Meine Lebensplanung …
hat gestern einen völligen Wandel genommen. Aber jetzt greife ich der Sache vorweg.
Was ich Euch schon längst mal erzählen wollte ist: creezy ist 'nen Drummer-Groupie. Will sagen, mein Ohr gehört grundsätzlich den Drums in der Mucke und mein Herz gehört grundsätzlich den Drummern der Bands. Die haben gute Oberarme, ein feines Taktgefühl, sind häufig auch intellektuell veranlagt und dabei ausgeglichene Charaktere. Solange sie nicht Phil Collins heißen, drängen sie auch nicht penetrant in den Vordergrund. Hätte ich jemals ein echtes Groupie-Gen in mir wachsen gefühlt: meine Seele, äh meinen Körper hätte ich immer dem Drummer geschenkt, dann dem Bassisten, aber nie, niemals dem Sänger.
Selber Drumms spielen lernen, war eigentlich immer etwas was ich noch als mögliche Option im Hinterkopf hatte. Als Kind konnte ich schon stundenlang mit den chinesischen Stäbchen (ein befreundeter Japaner hatte ein China-Restaurant) auf den Kochtöpfen und -deckel meiner Mutter (Emaile klingt anders als Edelstahl!) Sessions veranstalten. Viel länger mit steigender Begeisterung, nachdem mein Bruder schon Wochen vorher die Lust verloren hatte. Leider hatte meine Mum die Zeichen meines Talentes nicht erkannt oder wollte sie aus purem Eigenschutz nicht erkennen: ich durfte Blockflöte und Gitarre spielen lernen, beides fand ich nicht spannend.
Neulich, bei meinem Freund Micha, stand da also ein E-Drumkit rum. Mir war nicht bewusst, das es so etwas mittlerweile halbwegs finanzierbar gibt. Bei mir war bis dato immer die Grenze zum Traum als Drummer der fehlende Proberaum mit Schallisolierung. Aber mit so einem E-Drumkit, da öffnen sich mir die Türen zu allen Visionen doppelt so breit. Natürlich habe ich mich auch an das Kit gesetzt und versucht einen einfachen Audioslave-Beat zu schlagen. Jetzt bin ich mittel bis sehr schwer infiziert.
Gestern nun Zeichen Nr. 2: wir hatten einen netten Abend bei Lucie Leydicke (zu Lucie an anderer Stelle demnächst mehr), der Freund eines Freundes trat da mit seiner Jazzband auf. Mit ein Highlight des Abends die Ansage: 'Wir fangen jetzt mal an zu spielen, obwohl unser Gitarrist noch nicht da ist. Der hat den Termin vergessen, saß in einem Restaurant, ist jetzt aber auf dem Weg hierher. Naja, das ist ok, er ist ja auch schon 87!'
Das war auch ok, ich habe auch schon Termine vergessen, ohne vermutlich überhaupt jemals so alt zu werden. Der Dummer mit Minimialkit vor Ort ist auch schon 65 Jahre alt, sehr fit und schnell und hat großartig gespielt (das Beste am Jazz für mich sind immer die Basser- und Drumsoli). Der Rest der Musiker hat das Durchschnitts-
alter der Band übrigens um -30 Punkte gesenkt. Aber somit ist für meinen Lebensabend klar: ich werde jetzt anfangen Drums spielen zu lernen (sobald mir ein für mich finanzierbares E-Drumkit über den Weg läuft), viel üben, dabei gleichzeitig dem altersbedingten Abbau meiner Motorik den höflichen Stinkefinger zeigen. Und mit 65 ziehe ich als coole Alte durch die Berliner Kneipenszene, mache ein paar Euro nebenbei, kriege Samstagabends Getränke auf's Haus und werde bis zum Schluß meiner Tage viel, viel Spaß haben.
Die anderen können derweil ja ins Altenheim auf Mallorca ziehen …