2007-08-06

Hauptsache dünn

Eva Herzigova, ihres Zeichens Exemplar einer aussterbenden Rasse namens Topmodels (weiß nur Pro Sieben noch nichts davon) hatte in der zweiten Juni-Woche dieses Jahres geworfen. Das ist schön für sie. Nun, in der ersten Augustwoche des gleichen Jahres überzeugt sie in den Boulevard-Magazinen mit den üblichen „ich bin so glücklich über meinen Sohn“-Hochglanzfotos. Das ist auch schön für sie.

Eva Herzigova ist sich nicht zu schade acht Wochen nach der Geburt im güldenen Badeanzug auf Körpermaße, die man kurz und bündig auf „kurz vor viel zu dünn“ erschlankt nennen kann und auf High Heels mit mütterlich glücklichen Dauerbreitgrinsen neben einem Kinderwagen zu posieren. Auch auf dem üblichen frische Promimami liegt mit Samenspender und Sohnematz auf Sofa/Hängemappe/5.000-Euro-teurerm-Holz-Terrassen-Chaiselonge-Foto hat sie natürlich ein knappes Höschen mit transparentem Blüschen an, das neckisch einen einwandfreien Flachbauch ohne den kleinsten Schwangerschaftsstreifen frei gibt. Das ist superschön für sie (das Bunte u.a. einen so tollen Fotodesigner hat).

Man möchte Eva wünschen, die Fotos wurden bereits zehn Monate vor der Empfängnis mit einem Leihbaby gemacht, denn andererseits kann sie sonst die letzten Wochen außer die schlaflosen Nächte wenig von ihrem Knirps mitbekommen haben. Die vielen Trainingseinheiten.

Mich macht der irrationale Druck, den die Yellow Press mit solchen Stories immer mehr auf normal gebärende Frauen ausübt, weil von ihr alle Promimamis in kürzester Zeit auf Idealgewicht runter geschrieben werden, als sei das das Wichtigste auf der Welt, wichtiger noch als die Tatsache ein gesundes Baby geboren zu haben, rasend vor Wut. Vor allem, wenn von den Promimamis das Stillen als angeblich so kräftezehrend verkauft wird und sich jede normale gesunde junge Mutter fragen muss, warum sie nicht trotz des Stillens die Figur einer mit der Magersucht kämpfenden Elfe in kürzester Zeit zurück erhält. Ist eine Popsternchenmami noch sechs Monate nach der Niederkunft ihres ersten Sohnes etwas speckig um die Hüften, fällt sie prompt in der Presse in Ungnade und wird zum pressewirksamen Abschuss frei gegeben. Haben die eigentlich noch alle Tassen im Schrank?

Herr, wirf doch bitte wenigstens gelegentlich einen klitzekleinen Hauch von Hirn in die Redaktionen der Yellow Press!

Mütter, die sich nach der Geburt nicht lange genug ausreichend schonen und gesund ernähren, erkranken häufiger an Multiple Sklerose als Frauen, die es nach dem Kraftakt, der vorangegangenen neun Monate einschließlich Geburt deutlich ruhiger angehen – das zeigen Untersuchungen. Und Frau Herzigova hat sich einfach nur auf ein schlechtes Beispiel mehr reduziert.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

neid?

ne im ernst - nirgendswo ist hirn so fehl am platze wie bei den schmierfinken...

aber - wenn keiner den scheiß mitmachen würde - müsste auch kein solcher schreiberling darüber berichten und es müsste auch keiner lesen...

und wer sagt denn, dass sie nicht noch gemütliche ringe um die hüfte hat und photoshop das workout für sie übernommen hat...

sollte ich mir auch mal überlegen...

kaltmamsell hat gesagt…

Andererseits hat Frau Herzegowina nichts zu verkaufen als ihren Körper und muss so schnell wie möglich bekannt geben, dass sie wieder arbeiten kann.
Krankmachende Dinge hat die Dame für ihren Job vorher schon so viele getan, dass das eigentliche Wunder in der Geburt eines vollständigen Babys besteht.

tyndra hat gesagt…

im universum der "top"models hat, so vermute ich das, nichts anderes platz als der kult um den eigenen körper und die selbstkasteiung, die damit zusammen hängt.

es gibt nicht viele, die wirklich von natur aus gertenschlank sind. ich glaube, dass 90% sich arg quälen, um ihre masse zu behalten. frau hurley zum beispiel hat mal gesagt, sie würde kein mineral mit kohlensäure trinken, weil das den bauch aufbläht (!).

dieser fastenkult wird dann irgendwann wohl so zur gewohnheit, dass etwas fehlt, wenn er fehlt. und so geht das gros gleich nach der geburt sofort wieder dazu über.

war nicht anders bei schiffer, klum, roberts und wie sie alle heißen.

Maren hat gesagt…

Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe zwar kein Gewichtsproblem, finde aber diesen "Dünn-sein-Wahn-jung-sein-Wahnsinn!" total ätzend.

Anonym hat gesagt…

Ich habe mich schon bei Frau Klum gefragt, wie es sein kann, dass sie nur kurze Zeit nach der Geburt (wahrscheinlich eher Minuten als Tage) mehr Zeit mit ihrem "personal trainer" als mit ihrem Kind verbringt.
Aber man muss wohl Prioritäten setzen, wie auch immer die aussehen...

elternrunde hat gesagt…

Vielleicht ist es auch eine Frage der Disziplin? Ich brauche mindestens 1x am Tag den süßen Kick und habe eben ein Käsebrot gegessen, obwohl ich weiß, es hätte ein Joghurt sein sollen ...
Da meine Mama MS hat, interessiert es mich, woher Du Deine Infos zu dem Thema Mütter und MS hast. Kann ich das irgendwo nachlesen?
Liebe Grüße
Sabine

Etosha hat gesagt…

Die Kraft, die aus einem 'Ich bin ok, wie ich bin' entspringt, und der Lernweg, der dorthin führt, wäre aber ohne die Yellowpress und dergleichen Unfug schwerer zu vollziehen. Es ist eine Aufgabe, sich der Masse und ihren Vorgaben zu entziehen, und es wird sich immer jemand finden, der dir irgendeinen Unsinn vorbetet.
Jeder, wie er kann. ;)

creezy hat gesagt…

@michael
Nö, nicht bei 180 und 65 kg ;-) Das wäre fatal. Bei den liegenden Foto von ihr ist ein Hauch von Bauchansatz bei Dir, da dachte ich eher, der sei vom Designer per PS hinein retourschiert worden … aber tut Dir umgekehrt keinen Zwang an. ,-) Bei dem darüber schreiben, weil es alle machen, bin ich nicht Deiner Meinung. Es machen genügend Promi-Frauen das auch nicht – nur, dann trauen sie sich entweder eine Weile nicht vor die Kamera oder die Presse ist sich nicht zu blöd nach zwei Monaten von nächster Schwangerschaft zu unken. Das Problem ist, sie halten immer den Finder drauf und schreiben: Schwachsinn!

@kaltmamsell
Das stimmt natürlich, ich dachte nur, sie hat genug gearbeitet und könnte sich vielleicht auch mal Ruhe lassen bevor der nächste Job ruft. Aber vielleicht war das Baby auch nur ein willkommener Anlass für die nächsten Jobs …

@tyndra
Die müssen unwahrscheinlich leider unter der Schwangerschaft oder? So dick, aufgeschwemmt … vermutlich führt sie der erste Weg nach dem Test zum Therapeuten.

@maren
Vor allem in einer Zeit in der etwas anderes gesünder wäre für's Baby (aber ich vermute 90 % dieser Frauen stillen gar nicht)

@bina
Frau Klum trainiert ja nicht nur, die arbeitet ja auch sehr schnell nach ihren Geburten wieder. Aber sie hat ja Mama und Papa …

@Sabine
Das ist es natürlich auch. Es ist klar, dass Modell – wenn sie sich ernähren – von wenig ernähren und sicher auch gesünder. Und, der Profitrainer kommt ins Haus. Das killt die übergreifende Faulheit selbstverständlich schon fremd bestimmt.

Ich habe das gelesen entweder in der Scientific American oder Bild der Wissenschaft. Auf alle Fälle nicht online und es ist jetzt auch schon wieder ein paar Jährchen her. Im Tenor ging es darum, dass Mütter, die sich nach der Geburt überhaupt nicht geschont haben und direkt wieder in die Vollen gingen, tendentiell öfter an MS erkrankt sein sollen.

Und gegen den einen süßen Kick am Tag ist auch nichts zu sagen – wenn man nicht den Rest des Tages auf dem Sofa verbringt ;-)

@etosha
Da hast Du natürlich Recht, auf der Ebene bietet die Yellow Press Material für die Entwicklung. Traurig nur, dass sehr viele diese Entwicklung in die andere Richtung nehmen. Zunehmend mehr.

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