2014-12-14

Weihnachtsterror

Ihr kennt das?

Es ist Sommer. Ihr seht in einem Geschäft in den Regalen einen Haushaltsgegenstand und überlegt, das könnte das passende Geschenk für XYZ. Den XYZ hat im Jahr zuvor gesagt, das hätte sie einmal sehr gerne.

Weihnachten naht. Im Hinterkopf habt Ihr das Geschenk für XYZ. Da das in dem Geschäft in der Haushaltsabteilung vorrätig liegt, macht Ihr Euch wenig den Kopf über dieses eine Geschenk. Das wird gekauft und basta. Es ist quasi das Geschenk auf Eurer Liste über das Ihr Euch am wenigsten Gedanken macht. Ihr spürt diesen Frohsinn wenigstens bei einer Person zu wissen, was Ihr ihr schenken könnt.

Knapp zwei Wochen vor Weihnachten. Nach einer Woche Krankheit, wird es nun endlich Zeit das Geschenk zu besorgen. Ist auch kein Problem, denn es liegt als üblicher Gebrauchsgegenstand im Laden X im Regal. Das ist so sicher wie der Tresor von Dagobert Duck!

Denkste, Puppe!

Ihr marschiert zum Laden X. Da, wo das Geschenk im Sommer lag, herrscht nun Leere. Nicht einmal ein Preisschild erinnert an den Gegenstand. Ihr sucht den Laden ab, denn gefühlt ist die halbe Abteilung zwischenzeitlich umgebaut worden. Nichts. Ihr schleicht leicht betrübt von dannen. Und recherchiert im Hirn andere Filialen dieser vergnüglichen Einkaufsmöglichkeiten. Der Einkaufsplan wird kurzfristig über den Haufen geworfen.

Filiale Nr. 2. Kurze Anreise mit der U-Bahn. Da wart Ihr schon ein Weilchen nicht mehr. Filiale Nr. 2 besteht offensichtlich nunmehr aus einem türkischen Supermarkt. Ehemaliger Protzbau in geldarmer Gegend. Ihr lauft fassungslos ein Stück weiter, da: tatsächlich doch noch hinter einer Haussäule ein um die Hälfte zusammen geschrumpfter Ableger der Filiale. Ihr lasst Euch umgehend komplett von der Konsuminsolvenzdepression gefangen nehmen. Ihr sucht. Sucht. Sucht. Sucht Euch den Wolf. Ihr verlasst das Etablissement. Die Ohren hängen …

Euch fällt im Dreh noch eine weitere Filiale Nr. 3 ein, in der Ihr es versuchen wollt. Ab in die U-Bahn. Eine Station fahren, umsteigen, zwei Stationen fahren. Aussteigen. Einkaufsplan ist nicht nur überden Haufen geworfen. Einkaufsplan ist komplett vernichtet. Vergleichsweise mutlos in die Filiale Nr. 3 eintreten. Kein gutes Gefühl im Bauch habend, denn der Laden war im Bereich Haushaltsartikel immer eher mäßig bestückt.

Ihr fahrt auf dem Rolltreppchen (!) in die untere Ebene in Richtung Haushaltswaren und sucht. Sucht. Sucht. Erfolglos. Ihr ertappt Euch dabei über Geschenkalternativen nachzudenken. Dann – auf einem sogenannten Krabbeltisch – entdeckt Ihr plötzlich das Objekt der Begierde. Drei Packungen gibt es noch. Reduziert um die Hälfte. Auslaufmodell anscheinend.

Sehr tief eingeatmet. Dann ausgeatmet. Objekt eingesammelt. In der Euphorie noch mit der Tasche irgendein Dings aus dem Regal gefegt, das prompt, weil aus Glas, mehrteilig zu Boden fällt. Es wird von einem jungen Mann aufgesammelt, netterweise, der irgendwie viel zu gut gekleidet ist für dieses Geschäft und daher von Euch als Kaufhausdetektiv eingenordet wird. Er ist zu auffällig für diese Welt!

Ihr tragt den Einkauf und die Scherben nach oben an die Kasse, bezahlt. Sehr tapfer kauft Ihr nicht den an der Kasse liegenden mit der Sendung mit der Maus-Maus auf der anderen Seite des als Button gestalten Taschenspiegel im Angebot. Kurz darauf vergnügt Ihr Euch die nächsten zehn Minuten damit, Euren Einkauf in den mitgebrachten Jutebeutel ein- und auszupacken, weil die Diebstahlsicherung in fröhlichen Tönen Euch auf eine wenig erfolgreiche Entsicherung hinweist. Die Kassiererin gibt ihr Bestes. Ihr auch. Wie gesagt, zehn Minuten …

Vier Mal zurück zur Kasse. Dann endlich lassen Euch die Sirenen still oder auch nur beleidigt gehen.

Weil Ihr nun gerade voll in Fahrt und komplett unentspannt seid, geht Ihr gleich noch in das gegenüber liegende Geschäft, wo es Glas und Service reduziert gibt. Es hört auf den wundervollen Namen „Schnäppchenprinz”. Ihr rauscht wieder mit Eurer Tasche und einer Einkaufstasche durch den sehr sehr kleinen Laden mit sehr engen Gängen voller Geschirr und Glas. Risiko hat manchmal etwas Meditatives. Ihr findet, was Ihr sucht und kauft es, gehst dann in Richtung U-Bahn.

Nur noch zehn Minuten ab jetzt to go, um mit dem vor knapp zwei Stunden gelösten Ticket der BVG nach Hause zu kommen. Kann eigentlich nicht funktionieren. Tut es dann doch. Kontrolle wider Erwarten nur auf der Hinfahrt. Leben am Limit.

Eure Nerven! Das nächste Mal bestellt Ihr bei Amazon. Oder so …

P.S. Ihr müsst von dem Geschenk ungelogen fünf (5) Preisschilder abkratzen. Die Verpackung hat sechs Seiten. Auf einer Seite sind die Preisschilder wie blöd übereinander getackert. Ihr habt eine Vision von einer Verkäuferin-Praktikantin-Volontärin, die ungefähr vier Stunden lang verträumt ein einziges Paket mit einem Preis auszeichnet.

Nachdem Ihr alle klebenden Preisschilder entfernt habt, greift Ihr zum Edding und übermalt noch den einen auf die Packung aufgedruckten Preis.

2014-12-11

Holy Schnupfen!

Tag vier vom Holy Schnupfen. Der Kopf ist langsam wieder frei. Die Nasenlöcher nicht. Zum Husten könnte ich auch etwas schreiben, möchte ich aber lieber nicht, sonst ändert sich das noch – da bin ich abergläubig. Ist eh eklig. Der Rücken möchte sehr dringend aus der Horizontalen befreit werden. Die gesamte Knochenappartur wünschen wieder entstaubt bewegt zu werden.

Das wird auch alles Zeit, denn: die Milch ist ALLE!

Ich will nie wieder TV gucken müssen. Na gut, außer Kochsendungen. Die Erkältung hat mit mir gemacht, dass ich mir vier Sendungen Trash-Fernsehen in Folge angesehen habe in denen sich amerikanische Frauen in Atlanta bei einer blonden sterilen Diva und ihrem graumelierten Divo völlig überladene Hochzeitskleider aussuchen. Oder auch nicht. Das eigentliche Drama dieser Sendung liegt, so vermute ich, darin, dass die künftigen Bräute nie alleine kommen und die dramatischen Folgen, die die boshaften Kommentare der Begleitungen zum „Oh, THIS ist my DRESS!!!” auslösen, später in der Umkleide mit angereichten Taschentüchern therapiert werden müssen von Diva und Divo.

Warum suchen sich amerikanische Bräute als Brautjungfern eigentlich immer die „Freundinnen” in ihrem Umfeld aus, von denen sie offensichtlich am meisten gehasst werden?

Jedenfalls möchte ich jetzt einen Brautladen aufmachen. Das kann ich auch. Auch wenn ich diesem Trend von viel zu viel Bling Bling an Brautkleidern sehr kritisch gegenüber stehe.

Die Tage versüßt hat mir in einer Wiederholung die Kochreihe auf arte „Royal Dinner”. Der französische Sternekoch Michel Roth und die Food-Journalistin Caroline Mignot laden sich drei Gäste ein und servieren Menüs aus historischen Anlässen. Man erfährt Histörchen aus dem Elysée Palast, einiges über die Herkunft bestimmter Speisen oder auch, warum diese von Speiseplänen wieder verschwanden. Ich lernte so, dass die USA ernsthaft versucht hatten, die „French Fries” nach der Weigerung Frankreichs den Irak mit aufmischen zu wollen, in „Liberty Fries” neu zu benennen. Es gibt historische Ausflüge nach Deutschland, Russland, Großbritannien.

Die Menüs werden in einer wundervollen alten Küche (wäre ich Lifestylebloggerin schrieb ich hier wohl Vintageküche) gekocht. Etwas verstörend muten hier und da die Fragen und eine merkwürdig unwissend erscheinende Attitüde der Caroline Mignot, die dem Meisterkoch in der Küche zu Hand geht – das mag auch nur an der Übersetzung liegen.

Ein amüsantes, ganz intelligentes Küchenformat, das sich sehr charmant von den üblichen grellen, hektischen und banalen Hochmodernen sonstigen Formaten rund um die Küche abhebt. Wenn Michel Roth anrichtet, ist es wie einem Ballett zuzusehen.

Guckt Euch die Folgen unbedingt an, solange sie noch in der Mediathek von arte zu sehen sind!

2014-12-07

Fröhlichen 2. Advent 2014



Auch für den (schon) zweiten Advent in diesem Jahr wünsche ich Euch eine festliche Zeit in Ruhe mit leckeren Plätzchen auf dem Teller und eine gute Tasse Kaffee oder Tee im Kreis Eurer Lieben und vielen schönen Momenten.



Die zweite Kerze in meinem Adventsgesteck habe ich heute für Micha aka Sellemann angesteckt, der vor nicht langer Zeit seine Mama beim Heimgang begleiten musste und nun in diesem Jahr eine erste Weihnacht ohne sie feiern muss. Keine schöne Zeit in dieser Zeit. Jeder, der schon einen lieben Menschen für immer verabschieden musste, weiß, dass die Weihnachtszeit ohne sie nicht mehr dieselbe sein wird. Vor allem wenn es die Mutter oder der Vater ist, der nun für immer fehlt.



Stellvertretend diese Kerze für Micha auch für alle von Euch, die in diesem Jahr Abschied nehmen mussten und dieses Weihnachtsfest schmerzlich erinnert werden, vermissen und traurig sind.

Das wird wieder!

2014-12-05

Fondant

Die größte Enttäuschung bei „Das große Backen” beinhaltete für mich die Tatsache, dass „Fondant” gar nicht französisch nasal „Fondon” ausgesprochen wird, sonder platt und deutsch „Fondant” mit hartem „t” am Ende.

2014-12-04

Mützenabstinenzaufgeberin

Ich habe das letzte Mal eine Mütze getragen als mich meine Mutter noch dazu zwingen konnte. Ich habe Dinge auf dem Kopf per se immer als sehr unangenehm empfunden. Als endlich in den städtischen Badeanstalten der Badekappenzwang fiel, war ich die erste, die „Hallelulja” geschrien hatte. Bin aber trotzdem nicht viel öfter dort schwimmen gegangen.

Ich kann problemlos Mützen und Hüte hübsch bis schick finden, solange sie nicht an mir kleben. Ich finde sogar Mützen drollig an erwachsenen Personen, die sie als pinkes Bärchen outen. Wer es mag, näch?! Ich selbst fühle mich irgendwie eingeschränkt. Ich kann problemlos nasse Haare bekommen, obwohl ich eine Kapuze an der Jacke habe. Und ich friere mir lieber auf dem Rad die Ohren ab – was ich nicht wirklich tue, denn ich trage ja Naturmatte – um ja keine Mütze zu tragen.

Neulich wanderte ich mit einer Freundin und den zehn Monate alten Nachwuchs (voll dick eingemummelt mit Doppelmütze) über den Weihnachtsmarkt und überlegte laut: „Ich überlege, ob ich nicht mal dieses Jahr eine Mütze tragen sollte im Winter.” Die Freundin (Mützenfan in allen Variationen mit der größten Mützensammlung der Welt, wie sich ein paar Tage später herausstellen sollte) gleich hochbegeistert: „Oh ja, und Du kannst Dir ja eine nähen!” Ich guckte zweifelnd. „Hihi, oder Du kannst Dir ja eine stricken!” (Sie selbst ist eine der kreativsten Personen, die ich kenne, hat es aber nicht so mit nähen oder stricken. Sie ist mehr so der Typ „Baumhaus schnitzen”.) Nun guckte ich entgeistert. „Ich wollte erst mal nur vielleicht eventuell eine Mütze tragen. Ich wollte es nicht gleich übertreiben und in die Produktion gehen.”

Mir lief nichts Mützenansnprechendes über den Weg.

Einige Tage später, ich hatte die völlig bekloppte Idee bereits wieder an den Nagel gehängt, war ich bei ihr, um den Zwerg zu bespaßen, damit die Mutter ein paar Stunden ihrem Broterwerb frönen konnte. (Sie coloriert u. a. Masken für Trickfilme und Kinderbücher. Sehr kreativ, sage ich doch!) Da öffnete sie mir ihren Handschuh- und Mützenschatz, immerhin zwei Ikeakisten voll, und suchte mir eine Mütze aus.

Ich setzte die brav auf. Betont bemüht. „Nein, so nicht.” Sie riss mir die Mütze vom Kopf und zog sie mir beherzt (meine Locken!) auf den Kopf, in die Stirn und merkte an, „so, jetzt siehst Du aus wie Sarah-Jessica Parker.”

Das war Montag. Seitdem trage ich Mütze. Seit ich Mütze trage krepel ich ein bisschen mit Halsschmerzen rum, heute besonders. Aber das muss ja nicht an der Mütze liegen. Langsam lerne ich die Vorteile des Mützentragens wertzuschätzen. Ein Vorteil ist, und das konnte ich nun wirklich nicht vorher wissen, es ist tatsächlich warm darunter. Angenehm warm. Ein weiterer Vorteil, der in dem besonderen Nachteil einer Mütze inkludiert ist, die Haare sehen immer sch… aus. Also die Frise sieht immer sehr bescheiden aus. Daraus resultiert aber der prima Vorteil, dass man sich um den Kopf kaum noch Gedanken machen muss. Also bestimmt muss man sich nicht mehr nur den Kopf waschen, damit die Locken wieder schön liegen.

Gestern kam die Freundin zu Besuch und ich, geduscht mit geputzten Zähnen aber aus irgendeinem Grund die Bürste aktiv ignorierend, öffne die Tür. „Ha, Deine Haare sehen heute ja gut aus. Warst Du beim Friseur? Hast Du die glatt gefönt? Total schön. Hihi.”

Ich so: „Nein, ich trage seit drei Tagen Deine Mütze. Die Haare sind heute noch ungekämmt. Denn das ist ja eh egal, wenn man eine Mütze trägt.”

Fazit: eine Mütze wärmt. Sie schränkt mich aber trotzdem gefühlt irgendwie ein, besonders beim Rad fahren. Wobei sie dabei wiederum besonders wärmend wirkt. Das Thema Frisur ist ein sehr eigenes, in seiner Wirkung noch unentschiedenes.

Aber wenn's schee macht!

2014-12-02

Krankenkassenwarteschlangengespräche

„Chef hat gesagt Emotionen und Business, das passt nicht gut zusammen.”

„Ich verstehe Chef. Er ist auch nur eine Marionette im System. Wenn Du da nicht mitspielst und Deine Meinung sagst, dann muss er Dich halt wegschmeißen.”

2014-11-30

Fröhlichen 1. Advent 2014

Ich wünsche Euch eine frohe, ruhige, besinnliche und schöne Adventszeit. Genießt sie, sie ist ja doch besonders!



Mein Adventskranz ist – wie jedes Jahr wieder – kein Kranz. In meinem fremdverwendeten Küchentablett, rund aus schwarzem Plastik, werden Tannen- und Fichtenäste geschnitten, rund um die Kerzen gelegt und mit dem Fundus der mir über die letzten Jahrzehnte zugewanderten weihnachtlichen Schönheiten bestückt. Die Tanne kann ich bei Trockenheit noch einmal auswechseln und vor allem kann ich die ganze Zeit an diesem Kranz herum zupfen und neu dekorieren.



Dieses Jahr werde ich eine neue Tradition einführen. Ich werde meine vier Kerzen jeden Sonntag mit einem besonderen Gedanken an einen dieser Menschen in diesem Internet anzünden, die mich in diesem Jahr als Person berührt haben. Den Anfang macht die grandiose und außerordentliche @schnips aka Frau Heike. Frau schnips hat in diesem Jahr einem Mini-schnips das Leben geschenkt unter dem besonderen Umstand, dass mit der Schwangerschaft die Diagnose Brustkrebs einher kam. Frau schnips hat sich für das Mini-schnips entschieden und somit gleichzeitig für sich für das besondere Risiko.

Das Mini-schnips ist mittlerweile geboren, gesund und wächst putzmunter und Frau schnips kämpft sich gerade durch die Chemotherapie, die, das können wir alle ahnen, auch ohne die Anstrengung mit einem sehr kleinen Baby unglaublich anstrengend ist. Diese erste Adventskerze geht mit besonders herzlichen Grüßen und dem innigen Wunsch auf einen erfolgreichen Kampf durch die schwere Zeit an die liebe Frau schnips, Herrn schnips und den Mini-schnipsen.

Wer hat die Macht?

2014-11-28

Gute Texte

Für das Wochenende einige Leseempfehlungen:

Ein langer Text von einem Praktikanten in der Berliner Charité über das Sterben an Infektionen dank MRSA und Consorten. Lest den Text, er macht im Thema klüger, aufmerksamer und hilft im Ernstfall die richtigen Fragen bzw. Forderungen für sich oder die betroffenen Angehörige zu stellen! (Wenngleich der Artikel keine Lust mehr auf deutsche Krankenhäuser macht.)

Frau Wortschnittchen schreibt über das Scheitern.

Mama arbeitet schreibt über Armut. Was Armut mit einem macht. Frau engl umschreibt das gleiche Thema „angst bläst mir in die herzkammern, die flattern und rasen vor schreck. tag und nacht.”

Dazu ein Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge, warum nach zehn Jahren Hartz IV es mehr Armut gibt trotz Arbeit.

2014-11-26

Max Mustermann wundert sich …

Die Frau Nessy, Pächterin bei „Draußen nur Kännchen” hat mit „Max Mustermann wundert sich …” einen sehr guten Artikel zum Thema Frauenquote geschrieben. Meine Empfehlung des Tages!

Heute nur Zucker!





2014-11-24

Kochbloggiges

Claudia Schmidt hat mit „fool for food” wohl das Blog, das ich am längsten lese. Ich möchte behaupten, sie ist die erste Foodbloggerin, der ich online begegnet bin und die mich damals auch zum Bloggen („Ein bisschen koche ich ja auch ab und zu …” ) inspiriert hatte. Samstag haben wir es erstmals zu einem persönlichen Treffen geschafft. Natürlich habe ich sie zur Markthalle IX geschleppt und als sie am Görlitzer Bahnhof der U1 entstieg, war es wie uns schon immer gekannt haben und endlich wieder zu sehen. Wir hatten einen sehr schönen Tag zusammen, haben hier die eine Restauration besucht, dort die andere. Haben einen sehr leckeren Berliner Lebkuchen getroffen. Päckchen neben der Berliner Gerichtsmedizin aus Paketstationen befreit und Last Minute-Shopping im Hauptbahnhof betrieben (auf dem sie sich besser auskennt als ich mich.)

Wie schön!

Natürlich haben wir uns auch ein wenig über die (aus nahe liegenden Gründen) vorrangig kochende, Bloggerlandschaft unterhalten und stellten beide fest, dass uns diese Blogs der neuen Generation „Work-Life-Balance”-Kochbloggerinnen nur wenig anspricht. Der Perfektionismus, die Gleichheit der Fotografien, der vorrangig lesbare Wunsch nach Gefälligkeit mit einem allzu offensichtlichen Endziel: der erfolgreichen Blogmonetarisierung. Alles, was es einem nicht leicht macht, einem Blog folgen zu wollen, weil dann doch irgendwo zwischen drinnen die Persönlichkeit der bloggenden Person abhanden gekommen ist – obwohl sich diese visuell ganz gerne in den Vordergrund stellt.

Vorletztes Wochenende war ich auf der eat&STYLE hier in Berlin und nachdem ich mir die Mädels angeguckt habe, die sich für die Workshops von Nicole Just angemeldet hatten (von der ich bei einem WS als Zuschauerin den schlechtesten Cupcake meines Lebens probiert hatte. Nicht weil er vegan war, sondern weil er schrecklich übersüßt war.), dachte ich bei mir, wie interessant es wäre über das Thema „Feminismus 2014, Kochbloggerinnen, Rosa und deren offensichtliche Attitüde »glücklich zurück an den Herd als Hausweibchen»” zu dissertieren.

Aktuelles Beispiel gefällig? Theresa Baumgärtner über deren TV-Format im NDR ich gestern zufällig gestolpert bin. „Theresas Küche – Kochen mit Freunden.” Sie macht total auf In-Bloggerin. Sucht man im Web nach ihr, landet man auf der gefälligen, hoch professionalisierten, dafür langweiligen, dynamischen Homepage „Theresas Küche”, einer Buchautorin, die dort sage und schreibe, vergleichsweise lächerliche 64 Rezepte online stehen hat. Okay, das ist dann hier offensichtlich das neu geschaffene, knapp ein Jahr alte Blog zum Format. Ist legitim, aber man möge mir eine Autorin bitte so nicht als „Vorzeigebloggerin” verkaufen. Denn dafür gibt es hierzulande genug echte großartige, altgediente BloggerInnen mit unendlich viel fachlichem KnowHow und Herz. Sie sind lediglich nicht blond, nicht jung, nicht farblos.

Der Style der Sendung ist für jeden, der die ersten Staffeln von Jamie Oliver seinerzeit verfolgt hatte, überhaupt nichts Neues. Davon abgesehen, dass die Kameraperspektive eine andere ist als sie bei Jamie war und ständig Vintage-Kram als Dutzi-Dutzi-Aufbewahrungsmöglichkeiten angepriesen werden und frau natürlich mit Blümchen im Haupthaar aber ohne Schürze (außer bei der Zubereitung von Roter Beete) kocht, damit auch ja alle drei Sätze auf das selbst getragene grüne Kleid mit Schleife hingewiesen werden kann. Denn eines ist sehr wichtig in der neuen Foodbloggerwelt: man muss immer hübsch, nett und adrett aussehen – und alles muss total gesund sein, denn total gesund heißt „gut aussehen”. Und „gut aussehen” scheint in dieser TV-Blog-Welt aus irgendwelchen Gründen wichtig!

Reingestolpert bin ich ausgerechnet in der Folge in der vegan gekocht wird. Was an sich okay ist, würde das nicht immer so schrecklich entgleisen, weil auch einfach falsch angepriesen. Natürlich wird auch hier völlig unreflektiert die vegane Lebensweise wieder als total gesund bis bla bla … total gesund verkauft.

(Was leider falsch ist. Eine Ernährung bei der sich über kurz oder lang ein Individuum chemisch produzierte Vitamine etc. zuführen muss, um Mangelerscheinungen vorzugbeugen oder bereits bestehende zu therapieren, weil dem Körper in der Ernährung Inhaltsstoffe untersagt werden, die ihm jene lebenswichtigen Vitamine zuführen oder die so der menschliche Organismus nicht selbst produzieren kann, kann per Definition für den Menschen keine gesunde Ernährung darstellen. Es ist eine diätische Ernährung. Und bei allem Respekt vor dem nachvollziehbaren Wunsch, Tiere in keiner Weise ausbeuten zu wollen, ist so eine diätische Ernährungsweise auf Dauer für den Menschen leider keine gesunde. Ernähre sich, wer mag, vegetarisch oder vegan aber erzählt mir bitte nicht, das sei gesund!)

Und hier in dem Format geht es im Endergebnis natürlich darum, dass das kochende Weibchen vor allem „gut aussieht”. Nein, keine Pointe. Ich erwähnte doch das grüne Kleid und die Blume im Haar, oder?

Während einer der Gäste, ein junger Mann – aber hipfsterwichtigpopichtig mit Cappy im Haar, falsch herum aufgesetzt (of course!) – namens Hannes Arendholz sich als im Vergleich zu den weichgespülten Mädchen (<– ja, ist hier boshhaft gemeint) erstaunlich schlagfertig erweist:

Sie: „Wie machst Du das, was ist Dein Trick für Zwiebeln?”
Er: „Ich habe keinen Trick. Ich heule einfach.”

gibt eine bis in alle Ewigkeit sich den Honk grinsende Blondine sachlich schlicht falsch vor, es gäbe ja so viele Allergien und Unverträglichkeiten beim Menschen (Stichwort: Laktose) und man soll doch aufpassen, wenn man denn Latte Macchiato nicht vertragen würde, hätte man bestimmt eine … bla bla bla … bla bla. Diese Frau ist dann Montessori-Pädagogin (arme Kinder!), bloggt immerhin seit 2014 (!) und hat irgendeinen Food Blog Award für irgendein Rezept gewonnen () (<– ja absichtlich gesetzte leere Klammern, da sind einem dann doch die Ausrufezeichen zu schade für). Richtig, ich verlinke keine Blogs, deren Eignerinnen einer Gesellschaft die Genera-Allergie attestieren möchte. Ich halte das für grobe Körperverletzung. Das ist auch ein ganz großes Problem dieser jungen Frauenegeneration, die reden sich super Ernährungspsychosen ein.

Während Arendholz, der als gelernter Diät-Koch fachlich in der Aktion und inhaltlich in dem was er sagt, klug vor allem authentisch, weil nicht aufgesetzt, rüber kommt, stimmt uns die Theresa inhaltlich völlig unkritisch auf das Motto „vegan ist DER Trend in DEN USA” ein. Und zwar mehrfach. Da merke ich dann, dass ich gar nicht die Zielgruppe sein kann. Ich bin zu lange auf der Welt, um noch irgendetwas cool oder bewundernswert zu finden, was aus den USA kommt. Im Gegenteil, es hört sich in meinen Ohren mittlerweile grenzenlos dumm an, will mir jemand einen US-Trend verkaufen.

Das überhaupt noch in diesen Tagen zu machen in denen uns die USA TTIP überstülpen will?! Einem Abkommen bei dem sich Firmen wie Monsanto und Nestlée vor Freude die Schenkel blau klopfen? Wie unkritisch dumm muss man als Vorzeige-Foodbloggerinpüppi denn bitteschön sein – während es einem gleichzeitig angeblich so wichtig ist, sich gesund zu ernähren?

Richtig schlimm in dem Zusammenhang dann die Szene als das Mädel, die Theresa, mit dauerhafter blonder Hochsteck-Gretchen-Frisur mit Vintage-Teetasse vor dem MacBook sitzt und uns Zuschauerinnen (<– absichtlich kein Binnen-I) ernsthaft die Blogwelt erklärt. Die ist nämlich total international. Ach … (und selbstverständlich war die Redaktion zu unfähig, zu blöd, zu *setze hier ein was willst Du* um die Links der besprochenen Blogs auf der Homepage zu Sendung zu setzen.) Ach und überhaupt: es heißt „der Borschtsch” und nicht „die Borschtsch-Suppe”. Suppe ist im Borschtsch bereits unkludiert. Und O-Ton im Garten: „Da kann man super Tee draus machen?” Ehrlich? Super-Tee? Jetzt neu Tee mit „super” als Aroma im Beutelchen im Bio-Märktchen, oder was?

Ich weiß es nicht, möglicherweise habe ich zu viele Kochsendungen gesehen, Blogs gelesen, bin ich einfach übersättigt. Aber mir erscheint es immer häufiger nur noch schrecklich banal, was da in den sogenannten Food-/Livestyle-/Mode-Blogs und gelegentlich ins Medium TV hinüber springend produziert wird. Was ich weiß, dass ich es nicht ansehen kann, wie jungen Frauen immer noch glauben, sich nur über den Anspruch einer 100%igen Gefälligkeit präsentieren zu müssen. Und dabei jeglichen Tiefgang missen lassen.

Doch ja, zunehmend sind mir junge Frauen geprägt von visueller Einheitsoptimierung in Kombination mit gewaltfreier Kommunikation in nur noch einer Tonlage vortragend ohne emotionale Auseinandersetzung bezüglich kritischer Themen leicht zuwider.

Seicht sein, das ist kein allzu positiv besetztes Attribut. Und erfolgreich Bloggen ohne echtes Alleinstellungsmerkmal – also außer blond, dauergiggelnd und niedlich – ist auch nur die halbe Miete.

2014-11-18

Tragischer Schabefleischschwund

In der Schale vor der Tally stehend (ganz zufällig dabei auf der Postkarte auf der steht „Auch Katzen platzen”) befand sich vor ca. 30 Sekunden noch eine ziemlich relevante Portion Schabefleisch.



Dass auf der Karte auf der Tallys Pfoten stehen, notiert wurde: „Ich muss Dir was verraten. Ich mag Dich noch lieber als Schweinbebraten.” tut nichts zur Sache und ändert per se auch gar nichts an der inhaltlichen (und gleichfalls tragischen) Tatsache, dass das Schabefleisch immer aus Rind besteht und nunmehr trotzdem schon wieder alle ist.

P. S. Die kleine bunte Katze schickt gerade eine SMS und fragt, ob man auf diese Amazon-Wunschlisten auch Schabefleisch setzen kann. Sie würde *hust* natürlich nur für eine kleine graue Katze* aus Teneriffa fragen.

*schlimm auf Diät

Deutsch-russische Freundschaft

Auf dem Balkon in Berlin-Mitte an einem frühen Dienstag Morgen. Der frische Kaffee dampft heißt in der frischen Herbstluft, die letzten noch an den Bäumen verbliebenen Blätter schaukeln dabei leise im Wind. Eine bunte Katze sitzt damenhaft auf dem Balkontisch und hält still Zwiesprache mit den Krähen rechts von ihr in der Baumkrone wippend, Eine graue Katze schmiegt sich schnurrend in den Arm, der ihr Lieblingsnicki-Shirt trägt. Der Katze antwortende Krähengesänge liefern die Untertitel für einen gespenstisch grauen Novembermorgen, der einem Edgar Wallace-Krimi entsprungen scheint.

Von der gegenüber liegenden Baustelle klingt es beherzt hinüber „Dawei! Dawei!”

2014-11-17

Fuck you carpe diem!

„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.”

Gestern gelesen und für sehr schön empfunden – von Cicely Saunders †, britische Ärztin, Sozialarbeiterin und Krankenschwester.

2014-11-16

Schokolade. Und zwar satt!

„Hast Du Lust ein Schokoladen-Menü zelebriert von einem der Berliner Köche der jungen deutschen Küche zu genießen?”
„Lass mal überl… JA!”



Es gibt Vergnügen, die lässt man nicht an sich vorbei ziehen. Und schon mal gar nicht, steht Schokolade aus dem Schlaraffenland Ecuador auf der Speisekarte. Schon gar nicht erst recht überhaupt nicht, darf man hierzu (endlich) ins Volt zu Matthias Gleiß. Ihm und seinem Team eilt der Ruf in dieser Stadt wirklich voraus.



Eingeladen hatten der Direktor von ProEcuador, Juan Diego Stacey zusammen mit dem ecuadorianischen Botschafter in Deutschland, Jorge Jurado (Foto o.), und die Delegierte des Minesteriums für Außenhandel in Ecuador, Lourdes Jaramillo, um uns Ecuador als Land, vor allem natürlich als Produzenten allerfeinster Schokolade vorzustellen.



Dabei lernte ich, dass nur fünf Prozent aller produzierten Kakaobohnen weltweit die hochwertigen Gourmetbohnen wie die Arriba sind. Und davon stammen 60 % alleine aus Ecuador. Mittlerweile hat das kleine südamerikanische Land bereits den Spitzenproduzenten Brasilien im Export der edlen Kakaobohnen überholt. Schokolade aus den geernteten, getrockneten und gerösteten Bohnen, produziert Ecuador selbst dagegen kaum. Wenige landeseigene Produzenten beteiligen sich schon an „bean to bar”, der Weiterverarbeitung des Kakaos bis zur Tafel wie z. B. Pacari.



Deren Schokolade schmeckt sehr pur und ehrlich im Vergleich zu hiesigen Varianten, die schnell eine Spur zu cremig schmecken. Der größte Anteil der Kakaoernte verlässt das Land unverarbeitet und wird von Confiserien in Übersee zum Endprodukt verarbeitet. Deutschland ist dabei übrigens der drittgrößte Abnehmer des feinen Kakaos aus Ecuador. Die Bauern haben die Produktion von dem blumig-fruchtig schmeckenden Cacao Arriba (dort auch Cacao National benannt) in den letzten Jahren auf 220.000 Tonen im Jahr 2013 steigern können.

Die Gesamtproduktion des equadorianischen Kakaos wird zu 98 % exportiert, Damit deckt Ecuador 70 % des weltweiten Kakao-Bedarfs ab. Diese Zahlen möchte das Land bis ins Jahr 2020 verdoppelt haben. Staatliche Hilfen sorgen für Unterstützung beim Anbau und Weiterbildungsprogramme für die Bauern, um dieses Ziel erreichen zu können. Die Pflanzenpflege und Ernte geschieht vorrangig mit viel Handarbeit, eine Automatisation findet so gut wie nicht statt.

Einer dieser Bauern, Tomás Garcia, beschneidet seine Bäume mit einer einfachen Säge und erntet per Hand. Barfuß. Sein Geheimnis ist die Liebe zu seinem Land und seinen Pflanzen, die er beide verehrt. „Ich liebkose die Erde und meine Pflanzen als wären sie meine Frau, meine Kinder. Denn sie haben Seelen, sie leben wie wir! Sie sprechen nur nicht.” Das klingt pathetisch? Möglich, aber mit dieser Einstellung zu seinem Land ist der Mann mittlerweile der größte Produzente dieser exklusiven Kakaobohne Arriba geworden. Er produziert drei Mal mehr Bohnen als andere Bauern mit vergleichbarer Anbaufläche.

Das und viel über die Geschichte Ecuadors lernten wir Gäste im Volt schon beim Champagnerempfang. Zuvor unterhielt ich mich mit einen sehr netten Herren der Journalistenzunft über Küchengeräte (nicht kam mehr nach Omas alte Krups-Geräte) und Pathologie-Küchen (Zitat: „Die Küche ist des Deutschen neues Auto”) und Berliner Restaurationen.

Der Botschafter begrüßte uns herzlich, er und weitere Repräsentanten versorgten uns mit Informationen über das Land Ecuador, Produktionsmethodik und Export-Details mit dem fachlichen Knowhow für das kommende Menü. Spätestens bei der Erwähnung der Tatsache, dass es auch 100%ige Schokolade gäbe, wurde ich leicht unruhig. Prompt wurden wir ins Restaurant gebeten und ich durfte mit den anderen Gästen, überraschenderweise mit dem charmanten Botschafter direkt an meiner Seite, den Service vom Volt und unser besonderes Degustationsmenü genießen.





Matthias Gleiß hatte mich direkt mit dem ersten von drei (noch schokoladefreien) Grüßen aus der Küche eingenommen. Eine hauchdünne Speckschwarte, knusprig gebacken mit einem kleinen Tropfen warmen Schmalz in der Mitte. Zum Niederknien. Ganz einfach, so gut! Und … leider ohne Foto.



Perfekt als Begleitung zu den Gängen und das ist überhaupt ab sofort ein must have bei mir: ein Schokoladenbrot. Sauerteig mit Schokolade! Das Rezept habe ich dank eines fordernden Tischgastes zum Glück jetzt auch.

Dazu passend ging neulich durch die Medien die Meldung, dass Schokolade schlank mache. Die HELENA-Stuide (Healthy Lifestyle in Europe by Nutrition in Adolescene) untersuchte bei Heranwachsenden die Auswirkungen von Schokoladenkonsum. Das Ergebnis: Der Body-Mass-Index von Jugendlichen, die einen gesunden Konsum von Schokolade pflegten, lag unter dem des BMI von den anderen Probanden, die sich nicht regelmäßig mit Schokolade beglückten, während sich aber beide Vergleichsgruppen gleichermaßen gerne von Convenience Food bzw. Fast Food ernährten.

Schokolade enthält das Flavenoid Katechin. Katechine stehen generell als Antioxidantien im positiven Verdacht entzündungshemmend und antithrombisch zu wirken. Die Forscher vermuten, dass Katechine günstig auf die Produktion der Hormone Cortisol und Insulin wirken. Beide Hormone stehen im menschlichen Organismus eng im Zusammenhang beim Auftreten von Adipositas.

Die Menge macht's dabei. Also nicht in Masse konsumieren und keine Vollmilchschokolade, die viel weniger von den guten Substanzen, dank der Zuführung von viel Fett und Zucker enthält, als hochprozentige Zartbitterschokolade. Nach diesem kleinen Schokoladen-Diät-Tipp meinereine können wir festhalten: Schokoladenbrot gehört ab sofort auf den Tisch!



Uns beglückte der erste Gang, eine wilde Ente mit Preiselbeere und eingelegten Herbsttrompeten, kombiniert mit 66 % dunkler Edelkuvertüre. Gefolgt von einem Bretonischen Schollenfilet mit Blutwurst und Mole Sellerie – in einer Kakaoessenz. Meine zweite Begegnung im Volt mit einem flüssigen Bestandteil im Gang und … mir dürfte Matthias Gleiß sofort ein durchgängiges Suppen-/Brühe/Consommé/Eintopf-Menü servieren. Der kann das! Selten jemanden erlebt, der so ein Händchen hat für Flüssigkeiten im Teller.



Dass Schokolade glücklich macht, ist länger bekannt. Das in ihr enthaltene Tryptophan unterstützt die Synthese von Serotonin im Gehirn. Ein zu niedriger Serotonin-Spiegel ist Mitverantwortlich für Depressionen; soll außerdem beim weiblichen Geschlecht ursächlich für Menstruationsschmerzen sorgen (insofern keine anderen organischen Ursachen vorliegen.) Kurz: ein, zwei Stücken hochkonzentrierte Zartbitterschokolade am Tag können unter Umständen einige unserer Probleme beseitigen und stehlen den Heißhunger auf etwas Süßes.

ODER Ihr lasst Euch einfach als Zwischengang ein Schokoladensorbet servieren aus 100 % Kakao und 64 % dunkler Kuvertüre! Kaum Süße, etwas nussiger Crunch im Kern. Spätestens nach diesem Gang war für mich der Abend gelaufen. Ich grinste ab diesem Moment nur noch wie ein Honigkuchenpferd.



Nicht unterschlagen möchte ich, als möglichen weiteren Faktor hinsichtlich meines Zustandes, die feine Weinbegleitung. Ein Weißburgunder zu den Grüßen der Küche und ein Riesling aus der Pfalz zur Vorspeise. Der mallorqinische Rote, ein Sestalino Vino de la Tierra de Mallorca, machte eine sehr deutliche Ansage und knüpfte elegant an die Schokolade auf dem Teller an. Er war eindeutig die Diva in den Gläsern des Abends. Dieser Diva konnte unser Dessertwein, der Juracon moelleux „Costa Darrer” leider kaum noch Paroli bieten, vielleicht auch weil er ein Tick zu warm serviert worden war.

Zu meiner, unserer guten Laune am Tisch sorgte vor allem auch der Botschafter von Ecuador, Jorge Jurado, der so was von ein perfekter Botschafter für sein Land ist! Er erzählte begeistert von den Landschafen, von den Menschen – vor allem auch von der equadorianischen Küche. Das klang wunderschön und beeindruckend, ich hätte sofort die Koffer packen und ins Flugzeug einsteigen wollen. Equador muss traumhaft schön sein! Übrigens hatte der Mann in Berlin an der TU studiert, noch vor dem Mauerfall. Und sich in dieser Zeit aufgrund des Mensa-Essens das Kochen zwangsläufig selbst beigebracht. Ich bin ihm noch das Linsenrezept meiner Oma schuldig.



Dem sehr reizvollen Intermezzo „Schokoladensorbet” folgte im Hauptgang eine zarte Rindsschulter vom Grill mit Pastinake und geräucherter Macadamianuss-Créme an 56 % Noire Orange.



Das Dessert bestand vorrangig – das mag nun echt überraschen – aus Schokolade. Interessanterweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt, obwohl in den einzelnen Gängen, vom Sorbet abgesehen, die Schokoladekomponenten die Köstlichkeiten lediglich begleiteten, nie aber dominierten, etwas genug von Schokolade. Das Dessert war sehr köstlich und: viel und: gut! Dessert kann nie genug sein. Schokolade(n Eis), Birne und Erdnuss und sehr feiner Schokoladenkuchencrunch. Danach fühlte ich fast so etwas wie eine kleine schokoladige Überdosis. Ich wusste ja nicht, dass es so etwas geben kann und verbuche es als Zustand von absoluter Glückseligkeit: ich war auf einem echten und ganz legalen Schokoladentrip!

Das war ein nicht nur ein sehr leckeres, sondern auch spannendes, beeindruckendes Menü im Volt mit einer außergewöhnlichen Zutat. Uns bewirtete ein höchst kompetenter Service, vieleicht eine Spur zu professionell. Tempo ist schön – ist aber nicht immer alles beim dinieren.



Ich für meinen Teil werde jöfter Schokolade auch in den herzhaften Gängen integrieren. Das Menü von Matthias Gleiß hat in dieser Beziehung Mut gemacht.

Der Spaß mit der feinen Schokolade aus dem interessanten Land Ecuador geht aber noch weiter; Am 25. November 2014 werden im Berliner Hotel Grand Hyatt für den Wettbewerb „Chocolate of the Year” 25 deutsche Chocolatiers eingeladen, die Rezepte aus equadorianischer Schokolade kreiert haben und sie dort vorstellen werden. Der von einer Fachjury ausgewählte Gewinner reist nach Ecuador und darf dieses wunderschöne Land, die herzlichen Leuten und seine Kakaoproduktion kennenlernen!

2014-11-12

Aufgabe an Euch: Vögel füttern! Und zwar ganzjährig!

Wer mich kennt, vor allem wer mir in den sozialen Netzwerken so folgt, weiß, dass ich und die Krähen hier im Dreh superdicke miteinander sind. Wir begrüßen uns mit einem HighFive, wenn wir uns sehen. Ich bin die, die ferngesteuert von den lustigen Raben, deren Walnüsse anknackt, wenn sie es selbst nicht schaffen. Ich bin sowieso trotz Vogelphobie immer schon sehr nett zu dem Federvieh, denn Vögel vor dem Fenster gefüttert, bedeutet seit je her prima vogelkundliche Expertise für eins, zwei, drei Katzen. Kurz: Katzen-TV.

Ich habe heute einen Link von Frau C. zu einem Interview mit dem Ornithologen Peter Berthold zugespielt bekommen. Der Mann räumt mit den Futter-Mythen à la „Vögel füttern, das zieht die Ratten an” etc. auf und nennt gute Gründe, warum wir – wie es die Briten erfolgreich tun – anfangen sollten es unseren Vögeln das ganze Jahr über gut gehen zu lassen.

Ich finde den Text prima, weil ich auch in dem Mythos groß geworden bin, man soll Vögel nur füttern, wenn Schnee liegt und sie nicht an ihr Futter kommen. Jetzt kann ich die lustigen Gefährten füttern ohne mir den Kopf über Futterzeiten zu machen! Und der Artikel geht an die Hausverwaltung, die in dem letzten Genossen-Magazin den Kram mit den Ratten auch behauptet hatte. (STRIKE!)

Zum Bildungsprogramm geht es hier entlang!

Sterben

Ein Streitgespräch in der taz zur Diskussion aktive Sterbehilfe. Eine der Stimmen, Gita Neumann, sagt in dem Gespräch „Bewusste Abschiede sind das Beste, was Sterbenden passieren könne.”

Montag Abend lief auf 3Sat ein stiller, klarer Film unter dem Titel „Intensivstation”. Gezeigt wird Leben und Sterben auf einer Intensivstation in dem vorrangig Ärzte und Personal, wenn fähig, auch die Patienten zu Wort kommen. Ich kann nur empfehlen, auch wenn das Thema nicht attraktiv zu sein scheint, sich diesen Film anzusehen solange er in der Mediathek verfügbar ist. Denn er kann Angst nehmen und Klarheit schaffen. Auch Vertrauen schaffen in Ärzteschaft. Vor allem aber wird durch diesen Film deutlich, wie sehr wichtig es ist, dass man sich im Vorfeld Gedanken über das eigene Sterben macht und diese schriftlich fixiert.

Der Film zeigt behutsam und direkt, was Intensivmedizin bedeutet. Wo sie gut tut und hilft. Wo sie natürliche Grenzen gesetzt bekommt und was passiert, müssen diese Grenzen überschritten werden aufgrund unserer Rechtslage. Nämlich dann, wenn Intensivmedizin verlängertes Leiden im Sterbeprozess bedeutet. Was bedeuten kann, am lebendigen Leib zu verfaulen, weil die Sepsis, ein Organversagen infolge dessen man früher ohne Versorgung binnen weniger Stunden verstorben ist, nun mit Intensivmedizin über Monate hinaus gezögert werden kann. Obwohl das Ende frühzeitig absehbar ist. Ein Leiden, das Ärzte kennen, um das die Ärzte wissen, ihnen aber ohne eine rechtliche Verfügung des Patienten für lange Zeit die Hände gebunden sind, denn es gilt Leben zu erhalten.

Dieser Film gibt indirekt Tipps hinsichtlich der eigenen Patientenverfügung. Gezeigt wird am Ende – neben vielen anderen aus unterschiedlichen – und nicht immer traurigen – berührenden Szenen ein besonderes Gespräch. Geführt von einer Ärztin mit einem Patienten, der den Zuschauer bis zu dem Zeitpunkt tapfer, lustig und liebenswert durch den Film getragen hatte und dessen Ende nun zeitnah bevorsteht. Der für sich in einer Patientenverfügung weitere Rettungsmaßnahmen ausgeschlossen hat. Es geht in diesem gemeinsamen Gespräch darum, wie sich sein Ende voraussichtlich anfühlen wird und was es für Angebote für ihn gibt, damit er sanft gehen kann. Wohlbemerkt: nicht aktiv getötet. Aber so, dass er seinen Herztod nicht bei Bewusstsein erleben muss.

Ich habe dieses Gespräch als so ermutigend empfunden. Denn Klarheit haben zu dürfen über das eigene Sterben, entscheiden zu dürfen bis zu einem bestimmten Punkt, kann, so stelle ich mir das vor, viel Frieden schenken. Mitentscheiden zu dürfen, mündig sein zu dürfen, das kann noch ein großes Glück sein am Ende eines Lebens.

Was auch in diesem Film deutlich wird, wie sehr der Mensch immer an seinem Leben hängt. Der Pfleger, der erzählt, dass die allermeisten Menschen, die vor einer Diagnose noch die Meinung vertreten, bestimmte Therapien nie in Anspruch nehmen zu wollen, beim Eintreten einer lebensbedrohlichen Erkrankung dann doch jede mögliche Behandlung für sich wünschen, die es gibt. Man hängt an diesem einen Leben viel mehr als man manchmal glauben mag.

Diese Beobachtung spricht auch dafür, was alle Statistiken der Länder besagen, wo eine aktive Sterbehilfe gesetzlich möglich ist. Das aktive Sterbehilfe eher selten tatsächlich nachgefragt wird. Dort, wo sie aber gewünscht wird, soll man den Menschen ermöglichen, dieses persönliche Glück am Ende eines Lebens haben zu dürfen: Bewusst Abschied nehmen zu dürfen, wenn man es noch kann. Für sich in Frieden.

(„Intensivstation” ist noch fünf Tage in der Mediathek zu sehen.)

2014-11-11

Frau Brüllen gibt Nachhilfe …

… und zwar in Puncto Versicherungen, Akquise und was man alles falsch machen kann, bei Interessenten – also etwaigen Kunden, die man nicht einmal kalt akqukirieren müsste. Zum brüllen …

netzpolitik.org haben gerade die Pest am Bein!

Und zwar in Gestalt einer Abmahnung der Deut*schen Wirt_schafts Nachrichten, die etwas obskur klingt. Gebraucht wird juristische Fachexpertise und vor allem finanzielle Unterstützung, um ggfs. in einem oder mehreren Prozessen das Recht auf Meinungsfreiheit einzuklagen.

Da Netzpolitik die Organisation ist, die in Deutschland mehrheitlich für unser Recht auf ein freies Internet kämpft, wie sie selbst über sich sagen: „Wir engagieren uns für digitale Freiheitsrechte und ihre politische Umsetzung”, sollten wir sie so oder so finanziell unterstützen. Markus Beckedahl macht jedes Jahr transparent, wie viel Geld fließt und was mit dem Geld passiert.

Hier hilft jeder Euro!