2008-12-23

Lebe wohl, Kerstin!

Du sollst einfach nicht mehr da sein? Lese ich jetzt. Viel zu jung bist Du gegangen. 38 – das ist doch wirklich kein Alter, verdammt! Und ich glaube das gerade noch nicht. So gar nicht.

Wir haben uns nie persönlich kennengelernt. Leider. Wir hatten die Fotografie, unsere Blogs. Deinen Einstieg in die Hospiz-Ausbildung, kurz nach meinem Abschied von meiner Mum, die wiederum kurz vor ihrem Tod erst ihre Hospiz-Ausbildung beendet hatte. Für Deinen Mut habe ich Dich damals bewundert! Mir schien es so weit weg. So schwer! Was uns beide verbunden hatte, ist die gemeinsame große Verehrung für den Fotografen Anton Corbijn von dem Du das schönste und für ihn als Persönlichkeit treffenste Foto (das erste) gemacht hast, dass ich je von ihm sehen durfte. Im Nachhinein freue ich mich noch mehr für Dich, dass Du ihm die Serie überreichen konntest und bewundere Dich für die Offenheit mit der Du darüber geschrieben hast. Ab und zu konnte ich Dir Links zu Interviews von ihm senden, die Du noch nicht kanntest und Dich darüber gefreut hast. Bin froh, dass ich Dir diese kleine Freude hier und da machen konnte. Damals schon. Jetzt noch mehr.

Du bist kein leichter Mensch gewesen, so ich Dich aus den Mails ein klein wenig zu kennen glaube. Nicht im Sinne von schwierig. Im Sinne von die Welt und ihre Dinge nicht leicht zu nehmen, zu hinterfragen, sehr sensitiv zu sein und intensiv zu leben. Du hast an Deinen Talenten gezweifelt, oft und stark. Dabei gibt es nichts, woran Du hättest zweifeln müssen. Im Gegenteil! Weißt Du noch? Auf Dunkelkammerartistik hast Du von Deiner allerersten Kamera erzählt und wer Dich zur Fotografie führte. Soviel Mensch hast Du in Deinen Fotos gezeigt.

Im Frühjahr diesen Jahres hast Du geschrieben, Du hast keine Lust auf das Bloggen mehr. Das habe ich akzeptiert. Nun weiß ich, dass es auch den alles neu erdenkenden Grund dafür gab. Du wirst alles richtig gemacht haben, da bin ich sicher. Mir tun nun die Menschen leid, die Du nicht mehr in ihrer letzten Stunde begleiten können wirst. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du selber sehr gut begleitet worden bist und hoffentlich gegangen bist ohne Angst und ohne Schmerz.

Ich habe an Dich gedacht, als ich im August diesen Jahres auf Usedum Möwen fotografiert habe. Keiner hat so gerne und schön Möwen fotografiert wie Du, Du hast uns Deine Liebe zu diesen Tieren und Tieren überhaupt in Deinen Fotos spüren lassen. Ich weiß noch, dass ich dachte, an Dich komme ich nie ran! Ich werde wohl nie mehr eine Möwe fotografieren ohne an Dich zu denken. Es würde zu Dir passen, würdest Du als eine wiederkommen. Lass das einfach unseren Deal zum Abschied sein!



Alles Liebe, Kerstin!

1 comments:

Anonym hat gesagt…

Ein würdiger sehr persönlicher Abschied für eine Freundin, die Du mit Deinen Worten noch einmal lebendig werden lassen hast. Diesen Menschen möchte man gern gekannt haben.

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!