2007-02-26

Ist das so?

Ich wollte wach bleiben heute nacht. Ehrlich. Aber nach der Übertragung vom roten Teppich bin ich eingeschlafen, Steven Gätjens war langweilig, stand die meiste Zeit in der Pro Sieben-Liveübertragung leer am Teppich, sein professioneller Star-Heranwinker (braucht man die wirklich? Die Stars klappern doch eh der Reihe nach die TV-Stationen ab?) hat zwar alle abgegriffen, die rechts und links sowieso schon neben Steven am parlieren waren – aber in 70 % der Übertragungseit war eben Leerlauf. Und Leerlauf kann nur Anke Engelke auf Kosten aller grandios füllen. In seiner Verzweiflung rubbelte Gätjens Celine Dion den frierenden nackten Arm warm. Nicht cool. Nicht frech. Nur plump. Ich hätte ihm eine gedonnert vor laufender Kamera.

Helen Mirren war einfach die Queen auf dem roten Teppich. So wie sie erschienen (hier im Sinne von „scheinen“) ist, war einfach klar, die wird gewinnen. Ihr Selbstbewußtsein, die Schönheit, Intelligenz und der Witz geparrt mit ihrem Alter (ja, dieses Mal kein Ausschluss-Kriterium) – diese Person hat die frühere Hollywood-Grandesse einmal auferstehen lassen. Tut mir leid Mädels, aber Penelopé und Kate sahen einfach verdammt blass neben ihr aus. Und auch Meryl (bad dressed as always, aber das ist auch sympathisch) und July konnten auf ähnlicher Ebenen der Frau einfach nicht das Wasser reichen. Die hatte die Trophäe. Vorher schon. Sie hat den Abend von Anfang an zu ihrem Abend gemacht. Wie schön.

Cameron Diaz‘ Haare? Hm, Glanzspray war aus diese Nacht? Man sollte auch mal zu Hause bleiben können, wenn man sich nicht gut fühlt. Zunehmend beschleicht das Gefühl, sie können sich die Interviews auf dem Teppich auch sparen. Früher wurde es noch interessant, wenn auf die Übertragung des US-Senders geschaltet wurde. Aber auch hier ist nichts mehr witzig oder freakig, was früher witzig und freakig daher kam. Alles säuselt nett und blass und unspannend vor sich hin. Dafür werden jetzt die Namen der Designer- und Schmuckleihhäuser der jeweiligen Person eingeblendet. Money makes  …

Ellen fängt – im Anzug, ok aber irgendwie d-dressed – an zu moderieren und ich werde müde. Noch müder werde ich als irgendein Chor auf die Bühne stürmt und Ellen (lässig gefangen!) Tambourin spielt. Ich schrecke noch einmal hoch als Beyoncé Knowles ewig langweilig klingende Stimme trällert, Gott, wie die mich langweilt. Ich schlafe. Ich verschlafe den Oscar für Florian Henckel von Donnersmarck und der hat mich die letzte Zeit nie gelangweilt, wenn er interviewt wurde. Irgendwie schafft der es immer einen tollen Satz nebenbei rauszuhauen, dass ich darüber nachdenke, mein programmiertes Standbild über deutsche Regisseure, wenn sie erfolgreich arbeiten, zu überdenken. Er ist sympathisch, nicht aufdringlich und angenehm offen. Er rennt auch noch mal auf dem roten Teppich zurück, drängt Gätjen ins Wort und grüßt seinen kranken Papa im Krankenhaus. So will ich das haben. Supercool bin ich alleine.

Als ich heute früh aufstehe, gilt der erste Online-Besuch bild.de. Ich denke mir, wenn „wir“ (bei den Oscars bin ich mindestens so patriotisch wie bei den Paralympics, Fußball- Handball-WMs) den Oscar bekommen haben, werden die das schon ordentlich titeln. Links ist Jan Ullrich zurück getreten (ist er doch schon letzten Sommer inoffiziell, oder?), rechts hat Helen Mirren den Oscar gewonnen (strike). Erst auf der Unterseite steht unten links im Fotofenster irgendwas von „strahlender Gewinner, Deutsch, Oscar." Sowas nehme ich übel. Auch wenn sie sich um die Mittagszeit jetzt auf die echte Schlagzeile besonnen haben. Da verlässt man sich auf den patriotischen Schlagzeilenlieferant und er vergeigt das. Ich bin betrübt und rüge offiziell.

Egal, wir sind Oscar! Ich gratuliere dem Regisseur, den Schauspielern und freue mich mit ihnen. Gerne hätte ich auch mit ihnen gefeiert und gesoffen. Aber ich hab's ja verschlafen und am lesenswertesten kommentiert die Verleihung eh Frau Anke Gröner.

3 comments:

Anonym hat gesagt…

Und irgendwo habe ich heute gelesen, dass Frau Gedeck, immerhin Hauptdarstellerin des Oscar-Werks nicht zur Verleihung fahren konnte/durfte/sollte, sondern stattdessen die überflüssige Gemahlin von Herrn von D.
Auch schön.

creezy hat gesagt…

@jekylla
Jaaaa, ich weiss nicht. Der Typ hat den Film aus dem Boden gestampft und gemacht und wenn er mit seiner Frau diesen Moment erleben will, dann soll er das machen. Ich finde das legitim. Die Diskussion ist doch eher, warum nicht einer der beiden Schauspielkollegen der Frau Gedeck den Vortritt gelassen hatte?

Außerdem dreht Frau Gedeck selber in Hollywood mit Robert de Niro, die kriegt noch am ehesten ihren eigenen Oscar irgendwann – für ihre persönliche Leistung. Jedenfalls ist sie dem näher als die anderen beiden … ;-)

Anonym hat gesagt…

Die Gemahlin wird für ihn nicht überflüssig sein und ja es war schade, dass Frau Gedeck nicht mit dabei war. Sie hatte sicher ihre Gründe dafür. Man kann sich schlecht vorstellen, dass "man" sie nicht gelassen hat.

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