Harmonischer Content

Ich würde wirklich gerne mal wieder lustige Geschichten über die tieffliegenden Fellträger bloggen, nur: sie geben einfach nichts her im Moment. Alle drei befinden sich auf einer unverschämt wenig inspirativen Welle der Harmonie. Komme ich zum Beispiel nach Hause, steht allenfalls nur eine Katze an der Tür, weil sich die anderen beiden meist im Bett rumtreiben. (Und immer ist der Kater involviert.) Lino hat nun soweit sein Gewicht reduziert, dass er wieder Spaß daran hat wie ein junges Fohlen durch die Wohnung zu galoppieren, mehrmals am Tag und kleine Katzenmädchen zu jagen und – sie mögen das sogar. Sie jagen zurück. Wenn's hoch kommt, wird noch zwei Mal im Monat gequiekt oder gefaucht. Alles andere was früher das Leben schwer zu machen schien, was mit großen schwarzweißen grazilen pseudogewalttätigen Riesenkatern zu tun hatte, ist heute nur noch lustig und vollständig in das Bespaßungsprogramm integriert.

Es gibt drei Fressbecher in denen ihr trockenes Futter gereicht wird. Sie fressen aber zu dritt immer erst einen leer, bevor sie sich gemeinschaftlich über die anderen her machen. Überhaupt trifft man sie ständig zu dritt an irgendwelchen Orten. Auch auf dem Sofa (und das war nun der allerletzte Schritt in dem Projekt Katzenzusammenführung, der der besorgten Katzenflohzirkusbeaufsichtigungsbeauftragte alle Steine vom Herzen hat purzeln lassen und ihr ein dümmliches täglich wiederkehrendes glückliches Grinsen auf's Gesicht zaubert) und in einem Raum sowieso immer.



Sie schlafen gemeinschaftlich im Bett. Gelegentlich darf ich mich ganz außen noch unter ca. 10 cm Decke dazu legen. Und manchmal habe ich auch Glück und bin als erste im Bett, dann beginnt in den nächsten 3-4 Minuten der Belagerungszustand. Üblicherweise liegen dann rechts ein großer Katzenbauch und links im Schnitt so ein bis zwei kleinere Katzenbäuche, die simultan massiert werden müssen. Manchmal hat meine Schulter habe ich Glück und eine Katze genießt das Fernsehprogramm am Fußende. Oft laufen Tom & Jerry aber nicht im Nachtprogramm. Erstaunlich ist zu betrachten, wie nah alle drei in Laufe der Nacht aufeinander zu robben. Es gibt Nächte, in denen liegen Nishia und Lino Rücken an Rücken und überhaupt ist es für die kleine graue Fellmaus sehr wichtig immer dem Kater ganz unauffällig das Pfötchen oder den Schwanz auf den Bauch zu legen. Im Schlaf. Im Wachzustand quiekt sie noch gelegentlich, sobald sein Blick auf sie fällt, wenn sie in seinen Armen liegt.

So ganz hat sich Lino das in den Hintern beißen auch immer noch nicht abgewöhnt. Aber er arbeitet daran. So oder so, hat der kleine schwarzweiße grazile Riesenkater wirklich alles gegeben, um von den beiden Zimtzicken akzeptiert zu werden. Anlässlich meines Älterwerdungsrituals war er als einzige Katze die ganze Zeit mit im Zimmer und die Anwesenden standen Schlange, um sich neben ihn auf dem Boden zu setzen und dem kleinen Kerl auf seinem Kissen schlafend, den Bauch streicheln zu dürfen. Stundenlang. Waren alle Beteiligten durch, stand schon wieder der erste Gast in den Startlöchern. Der Kater war keine Minute ungestreichelt. Er hat so eine magische Anziehung. Schon immer gehabt. Lino ist einfach eine coole Socke und ist wirklich ein guter, liebevoller und entspannter Kater, ich liebe ihn sehr. Wenn er rumliegt und man ihn anspricht, dreht er sich auf den Rücken und hält den Bauch bestimmt zum streicheln hin.



Talytha habe ich mittlerweile den Status der schüchternen und immer verschreckten Katze aberkannt. Das kleine Mädchen hat inzwischen nur noch Oberwasser, ist entspannt, fast schon abenteuersüchtig, lässt sich ordentlich knuddeln: fast immer und überall (es gab Zeiten in denen sie schon weg lief, wenn man sie nur ansprach). Neulich als ich in der Wanne den Unterboden vom Herd geschrubbt hatte und dort trocknen ließ, hatte sie das Monster entdeckt, ist sofort mutig in die Wanne gesprungen, hatte das Monster direkt gestellt (ist darüber gesprungen) und kalt gemacht (es links liegen lassen). Früher hätte sie erst drei Wochen lang drüber nachgedacht, warum gerade in ihrer Wanne die Uhren anders gehen müssen. Soeben hat sie sich fotografieren lassen, ohne zu schimpfen. Sie sieht sehr glücklich und zufrieden aus, was unbedingt auf mich abfärbt. Wenn sie rumliegt und man sie anspricht, dreht sie sich auf den Rücken und hält den Bauch begeistert zum streicheln hin.



Nishia ist ein kleines bisschen erwachsener geworden. Aber immer noch unser Baby in der Runde. Sie ist von allen eindeutig die, die sehr viel Zuneigung braucht – vor allem seit ich im Urlaub war. Immer ist es ganz anders mit Katzen als man denkt. Ich hatte mir im Vorfeld viel mehr Sorgen um Talytha gemacht, die unter meiner Abwesenheit leiden könnte. Offensichtlich war es die aus meinem Erleben selbständigere unangepasstere Katze von allen dreien, der ich am meisten gefehlt habe. Sie zeigt mir das immer noch. Sie ist jetzt auch wieder ein kleiner Fellbomber mit riesigem Halswinterfellkranz. In der Zeit ist sie immer besonders sensibel. Sie ist die einzige Schoß- und Armkatze. Neulich Nacht hat sie erst Tally abgeleckt, sich dann umgedreht und mich abgeleckt. Offensichtlich bin ich auch ihre Katzenfreundin. Ihre Freundschaft tut mir sehr gut. Wenn sie rumliegt und man sie anspricht, dreht sie sich auf den Rücken und hält den Bauch leidenschaftlich zum streicheln hin.

Kann bitte einer machen, dass die drei noch ganz ganz lange leben?