2007-08-09

Chicago – Loop fahren

Was man als Reisende tun muß und natürlich auch in Chicago, einmal das benutzen, was man vor Ort als öffentliche Verkehrsmittel bezeichnet. Das ist doch irgendwie wie bei den Hunden, die Verpflichtung die eigene Marke zu setzen als „Fremda inda Stadt". Man hat sich einfach keinen fremden Ort wirklich erobert, wenn man nicht einmal wenigstens Bus- oder Bahn der City benutzt hat.

In Chicago gibt es hierfür eine Hochbahn, die Chicago Elevated (erhöht), kurz die „EL", noch kürzer „L" genannt, die auf 57,1 Meilen als Hochbahn, 36,9 Meilen ebenerdig und streckenbedingt auf läppischen 12,1 Meilen gelegentlich auch als U-Bahn verkehrt. Die „L" besteht aus sieben Linien, die farblich codiert sind: Red Line, Blue Line usw., nicht unterschlagen darf ich wohl die Pink Line. Die Nutzung der „L" ist für den geübten Berliner Nahverkehrsmittelnutzer ein Heimspiel.

Kosten: läppische $ 2,– für die Transit Card der Bahn, damit kann man zwei Stunden lang fahren und darf zwei weitere Linien benutzen. Sie haben allerdings auch merkwürdige Regeln, denn man zahlt mehr ($ 2,– anstatt $ 1,75), wenn man bar bezahlt, darf aber nicht immer und überall umsteigen. Wer allerdings stolzer Besitzer der Chicago Card oder Chicago Card Plus ist, der ist sowas von König. Der bekommt auf jede Fahrt (!) ordentliche Ermäßigung und wenn er öfter fährt, erhält er zusätzlich Rabatt! (Das wäre doch mal eine sinnvolle Idee, auch hierzulande den Vielfahrer-wenig-Autonutzer extra zu beglücken!) Betrieben wird die „L" von der Chicago Transit Athority.

Die „L“ ist so charmant, dass sie schon in dem einen oder anderen Film eine tragende Rolle übernehmen durfte, was nicht automatisch bedeutet, ihre Trageeigenschaft würde übermäßig viel Vertrauen vermitteln. Nun betreute Sandra Bullock 1995 als Angestellte der Chicagoger Bahn in „Während Du schliefst" einen der Passagiere etwas intensiver. Weswegen Elsa Seefahrt an uns, kaum hatten wir Chicagoer Boden betreten, den Auftrag verteilte: Loop fahren! Einmal Sandra sein.

Der Loop bezeichnet Downtown von Chicago, den zweitgrößten Geschäftsbezirk in den USA. The Loop grenzt westlich an den Chicago River, östlich am Michigansee und südlich an der Roosevelt Road.
„Loop“ wird aber auch ein Teilbereich der „L" genannt, der als Hochbahn geführt in einem Karree einen kleinen Teil des Viertels, die Chicago Community Area 32 und das Theaterdistrikt von Chicago beinhaltet, umfährt. Zur Ansicht in der Karte etwas runter scrollen zum Loop.

Wir (bittersweet choc, Elsa Seefahrt und meineeine) sind am letzten Tag – wie es sich auf den Spuren von Sandra gehört – im Karree gefahren. Hat sich aber keiner vor uns auf die Gleise gestürzt und einen auf Amnesie gemacht, das war ein bisschen dröge irgendwie. Im Karree fahren, heißt tatsächlich es geht vier Mal auf der Strecke um's Eck und an einer Stelle, wo sich Linien kreuzen, da muss die Bahn schon mal stehen bleiben und der kreuzenden Linie Vorfahrt gewähren (an der Stelle stauen sich die Bahnen dann schon mal kurz hinter dem Bahnhof.) Mit anderen Worten: der Loop ist nicht vorfahrtsberechtigt! Was ich so nicht gutheißen will, weil er doch die besseren Connections zu Hollywood hat. Die Bahnhöfe, die wir gesehen haben jedenfalls, sind recht alterstümlich: Stahl, rostend, aber auch viel viel Holz, die Bödenbeläge sind alle aus Holz. Minischmale Zugangstreppen, überhaupt nicht High Heels-gerecht. Hässliche Stahldrehkreuze machen das „kostenbegünstigte“ Fahren unmöglich. Und an den Automaten in der mittleren Ebene steht eine Angestellte, die uns dummen Touristen willig das „how to use it" erklärt. Am Anfang noch etwas überzogen neutral und sie wollte uns auch das Fotografieren verbieten (mir! *grunz*), als dann aber Elsa charmant anfing zu erzählen, dass sie den Loop jetzt bräuchte, wegen Sandra und so … da taute die Dame merklich auf, erzählte uns wie oft sie den Film schon gesehen hätte, ihn natürlich zu Hause hätte, ihn auch so toll fände, Sandra sowieso, uns nun auch und … Träume einer Chicagoer EL-Angestellten. Das war aber ein schöner Moment, Filme verbinden.

Die Bahnhöfe als auch der Zugverkehr sind natürlich automatisiert. Es gibt einen Zugführer, aber das Öffnen und Schließen der Türen geht automatisch schnell – ohne Rücksicht auf Verluste oder das deutsche Mädchen, das amerikanische Flaggen auf Chicagoer „L"-Waggons fotografieren will. Gut, man kann sich aber noch in die schließenden Türen schmeißen, ich hab's probiert!

Ansonsten ist Loop fahren eine großartige Sache, die man gemacht haben sollte. Allerdings bin ich auch etwas Bahn fixiert und brauche das eh. Die Fotos, weil's einfach ein bisschen zu viele sind für's Blog, habe ich ausnahmsweise mal ausgelagert aufbereitet, und deswegen jetzt alle einmal hier entlang!

Dieser Beitrag ist gewidmet: Herrn Exit, weil eben Bahn und so, Elsa Seefahrt, weil eigentlich die einzige, die echte, die wahre Sandra Bullock und Sandy, weil … sie so super Bus fahren kann.

5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

ei war es doch frau bittersweet, die mir den Link zu Während Du schliefst verpaßte!
;-)
Ich habe überigens die Zuckerwatte offen gelassen....sie ist zu BEddong mutiert.... :-)
Ich lass sie mal liegen, mal sehen was da noch so passiert!

Liebe Grüße von hier nach da...
Bei Euch scheint wohl die Sonne, wie ich erfuhr, als ich vorhin nach Berlin funkte...

Anonym hat gesagt…

Oh! Vielen Dank für die Widmun. Ich bin entzückt, dass die Purple Line ein Express nach Linden ist und Pink nach Cermak fährt :)

Das Warten kommt wohl davon, dass es sich um kein kreuzungsfreies Bauwerk handelt (das ist der Grund, warum die Bahnbauten in Berlin immer so teuer sind, weil alle kreuzungs- und damit staufrei fahren wollen). An welcher Ecke genau staute es sich denn?

Also, wenn ich mir so die Bilder ansehe, tippe ich darauf, dass Sie im Uhrzeigersinn gefahren sind. Und zwar mit Pink und Orange und der Stau ist an der Nord-Westlichen Ecke, oder?

Anonym hat gesagt…

Ganz tolle Bilder, nachtschwester ist sehr neídisch. Lieben Gruß.

Anonym hat gesagt…

voll romantisch das ganze!

kaltmamsell hat gesagt…

Oh wundervoll! Ich muss sofort an Emergency Room denken - wo allerdings die Bahnsznenen mit steigender Bekanntheit der Serie abnahmen (zu viel Umstand mit Absperrung fürs Filmen, schätze ich) und fast nur noch nachts stattfinden.

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