ist das ja nur der halbe Spaß. (Guckscheiben wurde ja generell nur für Souflés erfunden.)

Ach ja … dies wäre übrigens ein ganz klein wenig das Herdprodukt meines Herzens.

Warum eigentlich

komme ich mit den grauen Haaren eines George Clooney, Bad Pritts und anderen meiner Generation viel besser klar, als mit dem beginnenden Erscheinen meiner eigenen?

2007-02-06

1000 Dinge, die die Welt nicht braucht

Was wir …
nie hören wollten,
nie sehen wollten,
nie wissen wollten,
nie treffen wollten,
niemals ahnen konnten,
so schlimm niemals fürchten konnten,
ist das hier:

Der Ehrenmord an Hatun Sürücü

jährt sich morgen zum zweiten Mal, ich habe heute diesen Artikel im Hauptstadtblog online gestellt.

Multitasking ist …

erklärt an einem Haustier: Multitasking ist, wenn der Fellbomber auf meinen alten Apple-Singles liegt (die zu ebay sollen) mit links die CDs vom Tisch räumt, dabei die Fototasche kapert, in der Fototasche den Objektivdeckel rausräumt, sich darin festbeißt (hallo?) und mit rechts weiter nach den Akkus angelt. Alles gleichzeitig.




2007-02-05

Jeden Montag morgen …

steht Jobbörsen-Recherche auf meinem Plan.

Jeden Montag morgen wünsche ich mir ein Gesetz, dass jedes Unternehmen, dass mehr als zwei Praktikanten im Jahr einsetzt und diese für einen längeren Zeitraum als drei Monate für sich agieren lässt, zu einer sehr deftigen Zwangsabgabe verdonnert. Und wenn ich deftig meine, dann rede ich von einer Zwangsabgabe im fünfstelligen Bereich. Damit sie endlich von der Praxis abkommen, mit dem Einsatz von Praktikanten das Jahresgehalt eines oder auch mehrerer Festangestellten einzusparen.

Wir hätten dann einen deutliche entspannteren Arbeitsmarkt im Land und eine sich großartig entwickelnde Wirtschaft.

Dies sind die Offerten der Firma Robert Bosch GmbH, nur ein Beispiel von sehr, sehr vielen: