2008-01-05

Neulich

war ich in einem Preview von «Berlin am Meer». In dem Film wird soviel gesoffen, dass ich die nächsten sechs Monate keinen Alkohol sehen möchte – und selbst danach dürfte meine Leber noch panisch die weiße Fahne schwingen.

Selten so einen klischeeüberladenen und oberflächlichen mit blöden Effekten überladenen Blick auf angeblich dauerhaft oberflächliche Jugendliche in einer mit enorm hässlichen Bildern in der Totalen gezeigten Stadt (die aber schön wirken sollen), die tatsächlich und wirklich nur diesen einen einzigen U-Bahnhof hat, nämlich den Alexanderplatz (gähn) aufgezeigt bekommen. In einem mit ausschließlich platten Witzen ausgestatteten Kinofilm. Dazu wird das Werk als Musikfilm bezeichnet und nicht mal die reißt wirklich vom Hocker, weil sie völlig lieblos reingschnitten wurde. (Allenfalls der Abschlusstrack von Mia bleibt hängen, weil ich bisher die Stimmenweite der Sängerin unterschätzt habe.) Und dann die «Story» dahinter: Hauptdarsteller und Hauptdarstellerin kommen beinahe nicht zueinander, weil Hauptdarstellerin die Alibi-Freundin des schwulen Freundes vor dem Papa mimt, was man natürlich nicht erzählen kann, was man aber sehr wohl erzählen kann ist, dass sie vorher noch mit dem besten Freund des Hauptdarstellers (der witzigerweise als einziger schwul wirkt in dem Cast) One-Night-Exercises praktiziert hat.

Musik, saufen, Chemie einwerfen, ficken, Halligalli machen und sich im allerengsten Freundeskreis auf sozialer Ebene ständig vor den Latz knallen. Das ist Jugend 2008. In den Augen eines Wolfgang Eißlers. Braucht kein Mensch.

Die einzige gute Szene in dem Film ist die Fahrt mit Blick aus dem Führerhäuschen einer S-Bahn.

8 Kommentare:

The Exit hat gesagt…

det war keine s-bahn. det war ein richtiger zug!

aber man bekommt von diesem film keine winterdepression!

creezy hat gesagt…

Stimmt, Du hast Recht. Wir fuhren ausschließlich «rechts»

Winterdepressionen bekommt man von Willi-Bogner-Filmen aber auch nicht. ;-)

Anonym hat gesagt…

Creezy, alt geworden? Det is det Bärlin der Zwanzigjährigen.

creezy hat gesagt…

@anonym
Nee, das ist genau der Punkt. Das ist es nämlich nicht. Das ist vielleicht das Berlin von ein paar zugereisten prenzelwichsrigen Zwanzigjährigen. Aber die machen bei weitem nicht so die Masse aus.

Ich kenne jedenfalls genug andere Jugendliche in dieser Stadt, die echt anders ticken.

Anonym hat gesagt…

Das ist keine Dokumentation. Das ist das Berlin, wie es junge Leute in Rest-Deutschland und auch im Ausland sehen. Klar sammeln die sich dann in Mitte. Wäre dir ein Film über Dahlemer begüterte Rentner lieber gewesen - so im ZDF-Style?

creezy hat gesagt…

@anoym
Der Vergleich hinkt ja wohl etwas. Nichtsdestoweniger hätte Eißler tatsächlich vielleicht auch mal bei Dahlemer Jugendlichen recherchieren dürfen und sich nicht einfach nur mal eben bei jedem dämlichen Klischee bedienen müssen.

Es gibt eine Prügelszene in dem Film, der Aggressor hat dunkle Haare. Alles klar?

Anonym hat gesagt…

Dunkle Haare? Entspricht dem, was viele Jugendlichen auch in der Provinz kennen. Mag sein, dass in Berlin mehr blonde besoffene schwedische Touristen prügeln. Und um Berlin rum die toitschen Neonazis.

creezy hat gesagt…

@anonym
Naja. Ich denke, Du hast kapiert was ich meine. An dem Film ist nichts neu, nichts wirklich witzig und er ist nicht einmal ein echtes Abbild. Aber BRAVO-Leser werden ihn vermutlich lieben. Sollen 'se auch.

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