2009-07-15

Bitter!

Als ich nun den Mini-Imbusschlüssel zu Radreparaturwerkstatt brachte und den Jungs den Code verriet (die schon ganz aufgeregt waren und sagten, sie hätten es ja wirklich nicht aufbekommen – offensichtlich konnten sie DAS kaum glauben), sprach ich mit dem Mann vor Ort, der Ahnung hat, ein ernstes Wort über das eine und andere Phänomen, das das Rad neuerdings so aufzeigt und wir sprachen über die Gründe, warum es das tut und über die finanziellen Konsequenzen für mich, würde ich diese jetzt beheben lassen.

Das Problem ist, das hatte man mir schon letztes Jahr prophezeit (und zwar ziemlich genau auf den Tag für „in ein Jahr“ vorhergesehen), nämlich dass die gesamte Gangschaltungs-
konstruktion nach zehn Jahren Vielbetrieb nun hin ist. Diese komplett einer Erneuerung zuführen, sind 180-230,– Euro Instandsetzungskosten, mindestens. Hinzu kommt eine defekte Federung vorne, ein neuer Satttel, im Grunde das neue Laufrad hinten …

Wirklich bitter. Ist ja nicht, dass ich mich nicht mit dem Gedanken in letzter Zeit schon auseinander gesetzt hätte, die Addition aller Kosten nicht schon alleine vorgenommen hätte und wegen dem Resultat meine Augen hinsichtlich eines Nachfolgers aufgemacht hätte. Es aber dann doch noch mal in aller Konsequenz „Fahren Sie jetzt damit noch ein bisschen gemächlich ohne große Stunts“ von einem anderen zu hören, der Ahnung hat, das hat … weh getan. Das ist so, wie das heiß geliebte Auto nicht mehr durch den TÜV zu bekommen. (Meine Mutter fuhr nur solche Autos und bekam alle zwei bis vier Jahre die Diagnose. Ich kenne mich da aus.)

Ich entschied mich dann in der Konsequenz für die „günstigeren“ schweren unkaputtbaren Mäntel.

Und irgendwie bin ich sehr traurig, zehn Jahre. Zwei (für mich) recht kapitale Stürze … viele Kilometer, viel Spaß. Viel Zeit zusammen, auch im Winter. Tolle Touren. Ich kann mich an kein Rad erinnern, mit dem ich je soviel Spaß hatte und gefühlt so sehr eins war in meinem Leben – und auf dem ich mich so sicher und wohl fühlte.

Ich werde auch nie vergessen, wie ich damals in den Laden kam, wo es reduziert an der Seite stand und es bei mir Liebe auf den ersten Blick war, der Verkäufer mir alle Modelle im Laden zeigte und ich immer wieder zurück zu dem Bianchi kam, bis er dann endlich sagte, „ja, das ist auch ganz nett.“ und ich dem Verkäufer dann die Trekking-Reifen ausredete und wir dem Rad mit Crossbike-Reifen zu neuer urbaner Schönheit verhalfen. Damals auch der Kauf auch eine Belohnung und als Abschluss für eine sehr unschöne berufliche Zeit vorher.

Bitter!

8 Kommentare:

Ute hat gesagt…

Och nö... :-( Ich fühle mit Dir! Meinem alten Rad trauere ich auch noch hinterher. Mit dem danach gekauften High-Tech-Schnickes-Gudereit konnte ich mich in den letzten sechs Jahren nicht wirklich anfreunden, obwohl objektiv nichts daran auszusetzen ist. Das Gefühl paßt einfach nicht.

Foxxi hat gesagt…

Also ich bin ja nicht vom Fach, aber mal abgesehen von einem vom Rost zerfressenem Rahmen, was kann an einem Fahrrad so kaputt sein, dass es eine Reparatur nicht lohnt?

Vor allem wenn frau den idealen Wert noch dazu addiert ...!

Christoph hat gesagt…

Ohjeee ...

creezy hat gesagt…

@ute
Ja, das Gefühl – so ein Rad muss zu einem passen. Deswegen verstehe ich Leute nicht, die sich ihre Räder online kaufen ohne je darauf gesessen zu haben.

@Foxxi
Wenn die Summe aller auszuwechselnden Komponenten den Preis einer adäquaten Neuanschaffung übersteigt. Das Problem ist, dass neuerdings im Vergleich zu früher viele Sachen ja nur auf eine bestimmte Halbwertzeit produziert werden. Ich war beispielsweise bei der Gangschaltung – so habe ich das vernommen – bei der Betriebslast noch richtig gut bedient. Da stellt sich die Frage, wechselt man 08/15 aus oder investiert man richtig in Qualität? Dann bist du dabei mehr, wenn nicht das Doppelte ins Rad zu stecken, als es überhaupt mal vor zehn Jahren gekostet hatte. Den Sinn muss man schon hinterfragen.

Außerdem: ich habe mit dem Rad wirklich ein paar heftige Stürze gehabt – ich habe den Rahmen noch gar nicht auf Haarrisse prüfen lassen, ich fürchte, das wäre dann das endgültige Aus.

Fürchte, ich muss da realistisch sein. Ich denke immer an das alte Rad meiner Mutter zurück auf dem ich Rad fahren gelernt habe (war viel zu groß für mich). Alte Kriegsware – wirklich unkaputtbar. Aber daran verdient natürlich keiner … naja, wäre es anders, wäre die Radindustrie die letzten zwanzig Jahre ja auch nicht so fundamental gewachsen.

kaltmamsell hat gesagt…

Wie herzzerreißend! Zumal ich mich in den vergangenen 20 Jahren mit Betrügerfahrrädern benügen musste: Gaben im Laden und bei den ersten Fahrten vor, genau das Richtige zu sein - und stellten sich nach wenigen Wochen als mit Schuhcreme schwarz gefärbte Klappergäule heraus. Waren aber beide nach dieser Phase nicht mehr so schnell weiter kaputt zu kriegen, weswegen ich sie natürlich nicht wegwerfen konnte. Und so klappere und fluche ich durch die Gegend - allerdings bei Weitem nicht so ausgiebig wie Sie mit Ihrem Bianchi.
(Es solle ja Leute geben, die ihre ungeliebten Fahrräder unabgesperrt aussetzen. Eine Kollegin erzählte, sie habe sich sogar in Sichtweite auf eine Parkbank gesetzt, um zu sehen, wer sich des Rades erbarmen würde.)

Psionman hat gesagt…

Bei Fahrrad und Foto muß ich mich einfach melden. 10 Jahre ist nicht schlecht, wenn Du jetzt an Neukauf denkst (mußt), versuche ein Rad ohne Federgabel zu bekommen. In Berlin ist sie einfach nur unnötiger Ballast und pflegebedürftig, selbst im Umland sind Fahrradwege mit super Asphalt die Regel.
Sehr gute Federgabeln sind extrem teuer und nur die würden ohne viel Pflege auch eine lange Lebensdauer garantieren.

Bei dem großen Fahrradmarkt am Funkturm (Stad..)wirst Du z.B. Schwierigkeiten haben ein vernünfiges Rad ohne Federgabel zu bekommen.
Habe ich vor 2 Monaten in der Bergmannstr. für einen Freund ausgesucht und gekauft. Nannte sich Speedbike und die passenden Decken, 28" 42mm wurden auch noch montiert und es war von 2008. Anlötösen für alles vorhanden, so dass Bleche, Täger, ...usw montierbar sind.

Ich liebe solche Technik (Fahrrad, Foto) gute Qualität macht einfach Freude. Ein aus Blechprofilen zusammengenietetes Schaltwerk hat einfach nach 2 Jahren Spiel, da freut sich man/frau über ein lange funktionierendes Teil aus Aludruckguss mit sauberen Passungen.
Nach einem harten Winter eimal abgewischt, ein paar Tropfen Öl und weiter gehts.

Versuch doch im Herbst ein 2009er Modell zu bekommen, da sind die Händler auch eher verhandlungs bereit.

Gruß Psionman

(K7 is geil)

Anonym hat gesagt…

Also wenn dir der Weg nach Neukölln nicht zu weit ist, würde ich dringens ihn hier empfehlen: http://fietswinkel.de

Sehr günstig, nett, tolle Öffnungszeiten.

Remington hat gesagt…

Ich fahr nun jeden Tag...zwölf Kilometer. Und auch sonst jedem Meter, selbst wenn ich Zigaretten vergessen habe. Das Rad ist schon so ein Teil von mir geworden, dass ich es lieber im Flur stehen habe als unten im Fahrradkeller. Und meine Einraumwohnung ist nicht geräumig.

Es gibt da diesen kleinen Radladen unten am Fluss, der durch die Flut ziemlich gebeutelt wurde und den es immer noch gibt, obwohl ein mächtiger Konkurrent um die Ecke aufgemacht hat. Mir fiel er damals auf, weil die ganzen Fahrradkuriere dort ein und aus gingen. Durchgingen, mitnahmen und zahlten, ohne mehr als neun Worte zu verlieren.

Die kleine Frau, die ihn führt, redet halt nicht viel und hat immer dreckige Hände. Ich ging damals rein, führte mein altes Mountainbike am Lenker, gab es ihr einfach, ging eine Runde und legte die Pfote auf den Sattel eine Einzelstücks. Jenseits aller finanziellen Möglichkeiten. Wir kamen ins Geschäft, ich musste ne Weile abzahlen.

Ich sagte ihr, dass das Rad lange und gut laufen muss und das tut es bis heute. Erste Inspektion komplett kostenlos, die nächste nicht viel mehr.

Nun ist die nächste fällig. Wenn man ständig fährt, gehen die Verschleißteile nun mal drauf. Kette. Schaltung. Bremsen.

Ich brachte also das Geld mit, das ich hatte und sie stundete mir den Rest. Perfekte Arbeit, beste Teile.

Und immer noch nicht viele Worte.

Sie kann mittlerweile einen Lehrling ausbilden.

Gut.

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