Dies und das …

gestern stand ich um Punkt 8:00 Uhr beim freundlichen Bürgeramt um die Ecke, um den Reisepass für Chicago zu beantragen. Es gibt mittlerweile bei Reisepässen auch eine Express-Variante, d.h. für zusätzliche € 32,– erhält man anstatt in sechs Wochen einen vollwertigen Reisepass innnerhalb von drei Tagen. Macht den Reisepass nicht günstiger (ich kann nicht glauben für so'n Teil jetzt € 91,– hingelegt zu haben) aber ein vorläufiger Reisepass mit US-Visumsantrag (€ 80,–) wäre auch nicht billiger gewesen, davon abgesehen, dass völlig offen gewesen wäre, ob ich in den 14 Tagen bis zur Reise überhaupt einen Interviewtermin erhalten hätte.

Die beauftragte Mitarbeiterin im Bürgeramt war grandios. Erst mal griff sie sich meine (bis zur Unkenntlichkeit jünger manipulierten) Fotos, legte diese in die Schablone und fauchte: „Wie sind die denn geschnitten? Da ist ja soviel grau drum herum." Ich guckte das Foto an, oben ein grauer Streifen vom Rand – keinen Millimeter lang. Guckte mir die anderen beiden Fotos an, noch weniger grauer Streifen am Rand. Gab ihr davon eins und dachte: „Für solche dramatischen Fälle hatte man seinerzeit Scheren erfunden." Die Frau war irgendwie … merkwürdig. Dann fragte sie mich wie ich bezahlen wolle, ich deutete Barzahlung an. Guckte sie mich an (sie war kommunikativ ohne Ende!), guckte und guckte … bis ich dann verstand – auch ohne Worte – und fragte „Ach, soll ich hier zahlen?". „Ja!“ „Ah ja, beim letzten Mal war die Kasse noch draußen!“ „Na, das ist ja schon lange nicht mehr.“ (Lange ist knapp ein Jahr her.)

Gut, ich legte ihr nach soviel unendlichen Informationsfluss € 100,– hin, sie tippte die Summe in ihre computerbasierte Rechenmaschine, die Kassenschublade hinter ihr sprang auf. Und jetzt (!) stöhnte sie „Hach, da nehmen Sie mir ja mein ganzes Wechselgeld weg!“ „Klar“, dachte ich „genau deswegen man nennt mich auch die fiese Wechselgeld-creezy!“ Als sie dann ernsthaft die neun Euro Wechselgeld einzeln abzählte, guckte ich noch mal in mein Portemonnaie, fand unverhofft einen 5 Euroschein, schlug ihr den im Austausch gegen den letzten 10 Euroschein vor – und sie war verloren. Komplett. Wurde hektisch, fast panisch. Erklärte sie könne schlecht Kopfrechnen (wer versteht sie in dem Punkt besser als Mrs. mathematische Lese- und Schreibschwäche creezy?) und nach vielem hin - und her und dem Aufmalen meines Rechnungsvorschlages: 10er zurück, € 9 Wechselgeld zurück, 5er hin, dafür nur € 4 Wechselgeld zurück war sie plötzlich die Zahmheit und Freundlichkeit in Person und gewillt meinen Expressausweis noch sofort zur Post zu bringen, damit ich ihn vielleicht sogar schon Mittwoch abholen kann.

Dollet Ding!