2016-06-13

Kritische Patienten werden kritisch gesehen

Als ich 2013 diese Sache mit der Schulter hatte und der erste Orthopäde direkt von OP sprach, ohne – ich beschrieb zwei Trauma-Situationen von außen an der Schulter in der jüngsten Vergangenheit – einmal die Sehnen zu ultraschallen (ich bat nicht mal um ein teures MRT) und seine Kollegen in der Praxis (Durchgangspraxis, zwei Mal im Jahr da beim gleichen Arzt zu landen, ist so etwas wie der Jackpot) seine Diagnosen mit übernahmen ohne selbst zu untersuchen, sagte ich ihm (Jackpot!) ins Gesicht: Nicht ohne eine Zweitmeinung. Man sollte das viel öfter einem Arzt ins Gesicht sagen, es macht was mit denen. Und es geht dabei nicht um Misstrauen oder verletzte Gefühle dem Behandler gegenüber, es geht um die eigene körperliche Unversehrtheit. Mir sagte damals mein Bauch, da ist 'ne Sehne angerissen oder durch. Die Kalkschulter war mir schon länger bekannt.

Die Zweitmeinung ultraschallte übrigens auch nicht, – obwohl ich nochmals meinen Verdacht anmerkte – bestätigte des Kollegen Diagnose nur auf Basis des Röntgenbildes.

Ich vertraute daraufhin schlussendlich meinem Physiotherapeuten, dem feschen Nick, der klipp und klar sagte; „Das sind keine Symptomschmerzen einer Kalkschulter und was Du brauchst Mädel, das ist ein Aufbau Deiner Rücken- und Schultermuskulatur, denn da ist nix. Gar nix.” Und da hatte er Recht. Es waren Muskulaturbereiche, die hatte ich nur belastet, nie umsorgt. Übrigens tut Schultermuskulaturaufbau viel weniger weh als das physiotherapeutische Widererlangen der Bewegungskompetenz nach einem operativen Eingriff. Natürlich – die Schuld muss ich auf mich nehmen – hatten beide Orthopäden nicht wirklich viel an mir verdient.

Ich habe aus dieser Erfahrung übrigens für mich mitgenommen, dass ich die Zweitmeinung nie bei einem Facharzt einholen werde, den mir der erste Facharzt empfiehlt. Auch oder gerade, wenn das die operative Koryphäe der Stadt ist.

Und es ging mir nie darum, an dieser Kalkschulter zu zweifeln. Wie geschrieben, die erkenne ich im Röntgenbild, die ist da, sei Jahrzehnten, denn ich war damit in Behandlung und kenne auch den Schmerz, der von ihr ausgeht. Dieser hier war ein anderer. Das machte es mir natürlich einfach, meinen Ärzten meine andere Meinung gegenüber zu vertreten.

Lesehinweis: Ärzte sehen informierte Patienten kritisch

Ärztliche Zweitmeinung – die Zwickmühle

7 Kommentare:

ClaudiaBerlin hat gesagt…

Könntest du nicht mal so ein "Teilen-Dingens" hier einbauen? Zumindest fürs Tweeten...?

Denkwürdiger Artikel! Es ist ein Graus, wie wenig Ärzte auf Patienten hören, wie wenig untersucht wird, wie gerne sie einfach ihr Standardprogramm mit möglichst wenig Mühe abspulen!

Katja hat gesagt…

Wie kannst Du eigentlich mit der Kalkschulter paddeln? Das ist etwas, das ich mir seit Jahren versagen muss.
Allerdings prokrastiniere ich auch schon länger den Besuch beim Orthopäden, der mir Physio aufschreiben sollte. Die könnte wahrscheinlich helfen.
Eine OP wäre die allerletzte Möglichkeit.

creezy hat gesagt…

@ClaudiaBerlin
*seufz* jaaa. ,-)

Ja, es ist ein Graus. Und es ist so schwer für Patienten diese Mauer zu durchbrechen – obwohl es so wichtig ist für sie. Ich meine, es sterben Menschen in diesem Land, weil ihnen nicht mehr zugehört wird. ;-(

creezy hat gesagt…

@katja
Tatsächlich tut mir das Paddeln diesbezüglich richtig gut!

Man kann mit einer Kalkschulter (je nach Größe der Kalksansammlung) ja gut leben. Man muss eben gucken, dass die Muskel- und Sehnenstruktur rundherum gut geformt und ausgebildet ist.

Mir hat vor Jahren bei der Erstdiagnose in einer akuten Phase übrigens Ultraschalltherapie in Kombination mit einer Krypotherapie am Besten geholfen. (Allerdings tritt die Wirkung auch erst später, nach der Behandlung ein.)

Jetzt ist es so, wenn ich merke, der Schmerz will wieder kommen, dass ich einfach wieder die Übungen mache – der Schmerz kommt ja, weil ich nur wieder geschlampt habe. Aber ich komme mittlerweile in Gefühl zu den Muskeln sehr schnell – und dabei ist Paddeln genau richtig: Gerade sitzen und schön über die Brust- und Rückenmuskulatur arbeiten. ,-)

Katja hat gesagt…

Danke, das macht mir Mut, dass man etwas tun kann, dann sollte ich wirklich mal zum Orthopäden gehen.

Anonym hat gesagt…

Was würde der Ultraschall ergeben/zeigen? Frage für meinen Mann.
Liebe Grüße aus Essen
Ulrike

creezy hat gesagt…

@Ulrike
Als Diagnostik: es ging in meinem Fall darum, dass ich vorher auf Glatteis einmal so komisch ausgerutscht bin und mich im Versuch zu halten komisch bewegt hatte, dass ich direkt dabei einen stechenden Schmerz in der Schulter hatte. Einige Tage später bin ich in der Wohnung mit voller Wucht mit der gleichen Schulterpartie gegen eine Tür gelaufen. Danach dann der akute Schmerz. Deswegen hatte ich die Vermutung, dass evtl. Sehnen an- oder gerissen sein könnten. Und das sieht man im Röntgenbild nicht, allenfalls kann man Weichgewebe im Ultraschall bzw. MRT sehen.

Ultraschall als Therapie: Ich war gute zehn Jahre, länger sogar, vorher in Therapie mit eben jener Kalkschulter. Kurz bevor man die Stoßwellentherapie seitens der Kassen als Behandlungsform aus dem Leistungskatalog strich bzw. nicht aufgenommen hatte, die man bei mir durchführen wollte. Dann gab es als „letzten Versuch” vorher ganz einfach Ultraschalltherapie . Also mit dem Ultraschallkopf den Bereich selber „beschallen”. Danach Kühlung mit Eis. Davon hatte ich ca. zwölf Behandlungen und dann bin ich in die Sommerpause gegangen – und der Schmerz war ein paar Wochen später weg. Wohlbemerkt, er war nicht direkt in der Behandlung weg. Das dauert etwas. Man muss Geduld haben. Konservative einfache Therapie – nur Orthopäden verdienen nicht wirklich viel daran. Mir hat's geholfen.

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