2024-02-25

Marmor, Marmor, Marmor oder: Die Kathedrale Maria Santissima della Madia von Monopoli

Mein erster Aufenthalt in Monopoli und erst an meinem letzten Tag, hatte ich es dann doch noch in die Kathedrale Maria Santissima della Madia (Basilica minor) geschafft. Als ich dann in ihr stand, wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Auf jeden Fall war ich hochgradig von ihr beeindruckt.

Diese Kirche ist der pure Rock 'n' Roll des Barocks!
Benannt ist die Kathedrale nach der wertvollsten Ikone, die in ihr aufbewahrt wird und der oben in der Kathedrale die ganze Cappelone gewidmet ist. Der Geschichte nach wurde diese Ikone der Maria Santissima della Madia am 16. Dezember 1117 mit einem Floß von der gegenüberliegenden Seite der Adria, dem heutigen Albanien, nach Monopoli gebracht.

Hier begegnen sich überladene Schönheit mit stilvoller Einfachheit. Stilbrüche darin, mit welcher fröhlichen Leichtigkeit die Süditaliener mit ihren historischen Schätzen, hier einem denkmalgeschützten Nationaldenkmal umgehen.
Ich weiß nie, wo ich zuerst hingucken soll. Und ich weiß auch nie, wie ich diese völlige Überladenheit, den Mix an Materialien, die Überdominanz des gefärbten Marmors in seiner Gestaltung finden soll. Ich kann sehr gut in Kirchen gehen und sie, losgelöst vom religiösen Habitus, dankbar und interessiert in ihrer Geschichte und Kunstreichtum entdecken. Hier ist alles viel, mir zu viel. Und doch so faszinierend. Ich erlebe diese Kathedrale nicht als einen geeigneten Ort, wo man gegebenenfalls zur Ruhe kommen kann. Wie ich es immer übrigens in der Basilika San Nicola in Bari kann. Die Kathedrale Maria Santissima della Madia fordert den Besucher*innen etwas ab.
Jedes Mal überlege ich seit meinem ersten Besuch, dort eine professionelle Führung zu buchen. Jedes Mal macht mir der Gedanke auch Angst – die Sorge, die nächsten drei Tage kein Tageslicht mehr zu sehen, ist groß. Diese Kirche ist in der Hauptsache: von allem sehr viel! Ihre Eingangstür ist geradezu einfach und zurückgenommen. Für das, was sich dem Betrachter nach ihrem Durchschreiten offenbart.
Sie steht auf historischem Grund im Centro Storico von Monopoli, bei archäologischen Ausgrabungen wurden Zeugnisse aus der Zeit 4500 v. Chr. gefunden. Zeichen deuten darauf hin, dass es schon damals dort einen heidnischen Tempel gegeben haben muss. Ein Merkurtempel folgte; die Sakristei beherbergt heute noch eine griechische Inschrift aus dieser Zeit.

1107 n. Chr. wurde der Grundstein für den Bau einer romanischen Kathedrale gelegt, die erst 1117 fertiggestellt wurde – aber erst 1442 zur Kirche geweiht wurde. Diese wurde über die Jahrtausende immer wieder verändert, es wurde angebaut – und schlussendlich im 18. Jahrhundert – bis auf den damals gerade erst fertig gestellten Glockturm – komplett abgerissen. Der Bau schien nicht mehr sicher, auch war sie für die wachsende Bevölkerung und somit Gläubigen zu klein. Diesen Glockenturm sieht man aus jeder Ecke der Stadt, über den alten Stadtkern Monopolis wachen.
Die barocke Kathedrale, so wie man sie heute sieht, wurde 1772 fertiggestellt. Ihr Grundriss entspricht dem eines lateinischen Kreuzes. Ihre drei Schiffe sind durch mit Marmor ausgekleideten Säulen gegliedert. Ein doppeltes Querschiff mit insgesamt acht Seitenkapellen schließt sich zu beiden Seiten des Mittelschiffes an.
Am Ende der Querschiffe finden sich auf beiden Seiten nochmals vier Kapellen, die teilweise auf der Höhe des Presbyteriums (Altarraum) liegen.
Die Kuppel, die symbolisch über die das Aufeinandertreffen von Kirchenschiff und erstem Querschiff wacht, ist 31 Meter hoch und misst neun Meter im Durchmesser. Ihre Fresken zeigen vier Evangelisten.
Und überall Marmor. Marmorboden, Marmorintarsien an den Säulen. Und es ist nicht nur einfach Marmor. Es sind ganze Bildnisse aus Marmor, wiederkehrend. Beeindruckend! Von den figürlichen Steimetzarbeiten ganz abgesehen.
Auf der Gegenfassade der Chorempore, befindet sich die Orgel aus dem Jahr 1922, die Anfang dieses Jahrtausends restauriert worden ist. Sie arbeitet pneumatisch, mit 30 Registern, untergebracht in einem Holzgehäuse mit zahlreichen klassizistischen Schnitzereien – und viel Gold.
Neumodisch könnte man die Kathedrale als Maisonette bezeichnen, zwei geschwungenen Treppen führen hoch auf eine Empore, die zur in 6,5 Meter höher gelegenen Cappellone führt. Sie enthält die Ikone der Madonna della Madia mit dem segnenden Kind in einem prächtigen Schmuckrahmen.
Auch hier um sie herum ist die farbenprächtige Gestaltung aus kostbarem Marmor ein Ereignis für sich! Gleichfalls die vielen kleinen Details, die (gefühlt) portable kleine Orgel im Schrankkasten, Leuchter, Gemälde – hier kann man eine ganze Weile sich dem Staunen hingeben.
Inzwischen habe ich schon einiges an Zeit in dieser Kathedrale verbracht. Und war dabei noch nicht einmal in der Krypta, die sich unterhalb der Kathedrale befindet und ein Museum beherbergt, in dem die Fundstücke aus den archäologischen Grabungen auf dem Gelände bzw. rund um die Kathedrale gefunden worden sind.
Ihrer Fassade indes sieht man wirklich nicht an, was sich im Inneren für ein Fest an Materialien und Reliquien verbirgt. Und schon gar nicht vermittelt sie die Größe des Bauwerks. Der barocke Einfluss ist klar erkennbar, dennoch wirkt die Fassade einfach, fast ärmlich.
Beeindruckend ist die sie umgebene hohe Schutzmauer auf einer Seite, sie wurde 1786 errichtet, um die Kathedrale vor den Wettereinflüssen, die die Meerlage mit sich bringt.

Kathedrale Maria Santissima della Madia
Largo Cattedrale, 70043 Monopoli BA, Italien

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