2010-05-09

Kino

Gestern „A Single Man“ gesehen. Seit dem letzten Blick auf den Abspann überlege ich, wann ich mich das letzte Mal bei einem Kinofilm so willkommen und umsorgt unterhalten gefühlt habe. Es stimmt einfach alles, die Requisite, die Stimmung, die Texte sind nachvollziehbar für jeden, der schon getrauert hat oder nicht richtig trauern durfte, die Musik, der Ton. Jeder Schauspieler liefert eine wundervolle Leistung, ein Kompliment, das sich bis in die kleinste Nebenrolle zieht. Den Schauspielern wurde Zeit und Raum gegeben, ihre Szenen ausspielen zu können und wurden dabei in wundervolle Szenerien und Bilder gesetzt, dass man manchmal hofft, diese Szene und ihre Schönheit möge bitte nicht enden. Und man empfindet die ganze Zeit mit dem George Falconer mit, man darf spüren ohne zu leiden. Dem ist die grandiose Darstellung von Colin Firth geschuldet, der in jeder Szene dieses Filmes zu sehen ist und eine Vielfältigkeit an Emotionen auf sein Gesicht zaubert und es schafft, sich gelegentlich selbst an die Wand zu spielen. Was mich wieder einmal nicht verstehen lässt, warum es für diesen Film und diese Leistung nicht den Golden Globe oder Oscar geben durfte. Aber da ist Firth nur Brite und mit Ehrungen von nicht gebürtigen US-Amerikanern tut sich die Academy bekanntlich schwer, gaben sie dieses Jahr die Ehrung der Nebenrolle ja schon einem Ausländer. Vielleicht ist aber auch die Preisvergabe an das Thema mit „Brokeback Mountain“ bereits für die nächsten Jahrzehnte erschöpft.

Tom Ford hat es geschafft, einen wundervoll unterhaltsamen Film über die Liebe zu zaubern, ohne Kitsch, ohne jegliche Tuntigkeit und obwohl es um gleichgeschlechtliche Liebe in diesem Film geht, sie einen großen Teil der Story ausmacht, ist es ihm gelungen, dass sich jeder Mensch in die Situation eines liebenden trauernden Menschen einfühlen kann, egal wie schwul, lesbisch, hetero, asexuell, hell-, dunkel oder auch nur dünnhäutig dieser Mensch sein mag, denn unterm Strich liebt man und dann trauert man. Dieser Film zeigt, wie wichtig es ist, sich immer mit Respekt zu begegnen. Tom Ford hat's mir ermöglicht einen Film zu sehen und lauter schöne Gedanken zu denken, Gefühle zu fühlen, schöne und traurige und zu verstehen. Das alles in seinem Erstlingswerk als Regisseur.

Danke.

2 Kommentare:

kaltmamsell hat gesagt…

Stimme vollkommen zu. Gestern ist der Soundtrack eingetroffen: Mindestens so gut, wie ich ihn in Erinnerung hatte.

timo hat gesagt…

Dein Beitrag hat mein Interesse völlig geweckt :) Vielen Dank für die Info, bin sehr gespannt auf den Film.

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