2024-02-25

Marmor, Marmor, Marmor oder: Die Kathedrale Maria Santissima della Madia von Monopoli

Mein erster Aufenthalt in Monopoli und erst an meinem letzten Tag, hatte ich es dann doch noch in die Kathedrale Maria Santissima della Madia (Basilica minor) geschafft. Als ich dann in ihr stand, wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Auf jeden Fall war ich hochgradig von ihr beeindruckt.

Diese Kirche ist der pure Rock 'n' Roll des Barocks!
Benannt ist die Kathedrale nach der wertvollsten Ikone, die in ihr aufbewahrt wird und der oben in der Kathedrale die ganze Cappelone gewidmet ist. Der Geschichte nach wurde diese Ikone der Maria Santissima della Madia am 16. Dezember 1117 mit einem Floß von der gegenüberliegenden Seite der Adria, dem heutigen Albanien, nach Monopoli gebracht.

Hier begegnen sich überladene Schönheit mit stilvoller Einfachheit. Stilbrüche darin, mit welcher fröhlichen Leichtigkeit die Süditaliener mit ihren historischen Schätzen, hier einem denkmalgeschützten Nationaldenkmal umgehen.
Ich weiß nie, wo ich zuerst hingucken soll. Und ich weiß auch nie, wie ich diese völlige Überladenheit, den Mix an Materialien, die Überdominanz des gefärbten Marmors in seiner Gestaltung finden soll. Ich kann sehr gut in Kirchen gehen und sie, losgelöst vom religiösen Habitus, dankbar und interessiert in ihrer Geschichte und Kunstreichtum entdecken. Hier ist alles viel, mir zu viel. Und doch so faszinierend. Ich erlebe diese Kathedrale nicht als einen geeigneten Ort, wo man gegebenenfalls zur Ruhe kommen kann. Wie ich es immer übrigens in der Basilika San Nicola in Bari kann. Die Kathedrale Maria Santissima della Madia fordert den Besucher*innen etwas ab.
Jedes Mal überlege ich seit meinem ersten Besuch, dort eine professionelle Führung zu buchen. Jedes Mal macht mir der Gedanke auch Angst – die Sorge, die nächsten drei Tage kein Tageslicht mehr zu sehen, ist groß. Diese Kirche ist in der Hauptsache: von allem sehr viel! Ihre Eingangstür ist geradezu einfach und zurückgenommen. Für das, was sich dem Betrachter nach ihrem Durchschreiten offenbart.
Sie steht auf historischem Grund im Centro Storico von Monopoli, bei archäologischen Ausgrabungen wurden Zeugnisse aus der Zeit 4500 v. Chr. gefunden. Zeichen deuten darauf hin, dass es schon damals dort einen heidnischen Tempel gegeben haben muss. Ein Merkurtempel folgte; die Sakristei beherbergt heute noch eine griechische Inschrift aus dieser Zeit.

1107 n. Chr. wurde der Grundstein für den Bau einer romanischen Kathedrale gelegt, die erst 1117 fertiggestellt wurde – aber erst 1442 zur Kirche geweiht wurde. Diese wurde über die Jahrtausende immer wieder verändert, es wurde angebaut – und schlussendlich im 18. Jahrhundert – bis auf den damals gerade erst fertig gestellten Glockturm – komplett abgerissen. Der Bau schien nicht mehr sicher, auch war sie für die wachsende Bevölkerung und somit Gläubigen zu klein. Diesen Glockenturm sieht man aus jeder Ecke der Stadt, über den alten Stadtkern Monopolis wachen.
Die barocke Kathedrale, so wie man sie heute sieht, wurde 1772 fertiggestellt. Ihr Grundriss entspricht dem eines lateinischen Kreuzes. Ihre drei Schiffe sind durch mit Marmor ausgekleideten Säulen gegliedert. Ein doppeltes Querschiff mit insgesamt acht Seitenkapellen schließt sich zu beiden Seiten des Mittelschiffes an.
Am Ende der Querschiffe finden sich auf beiden Seiten nochmals vier Kapellen, die teilweise auf der Höhe des Presbyteriums (Altarraum) liegen.
Die Kuppel, die symbolisch über die das Aufeinandertreffen von Kirchenschiff und erstem Querschiff wacht, ist 31 Meter hoch und misst neun Meter im Durchmesser. Ihre Fresken zeigen vier Evangelisten.
Und überall Marmor. Marmorboden, Marmorintarsien an den Säulen. Und es ist nicht nur einfach Marmor. Es sind ganze Bildnisse aus Marmor, wiederkehrend. Beeindruckend! Von den figürlichen Steimetzarbeiten ganz abgesehen.
Auf der Gegenfassade der Chorempore, befindet sich die Orgel aus dem Jahr 1922, die Anfang dieses Jahrtausends restauriert worden ist. Sie arbeitet pneumatisch, mit 30 Registern, untergebracht in einem Holzgehäuse mit zahlreichen klassizistischen Schnitzereien – und viel Gold.
Neumodisch könnte man die Kathedrale als Maisonette bezeichnen, zwei geschwungenen Treppen führen hoch auf eine Empore, die zur in 6,5 Meter höher gelegenen Cappellone führt. Sie enthält die Ikone der Madonna della Madia mit dem segnenden Kind in einem prächtigen Schmuckrahmen.
Auch hier um sie herum ist die farbenprächtige Gestaltung aus kostbarem Marmor ein Ereignis für sich! Gleichfalls die vielen kleinen Details, die (gefühlt) portable kleine Orgel im Schrankkasten, Leuchter, Gemälde – hier kann man eine ganze Weile sich dem Staunen hingeben.
Inzwischen habe ich schon einiges an Zeit in dieser Kathedrale verbracht. Und war dabei noch nicht einmal in der Krypta, die sich unterhalb der Kathedrale befindet und ein Museum beherbergt, in dem die Fundstücke aus den archäologischen Grabungen auf dem Gelände bzw. rund um die Kathedrale gefunden worden sind.
Ihrer Fassade indes sieht man wirklich nicht an, was sich im Inneren für ein Fest an Materialien und Reliquien verbirgt. Und schon gar nicht vermittelt sie die Größe des Bauwerks. Der barocke Einfluss ist klar erkennbar, dennoch wirkt die Fassade einfach, fast ärmlich.
Beeindruckend ist die sie umgebene hohe Schutzmauer auf einer Seite, sie wurde 1786 errichtet, um die Kathedrale vor den Wettereinflüssen, die die Meerlage mit sich bringt.

Kathedrale Maria Santissima della Madia
Largo Cattedrale, 70043 Monopoli BA, Italien

2024-02-22

Festival Orchidays

Nun im Frühling, im April, zelebriert die Stadt Mattinata das Festival Orchidays mit allem, was dazugehört! Sie ist jetzt Anlaufpunkt vieler begeisterter Wander*innen und Gartenfreund*innen aus ganz Europa. Die Existenz der kleinen Miniaturorchideen, die zu dieser Zeit überall im Gargano in einer seltenen Vielfalt wachsen, wird besonders gefeiert, mit Führungen, Veranstaltungen für die Kinder, Ausstellungen, Musikprogramme für jeden Geschmack. Das Finale ist die berühmte lange weiße Tafel in der Stadt am letzten Festival-Abend, an der alle Orchideenfreunde gemeinsam die Produkte und Köstlichkeiten der Produzenten und Köche aus der Gegend zu sich nehmen. Und es gibt die besondere Möglichkeit, im Heißluftballon-Elevator über Mattinata zu steigen und die Aussicht zu genießen.
Also … notiert euch unbedingt den April in eurem Urlaubskalender für einen Ausflug im Frühling nach Apulien! Die Botanik blüht in einer unendlichen Pracht. Hier blühen schon Blumen, die bei uns in Deutschland frühestens in zwei Monaten daran denken. Das Wetter ist für Wanderungen angenehm gemäßigt, gelegentlich feucht – und für das Unterhaltungsprogramm ist auf jeden Fall gesorgt!


Weitere Blogposts zu Mattinata und den Gargano

Wollmäuse …

… werden deshalb nicht von Katzen gejagt, weil Wollmäuse hundertprozentig organisch aus Katze bestehen.

Von einer Langhaarkatzen-Besitzerin nach dem zweiten Kaffee im Frühling erforscht.

2024-02-21

Orchidays in Mattinata

Oft schon habe ich mich in diesem Blog begeistert über die Flora Apuliens, gerade in den ersten Monaten des Jahres, geäußert. Alles ist grün, treibt und blüht bereits in einer Pracht, Vielfalt und Schönheit, die einen Aufenthalt – egal, wo in dieser schönen Provinz Italiens – beeindruckender, leichter und intensiver erleben lässt, als man Puglia sicherlich schon auch in den Sommermonaten erlebt.
Ende Februar ist die rote Erde zwischen den mächtigen Olivenbäumen grün. Hier blühen jetzt schon die wilden Malven und vor allem der Borretsch leuchtet in riesigen Büschen mit seiner blauen Blüte! Malven denken bei uns frühestens vier Monate später daran, ihre Blüten aufzuschlagen. Einen Ausflug nach Apulien im frühen Frühling, kann ich wirklich nur empfehlen!
Im April gibt es hier ein besonders schönes botanisches Phänomen. Entlang der Küsten von Apulien – egal zu welcher Meeresseite – blühen in den Dünen und auf den Felsküsten Felder voller größeren und kleineren Orchideen und auch die stolzen Strandlilien.
Der wilde Thymian blüht (der hier nach Anis duftet). Aber vor allem die Orchideenblüte ist legendär – so kleine, zarte Orchideen habt ihr vielleicht noch nie gesehen! Es ist eine besondere Zeit in einem äußerst besonderen Ort dieser Erde. Und diese Zeit gilt es zu feiern!
Genau das macht die kleine Küstenstadt Mattinata! Sie gehört zur im Norden Apuliens gelegenen Provinz Foggia und liegt eine knappe Autostunde südlich von Vieste an der adriatischen Küste zu Fuße des riesigen Nationalparks Gargano. Knapp 6000 Einwohner zählt dieser Ort, dem ein riesiger langer weißer Sandstrand gegeben ist vor der türkisblauen Adria – und sehr viel Natur.
Mattinata lädt botanisch begeisterte Menschen, Orchideen- und Blumenliebhaber im April mit dem schönen passenden Slogan „I Have A Green” ein zu den italienischen Orchidays! Jetzt blühen hier überall am Meer, in den Gärten und vor allem im Naturpark diese besonderen zarten Schätze der Natur in allen Farben, Höhen und Formen.

Fünf Tage lang wird in diesem entzückenden Ort die Eleganz der wildwachsenden Orchidee bewundert, sich an ihr gefreut – und natürlich gefeiert! Es wird über sie informiert, natürlich gibt es zu ihr Kunstausstellungen und passende musikalische Annäherung ihrer Schönheit! Die typisch apulischen Illuminationen werden das Festival begleiten. Und hey – wir wären nicht in Italien – würde in dieser Zeit nicht auch überall die regionale apulische Küche (Slow Food) und die fantastischen Weinen Apuliens zelebriert werden.
Rund um Mattinata locken natürlich auch zur Festivalzeit kurze und lange Ausflüge in die Natur, die ebenfalls zahlreiche vorgeschichtliche Sehenswürdigkeiten enthält. Der Wallfahrtsort Monte S'Angelo, 2024 übrigens Kulturhauptstadt Apuliens, liegt 800 Meter oberhalb Mattinatas im Naturpark. Der Erzengel Michael soll hier erstmals erschienen sein, die Höhlenkirche San Michele weiß von dem regligiösen Wunder zu berichten.
Wanderbegeisterte lassen sich vom Gargano-Trail auf den Monte Sacro locken; ungefähr zweieinhalb Stunden rechnet man für den Aufstieg zu Fuß. Schneller ist diese Strecke natürlich mit dem Mountainbike zu bewältigen. Hier warten Höhlengräber aus daunischer Zeit. Die Provinz Foggia hieß nämlich im sechsten und fünften Jahrhundert vor Christus Daunien – selbstverständlich informiert auch (mindestens) ein archäologisches Museum über diese sehr frühe Zeit. Oder man besucht die Käseproduzenten dieser Region und sieht ihnen beim Zelebrieren ihrer Käsekunst zu.
Alle Informationen zum Festival Orchidays gibt es auf der Homepage (die noch etwas zurückhaltend ist) und auf der Homepage der Stadt Mattinata.

Der nächstgelegene Flughafen ist Bari Palese, der nächstgelene internationale Bahnhof Bari Centrale. Von dort aus fahren stündlich Züge nach Foggia, dann geht es weiter mit dem Bus nach Mattinata.

Weitere Blogposts zu Mattinata und den Gargano

2024-02-20

Lissabon-Altstadt – charmant urlauben in Lissabon!

Ich lobe mich selten selber. Aber als im letzten Jahr die offizielle Einladung zu einer Pressereise nach Lissabon im Rahmen der von der EU geförderten Kampagne „Sustainable Rice from the EU” in meinen digitalen Briefkasten wanderte, hatte ich die Idee zum kurzen offiziellen Zeitraum vor Ort noch einige Tage privat dranzuhängen. Beste Idee des Jahres!

Um es kurz zu sagen, es war wunderschön! Wir hatten bei allem in der Planung ein gutes Händchen – und ein besonders gutes Händchen mit unserer Unterkunft von Lissabon-Altstadt. Und ja, ich mag Lissabon. Und ganz besonders die Lissaboner*innen. So charmante Menschen! Das Essen, die Weine (Oh mein Gott! DIE Weine!), das Wetter, der Tejo! Ich möchte definitiv dort nicht das letzte Mal gewesen sein.
Und länger erzählt, natürlich ist es heute fragwürdig, für anderthalb Tage, dreieinhalb Stunden in ein fernes Land mit dem Flugzeug zu reisen. Aber in einem so offiziellen Rahmen funktioniert es eben leider auch per Bahn nicht. Um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, guckte ich direkt nach der Einladung nach einem Flug, der wenigstens noch das Wochenende beinhalten sollte. Ich war noch nie in Portugal, es hatte sich einfach angeboten, wenigstens ein paar Tage länger dort zu sein. Am Ende waren es ein Wochenende und noch ein dreiviertel Tag mehr nach hinten raus. Damit waren auch die Flüge für den Organisator günstiger. Eine sehr gute Entscheidung: Ich habe jede Minute vor Ort genossen!

Interessanterweise wollte das offizielle Hotel der Pressereise auf unsere Anfrage, hinsichtlich der verlängerten Unterbringung nie mit uns korrespondieren. Kann man natürlich machen, ist aber nicht die feine portugiesische Art – vor allem, da man sich sowieso sieht!

Ganz anders dagegen war mein Kontakt zu Witold da Silva-Zacharias von Lissabon-Altstadt.

Hier kam sofort eine sehr freundliche Antwort auf meine Anfrage. Uns wurde ein wunderschönes Appartement empfohlen, das an Charme, perfekter Lage und Einrichtung, Sauberkeit wirklich nicht zu toppen war. Wir durften auch (ausnahmsweise) kürzer dort verweilen, als es die Statuen derer Vermittlungen sonst vorsehen (mindestens drei Tage) und der uns eingeräumte Preis war mehr als attraktiv. Und das ist jetzt nicht ödes Blogger-Gelobe, ich habe mich schlicht vom ersten Moment lang als Gast wertgeschätzt gefühlt! Wir hatten ein besonderes Bedürfnis und Witold Zacharias hat es uns umsichtig, schnell und perfekt erfüllt. Ich bin bei solchen Dingen so ein Emotion-Huhn, bei mir muss es von Anfang an passen, schön sein. Hier war das genau so!
Und: Dann vor Ort hatten wir on top das Gefühl den Jackpot aller Unterbringungen geknackt zu haben!

Lissabon-Altstadt ist eine kleine aber feine Online-Ferienwohnungsvermittlung in und rund um Lissabon. Dahinter steckt das Wunder einer romantischen deutsch-portugiesischen Liebe.

Und das Geschäftsbild ist, ähnlich wie bei dem großen Anbieter mit mehr familiären Charakter, private Ferienwohnungen in der Zeit, in der sie nicht selbst genutzt werden können, an Urlauber zu vermieten. Es sind Wohnungen in besonderen Lagen Lissabons, auf den Hügeln, den Altstadt-Bezirken. Wunderschön renoviert, elegant eingerichtet, sie sind sehr sauber und werden absolut umsichtig vermietet.

Wir hatten beispielsweise in unserem Appartement ein Logbuch auf dem Tisch liegen, das uns in Kurzform Auskunft über Appartement, die Gegend, Lissabon im Allgemeinen gab. Hinzu gab es einen Mini-Sprachkurs – und alle relevanten Informationen zu naheliegenden Fachärzten, einschließlich der Notfallnummern. Eine Unmenge an Restaurant-, Bar- und Einkaufstipps, die wir leider gar nicht alle befolgen konnten. (Ich komme wieder!) Wir wurden mit professioneller Gastfreundlichkeit umsorgt!

Für die Qualität der einzelnen Wohnungen empfinde ich die Preise absolut attraktiv. Zumal jede Wohnung, dann und wann, auch nochmals Sonderkonditionen anbietet. Insbesondere, reist man außerhalb der saisonalen Reisezeit nach Lissabon, kann man hier gute Angebote finden.
Unsere Ferienwohnung Sol 1 liegt im Altstadtviertel Graça in einer ruhigen Nebenstraße. Sie mündet in die Hauptstraße, wo die legendäre E28 und andere Trams fahren, die uns problemlos hinunter zum Tejo und ins Zentrum von Lissabon gebracht haben. Um die Ecke hält ebenfalls ein Bus, mit dem wir vom Flughafen mit lediglich einem Umstieg dorthin gelangt sind. Samstags findet zehn Minuten vom Appartement ein großer und bunter Flohmarkt statt. Und um eine andere Ecke erläuft man sich in kurzer Zeit den Miradouro da Senhora do Monte, der einen weiten Blick über Lissabon schenkt, sowie die Gnadenkirche Igreja da Graça deren Ursprung im Jahr 1291 liegt.
Direkt am Ende der Straße fanden wir auf der gegenüberliegenden Seite ein Café, dessen Kuchenangebot uns sehr glücklich gemacht hatte – nach der frühen Anreise. Auch in der kleinen Gasse, die unsere Straße fortführte, waren abends kleine Restaurants und Bars geöffnet, die uns wunderschöne Abende schenkten. Nur 400 Meter weiter hatten wir eines der besten Abendessen unseres Aufenthaltes im Sant'AVO. Graça ist das Ausgehviertel der jungen Lissabonner. Wir waren also mittendrin.
Obwohl wir deutlich vor der offiziellen Check-In-Zeit schon am Appartement waren, konnten wir dennoch den offiziellen Teil mit Schlüsselübergabe und Bezahlung erledigen, und wir durften unser Gepäck unterstellen – während noch die Reinigung im Gange war. Kein selbstverständlicher toller Service!

Das Appartement Sol 1 ist ein Traum. Die Maisonette, im ersten Stock liegend, ist über eine steile Holztreppe in einem typisch engen südeuropäischen Treppenhaus zu erreichen. Echtes portugiesisches Hügelfeeling im Bau! Guckt euch die faszinierende Treppe vor dem Eingang an:
So sind die meisten Treppen in den Altstadtvierteln Lissabons gebaut, um die nicht unwesentlichen Steigungen der Hügel auszugleichen. Alleine die Treppen verpflichten die Lissaboner wohl zu einer gewissen körperlichen Fitness bis ins hohe Alter.
Wir hatten ein modern eingerichtetes Wohnzimmer mit Essecke und kleinem Austritt, eine wunderschöne Küche (perfekt ausgestattet) mit französischem Balkon – perfekt für den frühen Kaffee zum Sonnenaufgang über den Tejo! Zwei Personen (ich hatte Doc Eva, die ebenfalls offiziell eingeladen war, gefragt, ob sie bei meinem Plan der Verlängerung mitzieht – und sie hat mitgezogen) konnten sich um drei Schlafzimmer streiten.
Auf jeder Etage gab es ein Bad mit Toilette, unten als Duschbad und oben als Wannenbad. Ich habe für meinen Teil dort wunderbar geschlafen und mich so wohlgefühlt! Sonst was hätte ich darum gegeben, dort noch etwas länger verweilen zu können. Zumal einfach auch Graça so wunderschön war.
Dafür, dass wir wirklich wenig Ideen hatten, wo wir in Lissabon überhaupt hätten hinwollen – und das Hotel des offiziellen Programms, wie sich herausstellte, sehr ab vom Schuss lag – haben wir mit Altstadt-Lissabon und dem Sol 1 im Komfort und in der Lage schlicht und einfach sehr großes Glück gehabt!

Also, für Altstadt-Lissabon mit seinen schönen Unterkünften alle Daumen hoch – und für Lissabon sowieso!

2024-02-18

Bergamotte – das gelbe Gold Kalabriens!

Versteht ihr, warum in der italienischen Flagge der weiße Part nicht längst durch die Farbe Gelb ersetzt worden ist? Immerhin ist Italien das Land der Zitronen! Insbesondere: Das Land der duftenden Zitronen! Kein anderes Zitronen anbauendes Land innerhalb der EU versteht sich auf den Duft des gelben Goldes so sehr, wie es die Zitronenbauern Italiens vermögen.
Und die Zitronenvielfalt Italiens, die ist groß wie ihre Anhängerschaft. Kein Wunder, in Südeuropa verehrt man die meist saure Frucht immerhin schon seit dem 13. Jahrhundert. Jede Sorte hat ihre Fans: die voluminöse, kaum Fruchtfleisch beinhaltende Cedre, bei der alleine die Schale und das weiße Fruchtfleisch Albedo (Mesokarp) zählt. Den einen ist es die (ursprünglich wohl aus China stammende) Meyer Zitrone, andere verehren die Königin der italienischen Zitrone: die Amalfi Zitrone.

Pino Bianco schwört auf das Aroma und den Saft der Rocca Imperiale aus der italienischen Provinz Kalabrien. Sie ist nach einer Provinz nahe Cosenza bekannt – dorthin hatte ich euch schon einmal mit hingenommen. Pino setzt mit dem Produkt seiner Heimat eigenen Limoncello an oder macht ein herrliches Basilikum-Limonen-Pesto für sein Restaurant Trattoria al Muntagnola daraus.

Ich indes liebe den besonderen Duft und Geschmack der Bergamotte. In meiner Kindheit gab es einen Tee zu trinken (von dem ich heute nicht mehr weiß, wie er hieß). Dieser hatte ein spezielles Aroma, das ich so sehr mochte – und irgendwann vermisste. Dieses Aroma habe ich erst wiedergefunden, als ich vor einigen Jahren eine frische Bergamotte in der Hand hielt.

Auch die Heimat der Bergamotte ist Kalabrien. 90 % der Weltproduktion entstammen einem Anbaugebiet entlang der Küste zwischen dem Ionischen und Tyrrhenischen Meer, zwischen den Orten Villa San Giovanni und Monasterace. Achtet beim Einkauf auf das DOP-Siegel bzw. g.U.-Siegel (der EU), die die geschützte Herkunftsbezeichnung ausdrücken. Stark in der Kosmetik- und Pharmaindustrie nachgefragt, wird sie nämlich inzwischen weltweit angebaut. Aber das Original, das kommt aus dem schönen Kalabrien.

Der Geschmack der Bergamotte ist eigen und vor allem intensiv und kann bei Überdosierung schnell „über“-schmecken. Da das aus der Schale der Bergamotte gewonnene Öl gerne in der Parfum- und Kosmetikindustrie verwendet wird, mag ihr Duft natürlich auch eher daran erinnern. Das in der Bergamotte enthaltene Bergapten gilt als photoxisch – kann in zu hoher Konzentration u. U. zu Hautreizungen führen. Aber in Maßen genossen, ihre getrocknete Schale im Tee, hebt sie den Geschmack von vielen Gerichten und Getränken ungemein mit ihrer grünen, frischen Note.

Im Gegensatz zu anderen Zitronen erhält man die Bergamotte nicht das ganze Jahr über im Handel. Sie blüht ausschließlich im Frühling und kann ab November (grün) bis in den März (gelb bis orange) nur geerntet werden. Ihr Fruchtfleisch schmeckt sehr sauer und bitter. Denkt daran: Unsere Leber liebt sauer und bitter! Wenn ihr im Handel eine Zitrone findet, die sehr rund daher kommt – eine raue, gegerbte Schale besitzt und eine kleine Ausstülpung am ehemaligen Blattstiel aufweist – und sehr intensiv duftet, dann habt ihr das große Glück, diese besondere Zitrusfrucht in den Händen zu halten.

Jetzt im Februar wird man sie nur noch selten noch in ihrer frühen grünen Färbung erhalten. Im März schon wird sie zur Rarität im ausgesuchten Fachhandel. Also … haltet euch ran.

Die Fruit Logistica ist eine internationale Fachmesse in Berlin, die dem Handel, Lagerung, Verpackung, Vertrieb, Marketing, Einkauf von frischem Obst und Gemüse gewidmet ist. Auf der diesjährigen Fruit Logistica bin ich zwei Persönlichkeiten aus Kalabrien begegnet, die sich in dem Anbau und der Verwertung der Bergamotte engagieren. Salvatore Friscia, (Friberga) im Foto rechts, und Frammartino Luigi (Azienda Agricoltare Frammartino Luigi) beide Mitglieder im Konsortium UNIONBERG O.P. Soc. Cons. ar.l., das für den biologischen Anbau und sortenreiner Produktion der Produkte aus der Bergamotte Kalabriens steht. Mein persönliches Aha-Erlebnis hatte ich nämlich, als ich den nicht gesüßten Bio-Bergamottensaft Bergold aus 100 % Bergamotte von Frammartino Luigi kosten durfte. Bitter, frisch, pure Bergamotte – ein kleines Glas und der Saft wirkt wie ein Elixier im Körper. Ingwer-Shot war gestern! Nach dem ersten langen Messetag war dieser Saft ein bisschen wie meine persönliche Wiederauferstehung.
Auch Salvatore Friscia produziert in seinem Unternehmen Friberga Saft aus der Bergamotte, das hochwertige (daher unfassbar teure) desstillierte Öl und offeriert weitere Produkte aus dieser besonderen Frucht.
Auch sie bauen ihre Früchte in den kleinen Gemeinden entlang der kalabrischen Küste am Ionischen Meer an. Immer eine Meeresbrise und lange Sonnentage – das sichert den Anbau nach biologischen Maßstäben. Hier muss nicht gespritzt werden! Die Bergamotte eignet sich auch hervorragend für Cocktails: Ich ziehe beispielsweise einen Bergamotte-Spriz dem aus Limoncello bzw. dem Original mit Aperol immer vor – einfach weil nicht so süß wie das Original.

Tatsächlich wird die Bergamotte inzwischen auch über die italienischen Grenzen hinaus hinsichtlich ihrer gesunden Eigenschaften hochgeschätzt. In ihrem Fruchtfleisch sind zwei Substanzen enthalten, die als natürliche Statine auf die Triglyceride und den Blutzuckerspiegel wirken, sowie die Cholesterinproduktion im Blut hemmen können. Der Saft der Bergamotte ist außerdem – natürlich reich an Vitamin C – bei Knochen- und Muskelbeschwerden hochwirksam. Zudem enthält er Flavonoide, die die Bildung freier Radikale begrenzen.

In der Medizin wird die Essenz der Bergamotte verwendet, denn sie hat antiseptische, antibakterielle, antimikrobielle, antimykotische sowie antivirale Eigenschaften. Zudem moduliert sie die Melatoninausschüttung – Menschen mit depressiven Verstimmungen können von ihr also profitieren.

Jetzt, im Februar, habt ihr noch die Chance, die Bergamotte frisch im gut sortierten (meist Bio-)Gemüsehandel zu finden. Im italienischen Fachhandel und natürlich auch online! In Berlin sind das mindestens in der Markthalle 9, bei Centro Italia und im Frische Paradies.
Und auch fast jetzt – im Frühling – habt ihr natürlich auch die außerordentliche Chance den Frühling in Kalabrien in der Zitronenblüte zu erleben. Was muss das für eine Schönheit und ein Duft sein?!

Übrigens: Im Rahmen der EU-Kampagnen-Familien Enoy it's from Europe gibt es eine neue Kampagnen-Buddy I love Fruit&Veg from EUROPE wirbt besonders für frisches Obst und Gemüse aus der EU. Und möchte bei uns Konsumenten innerhalb der EU-Länder ein Bewusstsein dafür schaffen, das wir – wenn wir überregionle frische Produkte kaufen – einfach mehr darauf achten, die hervorragenden Produzenten unserer Nachbarn zu wählen. Und nicht aus Übersee!

2024-02-14

Best Time beim Meet & Eat von BÖL auf der Grünen Woche

Anlässlich der Grünen Woche bin ich auch in diesem Jahr wieder zum Blogger/Influencer-Frühstück von BÖL eingeladen worden.

Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau bittet in schöner Tradition, dieses Mal unter dem Motto „Bio? Na Logo!“ zu einem sonntäglichen Meet & Eat zu Tisch. Anhand des Wachstums einer entzückenden jungen Dame konnten wir unsere regelmäßigen Treffen nun schon auf das sechste Jahr (fast) in Folge datieren. Die junge Dame war erstmals in Mamas Bauch dabei, ein Jahr später als prachtvolles Baby und nächstes Jahr wird sie wohl eingeschult. Findet aber Bio-Küche offensichtlich so spannend wie ihre Eltern. Es wurde gefrotzelt mit der Moderatorin Sylvia Acksteiner und Veranstalter über unser gemeinsames (hier und da sichtliches) Älterwerden. Auf jeden Fall sind wir interessierten Teilnehmer am Thema BIO-Anbau aus Deutschland über die Jahre bunter geworden. Waren in den ersten Jahren hauptsächlich Foodblogger eingeladen, ist heute die Hälfte der Eingeladenen indessen im tatsächlichen Anbau auf eigenem Grund und Boden, im Schrebergarten oder – wie ich – auf dem Balkon unterwegs. Garten und Essen ist halt die Traumkombi, regional und in Bio-Qualität unter eigener Regie. Es ist immer wieder schön zu erleben, wenn diese digitale Welt auch im realen Leben zusammenwächst. Und genau das passiert bei diesem regelmäßigen Get together bei BÖL! BIO ist in Deutschland selbstverständlich geworden, denn das deutsche Biosiegel, eingeführt 2001, begleitet uns mittlerweile seit 23 Jahren. Es ist erwachsen geworden. Ebenso lang existiert auch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und ist ein wichtiges Umsetzungsinstrument der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau in der BRD. Seine Aufgabe ist, die Rahmenbedingungen für die ökologische Land- und Ernährungswirtschaft zu verbessern und die Voraussetzungen für ein gleichgewichtiges Wachstum von Angebot und Nachfrage zu erzielen.

Und natürlich stellt man sich nach zwei Jahrzehnten Fragen hinsichtlich des Erfolges. Beispielsweise, wie die riesengroße Nachfrage (nach BIO-Produkten) überhaupt in einer Welt des Ausverkaufs von landwirtschaftlichen Flächen an Monopolisten bedient werden kann? Kommen Landwirt*innen in einer Welt absurd zugenommener Zertifizierungsbürokratie überhaupt noch aufs Feld, alternativ in den Stall? Nach der Begrüßung von Elmar Seck (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) und mit der immer freundlichen Moderation von Sylvia Acksteiner und der individuell gewünschten Kaffee-Begleitung ging es schon ran ans Motto. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis 2030 den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der landwirtschaftlichen Gesamtfläche von rund 10 % im Jahr 2020 auf 30 % zu erhöhen. Wir haben uns das Frühstück schmecken lassen, das BIOSpitzenkoch Alfred Fahr servierte. Hergestellt aus und mit Produkten vom Tiggeshof (Sauerland), Jahnsfelder Landhof (Märkische Schweiz) und Gut Ogrosen (Spreewald), alles Demonstrationsbetriebe im ökologischen Landbau. Happy war ich mit dem Käse von Gut Orgosen, die – sehr cool – deren Auszubildende vorbeischickten, die extrem souverän von ihrem Arbeitsalltag erzählte. Übrigens: Die meisten BÖl-Demonstrationsbetrieben bieten ihre Produkte im Versandhandel an – und haben Ferienunterkünfte im Angebot! Satt gegessen ging es, wie schon im vergangenen Jahr, ran an die Erde. Eva-Maria Herb, die mit ihrem Vater Christian Herb im Allgäu die engagierte Bio-Gärtnerei Bio-Kräuter leitet, führte uns in die schmackhafte Welt der Wintersalate ein. Dabei durfte ich zur Kenntnis nehmen (mit dem eigenen Unverständnis), dass man im deutschen Handel deswegen nicht die größtmögliche Salatauswahl deutscher Produzenten erhält, weil der biologisch unbedarfte Käufer Salat, wie den Forellenschuss, aufgrund der gesprenkelten Färbung für verdorbene Ware hält – und daher ablehnt. Ich kann da nur staunen. Ist es so weit gekommen, dass wir einen frisch angebotenen Salat mit saftigem Blatt im Handel nicht von wirklich schimmeliger Ware mehr unterscheiden können? Wir verzichten dabei auf Vitamine, guten Geschmack und faszinierende Salatvariationen aus regionalem Anbau (!) auf dem Tisch! Googelt einfach die Bilder unter Forellenschuss – und nehmt das nächste Mal die Vitamingewalt unseres Ursalates mit seinen unterschiedlichen Variationen mit nach Hause.

Oder: Baut selber an! Im Online-Shop der Herbs gibt es eine riesige Vielfalt an Samen in Bio-Qualität ursprünglicher Kräuter – und historischer Tomaten. Alleine die Rucola-Arten! Auf Instagram könnt ihr deren regelmäßigen Anbau-Tips folgen. Und natürlich auch schon vorgezogene Setzlinge, Stauden und Rosen kaufen. Die sind mit großer Leidenschaft Bio-Gärtner, beraten über die Zusammenstellung torffreier Erden und gehen einfach in ihrem Thema auf, dass es jedes Mal eine große Freude ist, auf sie zu treffen!