2012-02-05

Es piept

Ich schrieb ja neulich schon, dass sich regelmäßig ein Spinnenweber sein zwölftes Bein ausreisst, wenn ich von mir behaupte flexibel zu sein. Die nicht existente Flexibilität manifestiert sich zu einer nicht existenten und zusätzlich unsichtbaren Flexibilität, wenn es um elektronische Geräte geht, die piepen.

Seit ich hier diese neuen vier Wände bezogen habe in denen das eine und andere elektronische Gerät der neueren Gangart (ich nannte ja noch Röhrenfernseher und Klopfstaubsauger mein eigen) sein lautes Unwesen treibt, sehne ich mich immer mehr nach der Zeit, in der ich altersbedingt nur noch mit einem Hörgerät der Nachbarn ihren Sex in Hörenschein nehmen kann. Die Waschmaschine, wenn sie fertig ist, piepst. Der Ofen, wenn er denn fertig gebacken hat, piepst (er kann sich auch selber ausschalten, wenn er fertig ist, piepst aber lieber vorher zur Sicherheit noch einmal). Die Mikrowelle piepst sage und schreibe fünf Mal sehr laut (!) hintereinander, um sage und schreibe fünf Mal hintereinander sehr laut fünf Mal sehr laut zu piepsen, hat man nach dem ersten Mal nicht das Essen entnommen, also den vollautomatischen piepsabstellenden Türöffner betätigt. Wohlgemerkt: auch die schaltet sich selbst aus, wenn sie fertig ist. Aber vorsichtshalber piepst sie sich lieber mal ‘nen Wolf! Der Trockner piepst nur deswegen nicht mehr, weil er vor einiger Zeit vom Sockel gefallen ist und vor Schreck das hohe C verloren hat und stattdessen jetzt lieber brummt. Der Saug-Robotnik piepst auch sehr verzweifelt, wenn er sich erwartungsgemäß unter der Heizung festgefahren hat oder Angst vor dem Teppich. Freitag kauften sie sich einen neuen Staubsauger, ich wette, der piepst. Das Laufband, seit gestern den Flur bevölkernd, piepst bestimmt auch. (Ich will das eigentlich gar nicht wissen, aber die Vermutung liegt sehr sehr nahe!) Das Blutdruckgerät vom Hausherren piepst auch, aber das muss wohl so sein!

Wer hat eigentlich irgendwann bestimmt, dass alles in so unglaublich nervigen höhen Tönen von keinen echten Gefahren (ich bin ja bereit zu behaupten, diese Gefahren existieren nicht einmal real) warnen muss?

Gestern Abend der absolute Pieps-Gau: der liebe Freund fährt mich spät abends noch nach Hause. Vorher muss das Auto mit Frostschutzmittel in der Scheibenwaschmittelanlage versorgt werden und vom Scheibenschnee der letzten winterlichen Tage befreit werden. Er stellt vorher die Lüftung im Auto an als auch das Licht, damit er im Dunklen etwas sieht; kurz die Zündung ist an. Dann öffnet er die Motorhaube und ich sitze auf dem Beifahrersitz: da piepst es. Es piepst sich den Wolf in unregelmäßigen Abständen, denn die Elektronik vermeldet voller Panik, das Auto fährt gerade im Stillstehen gehen ein Hindernis (Freund vor der Motorhaube hantierend). Je nachdem wie sehr oder wie wenig er sich dabei vor den Abstandhaltern in der vorderen Stoßstange bewegt, bekommt die Piepsanlage einen Herzkasper. Gleichzeitig ist nämlich das Licht an obwohl kein Fahrer auf dem Sitz sitzt, die Beifahrerin ist noch nicht angeschnallt, der Fahrer, der noch nicht auf dem Sitz sitzt auch nicht und als der Fahrer draußen seitlich an dem Auto vorbei nach hinten geht, wo das impertinente Piepsen schon wieder voller Panik davor warnt, dass es jetzt gleich den Fahrer überfahren wird, der davon nichts hört, weil eben DRAUßEN vor dem Auto (!) Eis von der Scheibe kratzt und überhaupt ist das Licht noch an, der Fahrer aber schon ausgestiegen. Der Verzweiflungsgrad vom Auto scheint enorm. Und ich bleibe nie wieder in einem Auto alleine sitzen in dem der Schlüssel in der Zündung steckt und umgedreht ist. Aus GRÜNDEN!

(Aus der Reihe: fahrt Fahrrad, Räder quietschen nur!)

9 Kommentare:

mona_lisa hat gesagt…

Oh mein Gott, ich KANN! NICHT! MEHR!! :))

Tanja hat gesagt…

Aussteigen und dem Fahrer beim Scheibenkratzenhelfen, dann hört man das Gepiepe nicht ;-)

multikulinaria hat gesagt…

Das ist ja zum piepen. ;-)

hajo hat gesagt…

creezy, Du hast uneingeschränkt recht, denn es wird heutzutage viel zu oft mit akustischen Signalen herumgewerkt.
Ich frage mich manchemal, ob dies eine Folge der dem weiblichen Geschlecht zugeordneten Multi-tasking-Fähigkeit ist .. ;-)
Und die Frequenz ist bedingt dadurch, dass der Ton ja auch in einem anderen Raum (z.B. am Bügelbrett) zu hören sein sollte.
Wir Männer könne uns auf die Begründung zurückziehen, dass wir ja ohnehin Erinnerungsprobleme haben, sprich mono-Tasking-fähig sind :-D

Spontiv hat gesagt…

Das mit den Hörgeräten kannste knicken! Die Piepsen auch: wenn sie den Kontakt zueinander verloren haben, wenn die Batterien zur Neige gehen usw...

Pienznaeschen hat gesagt…

Sehr schön zusammen gefasst und während ich das schreibe piept ein Akku und warnt mich das er gleich nicht mehr kann ;)

Etosha hat gesagt…

Stell dir vor, du müsstest bei McD arbeiten! Mich könnten dort nach 2 Stunden die Männer mit den weißen Kitteln abholen.

Anonym hat gesagt…

Frage mich ja schon seit längerem, warum alles immer piept - jedes Gerät könnte doch sein eigenes Liedchen trällern, dann wäre man (je nachdem welches Lied) auch gleich gut gelaunt. =)

Wendelbald Klüttenrath hat gesagt…

Hach, was waren das damals noch Zeiten, als der umgedrehte Schlüssel im Zündschloß nur dafür sorgte, daß die Musik beim Eiskratzen lief ;-)

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