2009-05-06

Verhonepiepeln kann ich mich auch alleine …

Ab und an die Woche muss ich meinen Arbeitsweg von Rad auf S-Bahn und Bus bis zu einem Flugzeug ausdehnen. Dann treffe ich mich mit Kollegen sehr sehr früh morgens an einem der x-beliebigen Gates der Fluggesellschaften am Flughafen Tegel. Das Bedürfnis nach Kaffee so kurz vor‘m Aufstehen ist ein erstaunlich hohes und sich seinen Kaffee selber in der Thermoskanne mitbringen, das darf man ja neuerdings nicht mehr bei dieser Form der Reisetätigkeit, weil sie nämlich nicht in 1-L-Gefrierbeutel mit Zip-Verschluss passt.

Das kann man sinnvoll finden oder darüber streiten. Die Wahrscheinlichkeit zum Streit um diese Uhrzeit liegt näher.

Wenig streiten muss man sich in den Gates, die von der Lufthansa betrieben werden. Das Zeitungsangebot dort ist etwas alltäglich und ziemlich Tagespresse orientiert. Und ich habe noch nicht begriffen, warum mich die Fernseher in den Gates (bei allen Fluggesellschaften) neben Nachrichtenbanner mit so überflüssigen Börsen-PiPaPo bombardieren, würde ich zu dieser Zeit zur Einstimmung doch lieber einen der lustigen Hollywood-Flugkatastrophenfilme gucken, in denen sich die Stewardessen immer so schön echauffieren, dabei nie Probleme mit ihrem MakeUp haben, der Böse garantiert stirbt und die Guten alle gerettet werden. Das wäre doch einmal ein motivierender Einstieg in den Tag! Vor allem aber gibt es dort Kaffee! Brötchen, Muffins (die sogar erstaunlich gut schmecken) oder Croissants. Kurz: wenn ich morgens irgendwo um 5:50 Uhr boarden soll, weil um 06:25 Uhr das Flugzeug die Erde verlässt, bedarf es vorher bekanntermaßen eine gewisse Zeit der Präparation und Anreise – und ich schätze es sehr und auf dieser Ebene kann eine Fluggesellschaft spielend mein müdes Herz gewinnen, wenn man mich dabei zwischendurch mit ‘ner Tass‘ Kaff‘ unterstützt.

Als Unterstützung zählt übrigens für mich nicht der Becher Kaffee für € 1,50 aus den Automaten, die ebenfalls in allen Gates installiert sind. Und auf den sich wiederum AirBerlin ganz gerne verlässt, hinsichtlich der Fluggast-Aufmunterung am sehr, sehr, sehr, verdammt frühen Morgen. Wer morgens an Gate 00 einchecken muss, darf sich zwar auch von Hochglanzmagazinen unterhalten fühlen, hat quasi trotzdem schon verloren: denn selbst das transportable bemannte Kaffeewägelchen mit – natürlich überteuerter – Notversorung, das Lufthansa selbst an den kleinsten Gates wenigstens hinstellt, hat bei AirBerlin immer noch Pause oder noch nicht ausgeschlafen, keinen Bock oder was weiß ich. Was ich aber weiß: ich habe dann schlechte Laune.

Was eng damit zusammen hängt, dass ich weiß, dass alle Fluggesellschaften der Welt untereinander den Wettbewerb (ups, fast hätte ich versehentlich „Challenge“ geschrieben) zu laufen haben „wer serviert den grottenschlechtesten Kaffee an Bord?“ (den übrigens am Boden ein kleines sehr sympathisches Hotel Terminus in Paris bereits vor Jahren schon für sich entschieden hat ohne je den Luftraum für sich entdeckt zu haben). Und grundsätzlich die Fluggesellschaft führt mit der man fliegt, weswegen ich keinen Kaffee mehr in einem Flugzeug zu mir nehme.

Vielleicht kann man verstehen, warum ich deswegen so auf einen ordentlichen Braunen im Wartebereich angewiesen bin. Und wer jetzt mit guten Ratschlägen einem Kaffee-Junky kommen will, nehme bitte dies: „Verdammt, es ist 05:20 Uhr morgens! Also halt’s Maul!“ Diesen Wettbewerb auf ganz anderer Ebene toppt übrigens zur Zeit GermanWings, die kassieren für die Suppe des Teufels an Bord sage und schreibe auch noch mit diabolischem Grinsen € 2,60.

Vorgestern sehr früh überrascht mich AirBerlin damit, dass der Flug – im Web vorher für Gate 00 bekannt gegeben – von dort nicht fliegen will, und zu Gate 02/03 umgezogen ist, wo ich neben dicker Toblerone auch Parfum einkaufen könnte und eine mich rettende Kaffeeinsel meine Stimmung gleich um 320 Stimmungsdezibel hebt. Ich springe also zum Zentrum meiner Gelüste und bestelle einen großen Milchkaffee. Richten wir unsere Aufmerksamkeit ruhig etwas länger auf das genannte Adjektiv zwischen „einen“ und „Milchkaffee“, denn was für mich in den großen Pappbecher 0,3 l gefüllt wird, hat eine maximale Füllhöhe von 0,2 l, wovon die Hälfte Schaum ist. € 3,20.

Auf meine Frage, ob das jetzt ernsthaft ein großer Milchkaffee sein soll?”, meint der junge freundliche Herr hinter dem Tresen „Ja, das soll ernsthaft ein großer Milchkaffee sein.“ Entscheidet sich aber freundlicherwesie ob meines zweifelnden Blickes mir anzubieten noch etwas Milch aus der Milchkaffeeautomatischenauffüllstation nachzuschenken. Was ich sehr nett finde und das Angebot annehme, denn man darf ja in diesen Fluggastsammelaufangstellen nie ausfallend werden, nicht mal annähernd auffallen, weil man sonst gleich als Spielverderber identifiziert wird und nicht mitfliegen darf.

Ein großer Pappbecher „To Go“, gefüllt mit viel heißer Milch und viel Schaum an dem ein Hologramm von einer Kaffeebohne vorbei getragen wurde … na ja, weniger Kaffee soll auch viel gesünder für‘s Herz sein.

Aber wären Eierbecher aus Pappe als Getränkebehältnis nicht ökologischer?

2 comments:

Elke hat gesagt…

Ein wunderbarer Beitrag, der mir aus der Seele spricht! Den Flughafen Tegel überlebe ich regelmäßig nur dank Starbucks. In solchen Momenten zahle ich jeden Preis ...

Maren hat gesagt…

Ich kann Dich sooo gut verstehen. Ohne Kaffee geht bei mir morgens gar nichts,- aber da mußte wohl durch: Wie heißt es so schön: "Das Leben ist kein Ponyhof!"

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