2020-08-12

Gruselig

Mich gruselt es.

Vor dem Hygieneanspruch der Deutschen.

Okay, dieses Unbehangen begleitet mich schon länger, ich beschrieb das neulich am Beispiel der Toiletten im Ländervergleich. Ich begreife bis heute nicht, warum mir andere Frauen auf den öffentlichen Orten zumuten, ihrer Bremsspuren in der Schüssel ansichtig zu werden. Mir wäre es hochpeinlich, würde ich einer anderen mir unbekannten Frau (und dazu zähle ich sehr wohl auch das Reinigungspersonal) den Job überlassen, meine braunen Hinterlassenschaften im Becken oder Tropfen auf der Toiletenbrille beseitigen zu müssen. Was genau ist am Bedienvorgang einer Toilettenbürste, einem Stück Papier so wahnsinnig kompliziert?

Ich verstehe es nicht.

Was dieser Tage mir noch stärker auffällt – und persönlich empfunden stärker ins Gewicht fällt – ist die Absenz der Handhygiene. Wir leben nun in den Zeiten dieser Corona-Pandemie, die ziemlich ätzend ist in ihrer Konsequenz. Aber ich finde es dennoch ganz großartig von diesem Virus, dass es sich momentan noch durch simple Schutzmaßnahmen von einem fern halten lässt. Also: Abstand halten, Masken tragen … und Handhygiene.

Und die treibt mich doch sehr um. Ich bin sehr davon befremdet, wie viele Frauen sich nach dem Toilettengang nicht die Hände waschen! Davon abgesehen, dass man sich in diesen Zeit auf der Toilette besser sogar zwei Mal die Hände wäscht. Insbesondere, wenn man öffentliche Orte nutzt, um die Flächen in den Toiletten, die man benutzen muss (Toilettendeckel/-brille, Spülknopf, Türklinken) nicht unnötigerweise selbst zu kontaminieren.

Aber da gehen Menschen auf die Toilette, benutzen mit ihren Händen in sehr intimen Bereichen Toilettenpapier (hoffentlich) und verlassen dann diese Orte ohne sich die Hände zu waschen? Und dafür haben wir gelernt auf zwei Beinen aufrecht zu gehen, um nicht mehr dahin zu fäkalisieren, wo der Neandertaler die Sonne hat scheinen lassen? Okaaaaaaay…

Ich bin nun zwei Mal die Woche in der Physiotherapie. Da habe ich eine klare Regel: Ich melde mich an, mit Maske, dann verschwinde ich auf die Toilette und wasche mir die Hände. Danach desinfiziere ich meine Hände. Meist mit dem Mittel, das ich mit mir mitführe.

Zwar hatte man dort kurz nach dem Erkennen, dass das Virus kein UV-Licht mag, sofort einen Handtrockner mit eben jenem UV-Licht aufgehängt. Den mag ich aber nicht nutzen wegen Luftaufwirbelung und Aerosole-Gedöns. Ich nutze übrigens auch nicht so sehr gerne fremd bereit gestellte Desinfektionsmittel im öffentlichen Raum. Erstens weiß ich nicht, ob da wirklich drinnen ist, was den Anschein hat. Was weiß ich, woran wieder gespart wird? Außerdem mag ich solche Spender, die von allen mit der Hand – statt des Ellenbogens – benutzt werden, einfach nicht. Das ist eklig. Es hat doch einen Grund, warum gerade im medizinischen Bereichen Desinfektionsmittelspender Ellenbogenhebel haben! (Einfünfundreißigtausendelfmal !)

Wohlbemerkt: Ich fahre mit dem Rad zur Physio. Ich habe also bis dahin üblicherweise zu Hause lediglich drei Türen angefasst, mein Rad, meine Schlüssel, meinen Rucksack und den Fahrstuhlknopf in der Physio. Und den Kugelschreiber, den dort alle Patienten anfassen, um die Verordnung abzuzeichnen. Der alleine ist schon ein Grund, um sich die Hände danach zu waschen. Insgesamt sind das ausreichend viele Punkte, wenngleich nicht wirklich viel im Vergleich zu dem, was z. B. Menschen angefasst haben vorher, die mit den Öffentlichen anreisen. Oder sich nicht nach dem Toilettengang die Hände waschen …

Ich bin – soweit ich das beobachten kann in den Zeiten, die ich dort vor Ort bin – die einzige Person, die das tut. Obwohl vorne natürlich die üblichen Corona-Hygienemaßnahmezettel hängen. Die meisten Patienten kommen an, melden sich an und setzen sich hin und begeben sich mit ungewaschenen, nicht desinifzierten Händen in Obhut der Physiotherapeuten.

Das finde ich ihnen gegenüber irre rücksichtslos. Aber genauso irre rücksichtslos sich selbst gegenüber – verhalten sich in diesen Tagen wieder wahnsinnig viele Menschen. Meinem Erleben nach. Als wäre Händewaschen eine fürchterliche Qual! Als wäre Händewaschen nach dem Toilettengang irgendeine Tätigkeit, deren Erfindung, deren Kundung ihrer Sinnhaftigkeit in irgendeiner fernen Zukunft noch liegt.

Und solche Leute gehen dann in Arztpraxen, Physiotherapien oder in Krankenhäuser auf Intensivstationen schwerst kranke Familienmitglieder besuchen. Ich finde es fürchterlich gruselig. Mich schaudert vor solchen Menschen. Ich kann nicht viel zu Männern sagen, was die auf öffentlichen Toiletten so tun nach ihrem Geschäft. Aber ich weiß, dass viele Frauen sich auf den Toiletten zwar gerne die Lippen nachziehen und die Nase pudern – aber für die Handhygiene reicht's bei denen nicht.

Es macht mich irre!

Leute, wir haben eine Virus-Situation. Immer noch. Und Handhygiene ist ein herrliches Gut unserer menschlichen Zivilisation und hochentwickelten Kultur, die uns fließendes Wasser aus Hähnen beschert. Wo genau liegt also das Problem?

3 Kommentare:

kelef hat gesagt…

tja - wie ich in manchen fällen zu sagen pflege: are you sure you want to know???

wobei: händewaschen beim nachhausekommen, vor/nach dem essen/wc-gang/schuhsortieren/tbc. sollte einem kind im kindergartenalter so selbstverständlich sein, dass gar nicht darüber nachgedacht werden muss. so wie man sich beim benutzen eines zahnstochers, so das denn aus guten gründen sein muss, leicht abwendet von allen menschen die einem zusehen KÖNNEN, und sich trotzdem die freie hand vorhält. zumindest ich hab das so gelernt, mein kind auch.

die meisten menschen, die ich kenn, machen das eigentlich auch so. und der rest der aufrechtgehenden? are we sure we want to know???

Barbara hat gesagt…

Da spricht mir jemand aus der Seele! Ich mache die gleichen Beobachtungen. Covid hin oder her: was man nicht selbstverständlich gewöhnt ist, leibt man sich auch dadurch schwer ein.

Mina hat gesagt…

Leider wahr. War aber schon vor Covid schlimm, nur das es eben jetzt eher auffällt wenn es manche Menschen mit der Hygiene nicht so genau nehmen. Und das mit der Sauberkeit auf öffentlichen Frauen WC´s ist echt ekelhaft. Ich suche mir dann meist eine andere freie Kabine, in der es nicht so aussieht, als ob ein Kleinkind gerade versucht sich alleine beizubringen aufs Töpfchen zu gehen. Bin aber auch schon oft auf die Männertoilette gegangen und war völlig erstaunt wie sauber es dort ist.

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