2006-09-01

Wat mut, dat mut.



Wir wollen ja nicht, dass noch jemand dabei umkommt.

Okay, der war jetzt von der ganz schwarzen Sorte. Sei es drum, heute nachmittag haben wir sie abgeholt: die Urne mit der Asche meiner Mum. Ich hatte wirklich sehr viel Angst vor diesem Moment. Davor Angst wie sich das anfühlen würde, ob ich die Urne in meiner Nähe überhaupt ertragen würde. Ob ich dann überhaupt noch schlafen könnte in meiner Wohnung, vor den Nächten hatte ich noch mehr Angst als vor den Tagen.

Dann hat der Bestatter sie auf den Tisch gestellt und in mir haben sich Dimensionen verschoben. Da ist ein ganzes Leben, im Verhältnis zu dem Leben anderer ein langes und zu anderen Leben wiederum ein kurzes Leben. Ein Leben mit viel Kampf, viel Freude, viel Leid, viel Leistung, viel Herz, viel Humor und viel Schmerz gelebt. Und dann ist da Asche. Es ist schnurzpiepsegal, wie reich und wichtig und toll Du vielleicht denkst, dass Du es bist. Oder wie arm, unwichtig und unschön Deine Existenz Dir scheint. Am Ende seid Ihr beide nichts anderes als Asche.

Es klingt jetzt komisch: Aber es fühlt sich gut an, die Urne in den Armen zu halten. Ich habe meine Mum in die Arme genommen und es war gut. Ich habe keine Angst mehr. Es ist schön, sie anzufassen und mit reden zu können. Wir haben unsere Witze mit ihr vorhin gemacht. Wir haben gelacht. Auf der Rückfahrt zu mir habe ich ihr die ganz wichtigen Sachen, die mir auf der Seele lagen und die ich die letzten fünf Wochen schon so oft in die Luft oder im Geiste gesprochen hatte, IHR sagen können. Es ist natürlich nur eine Momentaufnahme. Aber im Moment fühlt es sich gut an. Wirklich. Friedlich.

Ich bin froh, es so gemacht zu haben.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich mag Deinen Humor. Der ist großartig. Auch in emotional harten Zeiten.

Anonym hat gesagt…

Wow, sowas hab ich noch nicht gelesen. Das ist mutig, trist, irre und optimistisch zugleich. Dazu das Foto. Manchmal bin ich doch froh, dass es Weblogs gibt.

creezy hat gesagt…

Danke! Euch Beiden! ;-)

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