Wie Miele mich einmal zum Geburtstag feiern einlud aber gar nicht mit mir feiern wollte …
Neulich auf Facebook in einer der Gruppen von Berliner Foodbloggern teile jemand die Einladung der Miele-Gallery unter den Linden in Berlin, die ihre fünfjährige Existenz feiern wollte. Vergangenen Samstag. Die Einladung klingt nett, Showkochen hier, Gewinnspiel da etc. Die Filiale ist nicht so weit von meiner Dockingstation gelegen. Also mache ich mich am Samstag kurzerhand auf den Weg, um, wie ich denke, dieser Einladung zu folgen und mitzufeiern, Miele-Technik gucken und lieben lernen bzw. Faszination bestätigt sehen. Irgendwas mit Erwartungen.
An der Tür wurde ich noch sehr freundlich von einer Dame empfangen, der ich erzähle, Berliner Foodbloggerkreise hätten mir gezwitschert, hier würde heute Miele gefeiert. Sie scheint professionell erfreut und verweist mich in den hinteren Teil des Ladens in Richtung Küche, denn dort hätte man gerade gekocht.
Ich folge ihrem Rat und stehe vor einer Küche, wo tatsächlich gerade fertig gekocht worden war. Ein Koch herum schwirrt, während eine junge Dame noch dabei ist, das Essen manierlich auf Tellern anzurichten. Hochkonzentriert. Sie spreche ich freundlich kurzerhand an und stelle fest, dass ich da wohl einen Moment zu spät gekommen sei. Mein Versuch von Kommunikation in einem – sollte man meinen – kundenorientierten Umfeld. Keine Reaktion, keine Antwort. Tatsächlich steht neben der Kücheninsel ein Schild auf dem angezeigt wird, dass jeweils zur vollen Stunde etwas Bestimmtes gekocht wird. Hätte man dass vorher in diesem Internet, zielgerichteter bei diesem Facebook kommuniziert, wäre ich etwas früher dort gewesen. Womöglich hätte es auch mehr Interessenten angelockt. Hatte man aber nicht. Die sind da in dieser Miele-Gallery nicht sehr expressiv.
Im Laden selbst wenig Menschen, eine Dame berät bei den Waschmaschinen. Die andere junge Dame, also die, die nicht mit mir kommunizieren möchte, richtet weiterhin Tellerchen an. Ich schleiche durch den Laden, gucke mir die sehr schicken Geräte an und genieße die Stille. Es ist so ruhig, fantastisch ruhig. Wenn Miele feiert, ist nichts laut. Kein Mensch bedrängt mich. Alles wuselt um mich herum. Jeder einzelne Angestellte für sich ist sich wichtig. Ich aber bin unsichtbar. Um diese für mich sehr skurrile Situation zu durchbrechen, denke ich, gehe ich auf die sehr schönen öffentlichen Orte und kehre einen kleinen Moment später zurück. Das Waschmaschinengespräch ist beendet, man guckt mich an, man spricht nicht mit mir. Die Angestellten sprechen und witzeln viel miteinander. „Sie feiern bestimmt, so mit sich, untereinander. Intim im Team”, denke ich. Dann gucke ich mir die Waschmaschinen an. Vermutlich bin ich immer noch unsichtbar. Auch wenn ich mich ein bisschen im Chrom der Bullaugen spiegele. Das beruhigt mich.
Die mittlerweile angerichteten Teller stehen in der Küche. Einigen Gästen werden sie im hinteren Restaurationsbereich an einen Tisch gebracht. Andere Gäste werden nicht etwa gebeten, doch auch zuzugreifen.
Eigentlich bin ich zum Feiern dort hin gegangen, gerne hätte ich mich über das und andere Küchengerät von Miele, über das was Miele zum Thema Smart Kitchen anbietet, informiert. Noch lieber hätte ich dem Geburtstagskind gratuliert, mich mit ihm gefreut, mir erzählen lassen von den vergangenen fünf Jahren an diesem Standort. Vielleicht hätte ich mit ihm angestoßen, aber es wollte nicht mit mir anstoßen. Es wollte auch nicht feiern. Es wollte nicht einmal mit mir sprechen.
Es war die traurigste Geburtstagsfeier meines Lebens. Zum Glück war es nicht meine.
Fazit: Miele kann nicht feiern.
Mein Vertrieblerinnentrainerherz hätte da sehr gerne Stimmung gemacht und den Leuten dort den Marsch geblasen. Den einzigen Eindruck, den ich Samstag von Miele gewonnen habe? Miele präsentiert sich als übersattes, elitäres und arrogantes Unternehmen. Unangenehm.
Faszinierend, jedes kleine Food-StartUp schafft es mit noch so kleinem Etat informative, herzliche und schöne Kundenevents aus dem Boden zu stampfen, auf denen man sich wohlfühlen und als möglicher Kunde informieren kann.
Mein Eventmanagerherz hätte dort gerne wirklich gerne Stände gesehen und Aktion erlebt, einen Cocktail-Stand, irgendwo eine Crepes-Produktion, Kuchen aus den Öfen, ein Wäschewettbewerb mit Waschbrettern für Kinder, Food serviert – von regionalen Anbietern angeboten. Ich hätte den Besuchern Prosecco oder was auch immer an der Tür in die Hand gedrückt, ich hätte für Partystimmung gesorgt.
Wenn ich als Unternehmen Kunden und künftige Kunden offiziell zu einer Feier einlade, dann hätte ich auch etwas zum Feiern angeboten. Ich hätte für irgendetwas gesorgt, was die Leute spüren lässt, dass man sich als Händler freut, seit fünf Jahren an einem sehr respektablen Ort seine Technik zeigen zu dürfen.
7 comments:
Erinnert mich an die Sparkassen-Fernsehsendung. "Machen wir doch was mit diesen Fähnchen".
Na das klingt ja nach einer wilden Partynacht ;) Du altes Partyluder 😚😚
@Arthurs Tochter
Aber haargenau so! Wir machen mal was mit Kaffeeverkostung … zwei Kaffeemaschinen, Kaffee in Pappbechern serviert. OBWOHL 1.000 Meter um die Ecke der Kahla-Shop liegt, die bildschönen henkellosen Tassen, 2. Wahl, gerade für einen Appel und ‘nen Ei anbieten. Diese Unlust gepaart mit abwesender Ästhetik in einem an sich hochästhetischem Umfeld.
Bin ein bisschen fassungslos …
@Mareike
Ich bin ein sehr wildes Ding. ;-)
Wenn sie schon nicht FÜR sich werben, dann sollen sie es besser bleiben lassen. Denn das was nach diesem Blogpost geboten war, war ja ANTI-Werbung at its best.
@N.aunyn
War es leider. Sehr schade. Aber da zeichnet sich das stimmige Bild ab, was man leider im Foodbloggerumfeld oft hört und liest: Miele erkennt potentielle Kunden leider nicht gut oder vertreibt sie mit unangemessenem arroganten Verhalten.
Ziemlich schräges Verhalten.Kundenfreundlich ist irgendwie anders. Ich war voriges Jahr in diesem Miele-Laden und wurde äußerst höflich bedient. Und das war auch eine Veranstaltung. Liebe Grüße aus Salzburg, Claudia
Das erinnert mich an eine ähnlich unangenehme Situation, bei der ich persönlich (via namhafter PR-Agentur) zu einer Bartender-Championship eingeladen wurde. Ein Teil fand im KaDeWe in der Feinschmeckerabteilung statt. Später am Abend gab es auch noch eine Party, aber ohne Begleitung steht man da meist rum wie Falschgeld. Das Show-Mixen mit vorgegebenem Warenkorb hörte sich dagegen spannend an. Erst mal musste ich lange suchen, bis ich den winzigen Stand fand, um den sich paar Beteiligte, die PRler und keine bis wenige Journalisten scharten. Ich sprach Jemnden an, um heraus zu finden, wer denn die Gastgeber waren, woraufhin mir eine höfliche, aber uninteressierte PR-Dame die Hand schüttelte und meinte bei Fragen könne ich mich jederzeit melden. Das wars. Das war schlimmer als Falschgeld. Nach wenigen Minuten habe ich mich abgeseilt und meine Aufmerksamkeit der viel interessanteren Feinkostabteilung gewidmet.
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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