2006-08-02

Die Staatsanwaltschaft

hat zu Ende gewürfelt und ist zu dem Schluss gekommen, das sie nicht mehr feststellen können, woran sie gestorben ist.

Sie ist nicht sofort gefunden worden, und bei diesem Wetter nehmen gewisse chemische Prozesse einen schnelleren Verlauf als sonst. Sie hatten doch dahin gehend geforscht, ob meine Mum möglicherweise von ihrem (sehr umfangreichen) Medikamentenvorrat einige ihrer Morphium-Tabletten zu viel genommen hatte. Daran habe ich nicht eine Sekunde geglaubt. Sie hatte trotz aller Schwierigkeiten offensichtliche Pläne.

Diese Aussage zu hören, ist schwierig für mich, weil in mir – in uns allen – die üblichen Fragen wüten, ob es z.B. sehr schnell ging, ob sie noch etwas gemerkt hatte. Die Frage, hätte man noch etwas für sie tun können, wenn man sie rechtzeitig gefunden hätte?
Keine Antwort. So werde ich mir das alles schön lügen und irgendwann meinen Frieden damit machen müssen. Eine Aufgabe.

Nachdem der Bestatter sie nun von der Gerichtsmedizin hat überführen lassen und gesehen hatte, hat er mir von einer Abschiedsnahme abgeraten. Wir haben das als mögliche Option offen gelassen, er wußte noch nichts von meiner Entscheidung dagegen. Der Mitarbeiter der Gerichtsmedizin sagte mir aufgrund der ihm vorliegenden Fotos vom Fundort, ich könne sie noch einmal ansehen, solle aber den Bestatter erst sein Handwerk ausführen lassen. Den Verstorbenen noch einmal herzurichten, dafür zahlt man eine Pauschale von € 35,–, etwas mehr, wenn man den Verstorbenen in dessen eigener Kleidung sehen möchte. Sagt ein Bestatter vielleicht, 'tun Sie sich das lieber nicht mehr an!' wenn der Aufwand des Herrichtens und der Einsatz von Kosmetik diesen Betrag übersteigt? Auch dieses Geschäft ist letztendlich ein Geschäft, bei dem einer Umsatz schreiben muß.

3 comments:

Anonym hat gesagt…

Liebe Claudia, ich glaube du stellst dir selbst ein Bein, wenn du meinst, du müsstest dir etwas schön-lügen.
Es kann nichts zum Lügen geben, wenn gar nichts gewusst wird, gewusst werden kann.

Ich jedenfalls kenne das, etwas zu befürchten, mit der Befürchtung umzugehen, als wäre sie Fakt, und dann Beschwichtigung suchen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass deine Mutter sanft entschlafen ist, ist mindestens 50%. Bei einem durch Krankheit geschwächten Körper dürfte die Wahrscheinlichkeit sogar viel höher sein.
Bei einem Menschen mit starker spiritueller Haltung würde ich nochmals eine höhere Wahrscheinlichkeit vermuten.
Das Gesagte geht jetzt nur gegen deine Befürchtungen. Könntest du sehen, dass wir gar nicht wissen können und dies demütig annehmen, dann stellten sich Fragen aus Vermutungen (welche Grundlage haben die Vermutungen?) erst gar nicht.

Ich bin zwar in keiner Weise religiös (wenn damit ein Bezug auf eine Religion gemeint ist), aber das Spirituelle, was ich für extrem privat und individuell halte, liegt mir täglich am Herzen und beschäftigt mich täglich mehrere Stunden.

Von den Religionen aber läge mir der Buddhismus dann wohl am nächsten.

Sprüche wie „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ und „es ist, wie es ist“, oder „es geschieht alles nur, es gibt keinen Handelnden“ (Christen würden sagen: Sein Wille geschieht) sind mir sehr, sehr nahe, auch wenn mir am Tage oft die Ausrichtung verloren geht.

Ich kann niemanden raten; nur mitteilen, dass mir die Einsicht, dass die Welt nicht rational zu fassen ist zwar schwer fällt, aber auch oft hilft (eigentlich hilft nur das).

Mit Verantwortungslosigkeit hat das jedenfalls nichts zu tun. Es ist schwerer als vordergründig sich verantwortlich zu fühlen.

Alle und alles Liebe
Olafkex

creezy hat gesagt…

@Olaf
Vielen Dank. Ja, Du magst Recht haben. Aber ich muss ja erst mal zur Ruhe kommen und die üblichen Trauerzeiten durchlaufen bevor ich wieder mit mehr Ratio als Emotion über die Dinge nach denken kann.

Eine Freundin sagte heute, meine Mum hätte sehr offensichtlich ihren Weggang geplant (nicht im Sinne von Suizid, einfach im Sinne von 'müde sein' und nicht dagegen mehr ankämpfen wollen.) Damit mag sie Recht haben, damit lassen sich die Dinger auch wieder entspannter sehen …

Anonym hat gesagt…

Ich wünsche dir sehr, dass du zur Ruhe kommen mögest.

Auch wollte ich keinen Streß machen. Ich dachte eher der Streßvermeidung zu dienen.

Was deine Freundin sagte, kann ich mir gut vorstellen. Wir haben gerade auch mit meinem Schwiegervater und dessen plötzlicher Erkrankung viel zu tun. Da hatten wir auch schon den Eindruck, er ziehe sich evtl. (unbewußt?) zu seinem Wohle zurück.

LG
Olaf

Kommentar veröffentlichen

Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!