2006-07-28

Medizin

gestern habe ich Herrn Fröhlich bei der Gerichtsmedizin angerufen. Ich weiß nun seit einer Woche, dass sie tot ist. Weiß aber immer noch nicht, was sie aus diesem Leben geholt hat. Der nette Mann mit der sanften Stimme meinte, er hätte noch keine weiteren Informationen, hofft, er würde heute möglicherweise die Unterlagen von der Staatsanwaltschaft erhalten und er ruft mich dann umgehend an. Ich weiß, hier gehen die Dinge nur ihren Gang. Aber alleine der Begriff Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Tod meiner Mama bringt mich derart an meine Grenze.

Sie war krank. Wenn ich heute in ihrer Wohnung vor dem Berg an Medikamenten stehe und über Nebenwirkungen und mögliche Konsequenzen bei der Einnahme dieser Mittel gleichzeitig nachdenke, frage ich mich, was sich Ärzte manchmal so denken bei dem, was sie da tun?

Ihren Hausarzt und gleichzeitig für ihre Schmerztherapie mit Morphinen verantwortlich, hatte die Gerichtsmedizin Montag dringlich aber ohne Erfolg versucht zu erreichen. So wie ich auch. Also habe ich eine E-Mail geschickt mit der Bitte den Ansprechpartner in der Gerichtsmedizin vor Ort zu kontaktieren. Der Mann ist nicht im Urlaub, das weiß ich, sie hätte einen Termin diese Woche gehabt: kein Anruf bei der Gerichtsmedizin, kein Anruf bei mir, keine Antwort auf die E-Mail. Ein guter Arzt nimmt sich auch noch fünf Minuten Zeit für seine verstorbenen Patienten. Zur Zeit läuft Herr Bek bei mir unter 'absolutes Arschloch'.

Ein Suizid oder ein Tod aufgrund von Fremdverschulden ist eher unwahrscheinlich. Für ersteres sprechen die Umstände nicht, hinsichtlich der zweiten Variante hat Herr Fröhlich mir ausdrücklich gesagt, dass sie nicht in diese Richtung untersuchen– aber solange man nichts Genaues weiß, steht eben doch auch alles im Raum. Und das fühlt sich komisch an. Auf alle Fälle fühlt es sich nach sieben Tagen zu lange an. Ich kann mir gerade gut vorstellen, dass die Hinterbliebenen von Mordopfern eine ganz andere Art, noch schrecklichere Art von Tod und Trauer erleben müssen.

Ich bin sehr froh zur Zeit das Auto von Freunden zu haben, deren Haus-Sitter ich gerade bin. Es vereinfach die Wege. Vor allem aber ist Auto fahren für mich therapeutisch. Fegen auch. Ich kann auf dem Grundstück meiner Freunde viel fegen. Ich denke viel über das Fegen, Blumen gießen und tote Insekten aus dem Pool holen nach. Es hält mich von anderen Gedanken ab.

Außerdem bin ich grenzenlos müde.

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Fröhlich sein, freundlich bleiben und bitte immer gesund wieder kommen!