2007-06-22

Elf Monate


Digger, der zierliche schwarz weiße grazile Riesenkater mit richtigem Namen Lino ist auf den heutigen Tag genau vor elf Monaten zwangsläufig hier eingezogen. Während ich anfänglich hier wohl die einzige war, die ihn, wenn auch komplett unter Schock stehend, mit offenen Armen empfangen hatte, kann ich heute melden: die Mädels und er sind ein Team geworden. Jede einzelne Katze hat ihre Eigenheiten in das gemeinsame Leben eingebracht und jede Katze hat sich mittlerweile gegriffen, was ihr an der jeweiligen anderen Katze persönlich zusagt.

Lino hat sich erstaunlich sozialisiert, um den Mädels zu gefallen. Kann ich nicht anders sagen und er hat nebenbei Talytha glücklicherweise viele ihrer Ängste genommen. Die kleine überschüchterne schreckhafte Katze hat vor allem in den letzten Monaten so an Oberwasser gewonnen, dass mein Herz nur so quiekt vor Freude, wenn ich sie so unbekümmert agieren sehe. Lino und sie sind sich zugetan, daran gibt es keinen Zweifel. Während er üblicherweise sein lautes lang gezogenes „Miaouuuuuuuuu“ ertönen lässt, hat Tally oft ein kleines quietschendes sehr hohes „mi mi“ auf den Lippen, das sich erst später bei dumpfer Ignoranz aller Beteiligten zu einem hörbaren „miau!" entwickelt. Seit einigen Wochen liegt der Kater auf seiner Decke auf dem Boden und flötet genau ihr (und nur ihr!) dieses zärtliche „mi mi“ entgegen, wenn er ihrer kurz nach dem Aufwachen ansichtig wird. Wenige, aber liebevoll formulierte Worte direkt nach dem Aufwachen scheinen auch in der Katzenwelt ihren Erfolg zu haben. Sie dankt ihm das mit einem lässigen vorbei schlendern und liebevollem Kopfstupser. Das tut sie mittlerweile überhaupt sehr oft, wenn sie seiner ansichtig wird. Gelegentlich springt sie sogar regelrecht begeistert auf ihn zu, und hüpft vor ihm auf der Stelle, wenn er steht und sie seinen Kopf erreichen möchte. Leichte Größendifferenzen.

Als der Kater hier landete, hatte er eine Eigenart, die er erst in den letzten zwei Jahren bei meiner Mutter entwickelt hatte: unvermittelt fies beissen. Nun sind Katzen für ihre „Liebesbisse“ im Fachvolk bekannt, er aber tat das sehr aus dem Nichts heraus und deutlich kräftiger, als es dem eigenen Schmerzempfinden gut tat. Diesen Biss wendete er nun natürlich auch bei uns an, in der ersten Zeit, die für ihn sicher nicht leicht war, relativ oft. Bei mir verkniff er sich das genau von dem Tag an als ich beiden, von ihm unter die Wanne getriebenen, verschüchterten Katzenmädchen Mut zusprechen wollte und er mir daher (wegen Spielverderberin und so …) stinksauer einmal kräftig in den Kopf beissen wollte. Da so ein Hinterkopf deutlich härter ist, als alles, was er vorher an Menschenfleisch zwischen die Kiefer bekam, hatte ihn der Widerstand und vermutlich auch etwas der Schmerz in seiner Kauleiste deutlich erschrocken: ich sehe sein verdutztes Gesicht heute noch vor mir. Seitdem habe ich Ruhe vor ihm. Bei den beiden Mädels konnte er damit leider lange Zeit nicht landen, vor allem nicht weil er es bevorzugt gerne in ihrem Hinterteil tat. Mittlerweile hat er gelernt und sich das „übliche“ Procedere gut abgeguckt. Die Mädels putzen sich eben immer erst liebevoll, bevor sie anfangen sich gegenseitig in den Hintern zu kneifen oder in den Bauch zu pieken. Genau das hatte ich ihm neulich mal erklärt (und gleichzeitig ziemlich unglücklich ein Stoßgebet gen Himmel geschickt, man merkt ja mit der Zeit, was ihnen zu ihrem Glück im Wege steht.) Mittlerweile habe ich ihn mehrmals dabei beobachtet, wie Lino der einen und der anderen Katze (der besonderen einen natürlich öfter) zuerst liebevoll das Gesicht abschleckt, bevor er ihnen in den Allerwertesten kneift. Seitdem große Ausgeglichenheit und Entspannung hier im Haus.

Wenn sie sich jagen, hat es bedeutend spielerische Ambitionen und weniger hysterisches Gequieke als es noch im Frühling diesen Jahres üblich war. Tatsächlich: er kann und darf mit ihnen spielen. Neulich ist Nishia, die immer etwas mehr und länger Panik vor ihm hat, ihm sogar zwei Mal hintergesprungen, um ihn ausnahmsweise eimal zu jagen. Großes Ego-Futter für kleine graue Katzen, die zu klug sind, um alles was früher einmal war einfach vergessen zu können. Auch seine elendige vom Katze‘klojagerei nehmen sie mittlerweile auf die leichte Schulter. Verbeissen die Mädels sich beim Raufen ineinander und quieken eine Spur zu laut, kommt er aus welcher Ecke auch immer gekrochen und baut sich vor ihnen auf: Mr. Machtwort!

Die Mädchen finden an ihm toll, dass er sich durch große Katzenfuttersäcke fressen kann, was futteralen Nachschub zu jeder Tages- und Nachtzeit bedeutet. Von ihm haben sie auch gelernt, dass Fellpflege via Mensch und Bürste eine tolle Sache ist und mit ordnungsgemäßem Schnurren zu belohnen ist. (Ich kam mir da manchmal recht doof bei vor.)

Ich fahre jetzt zum Markt. Forelle zum Abendbrot kaufen. Ich korrigiere mich: Forellen! Ich bleibe dabei, besser so als nicht so, obwohl drei Katzen gerecht zu werden so gar nichts mit einem Pappenstiel zu tun hat.

5 comments:

Anonym hat gesagt…

romanzen und freundschaften im hause creezy. schön.

bhuti hat gesagt…

Es freut mich, das zu lesen. Du hast schon tolle Katzen :-))

Christoph hat gesagt…

Erst mal Herzlichen Glückwunsch! Hat sich der Kater verdient ;)

Und ohne die mentale Führung durch creezy hätte er es wohl nicht so einfach gehabt ...

Anonym hat gesagt…

.

Anonym hat gesagt…

Nachtrag: Auch wenn ich nie so schöne Fotos wie Du hinkrieg, creezy - ab jetzt ist auch ein wenig Katzenkram auf meinem Blog zu sehen.

Und ja, das Wissen mit Dir eine verlässliche Informationsquelle zu haben, und auch Deine vielen so wunderbar geschriebenen Katzengeschichten, ich will nicht behaupten dass sie mich auf die Idee gebracht haben, aber sie haben mich letztlich dazu gebracht mich zu trauen.

Danke für all die wundervollen Posts der vergangenen Monate!

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