Linda ist tot – es lebe Linda!
Wir weisen allerdings ausdrücklich darauf hin, dass wir die Samen dieser alten Sorten, die aufgrund der allgemeinen Normierungswut in Europa hin zur lagerungssicheren, eher geschmacksneutralen "Einheitstomate", keine Saatgutszulassung erhalten, nur noch zu Dekorationszwecken für Hobbygärtner verkaufen.
Das sind die kleinen hübschen Klauseln, die ein Online-Shop aussprechen muss, wenn er sich – entgegen der Idee von Lobby getriebenen EU-Hanseln die Pflanzen- und Gemüselwelt auf ein Minimum runter zu regulieren – gerne mit der Vielfalt z. B. alter Tomatensorten auseinandersetzt und seinen Kunden die Möglichkeit eröffnet, dies auch (wieder) zu tun. So werden vom Ingana Shop alte Tomatensorten als Zierpflanzen verkauft.
Da hört man unaufhörlich die Uhr des Regulierungswahns ticken. Die Fünf vor Zwölf hat der Zeiger dabei die längste Zeit bereits hinter sich gelassen. Die EU erklärt ihre Regulierungswut darin, es sei doch im Sinne des Verbrauchers, nur noch Pflanzen vorzuhalten, die Parasitenresistent und möglichst unkompliziert im Anbau seien. Eine idiotische Idee, die so ganz nebenbei ja übrigens Bienen gerade den Garaus macht. Würde man mit Bauern und Gärtnern diskutieren, ob sie Pflanzen in der einfachsten Aufzucht mit dem besten Geschmack hervorbringen würden wollen, würde man eine eindeutige Antwort erhalten. Die brauchen wir Verbraucher aber gar nicht stellen, diese Frage. Wir kennen die Antwort.
Ein sehr schönes Beispiel dieses EU-Irrsinns ist „Linda“. Die Kartoffel, die von Kartoffelliebhabern tatsächlich geschmacklich sehr geschätzt wurde, ist vor drei Jahren vom Markt verschwunden, nachdem deren Rechteinhaber Europlant sie vom Markt nahm. Warum, darüber kann man nur spekulieren. Hilfreich könnten folgende Informationen sein: „Linda“ war unkompliziert zu ziehen, sehr ertragreich und das zu allem Überfluss ohne all zu viel Einsatz von Düngemitteln. Darüber hinaus ließ sie sich lange lagern ohne ihren exzellenten Geschmack zu verlieren. Die perfekte Knolle für Bauer und Verbraucher! Aber seien wir ehrlich: eine Knolle mit solchen marktschädigenden Eigenschaften kann weder Samenvertrieblern noch Düngemittelherstellern wirklich schmecken. Boris Schulz hat das Procedere in seinem Artikel genau beschrieben. Die meisten von Euch dürften sich noch an die Aktion erinnern, denn es gab niemanden, der „Linda“ einmal bewusst auf seinem Teller hatte, der auf diese Kartoffel verzichten wollten – aus einem einzigen Grund: weil sie im Vergleich zu ihren spätgezüchteten Kolleginnen schlicht Geschmack hatte.
Nun aber es gibt Hoffnung, dass „Linda“ wieder zurückkommt. Mit viel Aufwand und viel Geld, Geld das übrigens wir EU-Bürger zu zahlen haben, die wir deren Kommissionen und den Blödsinn, den die oft fabrizieren, ja alle mitfinanzieren. Der Retter von „Linda“: Karsten Ellenberg. Der verkauft Kartoffeln, sein Bauernhof in Barum trägt dabei den schönen Namen „Bioland Bauernhof Karsten Ellenberg“. Ellenberg verkauft Pflanzkartoffeln als auch Speiskartoffeln, online. Dort kann man u.a. „Linda“ kaufen, hier in Deutschland. Wieso das? Ellenberg hatte seinerzeit schon für den Erhalt von „Linda“ gekämpft und als er die Kartoffel in den Gesetzeswirrungen der EU bergab gehen sah, entführte er die Pflanze und zog von ihr Kartoffelproben in England. Dann beantragte er beim britischen Sortenschutzamt die Zulassung der Kartoffel. Die ließen die Sorte prompt zu und somit kommt eine ehemals deutsche Kartoffel als Importartikel von England wieder nach Deutschland auf unseren Acker. Der Tagesspiegel berichtet dazu heute. Offiziell sind natürlich noch einige EU-Behörden-Hürden zu nehmen, aber die Zeichen stehen momentan ganz gut für die neue ex-deutsche-nun-britische Knolle. Lustig im Artikel zu lesen, das abschließende Zitat vom Geschäftsführer von Europlant, Jörg Renatus, „Der Markt hat entschieden“, sagt der und verweist auf den großen Verkaufserfolg der „Linda“-Nachfolgerin.
Nee, mein Lieber! Ein Markt, dem ein Produkt vom Teller aus Profitgier heraus wegreguliert wird, entscheidet nicht selbst. Er wurde nur zum Verzicht gezwungen!
Also noch mal: hier gibt es tolle Tomatensamen von alten aufregenden Tomaten. Die kann man beispielsweise auch verschenken zu Weihnachten und Geburtstagen an Gartenfreunde und Balkonienliebhaber!
Und hier gibt es für den Küchenfreund leckere, seltene Bio-Kartoffeln, kommen per Post ins Haus! Menschen, wie ich, freuen sich übrigens auch immer über einen Tüte gute, leckere Kartoffeln als Mitbringsel – es müssen gar nicht immer Blumen sein!
2 comments:
Ich habe mir diesen Sommer endgültig den Verzehr von Pfirsichen abgewöhnt. Schade, die habe ich früher unverschämt gern gegessen. Damals, als sie noch saftig waren und ganz toll geschmeckt haben.
Diese Billardkugeln mit dem Aroma einer rohen Kartoffel, die sie uns heute verkaufen, die nach drei Tagen Lagerung binnen Sekunden ihre Konsistenz von steinhart nach mehlig ändern, können sich diejenigen, die sowas verbrochen haben, von mir aus rektal einführen. *grummel*
Ralf
@fotoralf
naja rektal, ich weiß nicht … ,-) aber du hast recht, in frankreich hatten wir nebenan einen pfirsichbaum (leider auf des bauern gelände), ich habe aber mal einen direkt vom baum geklaut. da will man wirklich nichts anderes mehr angucken hinterher.
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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!
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