2011-11-06

Wenn …

man sich unter Freunden nichts mehr zu sagen hat, dann fährt man einfach Samstags gemeinsam zu Ikea und geht durch die gesamte Ausstellungsfläche anders herum. Also gegen den Strom. Das bringt viel Freude in den Alltag, neuen Gesprächsstoff und man fühlt sich gemeinschaftlich ein bisschen wie die Rocker, so … aussätzig.

Wir taten das gestern und das ließ den Ausflug in das schwedische Albtraumkaufhaus in einem völlig neuen sympathischen Licht erscheinen. Ich hatte besonders viel Freude daran, weil ich erstmals in einem der neuen Ikea-Kaufhäuser im Ostteil (also geographisch gesehen) der Stadt war, die interessanterweise gar nicht so identisch zu den Ikea-Häusern im West- bzw. Südteil der Stadt dem kommerzwütigen Bürger vor die Nase gesetzt wurden, wie immer behauptet wird. Ich fordere sofort für die Pflanzenabteilung im Tempelhofer Ikea auch ein eigenes Café im Grünen! Dort fordere ich übrigens auch die 9-Minuten-Service-Regel, denn dann komme ich gar nicht dazu mich überhaupt erst in Klippan zu setzen und immer wieder zu befinden, dass das in Leder ja doch ganz angenehm zu beflezen ist. Allerdings möchte ich betonen, dass der große Lastfahrstuhl im Tempelhofer Ikea viel viel und noch mal viel cooler ist, als der in Lichtenberg.

Gestern also waren wir Rocker. Bis wir leider unsere Meister fanden, ein Paar, dass in der oberen Abteilung vor uns auch gegen den Strom der anderen Lachse schwam – aber MIT Einkaufswagen. Haben wir notiert für das nächste Mal. Offensichtlich geht da noch was in der Kompetenzaneignung. Wenn ich die Variante Einkaufswagen an einem Adventssamstag durchabe, könnte ich mir durchaus vorstellen zusätzlich vorher bei Bekannten einen Kinderwagen auszuleihen und mit diesem als auch dem Einkaufswagen ganz oben gegen die Massen zu agieren. Es hat was von einem Rebirth-Seminar, es ist wie „Tschaka” unter Palmen, es ist wie auf Speed ohne Schlafmangel!

Seit einiger Zeit kaufe ich ja nur noch Bettwäsche bei Ikea. Nicht nur wegen des Designs, das mich dort deutlich weniger schreckt als Hermés-Nachdrucke bei Karstadt. Letztendlich hoffe ich immer, die würden bei Ikea endlich die Designs der Kinderabteilung auch für die Betten der großen Kinder feilbieten. Nein, ich stehe auf diese Druckknopflogik. Druckknöpfe an Bettwäsche, maximal drei davon, halte ich für die größte Erfindung seit der Citroen Déesse und Apple Computer. Ich liebe Druckknöpfe an Bettwäsche. Und ich liebe Kopfkissen gänzlich ohne jeden Knopf nur mit einer Stofflasche einseitig, hinter der man wundervoll das Kissen räumen kann, so dass es nie seine Hülle verlassen wird. Es lässt sich vieles zu Ikea sagen, auch Bitteres, (alleine wie viele heiße Hunde dort jährlich sterben) aber Bettwäsche bauen: das können die Schweden! Ich kaufe nicht nur seit einiger Zeit Bettwäsche bei Ikea, ich kaufe seit einiger Zeit auch schon die Bettwäsche in der Zwischengröße 155x220 cm. Ich bin bekanntermaßen kein Erdnuckel vom Wuchs her und ich finde gelegentlich schon Betten in Länge von nur 200 cm eher grenzwertig – ich wachse nämlich im Schlaf. Außerdem schlafe ich selten alleine, manchmal mit Mann, immer mit Katzen. Wir haben somit hier und da unsere Probleme. Mit einer größeren Bettwäschendecke fand ich das immer angenehmer zu schlafen, denn man hat einfach mal mehr Stoff in den man sich wickeln kann. Die Katzen haben außerdem mehr Stoff auf dem sie sich breit machen können. Der Mann hat mehr Stoff von dem er nichts abgekommt. Mehr Stoff im Bett ist, meiner kleinen Meinung nach, einfach das A und O der gehobenen Bettkultur.

Gestern, ich hatte noch Gutschein- und Umtauschkarten einzusetzen, schenkte ich mir eine neue Bettdecke für den Winter. In Ikeasprache heißt das übrigens: Wärmestufe 6. Und wie ich mir die Decken so ansah, fiel mir ein, ich könnte tatsächlich auch meine Bettdecke auf eine Nummer größer upgraden, denn Bettwäsche habe ich in diesem Maß nun ausreichend bis ohne Ende. (Frauengene inside!) Und ich tat das. Für die Bettdecke entschied ich mich erstaunlich schnell. Für das neue Kissen deutlich langsamer, ich bin nämlich wie immer und in fast allem ein Zwitterwesen. Ich schlafe nämlich auf dem Rücken (ein), in der Seitenlage (weiter) und höre erst auf, wenn ich in der Brustlage dem zarten Summen des Funktelefonweckers alternativ dem Schnurren einer Katze auf meinem Rücken nachzugeben gedenke. Ikea kann sich nur vorstellen, dass man maximal zwei Dinge im Schlaf tut. Also wählte ich ein nicht so hohes Kissen für Seitenschläfer, hohe Kissen sind nämlich nicht so meines. Und der Hinweis, dass ich das richtige Kissen erwählt hatte, bewiesen prompt zwei Katzendamen, die, nachdem die Ware frisch bezogen war, das Kissen einfach toll, toll, toll fanden. (note to myself: immer zwei neue Kisssen kaufen!) Die Bettdecke ist auch toll, sie ist viel fluffiger, schwerer weil stärker gefüllt als die alte leichte Bettdecke (bestimmt nur Wärmegrad 2.87 – wir kannten uns damals in den schwedischen Normungen noch nicht so gut aus). Ich musste heute früh die Hälfte meiner Bettbekleidung entfernen, wegen dem unerwarteten Hitzestau. Ansonsten war ich die Nacht auch hier und da gelegentlich wach, weil drei Katzen natürlich – wie es sich für ordentliche Katzen gebührt – das neu hinzugekommene Bettdeckenrevier im Kampf untereinander neu aufteilen mussten. Nicht, dass sie nicht weiterhin eng an mir oder auf mir schlafen würden aber alleine, dass rechts und links 10 cm und nach oben und unten je 10 cm dazu gekommen sind, zwingt die alte Prioritätenliste im sich Ausbreiten und Langstrecken eine völlig neue Überarbeitung auf. Da kann schon mal was vom Schlaf drauf gehen …

Derweil vermute ich, dass Katzenbesitzer, die ein Bett vom Grundmaß von 140x200 cm auf 160 oder gar 180 cm upgraden würden, nachher die gleiche Arschkarte behalten, die sie schon bei 90x200 cm hätten haben können. Kann das sein? Aber Schlafzimmertür ist ja auch keine Lösung nicht.

9 Kommentare:

Kiki hat gesagt…

Ich bin da ganz bei Dir, ohne jegliche Anzüglichkeiten. Meine Bettdecke hat seit letztem Winter (a.k.a. Sibirien II) die Wärmestufe 5 und die Maße 220x240. Mir ist unklar, wie ich jemals anders schlafen konnte.

Lorelei hat gesagt…

Das Samstags-gegen-den-Strom-schwimmen-bei Ikea habe ich gestern auch gemacht. Die Mission: erst zum Family Stand, die neue Paycard abholen, dann auf kürzestem Weg in die Küchenabteilung, den neuen Kühlschrank schießen (Lagan, 299 Euro, grau mit Glitzeroberfläche — squeeee!), dann auf kürzestem Weg zur Selbst-Scan-Kasse, und schließlich zur Warenausgabe.
Ein wunderbares Workout, dieser Slalomlauf um schlendernde Paare, wuselnde Kinder und irrational plötzlich ihren Einkaufswagen herumreißende Einkäufer!
Das mitteldicke Seitenschläferkissen habe ich im Vorbeirennen übrigens auch noch aus dem Regal gegriffen.

hajo hat gesagt…

das Gegen-den-Strom-Schwimmen praktiziere ich meist beim Besuch des "anderen Möbelhauses", weil mich die Ausstellung nicht so recht interessiert, so rolle ich das Haus von der Kasse aus auf.
Zum Thema "Mitführen eines Kinderwagens" hätte ich noch eine Steigerung: einen Zwillingswagen (aber nicht den, bei dem die lieben Kleinen nach Art des legendären Kabinenrollers hintereinander sitzen müssen ;-)

kelef hat gesagt…

ich persönlich geh ja nur in möbelhäuser wenn es gar nicht anders geht, und das nur dann, wenn möglichst wenige bis keine menschen dort sind. alle paar jahre ist also völlig ausreichend.

aber: sie haben vergessen, dass man in möbelhäuser hunde mitnehmen darf. und krückstöcke.

das wertet den zwillingskinderwagen definitiv auf, besonders wenn der hund hinkt und sie jedem, der sie fragt - also jedem, der ihnen entgegenkommt - ausführlich erklären warum der hund hatscht. mit deskriptiven handbewegungen des krückstockhaltenden armes, natürlich.

fehlt noch: eines der leckeren zum-gehen-getränke in einer hand, und evtl. ein praktisches an einem ohr, musikhorchkabel im anderen ohr und in der hand mit dem krückstock ein saucentriefendes kebab tragen, aus dem dem hatschenden hund in regelmässigen abständen knoblauchsauce mit ohne scharf auf den rücken tropft. ich könnte ihnen frau pixy vorbeischicken, die liebt kebab und hüpft dann immer auf den hinterbeinen um einen herum - an der 8-meter-leine und gibt lustige kleine geräusche von sich.

um ein echtes erlebnis daraus zu machen könnte man sich vielleicht noch ein paar ungezogene blagen ausborgen, vorzugsweise mit den seltenen namen schantalle oder tschusstiehn, aber bitte darauf achten dass mindestens drei kinder denselben namen haben (nein, hören müssen die nicht darauf).

statt eines krückstockes kann man auch einen regenschirm verwenden, dieser wird allerdings - so besagen meine erfahrungen - von vielen personen wie eine lanze unter dem arm geklemmt um damit einerseits ein wenig schaden besonders in geschirrabteilungen anrichten, und andererseits auch gerne einmal kinderaugen ausstechen oder passanten die rippen brechen zu können. der gebogene griff eignet sich zudem vorzüglich dazu, sich in fremden kleidungsstücken, taschen, paketen etc. einhaken zu können. das wird hier in wien von pensionisten gerne praktiziert, auch auf wochenmärkten, in öffentlichen verkehrsmitteln etc., scheint eine art sport für ältere zu sein.


mit den bett(zeug)grössen haben sie natürlich recht. unter übergrösse geht gar nicht.

creezy hat gesagt…

@Kiki
Du hast gleich die 240er-Variante? Wow! Ich weiß nach zwei Nächten auch nicht mehr, wie es vorher war. Alleine dieses sich rumdrehen und sich keine Gedanken machen zu müssen, welcher Körperzipfel jetzt gleich wieder frei liegen wird. Und warm ist es!

@Lorelei
Das klingt mir sehr nach „Profi-Ikea“-Einkäuferin. Alle Achtung. Vor allem der lässige Griff ins Kissenregal.

@hajo
Stellt sich die eine Frage – gibt es die Quergelegten eigentlich überhaupt noch?

Frau Dinktoc hat gesagt…

Sie haben mein Renitenz-Gen geweckt. Jetzt habe ich das Bedürfnis, mit dem Mann zu IKEA zu fahren, zwei Schwerlast-Einkaufswagen zu greifen und nebeneinander, majestätisch gleitend wie ein sowjetischer Eisbrecher, die Markthalle von hinten aufzurollen.

Was die Fähigkeit von Katzen, die gesamte Bettfläche zu vereinnahmen, betrifft: das hat mit der Größe dieser Fläche wenig zu tun. Die Viecher würden auch ein XXL-Super-Kingsize-Bett belegt kriegen. Sehr schön passend dazu: http://bigthink.com/ideas/21216?page=all

hajo hat gesagt…

hi, liebe creezy, ich hab' mal schnell gegoogelt und bin - nur als Beispiel - hier http://www.osann.de/de/osann-produkte/kinderwagen/geschwisterwagen-gemini.html gelandet.
Das Ganze nennt sich zwar - bei diesem Hersteller - Geschwisterwagen, aber seinen ZWeck würde er erfüllen ;-)
Herzliche Grüsse
Hajo

Anonym hat gesagt…

Grundsätzlich habe ich dem Ikea Bettdingens abgesagt, die ändern mir zu oft die Größen, ein Schelm, wer dahinter schlimmes vermutet.

Angefangen habe ich Mitte der 80er mit einem Ikea Daunen Set und 2x passender Bettwäsche dazu. Das war dann irgendwie größer als die spärlich bemessenen deutschen Masse von 135/200 ich glaub so 150/210. Beim Nachkaufen irgendwann Mitte der 90iger stand ich nun da, mit den deutschen Massen im Ikea Regal. Also stand ich da mit meinen Bettdecken und ohne passende Bettwäsche. Also wieder ein Ikea Set gekauft 200/200, weil jetzt dieses schwedische Möbelhaus plötzlich doch deutsche Masse im Verkaufsprogramm hatte.

Seit einigen Jahren gibbet aber die 200/200 Bettwäsche auch nicht mehr, jetzt ist 220/240 angesagt und ich suche wieder krampfhaft nach Bettwäsche, das Pleitewarenhaus ist nicht wirklich eine Alternative.

Aber ein ist sicher, Ikea hat mich als Bettwäschekunde verloren.

Anonym hat gesagt…

Also ich hab bei Ikea noch nie Bettwäsche in der Größe 155x220 cm gefunden. Scheint generell nicht sehr gängig zu sein hierzulande.

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