Gerne gelesen: Das Gemüsekisten Kochbuch
Das Gemüsekisten Kochbuch (saisonal kochen das ganze Jahr) von Stefanie Hiekmann (DK Verlag Dorling Kindersley) ist für mich jetzt schon mein Lieblingskochbuch des Jahres! Ein grandioses Konzept-Kochbuch mit feinen Rezepten, das in meine Küche frischen Wind gebracht hat!
Zugegeben: Ich selber beziehe keine Gemüsekiste. Mit mittlerweile fünf Bio-Supermärkten in fußläufiger Umgebung, davon einem, der nur regionale Obst- und Gemüsesorten anbietet und auch als für eine Person kochend, erschien für mich das Gemüsekisten-Konzept nicht sinnvoll. Für mich. Für alle anderen auf jeden Fall sehr!
Aber ich kenne durchaus die verzweifelten Tweets oder Tröts in den sozialen Netzwerken, in denen Gemüsekistenbezieher nach der fünften Lieferung Rosenkohl in Folge, die Timeline um neue Rezeptideen anbetteln. Nichts ist online so sicher, wie die Verzweiflung von Gartenbesitzer*innen während der Zucchini-Ernte ab Juni. Die Antworten lesen sich immer sehr spannend – manch geniales Rezept wird offeriert, das mich dann veranlasst hatte, das Gemüse zu kaufen. Aber … Gemüsekisten können im dritten Zucchini-Monat irgendwann eine Herausforderung sein!
Stefanie Hiekmann ist Food-Journalistin und -Fotografin, schreibt für den Feinschmecker und das FAZ-Magazin, visuell kennen wir sie als Jurorin aus der (leider nicht mehr produzierten) ZDF-Sendung Stadt Land Lecker. Das Gemüsekisten Kochbuch ist ihr viertes Kochbuch, das Fünfte rechnet man noch eines hinzu, das sie als Ghostwriterin für eine prominente Dame geschrieben hat.
Auch wenn es Gemüsekisten Kochbuch heißt. Hiekmann ist da nicht doktrinär. Hier und dort legt sich auch ein Stück Hähnchen oder Kabeljau auf die von oben, meist in der Totalen, fotografierten Teller. Und dass sich in den Rezepten auch Gemüse finden, die in Deutschland nicht unbedingt in den regionalen Gemüsekisten sich finden lassen, auch das passiert. Warum auch nicht? Längst haben auch internationale Gemüsestände auf heimischen Märkten Einzug gefunden. Insofern hilft dieses Buch auch dabei, zu erfahren, dass man aus dem passiven Modus „Ich sehe das immer am Marktstand – was ist das eigentlich? Was mache ich damit?” in die Aktion gehen kann. Herrlich!
Stefanie Hiekmann will ihre Leser*innen nicht überfordern. So hat sie sich für jeden Monat lediglich fünf Gemüsesorten aus der Saison herausgegriffen. Die Flexibilität ist in den Rezepten gegeben, denn kein Gemüse gibt es nur einen einzigen Monat lang. Auch Spargel hält länger durch. Den Saisonalen-Kalender hat sie zwischen Gemüse, Obst, Salate und Kräuter praktisch aufgeteilt. Sie bezieht sie dabei auf die echte Saison in deutschen Gärten – wie Gemüsekisten sie nur anbieten können.
Wer will, kann natürlich jederzeit Rezepte auch mit Produkten zubereiten, die außerhalb der Saison aus Gewächshäusern stammen und anderen Ländern. Keep ist simple: Lediglich fünf Gewürze benennt sie als must have: Ras el Hanout, Kreuzkümmel, Curry, Baharat und geräuchertes Paprikapulver – und schreibt auch gleich die Gemüse hinzu, für die sich die Aromen am besten eignen. Salz und Pfeffer hat man eh im Haus. Die eine und andere Zutat ebenfalls, z. B. Sojasauce, Ahornsirup und Balsamico. Sie schleichten sich in den Kapiteln wie von selbst ein.
Vor diesem Kochbuch müssen auch Kochanfänger genau gar keine Angst haben! Die meisten Rezepte sind wirklich sehr einfach, einige vielleicht herausfordernder – aber da tasten sich auch Kochlehrlinge dann heran. Und sie sind durchaus auch spannend international.
Zwischendurch bereichern kleine Features wie »Mit Toppings durchs Jahr«, z B. Panko-Crunch oder Gewürznüsse, feine kleine Begleiter eines Gerichts, die man, einmal gemacht, auch in Gläsern etwas vorhalten kann für andere Rezepte. Hier hat jemand einfach sehr viel Spaß an dem, was sie tut!
Simple Ideen werten alte Rezepte auf. Bulgur z. B. bringt Stefanie Hiekmann mit einem Pesto einfach in kräftigem Grün auf den Tisch; erklärt, wie man aus Wurzeln der Gemüserest selber ein Gemüse neu ziehen kann. Es sind diese kleinen liebevollen Ideen, die in dem Buch viel Spaß machen! Und von denen auch erfahrene Köch*innen lernen können.
Zu jedem Rezept gibt es zum Abschluss eine »Tausch mal«-Empfehlung. wie es passt, immer aus der gleichen Saison vorgeschlagen. Also kann man beim Lieblingsgericht die Austernpilze weglassen, stattdessen auf Paprikastreifen zurückgreifen – wer für den Austernpilz Döner mit würziger Kebab-Marinade (eines meiner Lieblingsrezepte) als Pilzhasser die Alternative braucht. Spargel kann Rhabarber ersetzen, Fenchel den grünen Spargel – das macht die im Buch enthaltenen Rezepte unendlich groß in ihrer Vielfalt. Und selber muss man nicht kreativ sein!
Das sind dann ihre Rezepte sowieso. Hier und begegnen die Gemüse sehr traditionell in den Rezepten, Grünkohl mit allem drum und dann, oft machen sie aber auch einen Ausflug in anderen Länder, z. B. der Ofen-Rosenkohl mit Cranberrys und Feta. Und richtig gute Ideen, wie man tierische Produkte perfekt durch Gemüse ersetzt, finden Leser*innen auch. Ich mochte das Stiele als eingeschnittene Jakobsmuscheln – hier aber aus Kräutersaitlingen – präsentieren sehr.
Ein Buch, das ich nicht mehr hergeben möchte!
„Das Gemüsekisten Kochbuch”
Autorinnen: Stefanie Hiekmann
Verlag: DK Verlag
ISBN: 978-3-8310-4853-3
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