2012-01-13

Wohnungen

Also Wohnungsrecherche. Was immer sich bietet mit zwei Zimmern für wenig Geld, wird angeguckt. Da ist ganz interessant, was so in den Anzeigen steht und was letztendlich die Wohnung gar nicht hält. Beispielsweise die Gattung unsichtbarer Balkon. In der Anzeige ist er noch ausgeschrieben sichtbar, bei der Besichtigung hat er sich gelegentlich davon gestohlen. Auch der Begriff „frisch renoviert“ ist in seiner Auslegung charmant. Das ist so als würde ich behaupten, ich hätte mich geschminkt, nur weil ich nach dem Aufstehen einmal an Puder, Rouge und Wimperntusche gedacht habe, die Utensilien aber nicht eine Sekunde lang angefasst habe.

Wohnungsmarketing-PR. Ich bin da so etwas von raus!

Die Wohnung diese Woche am Bayerischen Platz fand ich entzückend und ich habe sie sofort ins Herz geschlossen! Trotz der Kirche direkt schräg gegenüber (Kirchen werden hier in der Stadt zunehmend von muslimischen Gemeinden aufgekauft oder von niederländischen Architekten umgebaut, die bimmeln irgendwann eh nicht mehr). Sehr netter Kiez, U-Bahn direkt 100 Meter um die Ecke, wahrscheinlich hätte sich die Vibration in den Tunneln exzellent mit meiner elektrischen Zahnbürste vertragen. Ein Kilometer zum Kurfürstendamm zu Fuß. Aber: einfache Fenster. So dermaßen einfache Fenster, dass ich gar nicht wusste, dass es so einfache Fenster überhaupt gibt. Nicht einmal die olle Hütte meiner Oma in der Laubenkolonie hatte sooo einfache Fesnter! Also, ich hatte in meiner Wohnung auch alte einfache Fenster, die waren aber wenigstens doppelt angelegt in ihrer Einfachheit. Da half dann auch nix das schon vorinstallierte Katzennetz am Balkon. Ich will nicht mehr frieren, noch mich dumm und dämlich zahlen an den Energiekosten. Das hatte ich gerade.

Heute dann wieder zwei Wohnungen angeguckt am freien Tag. Die erste Wohnung – gerade im Rohbau befindlich – hatte zwei Zimmer, davon war ein Zimmer so groß, dass mein 140x200 cm Bett Klaustrophobie bekommen hätte. Und ich gleich mit. Am lustigsten war aber die Küche. Wir ahnten irgendwann, wir hätten sie in der klitzekleinen Ecke im Wohnzimmer gefunden. Da musste man aber genau hingucken. Und wenn ich klein sage, dann bin ich nicht sicher, ob in diese Küche überhaupt ein Herd und ein Kühlschrank gemeinsam hinein gepasst hätten. Ich grinste dermaßen blöd beim Verlassen der Wohnung, dass ich erst einmal a) die Treppen hinunter gehen musste trotz 1a 50iger-Jahre-Fahrstuhl und b) einige Zeit brauchte, bis sich meine Lippen wieder entspannten. Das war mit Abstand die kleinste Kochnische, die ich jemals sah!

Wohnung Nummer zwei hatte deutlich mehr Charme. Die Küche war im Vergleich zum Vormodell eine aus der Kategorie „unendliche Weiten”. Ohne Vergleich war sie eine Küche, in der man mit Installation einer Küchenzeile nicht mehr hätte sitzen können. Das Schlafzimmer war niedlich mit einer Nische angelegt. Das Bad hatte eine neue Miniatur-Badewanne und da weder im Bad noch in der Küche Platz für eine Waschmaschine wäre (oder in der Küche Platz für einen Geschirrspüler sein sollte) hat man nicht eine Wand zum Bad versetzt, sondern kurzerhand den Waschmaschinenanschluss sehr kreativ in den Flur in eine Nische gelegt. (Mein Freund, meine Kreditkarte, meine Waschmaschine …!). Diese Wohnung hat den schönsten Ausblick bisher überhaupt geboten: auf die Siegessäule, dann käme das Schloss Bellevue (das man aufgrund des vorgelagerten Baumbestandes nicht sehen kann), dann käme die Spree und dann … die S-Bahn direkt vor dem Haus. Ich hätte also mit dieser Wohnung alles, was ich jemals wollte in einem: Meerblick und mein kleines Stellwerkhäuschen an den Gleisen. In meiner Planung waren die Gleise allerdings immer stillgelegt. Hier sorgt die plötzlich wieder regelmäßig fahrende S-Bahn um Abwechslung von rechts und links im drei Minuten-Takt. Okay, Lino würde es lieben! Ich auch, die erste Woche lang. Der Balkon war so schön groß! Alleine den zu haben … warum die Hausverwaltung nun aber – auch diese Wohnung komplett neu renoviert, noch halb im Rohbau also fertig gestrichen aber noch ohne Laminat – dieser Wohnung auf einer Seite hin neue Schallschutzfenster spendierte, zur Rückseite im Schlafzimmer jedoch nicht (ich vermute da hört man eine S-Bahn, die direkt vor dem Haus verkehrt immer noch überdeutlich), weiß das Budget alleine! Diese Wohnung hätte ich leiden mögen, trotz ihrer knappen 2.40 m Höhe (was bei einem Menschen, der 180 cm hoch ist, nicht viel Kopfweite ist) aber das war mir doch ein bisschen zu viel S-Bahn auf einmal.

… to be continued.

3 Kommentare:

Liisa hat gesagt…

Lass Dich nicht entmutigen von den "Schein"-Wohnungen! Ich bin sicher! Irgendwo da draußen ist die genau richtige Wohnung, die schon auf Dich und die Fellnasen wartet.

kelef hat gesagt…

mir hat man einmal - als ich mit einjährigem kind auf wohnungssuche war - eine "fast bezugsfertige" wohnung angeboten. leider fehlte eine halbe aussenwand, aber die fenster waren neu.

im mietvertrag für die wohnung hier stehen satte 11 m² (in worten: elf quadratmeter) mehr als die wohnung tatsächlich hat - bei 60 m² ist das also ein weiteres kabinett, von prozenten will ich ja gar nicht reden. der hausverwalter, darauf angesprochen, meinte, die grösse sei eben geschätzt worden, da könne man sich schon einmal irren. nehmen sie also bitte zum besichtigen ein massband mit, allen ernstes. man erlebt sachen, die glaubt man nicht einmal wenn man sie selber erlebt.

ich halte ihnen die daumen: wird schon, wir haben 2012.

Graugrüngelb hat gesagt…

S-Bahn in Berlin sollte doch kein Problem sein - die fährt doch ohnehin fast nie.

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